HW35 Lederdichtung pflegen?

Es gibt 12 Antworten in diesem Thema, welches 9.844 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (10. Juli 2006 um 22:13) ist von waldo.

  • Moinmoin,

    ich habe hier- wie schon anders erwähnt- ein HW35, prä-1970, in der "offenen" version mit etwa 230 m/sec.

    Es ist wohl noch eine Lederdichtung drin, die Schussleistung ist erstklassig.

    Das Gewehr stand gute 30 Jahre im Kleiderschrank, der alte Herr, der Vorbesitzer war, hat mir gesagt, dass das Gewehr vielleicht 30 Schuss gesehen hat :lol:

    Muss die Lederdichtung irgendwie gepflegt werden? Ich möchte "einen gut funktionierenden Motor" nicht zerlegen.

    Öl in den Kolben scheidet wg. Dieseleffekt aus, oder gibts da was, was sich nicht entzünden würde?
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    Achja, ein einfaches, aber solides ZF mit 13-mm-Schiene hätt ich doch gerne, wer kann eines empfehlen? Hauptsache robust und flach aufliegend.

    Einmal editiert, zuletzt von robur (7. Juli 2006 um 11:47)

  • Da bisher noch keiner seinen Senf dazugegeben hat, mach ich mal den Anfang :)

    Ich würde mal sagen, daß wenn das Gewehr 30 Jahre im Schrank stand ungenutzt, dann sieht das Fett nicht mehr gut aus bzw. wird warscheinlich eingetrocknet sein. Ich persönlich würde die Waffe auseinandernehmen und neu fetten. Also wenn Du Dir das zutraust - ist sicher kein Fehler. Aber: Du sagtest das Gewehr funktioniert soweit sehr gut, also kannst Du es auch erstmal drauf ankommen lassen und Spaß mit dem HW haben. Das einzige was auf dauer evtl den Geist aufgibt dürfte die Lederdichtung sein,wenn sie bereits spröde oder trocken ist. Sonst kann man eigentlich nichts kaputtmachen.

    Zur Pflege: Solltest Du sie denn mal irgendwann demontieren und warten, dann lohnt es sich ohnehin die alte Leder gegen eine neue aus Kunststoff zu tauschen. Da gibt es meines Wissens extra ne Adapterplatte um die neuen Dichtungen in die alten Gewehre zu bekommen.
    Die Lederdichtung mache ich immer wenn ich des Gewehr auseinanderhabe mit Ballistol richtig geschmeidig. D.h. ich tränke sie regelrecht. Was nicht einzieht tupfe ich ab. Dann schmiere ich die Waffe und auch ein bissel die Dichtung mit Wälzlagerfett. Die ersten Schuß dieselt es dann schon ordentlich, aber so nach 20 -30 Schuß läßt es dann erheblich nach und man kann normal schießen. Ein ganz klein wenig dieselt es immer. Aber man hört keinen Knall oder so - man riecht es lediglich nach ein paar Schuß.

    Ich habe jetzt keine Ahnung ob der Tip technisch vertretbar ist, nur ich mache es immer so und bis jetzt hatte ich damit keine Probs. Kann aber auch sein das einem anderen die Haare zu Berge stehen wenn er das liest :)

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    Einmal editiert, zuletzt von Lt. Columbo (7. Juli 2006 um 19:15)

  • Dankeschön. :lol:

    Zumindest ist das mal eine Idee, ich warte jetzt erst einmal ab, ob noch andere was dazu schreiben.

    robur

  • Wenn sie 230m/s macht, ist sie sehr sehr fit. Da würde ich gar nichts machen. Es gibt aber eine Methode, eine Waffe mit Lederdichtung wieder fit zu machen, auch ohne sie aufschrauben zu müssen.
    Um altes Fett aus der Waffe zu bekommen, wird die Kompressionskammer 1/3 mit WD 40 gefüllt. Danach mehrmals spannen und wieder entspannen. Das ganze am Besten über einem alten Lappen. Danach 2-3 Schuss abgeben. Die Waffe wird etwas dieseln und wird daher 5 Minuten zum abkühlen stehen gelassen. Dann wird die Prozedur wiederholt. Diesmal 5Schuss folgen lassen und die Waffe wieder abkühlen lassen. Jetzt nimmt man Slick50 Motorenbehandlung und gibt 6-10 Tropfen in die Kompressionskammer und einige Tropfen in den Lauf. Jetzt sehr schnell hintereinander 10 Schuss abgeben damit die Waffe schön warm wird. Das enthaltene Teflon kann sich so an die Matallwände setzen. Die Waffe sollte jetzt etwas abkühlen. Danach kann man von einer Steigerung der V0 ausgehen, denn die Lederdichtung ist schön aufgequollen und dichtet sehr gut ab und das Teflon verringert die Reibung. Nach jeder Dose Dias giebt man nun 2-3 Tropfen Slick 50 in die Kompressionskammer und die Dichtung bleibt wie neu.
    Ich habe das selbst bei einer alten HW35 getestet und die V0 stieg von 205 auf 235 m/s (Baujahr 1966) und schoss nachher deutlich ruhiger.
    Ein paar mal dieseln ist nicht schädlich und hört auch sehr schnell wieder auf, nach der Slick 50 Behandlung. Leider gibt es das Slick in D nur in 1/2L Gebinde. Man kann es sich aber auch mit mehreren Leuten teilen.

  • Hallo Robur!Das Gewehr würde ich nach so langer Zeit auf alle Fälle erst mal zerlegen und reinigen. Schaft ab,Gewehr mitsamts Lauf nach unten auf ein Stück Teppich oder Kunstoff(damit die Mündung nicht beschädigt wird)gegendrücken.Endstück mitsamts Abzugseinheit nach lincks herausdrehen,erst bei den letzten Gewindegängen kräftig von oben gegendrücken,damit das Endstück nicht wegspringt,Feder rausziehen,Kolben rausziehen ,das wars,kinderleicht und wenn Du es einpaarmal gemacht hast ,geht es in 2 Minuten.Die alte Feder ist baugleich mit der neuen Exportfeder und hat knapp 4,5cm Vorspannung(bis Gewindeanfang vom Abschlusstück),wenn Sie neu ist und sich noch nicht gesetzt hat,Montage erfolgt umgekehrt.Auf die Sicherung wie bei den neuen Modellen ab Bj.mitte 70er Jahre,brauchste ja nicht aufpassen,denn Deine HW dürfte diese nicht besitzen.Die HW 35 ist eins der am leichtesten zu demontieren und montierenden LG am Marckt.Bei den F-Versionen gehts noch leichter.Die Lederdichtungen sind eigendlich unkapputtbar,würde ich nie wechseln wenns nicht sein muss.Ab und zu mal ein tropfen Öl das wars mit der Pflege,dieser Dichtungen.Wenn Du es nicht zerlegen willst,würde ich einfach mal ein paar Tropfen Öl in den Transferport geben,mehr brauchste nicht machen.

    Einmal editiert, zuletzt von Kippchen (7. Juli 2006 um 22:17)

  • Klaro Lauf muss ab.Spannhebel muss ausgehängt werden,hatt ich in der Eile vergessen einzutippen.Dancke Car. :huldige:Hier mal nen Bild ,man sieht ungefähr die Länge der Vorspannung.

  • Also,

    erstmal vielen Dank. Ich bezweifele, dass es für die Lederdichtung gut ist, wenn man sie raus-und wieder reinzwiebelt, daher werde ich erstmal den Tip von Carfanatic ausprobieren.

    An Slick50 komme ich ran, steht hier im vW/Audi Autohaus rum, ich hab da Narrenfreiheit.

    Werde das ganze einfach in Ruhe morgen auf dem VL-Stand ausprobieren.

  • Sooo, melde mich mal zum Rapport :ngrins:

    ich habe nun Carfanatics Methode probiert und heute früh den Stand für mich alleine gehabt.

    Die ersten Schüsse haben riesige blaue Rauchsäulen in die Gegend gepustet, waren aber recht schlapp.

    Das Gewehr steigert seine V0 nun mit jedem Schuss spürbar mehr, obwohl es immer weniger stinkt.

    Die ersten Schüsse haben einen Pappkarton mit einem dünnen Telefonbuch nicht durchschlagen (wir haben nur 25-und 50 Meter, deswegen hab ich den Karton mit festgeklebten Scheiben auf ca. 15 Meter aufgestellt) In die Mitte kurbeln schied aus, da die Zuganlage dort leicht schwingt.

    Die letzten Schüsse haben sowohl den Karton als auch das Buch komplett durchgeblasen.

    Muni ist RWS meisterkugel 0,53g.

    Was ich jetzt noch gerne wissen würde: Bleibt die Schussleistung nun konstant, oder muss ich nun jedesmal das Visier anfangs hoch und nach weiteren Schüssen immer weiter runter drehen?

    Mir geht es da nicht primär um Leistung, sondern eher darum, dass diese konstant bleibt.

    Für Euch noch ein paar Pics:

    HW Bild 1
    HW Bild 2
    HW Bild 3
    HW Bild 4
    HW Bild 5

    Kann jemand anhand der Seriennummer das Alter schätzen?

    2 Mal editiert, zuletzt von robur (9. Juli 2006 um 14:10)

  • Die V0 wird sich schnell einpendeln. Dann brauchst nur noch alle 500 Schuss 2 Tropfen in die Kammer geben, damit die Dichtung geschmeidig bleibt. Das am Besten nach dem Schiessen, damit es einziehen kann.

    P.S.: Merkst Du schon, dass die Waffe im Schuss ruhiger geworden ist?

    Gruss Ralph
    ***16 Joule für alle. Europa, nicht nur auf der Autobahn.***
    Mitglied im 1.DFTC2000 e.V. FWR #30598

    Einmal editiert, zuletzt von carfanatic (9. Juli 2006 um 18:20)

  • Hallo und guten Montag,

    ja, danke, Carfanatic, sie ist in der Tat ruhiger geworden. Allerdings hat sie jetzt auch wesentlich mehr Bums, fast schon unheimlich.

    Mit "ruhiger" bezeichne ich hier mal die Schussentwicklung, hört sich irgendwie geschmeidiger an.

    Ich hatte schon überlegt, eine 7,5er Feder einzusetzen, aber da hol ich mir lieber noch ein "normales" HW35 in Egun, das gute alte Teil funktioniert so prächtig, dass ich da nicht bei will.

    Ihr habt mir sehr geholfen - Danke, Jungs ;)

    robur

  • Schön, das es so gut geklappt hat. Es gibt nichts besseres, wie eine gut geschmierte Lederdichtung, da das Leder Unebenheiten deutlich besser ausgleicht, wie eine Kunststoffdichtung. Ich könnte mich heute noch ärgern, auf Kunststoff gewechselt zu haben.

  • Hallo Robur,

    ich will ja nicht unbedingt schwarzmalen, aber es kann Dir nach dieser Behandlung ( mit WD40 spülen und noch zusätzlich Öl einfüllen) folgendes passieren:

    Die V0 steigt mit jedem Schuss leicht an um dann plötzlich mit einem lauten Knall sehr hoch zu werden. Danach ist die Energie dann stark abgefallen.


    Erklärung: Du schiesst jetzt mit einem dieselden Gewehr mit überfetten Gemisch. Dieses wird mit jedem Schuss magerer um schliesslich ein optimal explosionsfähiges Gemisch zu bilden. Das wiederum bewirkt einen massiven Rückschlag des Kolbens der dann die Feder auf Block kompremiert und diese dauerhaft verformt.

    Muss zwar nicht passieren, aber kann. Ich kenne mehrere Beispiele.

    Die bessere Methode wäre das System zu zerlegen, gründlich zu reinigen, die Dichtung über Nacht in ein geeignetes Öl einzulegen, danach die Dichtung gründlich vom überschüssigen Öl zu befreien und das ganze wieder zusammenzubauen.

    Der massive Dieselschlag wird vermieden und die Waffe ist schon nach wenigen zehn Schuss im konstanten Bereich.

    gruss Waldo