Sehr geehrte Damen und Herren, sehr geehrter Herr Kleinhubbert ,
Mit Ihrem Artikel "Tod aus Spass" haben sie ein Beispiel fuer ausgesprochen schlechten Journalismus geliefert. In der "Bild" mag so etwas noch akzeptabel sein, aber warum verspielt der Spiegel mit solchen reisserischen und unrecherchierten Stories seine Reputation?
Aber ich moechte nicht nur meinem Aerger Luft machen, sondern Sie mit meiner Kritik zum Nachdenken anregen, ob sie ihre journalistische Pflicht nicht ernster nehmen sollten und nicht jeden Unfug, der aus Politik und Funktionaersecken kommt, ungeprueft als Wahrheit hinzunehmen.
Zum einen, was bitte hat es mit Jugendlichen oder gar Kindern zu tun, wenn ein 52jaehriger Erwachsener Polizisten bedroht? Und wie soll man solche Leute davon abhalten, es zu tun?
Ein Verbot von Plastikspielzeug nutzt hier gar nichts, notfalls wuerden solche Leute eben auf andere Tatwerkzeuge, bis hin zur echten illegalen Waffe, ausweichen. Damit gewinnt man nichts, damit verliert man.
Der naechste Fehler im Artikel: Spielzeugwaffen sehen nicht erst neuerdings realistisch aus, sie sehen schon seit Jahrzehnten realistisch aus. Sie verwechseln das wegen erwiesener Unsinnigkeit aus dem 2003 verschaerften Waffengesetz herausgefallene Verbot des Aussehens von vollautomatischen Kriegswaffen. Damit sind aber Dinge wie G3-Modelle oder Kalaschnikovmodellle gemeint gewesen, normale Pistolennachbildungen, wie im vorliegenden Fall sind seit eh und je legal als Spielzeug zu bekommen und waren bis eben auch noch nie ein Problem.
Die "Sturmgewehrmodelle" sind auch weniger ein Problem, als vielmehr die Panik, die manche Aushilfsblockwarte allgemein bekommen, wenn sie Kinder spielen sehen. Wir sind in der Bundesrepublik, nicht im Gazastreifen, die Wahrscheinlichkeit, dass Kinder und Jugendliche mit echten Kriegswaffen herumlaufen, ist hierzulande noch sehr gering. Andere Eu-Laender gehen mit diesem angeblichen Problem dann auch so um, dass sie Softairspielern Flaechen zur Verfuegung stellen, wo diese gefahrlos spielen koennen. Warum geht das hierzulande nicht? Aber hierzulande wird ja schon beim Bau von Spielplaetzen prozessiert, weil miesepetrige Nachbarn sich gestoert fuehlen.
Die Loesung dieses nicht realen Problems liegt in besserer Erziehung, in strenger Verfolgung echter Verbrechen, wie Ueberfaellen oder Bedrohungen und in vernuenftiger Ausbildung der Polizei. Aber solange man lieber die Mittel der Polizei kuerzt, ists fuer die Politik natuerlich bequemer, ein Anscheinsproblem zu erfinden und diesem mit sinnlosen Verboten zu begegnen. Das nutzt zwar nichts, aber erweckt den Anschein von Taetigkeit.
Sie als Journalist sollten solche politischen Fehler anprangern und nicht durch die kritiklose Uebernahme der politischen Falschmeldungen unterstuetzen.
Lassen wir die Kinder doch weiter spielen, so wie wir frueher spielen durften.
Ich hoffe, sie verzeihen mir die deutlichen Worte, aber das Thema an sich und die Art, wie diese Gesellschaft mit Freiheiten und Problemen umgeht, ob sie sie wirklich loest, oder ob sie sie nur durch unnnuetze Verbote kaschiert, ist zu wichtig, um sie nur den Politikern zu ueberlassen.
Mit freundlichen Gruessen, Frank Schaffer