Schaft abbeizen und dabei in Folie wickeln?

Es gibt 5 Antworten in diesem Thema, welches 3.585 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (27. Januar 2010 um 21:44) ist von Novemberschütze.

  • Hallo!

    Ich plane den Schaft meines FWB300 zu überarbeiten. Die Mechanik wurde bereits komplett überholt funktionier tadelos. Durch die Suchfunktion habe ich schon mehrere interessante Freds zum Thema abbeizen, Aqua Clou Holzbeize und Schaftbearbeitung gefunden. Danke hierfür!

    Doch nach dem gestrigen Einkauf im lokalen Obi bin ich verwirrt. Der "Holz-Fachmann" der Farbabteilung hat mir gespannt zugehört als ich meine Pläne erklärt habe. Danach hat er selbstbewusst ins Regal gegriffen und mir den MOLTO Power Abbeizer in die Hand gedrückt. Zudem habe ich mir 250ml Aqua Clou Holzbeize (in2531 schwarz) gekauft.
    Was mich irritiert ist, das in der Anleitung des Abbeizers steht, das man bei extrem dick aufgetragenen Farben das zu behandelnde Objekt mit Abbeizer behandeln soll und es danach in Folie einwickeln muss um es über Nacht einwirken zu lassen?!?!

    Hat jemand schon mal mit dem Abbeizer gearbeitet und kann mir seine Erfahrungen berichten.

    Grundsätzlich ist mein Plan:

    -Schaft abbeizen um möglichst viel Farbe zu entfernen.
    -Schaft von grobkörnig bis feinkörnig (400er) schleifen.
    -Stellenweise "wässern" um alle Dellen zu beseitigen.
    -Feinschleifen (400er) und anschließend mit Stahlwolle leicht abziehen (hab ich hier als Tipp gelesen)
    -Mit Pinsel Aqua Clou Holzbeize nach Anleitung verarbeiten
    -Schaft versiegeln

    Ich denke das dieser Ablauf logisch klingt oder? Wobei ich zu Punkt 1, 6 und 7 noch eine Frage hätte:

    Soll ich beim abbeizen der alten Farbe (oder der Pampe die da übrig bleibt, mit einem Spachtel, einer weichen Drahtbürste oder einem Lappen zu Leibe gehen?

    Soll ich die Holzbeize mit einem Pinsel oder einem Tuch auftragen?

    Welches Baumarktprodukt eignet sich um den Schaft später zu versiegeln (hatte ca 10 verschiedene in der Hand...)?

    Über Kritik und Anregungen wäre ich dankbar.

    Gruß,

    Michael

    FWB 300 (Maccari Spring Set, Ritter 10-40x50 SWF, ATP 61)
    Beretta 92FS Nickel (Walther Top Point, Compensator)
    HW 40 (Walther PZ 2x20)
    Walther P99 9mm PAK


  • Hallo Michael,

    dieser Abbeizer aus dem Baumarkt ist mehr für z.B. lackierte Türen, Fenster usw. aber weniger für Gewehrschäfte geeignet.
    Denn so dick wird die Farbschicht -ist ja wohl Klarlack- nicht sein.
    Und wenn der Schaft vorher im Tauchverfahren gebeizt (=gefärbt) wurde dann hilft ein Abbeizer überhaupt nicht, zuminderst der vom BM.
    Ich habe vor etwa 20 Jahren aus einem braunen Schaft einen schwarzen gemacht (gefiel mir damals).
    Da bin ich einfach zu einem Büchsenmacher gegangen und der hat mir die richtigen Produkte verkauft.
    Danach sah der Schaft schön Schwarz und wie neu aus.
    Also erkundige Dich in eiem Fachgeschäft, sprich BüMa.
    Nur soviel noch, es ist viel Schleifarbeit.
    Bitte, das ist meine persöhnliche Erfahrung und keine Profianleitung.

    viele Grüße ;)

  • Hallo,

    Abbeizer sind ein Sauzeug und nur mit speziellen chemikalienresistenten Handschuhen zu benutzen. Ich habe in den letzten Jahren und Monaten einige Schäfte und auch Griffschalen von Kurzwaffen abgebeizt und gehe so vor:

    - Das Zeug stinkt und wirkt auf mich sehr ungesund, am besten draußen (geht zur Zeit wohl kaum) oder bei bester Belüftung (Bad, offenes Fenster) anwenden.

    - Durchsichtigen Kunststoffbeutel bereitlegen. Handschuhe anziehen. Den (hoffentlich) geleeartig, zähen Abbeizer mit Pinsel dick auftragen. Rein in den Beutel. Nicht unbedingt wegen der besseren Wirksamkeit, sondern zur Eindämmung des Gestanks.

    - ca. 1 Stunde warten, bis der Lack sichtbar Blasen wirft. An glatten Stellen die "Pampe" mit dem Spachtel, an rauen Stellen (Fischhaut, Punzierung) mit einer alten Zahnbürste entfernen....möglichst vollständig. Das ist "Sondermüll". Dann unter fließendem Wasser den Rest soweit möglich entfernen.

    - Es werden immer noch Reste vorhanden sein. Schaft 24h trocknen lassen und dann Vorgang wiederholen. Den Schaft sehr gründlich trocknen lassen.

    - Stahlwolle eignet sich meiner Meinung besser als Schmirgelpapier zum glätten. In der Fischhaut vielleicht mit einem Cuttermesser vorsichtig nachschneiden.

    - Beize vorher an unkritischer Stelle ausprobieren. Mit Pinsel auftragen (keine Fusseln). Gründlich trocknen lassen. Beizvorgang eventuell wiederholen, um ganz gleichmäßige Färbung zu erreichen. Trocknen lassen. (Kein Trocknungsvorgang über einem Heizkörper...alles ganz langsam!)

    - Stahlwolle. Die mikroskopischen Reste der Stahlwolle gründlichst entfernen (Staubsauger, trockener Pinsel).

    - Schaft ölen, 24h einwirken lassen

    - Stahlwolle

    - Ölen, 24 Stunden einwirken lassen

    - Ölen, 48 Stunden einwirken lassen

    - Stahlwolle

    usw. bis man zufrieden ist und mindestens eine Woche für die ganze Prozedur veranschlagen.

    Gruß
    Musashi

  • Hallo Musashi,

    sehr gut erklärt, kann ich evtl. auch einmal gebrauchen.
    Vielleicht gibt es heute andere Chemiekalien als vor 20 Jahren, aber bei mir hat nur Schmiergeln geholfen um die braune Schaftfärbung wegzubekommen, mit Stahlwolle ging da gar nichts.

    viele Grüße ;)

  • Moin!
    So macht es der Tischler: Große Plastiktüte, oder gelben Sack unterlegen. Das schont die Arbeitsplatte. Der Molto Abbeitzer ist schon o.k., ist zum Glück auch ein Gel. Hanschuhe an, Schaft drauflegen, schön DICK draufstreichen. In das Plastikding einschlagen, mehrere Stunden liegenlassen.
    Dann die enstandene dicke Pampe grob abstreifen. Besser NICHT mit Wasser abspülen, sondern mit Spiritus und grober Stahlwolle, alles hochkant in der Plastikschüssel! Wasser lässt alles aufquellen- nicht gut für die Maßhaltigkeit des Schafts.
    So, der Lack ist ab- die Beize nicht. Hier hilft reiner Alkohol oder Wasserstoffsuperoxyd zum entfärben. Ausprobieren! Wenn doch wieder dunkel gebeizt werden soll, braucht nicht entfärbt zu werden. Beim Beizen mit dem Pinsel- nicht mit dem Tuch!- muss zügig und ansatzfrei lang durchgestrichen werden, sonst sieht man die Ansätze. Beizen ist nix für Anfänger!
    Besser ist Dekorwachs aus dem Baumarkt. Ich färbe nicht, sondern nehme Hartöl-Wachs, ist eigentlich für Fußböden, aber deshalb schön widerstandsfähig. Ich hasse Lack, ist mir zu kalt und glatt. Geölte Schäfte sind wahre Handschmeichler!
    Bis die Tage!

  • Vergessen:
    Musashi hat es schon sehr schön erklärt, daher habe ich die Schleiferei weggelassen- ist aber sehr wichtig. Betrachte meine Details als Ergänzung bzw. Alternative- Jeder weiß: 10 Fachleute= 11 Meinungen...