Beiträge von Ballistic

    Der Schaft. Rückblickend würde ich wahrscheinlich zuerst mit dem Schaft beginnen und anschließend mit den
    Metallteilen weitermachen. Da man in der Zeit in der man die Metallteile behandelt, bereits die Zeit hat den Schaft
    zu beizen, ölen etc. und deren verschiedenen Einwirkzeiten dadurch gut überbrücken kann.
    Die andere Seite ist, wären wie oben beschrieben die Risse tatsächliche Risse gewesen, so hätte man einen Schaft
    und kein sonstigen Teile mehr dazu.

    Es erfolgte das Abbeizen, worin in diesem Thread bereits eingegangen wurde:
    Schaft Abbeizen oder Abschleifen

    Und das ausgiebige schleifen, wässern, schleifen danach natürlich auch. Neben dem manuellen Schleifen per Hand,
    leistete hier ein kleiner Schwingschleifer gute Dienste.

    Die Schaftbacke habe ich mir von einem Schreiner ausschneiden lassen, dies hatte vor allem den Grund, dass
    so wie ich mir die Form der Schaftbacke vorgestellt habe relativ kantig / trapezförmig war und ich mir dies mit
    einer Stichsäge nicht zugetraut habe sowie mir keine sonstigen Maschinen zur Verfügung standen.
    Die Schaftbacke wollte ich deshalb in dieser Form, da dies m.M. etwas ´knackiger` aussieht an diesem für sich selbst
    doch recht kleinen Schaft.
    Erreicht wurde dieser Schnitt so, dass der Schreiner unter meinen wachsamen Augen zuerst zwei Schnitte mit der
    Bandsäge links und rechts gesetzt hat und anschließend den langen unteren Schnitt mit der Fräsmaschine und einem 2mm Fräser ausgeführt hat.
    2mm sind hier die Untergrenze, es gibt durchaus dünnere Fräser, jedoch halten diese die Belastung nicht aus vertikale oder horizontale, lange Fräsungen auszuführen die so tief in das Material gehen bzw. in dem Fall hier komplett durchgehen und dadurch abbrechen, was zudem ein unschönes `Schnittbild`ergeben würde.

    Ein erstes anpassen.


    Die Größe des Schaft der ursprünglich als `Jugendgewehr` konzipierten Diana 27 war bei der Planung und Bearbeitung eine permanent präsente Problemstellung.
    Daher wollte ich das der Schaft `wächst´, erwachsen wird.
    Zudem gefiel mir die angedeutete, originale in den Schaft gefräste Schaftkappe nicht. Hier musste eine ´echte` Schaftkappe her, die neben dem Aussehen auch zur Gesamtgröße beitragen sollte.
    Die Schaftbacke musste so ausgeschnitten werden, dass im Bereich der zukünftigen Schaftkappe noch genug Platz bestand um Bohrungen zum Einsetzen der Einschraubgewinde / Rampa Muffen zu haben.
    Sicherlich könnte man eine Schaftkappe auch mit Holzschrauben befestigen, dass war jedoch für mich auch mit Hinblick auf die dadurch entstehende Spannung im Holz keine Option.
    Das Anpassen der Schaftbacke war ebenfalls ein Kapitel für sich, im Vorfeld habe ich mir vier Schaftbacken zukommen lassen um eine daraus auszusuchen, die m.M. dafür geeignet war.
    Auch diese musste mittels Bandfeile erheblich Material lassen, bis sie mit diesem Schaft konform ging.

    Der Spannhebel, der Abzugsbügel inkl. Schrauben, die Abzugsschrauben und die Systemkappe wurden galvanisiert /
    verchromt.
    Da galvaniseren nahezu keine Schichtdicke aufweist, ist hier kein Kratzer verzeihbar.
    Die Oberflächen müssen absolut tadellos sein.
    Dementsprechend war hier eine intensive, langwierige Vorarbeit erforderlich.
    Insbesondere die Vorbeitung des Spannhebel war ja, sagen wir es frei raus, eine Qual.
    Allein dieses Teil dauerte mehrere Sitzungen, Dremel und Winkelschleifer waren hier Gold wert.
    Alle Teile wurden abschließend stufenweise bis auf ein Schleifpapier mit 2500er Körnung hochgeschliffen.
    Ein Schleifpapier mit dieser Körnung war für mich nur noch online erhältlich, herkömmliche Einzelhandelsunternehmen haben spätestens ab 1200er Körnung abgewunken.

    Da ich zukünftig für das Gewehr einen Kompensator / Laufgewicht wollte, musste auch dieser an den Lauf angepasst werden. Hier habe ich jedoch den Kompensator selbst so nachgearbeitet das er passend auf den Lauf geht, ohne die
    Schiene für das Korn abzuschleifen. Dadurch kann man dies bei Bedarf rückgängig machen und wieder das Korn einsetzen.
    Diesen Zwischenschritt erwähne ich daher, weil dies VOR dem brünieren angepasst werden muss um im Nachhinein nicht die neue Brünierung zu beschädigen.

    Hier ein Zwischenschritt, die Unebenheiten lassen sich gut erkennen.

    So sahen die Teile schlussendlich vor dem brünieren / galvanisieren aus, auch diese wurden mit WD40 etwas konserviert. Ab da wurden die Teile nur noch mit Stoffhandschuhen angefasst und behandelt wie ein rohes Ei.

    Mit Hinblick auf den Aufwand kam hier für mich nur noch ein industrielles brünieren / galvanisieren
    dieser Teile in Frage.
    Keine Experimente zuhause ´auf dem Küchenboden`.
    Alle sonstigen Schrauben, Unterlagscheiben, Sicherungsscheiben wurden von mir mit Klever Schnellbrünierung brüniert.
    Dennoch waren im Bereich der z.B. Seriennummer kleinere Rostnarben vorhanden, an die ich nicht zum
    Schleifen herankam ohne die Einstempelungen selbst zu beschädigen / abzuschleifen.
    Daher habe ich mich mit dem Brünierunternehmen darauf geeinigt, die Teile nochmals minimal mit Glasperlen
    zu strahlen was zur Folge hat, dass eben diese kleinen Rostnarben im Anschluss an das Brünieren nicht mehr sichtbar sind. Im Vorfeld habe ich mir das so behandelte Korn / Korntunnel angesehen und fand das Klasse.
    Durch diese Behandlung fühlt sich die Brünierung nicht mehr glatt an, sondern eher wie Pulverbeschichtet.
    Die brünierten sowie die galvanisierten Teile sind schlichtweg perfekt geworden.

    Die Druckfeder maß trotz der langen Lagerung des Gewehr (Baujahr 71) noch ihre originale / vorgegebene 260mm Länge, ob sie evtl. irgendwann einmal im Lauf der Zeit ausgetauscht wurde, ist mir nicht bekannt.
    Da sie insgesamt jedoch nicht gebogen oder dergleichen und in gutem Zustand war, wurde auch die Feder
    weiterverwendet.
    Jedoch wurden die Federenden vor dem Einbau mittels Winkelschleifer und einer Polierscheibe poliert.
    Die Laufdichtung wurde erneuert.
    Dennoch habe ich mir mittlerweile zusätzlich neue Ersatzteile besorgt, um im Zweifelsfall direkt alles parat zu haben.

    Nach dem entfernen des Rost an Lauf und Systemgehäuse, zeigte sich ein vermeintlicher Rückschlag der
    das ganze Projekt fast als beendet erklärt hätte und mir ordentlich den Puls nach oben getrieben hat.
    Risse im System sowie im Lauf, genauer wird darauf in diesem Thread eingegangen:
    Risse in Luftgewehr Systemhülse
    Glücklicherweise stellte sich nach einer Rissprüfung mittels Ultraschall heraus, dass es sich nicht um Risse
    handelte.
    Und so ging es weiter. Achtung: Hier ist eine Schutzbrille und eine Staubmaske erforderlich!

    Die Rostnarben haben dem Lauf und dem System derart tief zugesetzt, dass dies mit Schleifpapier nicht mehr zu beheben war. Daher wurden Lamellen Schleifscheiben mit einer 180er (grün) und 240er (rot) Körnung und der Winkelschleifer herangezogen.



    So sahen die Teile nach einer ca. zweistündigen Behandlung aus, wenn man sich die zylinderförmige Schleifscheibe
    auf dem ersten Foto ansieht und nun auf diesem Bild sieht was davon noch übrig ist, lässt sich erahnen wie umfänglich dieser Arbeitsschritt war.
    Das Diana Logo konnte leider nur noch partiell erhalten werden, die Schriftzüge / Seriennnummer / F Stempel konnten voll erhalten werden. Wobei letztere auch unbedingt erhalten bleiben müssen um rechtlichen Problemen vorzubeugen.

    Die Dichtung war noch gut erhalten und konnte nach einem eintägigen Bad in synthetischem 10W40 Motorenöl
    erfolgreich reanimiert werden. Der Kolben selbst war ein Problem, doch darauf gehe ich nochmals ein.
    Der Kolben / Kolbendichtung waren in diesem Zustand:

    Gut zu erkennen ist, dass der Rost dem Kolben zugesetzt hat, hier war das Problem, dass auch im Kolbeninneren Rost vorhanden war und ein manuelles herankommen an diese Stellen durch die feststehende
    Kolbenstange sogut wie nicht möglich war.
    Dies habe ich dadurch gelöst, dass ich den Kolben zuerst mit einem Rostlöser äußerlich behandelt habe und anschließend in ein Bad dem selbiger Rostlöser beigemischt war, eingelegt habe.
    Hierzu habe ich ein PET Rohr einseitig mit einem Blindstopfen abgedichtet, den Rostlöser eingefüllt und dann den Kolben in besagtes Rohr eingestellt.

    So sah die Vorbehandlung aus, der Abzugsbügel wurde direkt mitbehandelt:

    Hier ist darauf zu achten, dass der Rostlöser sofern er direkt aufgetragen wird, schnell trocknet.
    Da die Einwirkzeit jedoch unabhängig davon ob als Bad oder direkt aufgetragen einen Tag beträgt,
    sollte man ein Trocknen des Rostlöser vermeiden.
    Diesem wurde durch Abdecken mit einer Folie entgegen gewirkt (die Folie sollte nicht mit dem Rostlöser
    in Berührung kommen, da der Rostlöser klebt und dieser an das Werkstück jedoch nicht an der Folie anhaften sollte,
    ich habe dafür ein paar Gläser mit unter die Folie gestellt um dadurch ein `Klimazelt`zu schaffen und die Folie vom Werkstück weg zu halten).


    Vom Endergebnis habe ich leider keine Fotos gemacht, jedoch war der Kolben von innen wie außen sowie
    auch der Abzugsbügel, vollkommen frei von Rost.
    In / an den Kolben wurde direkt nach dem trocknen etwas WD40 zur ersten Konservierung gesprüht.

    Für die Reinigung des Systeminneren habe ich einen Drahtkleiderbügel genommen, davon ein ca. 20cm langes Stück
    Draht entnommen und im Anschluss an einer Seite des Draht eine kleine Lasche gebogen, in welche ich ein Stück 00 Stahlwolle eingefügt habe. Diesen so hergestellten `Rohrputzer` habe ich mit der anderen Seite in eine Bohrmaschine
    gespannt und anschließend rotierend in das System eingeführt.
    Achtung: Um Schäden am System zu vermeiden, muss die Stahlwolle so ausreichend / voluminös sein, dass nur sie im Gehäuse rotieren kann und nicht der Draht selbst mit dem System in Berührung kommt.
    Dieses Vorgehen klappt sehr gut, der Innenraum des System ist danach blitzeblank.
    Auch hier wurde wieder mit WD40 zwischen konserviert.
    Insgesamt sei gesagt:
    An keiner Stelle und bei keinem Arbeitsschritt zu diesem Gewehr wurde Silikonöl verwendet.
    Tut man dies dennoch, hat man im Anschluss erhebliche und ohne Silikonentferner dauerhafte Probleme mit der Behandlung / Haftfähigkeit der Oberfächen. Dies schließt auch das Brünieren mit ein!

    Es folgte das zerlegen und die Bestandsaufnahme bzw. was war noch nutzbar und was nicht, an der Stelle sei dankend erwähnt, dass die vielen bereits erstellten Threads, insbesondere die Anleitung des Mitglieds LuPiLuke eine gute Hilfestellung hierzu waren.
    Hier der Link dazu:
    Diana Mod.27 Feder wechseln


    Das zerlegen des System. Achtung, dass System steht durch die Druckfeder unter Spannung und daher ist hier eine
    gewisse vorsicht geboten!

    Und hier liegt das `Herzstück` auch schon offen.

    In diesem Zusammenhang kann es von nutzen sein, die Dinge möglichst akurat zu fotografieren, da man dann im Zweifelsfall immer wieder auf die Lichtbilder zurückgreifen und sich daran orientieren kann.

    Hallo,

    die vergangenen Monate beschäftigte ich mich u.a. mit der Restauration einer Diana 27,
    da mir das reine restaurieren jedoch nicht genug war, wurden von mir parallel diverse,
    legale (keine stärkere Feder etc.), Veränderungen an dem Gewehr vorgenommen und dazu
    immer wieder Lichtbilder angefertigt.

    Ein erster Vorgeschmack dann geht´s los.

    Bin vom 3D Drucken bzw. diesen Geräten sagen wir vornehm, minimalst im Bilde.
    Jedoch kenne ich aus einem anderen Bereich das Problem der etwas krisseligen Oberflächen
    der mit diesen Drucker erzeugten Produkte.
    Dort umging man das so, dass man den letzten Druck / Prototyp abgeformt und diesen mittels
    Epoxidharz reproduziert hat.
    Die Oberflächen wurden auf diesem Weg erheblich verbessert und zeitgleich konnte man dadurch
    natürlich auch mehr Nachfragen mit geringerem Aufwand bedienen.
    Einfach mal so in den Raum geworfen.

    Hallo Ralf,

    das war darauf bezogen, das wenn man nach dem Auftrag / Trocknung der Beize sieht,
    dass diese partiell etwas ungleichmäßig eingezogen ist (z.B. sehr dunkel neben einer hellen Stelle),
    so kann man dies durch Schleifen der in dem Fall dunklen Stelle noch etwas nachkorrigieren.
    Wobei Schleifen sich in dem Zusammenhang brachial anhört, eher sanft mit Schleifvlies behandeln.
    Dennoch kann es selbstverständlich passieren, dass nach dem ölen farbliche Veränderungen stattfinden
    mit denen man nicht gerechnet hat. Da ist es dann m.M. jedoch auch in Ordnung der 'Natur' ihren Lauf
    zu lassen und dies als so gegeben zu akzeptieren.
    Zumal man in diesem Stadium ohnehin nichts mehr korrigeren kann ohne viel Aufwand.

    Gruß

    Mit Tru- Oil kann man noch mehr Glanz bekommen!
    Man kann noch mehrere Schichten mit Zwischenschliff aufbringen, bis der Schaft Spiegelblank ist.
    Irgendwann kann aber auch zuviel Glanz entstehen und der Schaft sieht nicht mehr natürlich aus.

    Vielleicht kann man auch mit Schellack noch einiges mehr an Glanz erreichen?

    Hm, dass war nicht auf das für uns natürlich selbstverständliche gründliche Schleifen bezogen *Augenzwinker*, sondern das man
    mit dem Schleifen vor dem ölen, die letzte Möglichkeit hat die Farbintensität / Homogenität noch etwas zu lenken.
    Wobei ich dir da zustimme, manchmal nimmt das beim ölen Wendungen an, die man davor nicht für möglich gehalten hätte.
    Ich vermute das man mit einer Schwabbelscheibe zum polieren bereits jetzt den Glanz nochmals ausprägen kann.
    Jedoch entsteht dabei auch Wärme und wenn ungünstig läuft wird das mit einem Geschmiere quittiert.
    Daher traue ich mich an den Versuch nicht so ganz ran, es juckt jedoch in den Fingern..

    Ist eine sehr schöne Arbeit.
    So ist es mit dem Holz, einerseits möchte man die natürlichen Unregelmäßigkeiten der Maserung,
    andererseits ist man oft am Selbsthinterfragen 'habe ich da oder da zuviel oder zu wenig geschliffen? hätte dies
    oder das nicht dunkler oder heller sein können?'
    Ab dem ölen ist man da machtlos und muss manches abnicken.
    Vom Tru Oil hätte ich mehr Glanz erwartet, aber auch hier sehr lehrreich das in der Praxis angewendet zu sehen.

    Eine schöne Arbeit.
    Würde auf jeden Fall grundsätzlich Rampa Muffen mit Innensechskant und Kragen verwenden.
    Sitzt ganz anders als die geschlitzten, vom tattrigen Eindrehen der geschlitzen Muffen ganz zu schweigen.
    Zumal an der Stelle gleich viel kaputt ist wenn das schief geht.