bogenfunde in nordeuropa von anbeginn bis mittelalter teil 1

Es gibt 3 Antworten in diesem Thema, welches 1.025 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (2. April 2017 um 22:07) ist von edwin2.

  • Bogenfunde in der Geschichte Nordeuropas von Beginn bis zum Mittelalter
    Vorwort:

    Im folgendem Text gibt es erstmals eine Übersicht von mir erstellt über die gefundenen Bögen oder Bogenteile in chronologischer Reihenfolge. Bisher ist eine solche Zusammstellung nicht existent.


    Nach der letztzen Eiszeit wurden um 10.000 v. Chr. die Menschen in Deutschland seßhaft und betrieben Ackerbau , zum Beispiel mit Einkorn.
    Zusätzlich mußte weiterhin gejagt werden. Bis 12.000 v. Chr. wurde das mit Speer oder dem sogenannten Atlatl getan, einem dünnen befiederten Wurfspeer mit Armverlängerung.
    Jagdentfernung lag hier bei 25 - 35 Meter.
    Weitwürfe rein aus Spass brachten bis zu 120 Meter Wurfweite mit Nachbauten.( der Europarekord mit Spassspeeren liegt bei inzwischen 182 metern Weite.

    Dazu mehr im Speerschleuderthread.


    Bevor ich nun mit den einzelnen Funden beginne, möchte ich mit einigen Mythen aufräumen.
    Nach Ende der Eiszeit wuchsen in einer Art Tundra langsam aus Sträuchern die ersten Bäume, Ulme gehörte z.B. dazu. Mit Bäumen sind hier so 8 cm dicke Stämme gemeint.

    Der Steinzeitler kannte von jedem Gegenstand der Natur seine Eigenschaften. So wurde für Axtstiele Baumwurzeln genommen ,weil sie haltbarer sind wie ein Ast.
    Daher wurde das genommen , was da war. Und davon das Beste. Ein solcher Bogen stellt das ausgereite Maximum eines Jagdinstrumentes dar, nicht etwa einen Gegenstand im Versuchsstadium.
    Die Form eines Bogens, die er bekommen kann, richtet sich nach der Holzart.. Nicht umgekehrt. So kann man auch einen Kiefernholzbogen bauen, aber der hätte möglicherweise 10 cm breite Wurfarme.
    Holz wurde immer frisch bearbeitet. Getrocknetes Holz , wie man es heute gern hat , ist Schwachsinn. Das hätte ein Steinzeitler nicht bearbeiten können. Außerdem war die Hütte innen so feucht wie draussen, was ca. 60 % Luftfeuchigkeit im idealfall ist und nicht 25% wie bei unseren viel zu trockenen Wohnungen. Der Steinzeitler konnte einweichen(Wasser) und Trocknen(Sonne und Feuer). Darauf beschränken sich die Möglichkeiten. Das sogenannte Härten von Holzspitzen über Feuer ist ein Märchen. Es konnte lediglich das bearbeitete Frischholz schnellgetrocknet werden, aber eine Härtung entsteht dadurch im eigentliche Sinne nicht.

    Da etliche dieser Funde nicht veröffentlicht sind, oder nur in Fachbüchern unter Archäologen bekannt sind, ist auch nicht einfach, an Material zu kommen. So bleibt dem Laien einiges verschlossen .Teilweise ist die Zurückhaltung damit zu erklären ,das die Museen selbst noch Eigenveröffentlichungen planen.
    Wichtig war mir erstmal, eine möglichst komplette Liste der Funde zu erstellen, die jederzeit nachbearbeitet und ergänzt werden kann.
    Dort steht dann jeweils: Kein Material verfügbar!


    Hier nun die Bogenfunde in zeitlicher Reihenfolge:

    Eigentlich müßte ich jetzt mit dem Bogenfragment aus Stellmoor, Ahrendsburger Kultur (D), ca. 9.000 - 8.000 v. Chr.
    anfangen, aber das Fragment wurde bei der Bombardierung Hamburgs vernichtet,
    Und kann daher nicht ausgewertet werden.


    1.Holmegaardbogen, Dänemark, ca. 6.000 v. Chr.

    Als Holmegaardbögen bezeichnet man die beiden 8.000 Jahre alten Bögen aus dem Holmegaardmoor auf Seeland in Dänemark. Dort wurden in den 40er Jahren ein komplettes Exemplar von 154 cm Länge (Holmegaard 1 genannt) und ein fragmentierter Bogen von179 cm Länge geborgen (Holmegaard 2).


    Das Material ist in beiden Fällen Ulme. Zu dieser Zeit kam Eibe hier nicht botanisch vor. Hergestellt wurden die Bogen aus graden Stämmchen von 6 cm bis 8 cm Durchmesser, die der Länge nach mittig gespalten wurden( das ergibt 2 Bögen).
    Die Bogenlänge im Verhältnis zum Schützen hat im weiteren Sinn eine Überlänge, die Material schont und die keine großen Wurfarmbewegungen machen muß.
    Der Wurfarm ist im Querschnitt fast ein Halbkreis. Die Kante zwischen Bogenbauch und Rücken ist scharf, die Enden spitz zulaufend und als Sehnenauflage sind turbanartig Pflanzenfasern umwickelt, welche mit Harz getänkt sind. Der Griff ist nahezu quadratisch und hat recht starke Kanten. Die sogenannte Schulter, also die Verdünnung im oberen Drittel, die bei Nachbauten gern ausgeprägt gebaut ist, ist in Wirklichkeit fast nicht zu sehen. Auch wieder so ein Nachbau-märchen.Das zweite Märchen ist, das das letzte Drittel des Wurfarmes steif sei. Im gleichen Atemzug wird sich über schlechte Wurfleistung beschwert.
    Im Original biegen sich die Wurfarme durchgehend, bis auf die letzten 10 cm vorm Ende.
    Der Bogen ist ein schneller Jagdbogen und hat eine Wurfkraft von 45-55 Lbs. Er kann es heute noch mit modernen Jagdbögen aufnehmen.


    In der Jüngeren Zeit, also nur 7.000 -4.000 Jahre vor Christus, dominieren immer noch die Bögen des Holmegaardtyps, Sie sind in der Regel aus der nun dort wachsenden Eibe und zwischen 150 cm und 190 cm lang. Der Griffbereich ist weniger stark eingezogen und die Wurfarmenden haben einen Zapfen zur Sehenaufnahme.
    Ich hatte das Glück ,die Originalmaße abgreifen zu können und war nicht dem Halbwissen verfallen, das solche Fehler produziert.

    Bilder 1,2, und 3

    2.Tybrind Vig - Bogen, ca. 5.300-4.000 v. Chr.

    Der Tybrind-Vig Bogen mißt 1,66 Meter in der Länge und 3 cm in der Breite.
    Er ist aus dem halben Stamm einer jungen Ulme gebaut und ähnelt dem Holmegaardbau. Der Griffbereich ist 5 cm breit und nicht bearbeitet.
    Die Rekonstruktion des Bogens ergab 72 lbs. Zugkraft und eine Geschwindigkeit von 42 Meter pro sek.

    3.Bodman- Bogen(D), ca. 4.000 v. Chr.

    Dieser Bogen wurde in Bodman gefunden und mißt 150 cm Länge.


    4. Egolzwil 4 - Bogen(CH), ca. 3.800 v. Chr.

    Kein Material verfügbar!


    5. Rotten Bottom(GB), ca 3.960-3.710 vor Chr.

    Der in Rotten -Bottom gefunde Bogen ist der älteste Bogenfund Schottlands


    6. Egolzwil 3- Bogen(CH), ca. 3.800 v. Chr.

    Kein Material verfügbar!


    7. Thayngen-Weiher(CH), ca 3.880-3.600 v. Chr.

    Der Bogen wurde in Thayngen- Weiher gefunden und er mißt eine Länge von1,48 cm.


    8. Niederwil -Bogen (CH), ca. 3.660- 3.585 v. Chr.

    Kein Material verfügbar!


    9 .Ashcott Heath(GB), ca. 3650-3.100 v. Chr.

    10. Hauslabjoch- Bogen (ötzi) (A, I), ca.3.300 v. Chr.

    Der Ötztalmann hatte einen Bogenrohling bei sich mit noch unfertigen Enden und ohne Sehnenauflage. Der Rohling ist aus Eibe. Mit einer Länge von 182 cm zeigt sich der Rohling deutlich übermannslang. Der Ötztalmann war rund 160 cm groß.


    11. Nidau-Bogenrohling, ca.3007 -2.979 v. Chr.

    Kein Material verfügbar!


    12. Schnidejoch(CH), ca. 3000 v. Chr.

    Der Bogen vom Schnidejoch ist aus Eibe und 160 cm lang. Bei ihm wurden Pfeile aus dem Schößling des wolligen Schneeballs gefunden und ein genähter Rindenköcher .


    13. Meare Heath - Bogen(GB), ca.2 .700 v.

    Der Mare-Heath- Bogen wurde in Sommerset gefunden. Er ist 188 cm lang und aus dem Holz der Ulme gefertigt. Er ist ein Typischer Flachbogen und besitzt 6,6 cm Breite an den Wurfarmen.


    14. Zürich-Mythenschloß- Bogenrohling (CH), ca. 2.600-2.500 v. Chr.

    Kein Material verfügbar!


    15. Onstwedde - Bogen (NL), ca. 2.600-2.500 v. Chr.

    Der in Onstwedde in den Niederlanden gefundene Bogen ist 172 cm lang.


    16. Lötschenpass- Bogen, ca. 2.200 v. Chr.

    Kein Material verfügbar!


    17. Cambrigde Fens(GB), ca. 2.210- 1.880 v. Chr.

    Kein Material verfügbar!


    18. Koldingen(D), ca. 1.940 v. chr.

    Kein Material verfügbar!


    19. De Zilk -Bogen(NL), ca.1.950-1.680 v. Chr.

    Der in De Zilk gefundene Bogen hat eine Länge von 150 cm.


    20. Fiave- Carrera- Bogen (I) ca.1.600- 1.400 v. Chr.

    Der Bogenfund aus Fiave Carera mißt 134 cm Länge.


    21. Lötschengletscher, ca. 1.000 v. Chr.

    Kein Material verfügbar!

    edwin 2hat folgende Bilder angehängt:

    INVICTUS

    Einmal editiert, zuletzt von edwin2 (3. April 2017 um 12:13)

  • Bogenfunde in der Geschichte Nordeuropas von Beginn bis zum Mittelalter
    TEIL2


    Hier beginnt nun ein Fundloch von gut 1.200 Jahren. Dies wird darauf zurückgeführt , das durch Weidehaltung und Tierhaltung im Wald das Jagen aufgegeben wurde. Bisher sind alle Bögen reine Jagdbögen gewesen.
    Nach Ende des Fundloches beginnt eine Neue Ära des Bogens. Der Bogen ist für den Germanen (Ger - mann, Speerträger) nicht wichtig.
    Das dann plötzlich Bögen in D -Form (Ich nenn sie mal Langbögen )aufkamen, führt man nach neueren Erkenntnissen darauf zurück, das sich gegen die Römer mit Ihren Bogenschützen gewehrt werden mußte.
    Deswegen gehts jetzt 1200 Jahre weiter zum Nydambogen.

    22. Nydambogen,( D, DK) , ca. 200 - 400. n. Chr.

    Der Nydamfund aus der Zeit von 200 bis 400 n. Chr. ist ein Moor-Opferfund und enthält etliche Bögen in zig Varianten. Hier taucht nun nach den Fundloch das erste mal ein Bogentyp auf, und hier auch nun in neuer Form als Kriegsbogen in der typischen d-förmigen Langbogenform.
    Man nimmt an, das diese Erfindung hier zur Verteidigung gegen römische Heere gedacht war.
    Man nimmt an, das für den Opferfund etliche Opferbögen fehlten, denn nur so ist zu erklären, das hingepfuschte Bögen mit Astlöchern , die halb über die Bogenbreite reichten, im Fundgut auftauchten. Sozusagen Füllmaterial.
    Bis auf wenige Ausnahmen sind alle Bögen aus Eibe. Sie haben einen D -förmigen Querschnitt und sind ca. 180 cm lang.
    Ein Kleiner Eibenstamm wird halbiert und eine Stammhälfte zu ovalem Querschnit geschnitzt als Stab.
    Oben und unten sind Sehnenkerben eingeschnitzt. (Im Fundgut auf drei verschiedene Vairanten).
    Die Sehnenkerben sind einseitig eingearbeitet.
    Manche haben einen kleinen Nagel eingeschlagen als Sehnenruhenagel im entspannten Zustand.
    Einige Bögern sind stellenweise in Mustern mit feinem Zwirn umwickelt, und andere besitzen eine bis zu 10 cm lange aufgesetzte Spitze aus eisen oder Horn in runder Form. Hier sind halt die einflüsse einer grundsätzlich anders aufgebauten Bewaffnung von Schwert und Speer noch spürbar . Ger- Mane heißt nicht umsonst Speer-mann.

    Zwei Drittel des Bogenstabs ist Kernholz. (bei Eibe sehr druckfest), ein Drittel , außen, dem Schützen abgewandt , ist helleres Splintholz .(extrem zugstabil).
    Diese Eigenschaften machen das Eibenholz so beliebt.

    Bild 4


    23. Oberflacht- Bogen (D), ca.550 n. Chr.

    In Oberflacht in Süddeutschland wurden dutzende Bögen in Gräbern gefunden, von denen leider nur noch drei erhalten sind. Die Bögen varieren um eine Länge von 170 cm .


    24. Altdorf- Bogen(D), ca. 650 n. Chr.

    Kein Material verfügbar!


    25. Haithabu- Bogen (D), ca. 900 n. Chr.

    Bei den Wikingern kommen Bogenfunde besonderes in gut ausgestatteten Gräbern vor. Daher kann man annehmen, das dies zumindest bei den Wikingern keine Waffe des armen Mannes war. Es gibt nur wenige gut erhaltene Funde .
    Neben dem Bogen von Ballinderry ist dies hauptsächlich der Fund aus Haithabu.
    Der Bogen hat eine leichte Übermannslänge. Vorwiegend wurde er aus Eibe gebaut, in einem Fall auch aus Ulme. Der Querschnitt ist
    D-förmig. Ein Drittel Splintholz, zweidrittel Kernholz .
    Die Bogenenden sind durch Dämpfung nach hinten abgeknickt (Siehe auch Teppich von Bayeux). Der Grund ist nicht bekannt.

    Oben hat der Bogen nur eine Seitenkerbe . Unten hat der Bogen eine leichte Verdickung, um die die Sehne verknotet wurde. Beim Abspannen der Sehne rutscht diese am Bogenstab herunter und kommt auf einem Sehnennagel zur Ruhe, der in die Vorderseite des Bogens geschlagen war. Der Sehnennagel ist gleichzeitig eine markierung über die Sehnenlänge im ungespannten Zustand und hilft beim Neuverknoten einer ausgewechselten Sehne als Längenmarkierung. Der Bogen von Haithabu hat recht dicke Enden im zurückgedämpften Bereich und ist nicht nicht besopnders rasant, er ist wie der Nydambogen eher ein Lkw unter den Bögen und kann schwere Pfeile transportieren. Im Vergleich zu jüngeren Langbögen wie der Mary Rose - Fund und den ganz alten Jagdbögen a la Holmegaard fällt dieser in der Geschwindigkeit sichtbar zurück.

    Bild 5 und 6

    Die Bayeuxstickereien und der Ballinderryfund sind da erheblich schlanker und der Bogen damit wohl schneller.


    26, Burg - Elemendorf -Bogen, ca.1.050 n. Chr.

    Kein Material verfügbar!


    27. Schloß Hohenaschau-Bogen, ca.1.480 n. Chr.

    Kein Material verfügbar!


    28. Mary - Rose - Bogen (GB), 1.545 n. Chr.

    In dem Schiffswrack der Mary Rose (16. Jahdt.) lagen 137 Langbögen mit einer Länge von 187 cm bis 211 cm Länge.
    Die überwiegende Zahl war 198 cm lang.
    Die Bögen sind ausnahmslos aus Eibe.

    Außer einem Armschutzfund aus Elfenbein waren alle anderen Funde
    aus mit Mustern punziertem Leder.

    bilder und text sind geistiges eigentum von edwin2

    edwin 2 hat folgende Bilder angehängt:

    Dieser Beitrag wurde bereits 10 mal editiert, zuletzt von »carbonator« (5. Januar 2013, 17:26)

    INVICTUS

    Einmal editiert, zuletzt von edwin2 (3. April 2017 um 12:16)

  • @edwin2

    und warum stellst du nicht einfach einen passenden Link hier rein, als alles irgendwo abzuschreiben und als eigen zu vermarkten?

    zb. hier

  • urgel moiin. das ist beides von mir. auch bei fc wiki. da war ich früpher mal, hatte den namen völlig vergessen.

    abschreiben ist also nicht , sondern wochenlang recherchiert und gespräche mit archäologen gehabt.

    ich kann also nicht von mir selber abschreiben. gruß edwin

    INVICTUS