Schaftaufarbeitung und Veredelung mit Leinölfirnis

Es gibt 11 Antworten in diesem Thema, welches 5.398 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (9. Juli 2008 um 16:12) ist von terslam.

  • Schaftaufarbeitung und Veredelung mit Leinölfirnis


    Hallo Bastelgemeinde,

    da mir die Werkseitige Lackierung von Luftgewehren nicht besonders gefällt habe ich mich entschlossen meine Luftgewehre nach und nach zu verschönern. Ziel ist es die schöne Holzmaserung des Schaftes besser zur Geltung kommen zu lassen. Ein nützlicher Nebeneffekt davon ist das der Schaft nach der Behandlung griffiger ist. Ein Nachteil entsteht nur insofern das das Holz empfindlicher ist und man mit der Reinigung nach dem Schiessen nicht allzu lange warten sollte. Da ich auch gern nach kostengünstigen Materialien schaue bin ich schnell auf Leinölfirnis gekommen.

    Material wird folgendes Gebraucht:
    Leinölfirnis Doppelt gekocht (1 Liter Dose zu 7,20 € )
    Kleiner Malerpinsel
    Schleifpapier der Körnung 120 und 180
    Glaspapier der Körnung 240, 400 und 600
    Balistol oder ähnliches Waffenöl
    Zum Abbeizen: Backofenreiniger oder Abbeize
    Der Backofenreiniger zeigte nicht bei jedem Lack die gewünschte Wirkung. Haenel Lackierungen gingen damit relativ schnell und gut runter. Beim Feinwerkbau zeigte sich keinerlei Wirkung am Lack und auch Diana Lacke scheinen von höherer Qualität zu sein.
    Einen alten Topf oder Konservendose um den Leinölfirnis zu erhitzen
    Alte Zeitungen zum unterlegen.
    Eventuell 50 € um ungeduldige Meckernde Ehefrauen zum Frisör zu schicken


    Los Geht’s:

    Ehefrau loswerden !
    Ausschaften oder Ausschäften des Systems.
    Schrauben und System weglegen.
    Begutachtung des Holzschaftes und Festlegung welche Macken herausgeschliffen werden sollen.
    Einsprühen oder einpinseln des Holzes mit der Abbeize oder dem Backofenreiniger.
    Entfernen des Angelösten Lackes mittels einer Abziehklinge oder einer rauen Bürste.
    Gründliches abspülen des Holzes und anschließende Trocknung Durch die Feuchtigkeit quellen manche kleine Dellen von allein wieder raus.
    Je nachdem wie gut der Lack nun schon weg ist fängt man an zu schleifen von Grob nach immer Feiner. Größere gerade flächen kann man vorsichtig mit dem Schwingschleifer bearbeiten und auch ein Dremel oder ähnliches kann in feinen Ecken Hilfreich sein. Aber mit den Maschinen ist Vorsicht geboten schnell ist mal eine neue Macke reingeschliffen. Ich wische das Holz vor jedem wechsel der Körnung mit einem feuchten Tuch ab
    Nachdem der Schaft so mehre stunden geschliffen gewässert und in Bestform gebracht worden ist noch mal gründlich mit Wasser abbrausen und über Nacht Trocknen lassen.
    Nicht vergessen die Wohnung wieder aufzuräumen bevor es zum 3. WK mit der besseren hälfte kommt.
    Wenn der Schaft getrocknet ist und man mit dem Schleifergebnis zufrieden ist das heißt mit dem feinsten Papier die Oberfläche wirklich so Glatt geschliffen hat das man keine Unebenheiten und rauen stellen mehr fühlt, kann mit dem Ölen angefangen werden.
    Aber erst Ehefrau wieder loswerden !
    Ein Bekannter Möbeltischler hat mir geraten den Leinölfirnis zu erwärmen da er so besser eindringt. Vorsicht ist hier aber geboten da es sich um ein Öl handelt und es sollte wirklich nur warm gemacht werden und nicht zum sieden oder gar Kochen kommen da es sonst anfängt zu rauchen und verbrennt.Auserdem könnte es sich dann selbstentzünden.
    Entgegen der Verarbeitungshinweise verdünne ich den Firnis nicht mit Terpentin sondern verwende ihn Pur. Leider stinkt der Leinölfirnis beim erwärmen und verarbeiten erbärmlich was auch der Grund ist warum unverständige Ehefrauen besser nicht zugegen sind.
    Die Unterlage dick mit Zeitung auslegen und den Schaft nun mit dem warmen Firnis satt einpinseln. Ihr werdet sehen wie das Öl gierig vom Holz aufgesaugt wird. Nach ca. 30 Minuten sollte der Vorgang wiederholt werden. Ich finde 2 Durchgänge sind Pflicht mache aber meistens bis zu 5 mal dieses ganze Prozedere. Je öfter desto Dunkler wird natürlich das Ergebnis. Man merkt dann das immer weniger Öl vom Holz aufgesaugt wird so langsam eine Sättigung erreicht wird.
    Nach dem letzten Durchgang den Schaft ca. 4 stunden oder auch über Nacht Trocknen lassen. Dann das eventuell noch überflüssige Öl mit einem Weichen Tuch abwischen. Dieses alle paar stunden wiederholen da das Holz meistens noch überschüssiges Öl abgibt.
    Wenn das Holz kein Öl mehr abgibt und man ihn ohne Schmutzige Finger zu bekommen anfassen kann wird mit dem Finishing begonnen. Dazu wird der Schaft nochmals Kräftig mit einem Tuch abgewischt und auf eine lage Zeitung gelegt. Nun kann man den Schaft dünn mit Klarlack versiegelen wovon ich aber absehe da ich ja wie oben beschrieben mehr den reinen Naturlook bevorzuge. Also nehme ich mir ein sauberes Tuch und tränke es ordentlich mit Balistol und reibe den Schaft damit ein bis er feucht glänzt. Nach ca. 1 Stunde wird das ganze wieder mit sanften druck poliert und ich erhalte eine Schöne natürliche matte Oberfläche.
    Der Verzicht auf Jegliche andere Versiegelung wie Wachs oder Klarlack hat den Vorteil das später kleine Kratzer sofort mit Leinölfirnis nachgearbeitet werden können oder aber beim Putzen mit einem Öligen Tuch schon von allein verschwinden.
    Sollte jemandem wieder erwarten das aussehen nicht gefallen oder eine Farbige Oberfläche gewünscht sein so kann der Leinölfirnis auch mit geeigneten Farbzusätzen (Farbpigmente) versehen werden.


    Achtung:
    Lappen, Pinsel und Kleidung die mit dem Firnis in Berührung gekommen sind neigen manchmal zur selbstentzündung. Es wird daher Dringend empfohlen diese erst an der Luft ausgiebig zu trocknen oder aber sie in eine festeverschließbare Dose zu deponieren bevor man sie der Entsorgung zuführt.

    Alle Angaben habe ich nach bestem Wissen gemacht und so wie ich es schon mehrfach erfolgreich durchgeführt habe.
    Das Hantieren mit Heißem Öl kann Verbrennungen Verursachen und zu Schäden am Mobiliar führen. Dafür kann ich keine Haftung übernehmen genauso wie für Schäden die an euren Waffen entstehen.
    Insbesondere Hafte ich nicht für Häusliche Disharmonie mit dem Partner wenn dieser wegen dem erbärmlichen Gestank des Öles mit Represalien droht

    Viel Spass beim Basteln

    Dell.

    Anmerkungen von Usern die noch hinzugefügt werden sollten:

    User C_O_2 :

    Vielleicht kann man noch hinzufügen, dass sich das Leinölfirnis sehr gut und ungefährlich in einem wasserbad erwärmen lässt und dass man den feuchten Schaft niemals an einer Heizung oder in der Sonne trocknen darf.
    Auch bevorzuge ich für das Endfinish Schaftöl.

    User Andy173 :

    Wollte noch hinzufügen, daß ich das Holz der Einfachheit halber immer mit Stahlwolle poliere. Auch zwischen den einzelnen Ölschichten wird noch mal fein nachpoliert. Ich arbeite das Öl auch mit dem Handballen ein und lasse es für 24 Stunden einwirken.

    Blechbaron :

    Gegen den Gestank helfen u.U. ein paar ml Orangenschalenöl...der Schaft riecht dann auch gut und die bessere Hälfte mault auch nicht.

    ROXEN :

    Mit der Stahlwolle sollte man das Holz nicht abschleifen wie mit Sandpapier.
    Mit der Stahlwolle wird das fertig geschliffene Holz nur nochmal fein abgezogen.
    Vorher macht man das Holz etwas mit Wasser naß, läßt es trocknen und zieht es dann mit der Stahlwolle ab, ohne dabei mit Druck zu arbeiten.
    Durch das befeuchten und abtrocknen stellen sich am Holz die letzen feinen Fasern auf und die werden mit der Stahlwolle abgezogen. Drückt man ein wenig zu fest, hat man schon diesen Metallschimmer im Holz, das ist dann ärgerlich !


    An den Bildern sieht man von links nach rechts:
    Vorher Original FWB Lackierung
    Nach 3 Durchgängen
    Nch 5 Durchgängen

  • schöne anleitung, vielleicht kann man noch hinzufügen, dass sich das leinölfirnis sehr gut und ungefährlich in einem wasserbad erwärmen lässt und dass man den feuchten schaft niemals an einer heizung oder in der sonne trocknen darf. auch bevorzuge ich für das endfinish schaftol.

    vita brevis, ars longa

  • Wollte noch hinzufügen, daß ich das Holz der Einfachheit halber immer mit Stahlwolle poliere. Auch zwischen den einzelnen Ölschichten wird noch mal fein nachpoliert. Ich arbeite das Öl auch mit dem Handballen ein und lasse es für 24 Stunden einwirken.

  • @ Andy 173,
    das mit der Stahlwolle habe ich auch früher gemacht . Ich hatte aber manchmal so einen Metallischen Schmier danach auf dem Holz deshalb lass ich es nun.
    Das einölen hatte ich auch früher durch komplettes einlegen im warmen Leinölfirnis gemacht aber dann dauert das Trocknen ewig und man sieht kaum unterschied.

    Dell

    Ich habe gemeint da draußen wäre ein ganz großes Licht .
    ( Georg Danzer / Fieber )

  • Gegen den Gestank helfen u.U. ein paar ml Orangenschalenöl...der Schaft riecht dann auch gut und die bessere Hälfte mault auch nicht.

    Holger (der heut ´n echten Sch...tag hatte)

    Viele Grüße aus dem Bergischen Land

    Holger, der Blechbaron

  • Zitat

    Original von Dell
    das mit der Stahlwolle habe ich auch früher gemacht . Ich hatte aber manchmal so einen Metallischen Schmier danach auf dem Holz deshalb lass ich es nun.

    Wie gut sich Stahlwolle zum Schleifen von Holz eignet, kann ich jetzt auch nicht sagen.
    Aber was den Schmier betrifft: War die Stahlwolle evtl. schon benutzt? Dann wäre das logisch, erst recht, wenn damit vorher z.B. Aluminium bearbeitet wurde. Viellt. liegt´s auch an der Qualität (Material) der Wolle.

    Ich sage das nur, weil viele Leute Stahlwolle zum Schleifen benutzen u. damit anscheinend zufrieden sind.

    mfg
    Sascha

    Wer nicht merkt, daß er von Idioten umgeben ist, merkt das aus einem gewissen Grund nicht..... :D

  • Mit der Stahlwolle sollte man das Holz nicht abschleifen wie mit Sandpapier.
    Mit der Stahlwolle wird das fertig geschliffene Holz nur nochmal fein abgezogen.
    Vorher macht man das Holz etwas mit Wasser naß, läßt es trocknen und zieht es dann mit der Stahlwolle ab, ohne dabei mit Druck zu arbeiten.
    Durch das befeuchten und abtrocknen stellen sich am Holz die letzen feinen Fasern auf und die werden mit der Stahlwolle abgezogen. Drückt man ein wenig zu fest, hat man schon diesen Metallschimmer im Holz, das ist dann ärgerlich !

  • Zitat

    Original von Dell
    Schaftaufarbeitung und Veredelung mit Leinölfirnis


    Vorher Original FWB Lackierung
    Nach 3 Durchgängen
    Nch 5 Durchgängen


    Hallo Dell, das ist ein feiner Schaft geworden. Ich habe schon mit Leinölfirnis wie auch mit Wachs versiegelt. Mit Wachs bin ich eher zurecht gekommen. Hast du ein Rezept, wie man das Leinölfirnis wiedder runter kriegt, wenn man zuviel davon aufgetragen und nicht abgewischt hat? Da bildet sich beim Trocknen dann eine etwas "weiche " Oberfläche. Würdet Ihr das mit Stahlwolle abziehen?

    FWB 601, FWB 300 S, FWB 300, Diana 100, HW 97 K, HW 77

  • @ terslam ,
    also ich glaube kaum das man das öl wieder runterbekommt da es ja in den schaft einzieht.
    Man muss es vorher gut überlegen ob man das auch wirklich machen will. Ich habe mir vorher ein paar verschiedene holzmusterstücke beim tischler geholt um zu sehen wie es nachher auf den verschiedenen hölzern aussieht. Aber besser als der hochglanzlack auf dem man jeden stippen schmutz sieht gefällt es mir alle mal.

    Dell

    Ich habe gemeint da draußen wäre ein ganz großes Licht .
    ( Georg Danzer / Fieber )

  • @ terslam

    wenn das "weiche" noch nicht zu "hart" ist, evtl. mit Terpentinersatz abwaschen.
    Alles andere is´ eher schlecht.
    Benutzt Du Leinöl mit oder ohne Sikkativ (Trockenmittel)?
    Verdünnst Du es mit Terpentinersatz ?
    Hier könnten Fehlerquellen liegen...
    2 dünne Aufträge sind besser als ein "dicker".

    Gruß

    Holger

    Viele Grüße aus dem Bergischen Land

    Holger, der Blechbaron

  • Zitat

    Original von Blechbaron
    @ terslam

    Benutzt Du Leinöl mit oder ohne Sikkativ (Trockenmittel)?
    Verdünnst Du es mit Terpentinersatz ?

    Gruß

    Holger

    Hi Holger, nein, verdünnt habe ich nicht, und dass ein Trockenmittel in meinem Leinölfirniss ist, glaube ich auch nicht. Ich kann mir vorstellen, dass das Öl mit Terpentinersatz verdünnt wesentlich besser einzieht. Insofern ein wertvoller Hinweis für mich. Danke.

    FWB 601, FWB 300 S, FWB 300, Diana 100, HW 97 K, HW 77