Die Walther Luftpistole LP 53 ist eine qualitativ sehr hochwertig gefertigte Waffe, die nicht nur auf Grund
ihrer guten Qualität, sondern auch nicht zuletzt wegen ihrer Verwendung auf dem Filmplakat zum Kinofilm
„James Bond – Liebesgrüße aus Moskau“ einen hohen Bekanntheitsgrad erreicht hat. Zu einem entsprechend
hohen Preis wird diese inzwischen in Sammlerkreisen gehandelt, da sie heute – wie so viele andere gute
Waffen – leider nicht mehr gefertigt wird.
1. Erster Eindruck
Die „Walther Luftpistole Cal. 4,5 mm Modell 53“ erreicht mich in einem sehr schönen, da herrlich altmodisch
anmutenden, braun gemaserten Originalkarton. Erhalten geblieben ist bei meiner Pistole nur mehr das
wichtigste Zubehörteil, ein Holzknauf, der zum Spannen der Waffe genutzt werden kann. Im Original war
wohl auch einmal ein Putzstock mit dabei, der aber leider irgendwo im Dunkel der Zeiten verschwunden ist.
Die Waffe selbst macht einen sehr massiv schweren und doch zugleich auch filigranen Eindruck. Entgegen
heutigen Luftdruckpistolen mit Federspannung hat die LP 53 kein völlig überdimensioniertes, meist zusätzlich
noch dick von einem unförmigen Griff umschlossenes Systemgehäuse, welches sowohl die Feder als auch
den Kolben waagerecht aufnehmen muß, sondern lediglich ein sehr kleines Systemgehäuse, das überdies zur
Hälfte nur als Aufnahme für den hinteren Teil des Laufes dient. Im verbleibenden Teil sind Abzugsmechanik
und Luftdruckleitung verbaut. Feder und Kolben hingegen wurden hochkant im Griffstück eingesetzt und leiten
die Luft über eine gebogene Leitung zum Lauf.
Das Gehäuse selbst ist aus Metall gefertigt und gibt der Waffe ein Aussehen, das weitab von dem heute leider
oftmals üblichen billigen Plastikspielzeug-look liegt. Das System hat noch die geschwungene hintere Kante
früher Fertigungen, ist sie doch (meine Pistole trägt die Seriennummer 019610) nach Aussage der Firma
Walther im Fertigungsjahr 1955 anzusiedeln. Ein findet sich auf ihr daher ebenfalls nicht.
Das ins Auge springende Bauteil der Waffe ist aber, nicht nur bedingt durch das im Verhältnis dazu sehr klein
ausfallende System, der lange Lauf, der entgegen dem Eindruck den man von manchen Abbildungen erhalten
kann, in der Realität sehr massiv und vertrauenserweckend wirkt. Mit einer Länge von 24 cm läßt er von vorne
herein eine gute Präzision vermuten. Beim Spannen wackelt hier auch nichts, der Lauf gleitet trotz des hohen
Alters sehr streng und präzise auf seinem Haltebolzen.
Im Ganzen macht die Pistole überhaupt einen sehr robusten, aber trotzdem nicht klobigen Eindruck. Daß
sie überhaupt einmal kaputt gehen könnte, daran möchte man angesichts der an allen Stellen verbauten
massiven Metallteile fast nicht glauben.
Das Griffstück mit seinen schwarzen und irgendwie altmodischen, wegen der leichten braunen Maserung
fast wie Bakelit anmutenden Griffschalen liegt sehr gut in der Hand, was unter Anderem an der sehr stark
ausgeprägten Daumenauflage an der linken Seite liegt. Verglichen damit wirken heutige Daumenauflagen
eher verschüchtert klein. Die Waffe ist in der vorliegenden Form ausschließlich mit der rechten Hand zu
führen, Linksschützen haben bei diesen Griffschalen leider Pech gehabt. Da das Griffstück die Druckfedern
aufnehmen muß hat es außerdem eine respektable Dicke, was dem Griffkomfort nur zu Gute kommt.
Als Visierung ist eine sehr fein mit Klicks verstellbare Kimme sowie ein als feines Perlkorn ausgeführtes,
feststehendes Korn angebracht. Das Korn war im Zustand, in dem ich die Waffe erhalten habe, leicht
abgegriffen und ließ den gräulichen Guß, aus dem es besteht, bereits durchscheinen. Ein wenig mattschwarze
Farbe hat das Problem aber schnell wieder behoben. Durch den langen Lauf ergibt sich eine verhältnismäßig
lange Visierlinie, mit der sich sehr genau zielen läßt.
2. Handhabung
Die Waffe verwendet ein Federdrucksystem, welches sich ganz klassisch durch Abknicken des Laufes
spannen läßt. Dabei wird ein Spannhebel betätigt, der sich im ungespannten Zustand zunächst noch als
Abzugsbügel tarnt und im Anschluß daran eben versenkt im Griff verschwindet. Dadurch stört er weder
optisch noch behindert er den Schützen beim Umgreifen des Griffstückes.
Da die Waffe ein offen liegendes Korn trägt wäre ein Spannen ohne Hilfsmittel ein auf Dauer sehr
unangenehmes Erlebnis. Daher liegt der Waffe eine Art Knauf bei, der, aus Holz gefertigt und mit passenden
Ausfräsungen versehen, von vorne auf den Lauf gesteckt werden kann wodurch er das Korn abdeckt. Dieses
sehr sinnvolle Teil schont die Haut an der Handfläche vor Verletzungen durch die Kanten des Korns,
außerdem verhindert es dort das Abgreifen der Farbe.
Beim Spannen der Waffe muß man gegen einen durchaus nicht gerade kleinen Widerstand andrücken. Bei
meiner LP 53 benötigt man zum Spannen einen maximalen Druck von gemessenen 13 kg. Die Waffe nutzt
ein Doppelfedersystem um Platz zu sparen, was den Einbau in das Griffstück überhaupt erst möglich macht.
Der Diabolo kann dann bei abgeknicktem Lauf - wie bei Knicklaufgewehren auch – von hinten in den Lauf
geschoben werden.
Der Abzug ist einstellbar, kann aber nur bei abgeknicktem Lauf verstellt werden, was etwas umständlich ist.
Verstellt werden kann nur der Vorzugsweg; Die Stellschraube ist durch eine Kontermutter gegen ein
unbeabsichtigtes Verstellen gesichert. Ganz allgemein ist mir der Abzug aber ein wenig zu streng
ausgefallen, ein kleinerer Abzugswiderstand wäre angenehmer gewesen.
Beim Zielen fällt auch die angenehme Schwere der Waffe auf. Mit einem Gewicht von 1040 Gramm ist sie
weder zu leicht um sich einfach aus dem Ziel auslenken zu lassen, noch zu schwer um den Schützen recht
schnell ermüden zu lassen.
Auffällig ist, daß die Waffe keine Veränderung der Handstellung unbestraft läßt. Da sie beim Schuß leicht
springt bewirkt eine andere Handstellung sofort ein verlagertes Schußbild. Am genauesten treffe ich mit der
Pistole, wenn ich das geschwungene hintere Ende des Systemkastens als Daumenauflage für die
unterstützende Hand verwende.
3. Leistung und technische Daten
Die Luftpistole verschießt Diabolos im Kaliber 4,5mm, eine Längenbegrenzung gibt es nicht. Dabei erreichen
die 0,53 Gramm schweren Frankonia-Diabolos bei einer mittleren Mündungsgeschwindigkeit von 101,47 m/s
eine Mündungsenergie von durchschnittlich 2,73 Joule, wie immer gemessen mit einem Combro-Meßgerät.
Dabei fällt auf, wie gleichmäßig die Geschwindigkeit knapp über der 100 m/s Marke klebt; bei anderen
Luftdruckwaffen ergeben sich da oft ganz andere Berg- und Talfahrten.
Mit dieser Leistung ergibt sich auf eine Entfernung von 5 Metern noch ein ordentlich geschlossenes
Schußbild:
Auf 10 Metern weitet sich das Bild erwartungsgemäß etwas auf, allerdings sind Ausreißer wohl eher durch
mein Unvermögen, auf weite Entfernungen ordentlich mit Kimme und Korn zu zielen zurückzuführen, als auf
Unzulänglichkeiten der Waffe. Da mir derzeit nur Luftgewehrscheiben zur Verfügung stehen ist ein klares
Aufnehmen des Zieles für mich etwas schwierig.
4. Zusammenfassung und Bewertung
Schon alleine auf Grund der sehr ansprechenden Optik, die noch den Eindruck einer tatsächlichen
Schußwaffe vermittelt, ist die Luftpistole die Anschaffungskosten auch zu Liebhaberpreisen (für mich)
eindeutig wert gewesen. Die ausgewogenen Proportionen sind ein großer Pluspunkt im Vergleich zu
aktuell gefertigten Luftpistolen.
Das angenehme Gewicht sowie ihre Griffigkeit lassen sie sehr gut in der Hand liegen und begünstigen
das ruhige Zielen. Der Abzug fällt durch das hohe Abzugsgewicht auf, dafür läßt sich aber zumindest
der Vorzugsweg einstellen.
Der zusätzlich zu den nüchternen Daten und Fakten zweifellos vorhandene ideelle Wert als echte James
Bond Waffe macht die Pistole zu einem Muß für jeden auch nur ein wenig am Sammeln interessierten
Schützen. Aber auch für den Freizeitschützen stellt sie eine echte Alternative für den modernen Plastikkram
dar. Derzeit wird fast jede Woche eine LP 53 in egun angeboten; je nach Geldbeutel ergibt sich also durchaus
noch heute die Möglichkeit, eine derartige Luftpistole zu erwerben.
Einen geschüttelten, nicht gerührten Gruß!
Heiko
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