Ich stelle in diesem Test die Funktionsweise von Luft-Energie-Patronen
vom Typ Brocock vor. Wie sie beschaffen sind, wie man sie "scharf" macht
und schließlich wie "echte" Patronen in eine Revolvertrommel schiebt.
Eine Luft-Energie-Patrone (LEP) für Revolver ist etwa so groß wie eine
AAA-Batterie (hier zum Vergleich mit einem Zwei-Euro-Stück). Ihr Äußeres
besteht komplett aus Messing, sie hat daher ein schönes Gewicht.
Man erwirbt sie in einer Sechserpackung. Fünferpackungen für fünfschüssige
Revolver wie die ME 38 Magnum gibt es nicht, aber eine Patrone in Reserve ist
auf keinen Fall verkehrt und man legt sich eh mehr als sechs Patronen zu.
Allerdings muss man bereit sein, für diesen Luxus eine Menge auszugeben.
Beim Hersteller der ME 38 Magnum, Cuno Melcher, kostet eine Packung etwa
50 Euro. Dort bekommt man übrigens auch den Revolver (ziemlich günstig).
Messingboden mit Dichtungsring, Messingröhre, Messingdeckel, dazu zwei
Metallscheiben, eine davon geformt wie ein Croissant, und ein Stößel mit
je einem Dichtungsring vorne und hinten. Materialwert 8,33 Euro? Luxus ...
Schüttelt man die Patrone, klappern die Scheiben im Innern. Beim allerersten
Auspacken und nach dem Schießen kann es sein, dass der Stößel vorne
heraushängt und einen Blick auf die vordere Dichtung ermöglicht (siehe Bild).
230 bar werden später in diese kleine Patrone hineingepumpt. Man kann sich
gut vorstellen, dass die Dichtungsringe dabei einiges aushalten müssen und
dass jedes noch so kleine Staubkorn sofort eine Undichtigkeit verursacht.
Zum Beladen mit einem Diabolo: Man sorgt für eine saubere Unterlage und
schraubt die Kappe vom Hauptteil herunter. Außerdem drückt man eventuell
heraushängende Innereien wieder zurück, damit die Patrone dicht ist.
Das Diabolo, hier ein Flachkopfdiabolo von Geco, kommt mit der Fläche bzw.
Spitze nach unten in den Deckel, den man sich mit der Gewindeöffnung nach
oben hingestellt hat. Man lässt das Diabolo einfach hineinfallen.
Mit etwas Geschick gelingt es, dass das Diabolo sich nicht quer legt, sondern
gleich ganz hineinrutscht. Andernfalls hilft sachtes Klopfen. Insgesamt braucht
man hierbei etwas Geduld; Grobmotoriker sollten vorher tief durchatmen.
Wenn das Diabolo ganz hineingerutscht ist, schließt es den Deckel dicht ab.
Das Problem: Wie es hineinrutscht, rutscht es auch gerne wieder ein Stück im
Deckel zurück, auch dann, wenn die LEP schon im Revolver steckt.
Im Bild ist der linke Deckel noch leer, im mittleren steckt lose ein Diabolo
und rechts wurde es weiter hineingedrückt. Ohne ein Hilfsmittel wie etwa eine
Kugelschreibermine kommt man an das Diabolo im Deckel leider nicht heran.
Man kann selbstverständlich schießen, ohne das Diabolo nach noch tiefer in
den Deckel hineingedrückt zu haben. Da wird der Schuss aber teilweise sehr
unsauber; manche Diabolos landen fast quer in der Scheibe (siehe Kringel).
Ist die LEP beladen, kommt die Handpumpe ins Spiel. Sie ist sehr solide
verarbeitet, liegt mit ihrem ordentlichen Gewicht gut in der Hand und ist etwa
so lang wie zwei DIN-A4-Blätter breit sind (man sieht das hier vielleicht).
Das Fettgedruckte der Bedienungsanleitung lässt es gleich erahnen: Auch bei
der soliden Pumpe kann man einiges falsch machen, denn auch hier gibt es
ein empfindliches Teil. Und auch hier gilt: Grobmotoriker, bitte entspannen.
Der eine Schenkel der Pumpe endet mit der Abschlusskappe und (im Bild)
mit aufgeschraubter Ladekappe, am anderen Ende sitzt ein - bei trockenen
Händen - rutschfester und ergonomisch geformter Hartgummigriff.
Der erste Schritt zum Aufpumpen der LEP ist das Herausschrauben der
Ladekappe aus der Abschlusskappe. Auch diese beiden Teile sind komplett
aus Messing. Das wirkt so, als könne da nichts kaputt gehen. Doch dann ...
Ach, wie niedlich, noch eine Dichtung! Man erkennt sie hier kaum: der winzige
schwarze Ring um das Loch in der Abschlusskappe ist eine Gummidichtung.
Daher auch die fett gedruckte Warnung in der Bedienungsanleitung oben.
Die Abschlusskappe mit herausgeschraubter, aber noch leerer Ladekappe.
Die Ladekappe enthält keine Dichtung, besitzt dafür am Ende ein kleines
Loch, durch das Luft entweichen kann, wenn eine Patrone mal undicht ist.
Die LEP wird ohne Diabolo-Deckel mit dem schlankeren Ende nach vorne und
mit dem Boden nach hinten in die Ladekappe hineingeschoben. Das geht wie
von selbst, Grobmotoriker dürfen sich freuen. - Jetzt wird es interessant:
Die Ladekappe mit der deckellosen LEP wird wieder auf die Abschlusskappe
der Pumpe geschraubt. Sobald man einen Widerstand merkt, muss man mit
dem Schrauben aufhören, denn dann wirkt die winzige Dichtung bereits.
Dann geht der Spaß los. Man packt die Pumpe wie auf dem Bild unten, öffnet
sie bis zum Anschlag und hört Luft einströmen. Dann drückt man die Schenkel
der Pumpe wieder zusammen, bis die Knöchel der Hände sich fast berühren.
Beim ersten Pumpstoß geht das noch einfach. Beim zweiten merkt man
schon einen ziemlichen Widerstand, beim dritten braucht man schon richtig
Kraft und beim vierten kündigt man in Gedanken beim Fitnessstudio.
Nach vier Stößen öffnet man die Pumpe bis zum Anschlag, dreht die
Ladekappe ab, nimmt die LEP heraus und schraubt den Deckel mit dem
Diabolo drauf. Fünfmal das Ganze - das dauert! - und dann die Belohnung:
Wie im Western klappt man lässig das Magazin aus dem Revolver (hier eine
ME 38 Magnum), schiebt die richtig authentisch wirkenden, geladenen LEPs
hinein, klappt die Revolvertrommel ein, drückt ab und - oha, was für ein Knall!