Die Hoernecke Pfeffersprays (TW1000)
benutze ich jetzt schon seit einigen Jahren. Hoernecke ist der größte
Produzent von Behörden Pfeffersprays in Deutschland. Mir ist ehrlich
gesagt keine einzige Behörde in Deutschland bekannt die einen
anderen Hersteller gewählt hat. Käufer sind also nicht nur Polizei,
sondern auch Zoll, Justiz, Ordnungsämter usw. Aber sogar die
U-Bahnwache München, als ziviler Sicherheitsdienst, hat die
Behördenversion (mit Genehmigung)! Hierbei sollte erwähnt werden,
dass die Behördenversionen, als Reizstoffsprühgeräte ohne
Zulassungszeichen, verbotene Gegenstände sind für die man eine
BKA-Sondergenehmigung braucht. In der Schweiz sind sogar die
Behördenversionen im zivilen Handel erhältlich. Für Reisen in die
Schweiz gilt: In Deutschland gekaufte Sprays können in beiden
Ländern geführt werden. In der Schweiz gekaufte Sprays sind bei bei
uns im Regelfall verboten wegen dem fehlenden „Tierabwehr“
Aufdruck. Auf Kundenwunsch kann die Firma die Sprays auch mit dem
künstlichen Wirkstoff Pava herstellen.
Die Firma Hoernecke ist durch ihren
Erfolg „im Kampf für den Rechtsstaat“ sogar schon zu einem Ziel
politisch linker Waffen-/Rüstungsgegner geworden. Ob diese seltsamen
Menschen sich die Zeiten zurück wünschen in denen der Schutzmann
mit der Rückseite des Säbels auf die randalierenden Demonstranten
eingeschlagen hat? Ob die sich evtl. noch an solche Ereignisse wie
die Genfer Blutnacht von 1932 erinnern?
Viele der angebotenen Sprays werden in
zwei Versionen verkauft. Eine auf der „Abwehrspray gegen
angreifende Tiere“ steht und eine mit dem Schriftzug „
Reizstoffsprühpatrone für Polizeigeräte“. Die Tierabwehr-Dosen
haben einen schwarz-rot-gelben Aufdruck und die für Behörden einen
grün-roten. Im Inhalt unterscheiden sie sich darin, dass das zivile
Spray brennbar ist. Die Konzentration der OC (Oleoresin Capsicum) ist
in beiden gleich! Es wird immer wieder fälschlicherweise behauptet,
dass sie sich unterscheiden. Eine Nachfrage von mir bei Hoernecke
bestätigte aber dass es dabei keinen Unterschied gibt. Manche Sprays
sind zusätzlich noch eingefärbt.
Vorstellen will ich nun das Spray
„Super Garant“. Es wird in 63ml und 30ml Dosen angeboten. Im
Behördenbereich heißt das Kleine RSG-4 und das Große RSG-6. Das
Kleine wiederum wird mit Kunstoff- oder Metallclip verkauft. Das
Große nur mit Metallclip. Eines der wenigen Dinge die ich an den
Sprays überhaupt nicht mag ist der Metallclip. Das Gehäuse hat auf
der Unterseite eine Platte die abgeschraubt werden kann um die Seite
des Clips zu wechseln. Der Clip macht die Dose sehr breit und stört
das Greifen mit der anderen Hand. Wenn er in einem Einsatzgürtel
steckt sitzt er sehr fest. Für meinen Geschmack zu fest. Wenn er
etwas weg gebogen ist verliert man das Spray sofort. Die meisten
befestigen das Spray daher mit einer Fangschnur, Spiralkabel oder
Gearkeeper. Der Kunststoffclip ist fest an das Gehäuse gegossen und
kann nicht abgenommen werden, dafür ist dieser auch nicht so breit.
Ich entferne den Metallclip für das Führen in zivil und stecke mir
das Spray einfach in die linke Jackentasche (meine Waffenhand ist
rechts). Es ist mir wirklich noch nie aus der Tasche gefallen. Evtl.
kann man ein Stück Klettband an das Gehäuse kleben, damit das Spray
noch sicherer in der Tasche liegt.
Das 30ml Spray hat für meine
mittelgroßen Hände die perfekte Größe und liegt sehr gut in der
Hand. Leider hat es nicht die gummierte Oberfläche wie das 63ml
Spray. Die Sicherung auf der Oberseite verhindert zuverlässig dass
man versehentlich auf den Auslöseknopf kommt. Das Treffen damit
sollte geübt werden, ist aber sehr gut möglich. Man kann wirklich
mit sehr kurzen Sprühstößen mehreren Personen nacheinander in die
Augen sprühen. Die Reichweite wird mit 3-4 Metern angegeben. Ich
habe nie nachgemessen, die Angabe sollte aber stimmen. Die Sprays
verfügen über einen „ballistischen“ Strahl. Sie sind daher eher
für geschulte/geübte Personen vorgesehen da der Anwender zielen
muss. Wer davon ausgeht, dass er in einer Konfliktsituation eher
unkontrolliert handelt sollte ein Spray mit Nebel nehmen. Der Nebel
reicht jedoch nicht so weit und die Schwebstoffe können Unbeteiligte
leicht treffen. Der ballistische Strahl verursacht normalerweise sehr
wenig Schwebstoffe. Ich habe aber auch schon erlebt, dass ein Raum
nicht mehr betretbar war nach dem Pfeffer anwendet wurde. Wer beim
Kauf schon davon ausgeht, dass er das Spray evtl. in geschlossenen
Räumen anwenden muss (U-Bahn, Disco...) sollte lieber Schaum oder
Gel verwenden. Zum Wechseln der Dosen wird die Sicherung auf der
Rückseite mit dem Fingernagel nach unten gedrückt und heraus
gezogen. Jetzt kann die Dose nach oben entnommen werden. Im Angebot
hat die Firma auch das sehr flache RSG-2 mit 20ml Inhalt. Das Gehäuse
verfügt über keine Sicherungsklappe, dafür über einen
Sicherungshebel. Dieses Spray ist leider bekannt dafür, dass es
Regelmäßig zu versehentlichen Auslösungen kommt die sehr
unangenehm sind.
Die Sprays mit den auswechselbaren
Dosen kosten etwa 20-40 Euro. Sie sind damit welche von den teuersten
Sprays auf dem deutschen Markt. Für mich sind sie ihr Geld auf alle
Fälle wert. Wer weniger Geld ausgeben will kann die Einwegdosen
kaufen, die etwa 10 Euro kosten.
Hier sind nun die beiden 30ml Sprays.
Im Vergleich dazu ein ähnliches Spray (Übungsversion-Inert) für
auswechselbare Dosen von First Defense mit dem kantigen Gehäuse. Die
eine Dose ist gegen Klappern mit etwas Tesafilm umwickelt. Ich habe
auch Fotos der beiden Anleitungen gemacht
Hier ist das 63ml Spray am
Einsatzgürtel. Diese Dose passt perfekt in den Halter von
Peter-Jones. Ich habe das Gehäuse des RSG-6 abgesägt um dieses mit
dem Halter zu verwenden. Man kann aber jedes 63ml Spray von Hoernecke
darin verwenden. Der Halter ist drehbar und die Dose kann mit einem
Lederriemen gegen Wegnahme gesichert werden. Normalerweise wird die
Dose durch ein Spiralkabel zusätzlich gesichert, welches ich jedoch
gegen einen Gearkeeper ausgetauscht habe. Der Gearkeeper verfügt
über eine Schraube mit der er an den Gürtel angeschraubt ist. Daran
befestigt habe ich zur besseren Sichtbarkeit eine Stück Reflexband
(schwarz) angebracht. Der Halter ist meiner Meinung nach der Beste
der zu bekommen ist. Vor allem die englische Polizei verwendet ihn,
aber auch die DB-Sicherheit. Auf der Homepage des Herstellers kann
man sich die unterschiedlichen Varianten davon anschauen die es gibt.
Zu kaufen gibt es ihn inzwischen sowohl bei Enforcer wie auch dem
Cop-Shop. Auf dem Deckel habe ich Flauschband aufgeklebt, damit ich
nach Lust und Laune meinen Punisher-Patch darauf befestigen kann
Eine Zeit lang habe ich parallel auch
die von First-Defence geführt, welche mir jedoch irgendwann zu
kantig und unhandlich waren. Die Kanten haben sich in der Tasche
immer unangenehm bemerkbar gemacht. Das Gehäuse von First-Defence
macht auch einen etwas schlechter verarbeiteten Eindruck. Aber es ist
ebenfalls ein Qualitätsprodukt. Und als ich mit der Firma einmal
Kontakt hatte waren diese sehr kundenfreundlich! Die Firma vertreibt
auch eine riesige Palette von unterschiedlichen Spray mit Gel,
Schaum, Pepper-Powder...
Taktik:
Das Pfeffer sollte aber immer mit einer
Schlagwaffe für die Waffenhand ergänzt werden, falls eines von
beiden nicht wirkt/funktioniert hat man immer noch eine zweite Option
(Kubotan, Tactical Pen, Schlagstock, Taschenlampe). Die Anwendung von
Pfeffer sollte im Regelfall nicht angedroht werden. Sonst ist der
Angreifer gewarnt. Sobald der Angreifer abgewehrt ist sollte man sich
schnell aus dem Staub machen.
Ob es sinnvoll ist die Polizei zu rufen
hängt vom Fall ab. Man muss sich nicht der Gefahr einer
strafrechtlichen Verfolgung aussetzen. Aber evtl. hat man viel
bessere Karten, wenn man selber die Polizei ruft. Dann wird einem im
Regelfall geglaubt und die „Opferrolle“ ist offensichtlich.
Der große Vorteil von Pfeffer ist,
dass es keine Verletzungen verursacht und rechtliche Probleme sehr
unwahrscheinlich sind. Ist man in eine derartige Situation gekommen,
dass man angegriffen wurde, der Aggressor gepfeffert wurde und man
nun von der Polizei befragt wird sollte man diese immer auf folgendes
Hinweisen: Wenn die Beamten davon ausgehen, dass man in Notwehr
gehandelt hat müssen diese nicht zwangsläufig eine Anzeige gegen
einen vorlegen. Eine Ereignismeldung an die Staatsanwaltschaft sollte
genügen! Das verstehen nämlich auch viele Polizisten falsch. Bei
einem Fall aus meiner Bekanntschaft ist genau das eingetreten und er
wurde von den Polizisten angezeigt. Nach nur einer Woche war schon
das Schreiben des Staatsanwaltes da, dass das Verfahren auf Grund
klarer Notwehr eingestellt ist. Bei einem weiteren mir bekannten Fall
ist ein junger Mann dazwischen gegangen, als vier Jugendliche einen
Rentner in der U-Bahn angepöbelt haben. Als diese nun ihn
angegriffen habe hat er sein CS-Gas (Nebel) im U-Bahnzug wirkungsvoll
und erfolgreich eingesetzt. Aber, natürlich waren einige
Unbeteiligte (etwa 10 Personen) ebenfalls vom Gas getroffen worden.
Kein Einziger von ihnen wollte den jungen Mann anzeigen, weil alle
derart begeistert davon gewesen waren, wie viel Zivilcourage er
gezeigt hatte. Er ist tatsächlich ohne Anzeige nach Hause gegangen.
Zur Wirksamkeit:
Ich habe sie schon mehrfach gebraucht
und hatte immer eine richtig gute Wirkung. Mir sind aber auch Fälle
bekannt, in denen das Pfeffer nicht gewirkt hat. Aber das ist ja den
Meisten bekannt, dass OC recht gut, aber halt auch nicht fehlerfrei
in der Wirkung ist. Es ist ein ekelhaftes Zeug. Probiert es selber
aus!
Ein Tipp zur Notwehr: Lest das Buch
„Blitz Defence“ von Keith Kernspecht. So wenig ich Ihn und seinen
Verein mag, das Buch ist das Beste was ich kenne zum Thema
Psychologie eines Streits, Ritualkampf, Körpersprache,
Gerichtsverhandlung usw. Ich habe noch nie irgendwo etwas derart
Gutes gelesen über Selbstverteidigung! Man kann 10 Jahre in einem
Kampfsportverein (Das sind Sportarten!) sein und hat nicht mal
ansatzweise so viel Ahnung von SV wie wenn man dieses Buch gelesen
hat.
Hier eines der kreativsten
Werbegeschenke der Welt: Gummibären mit OC!
Jeder kann auch gerne meinen Testbericht „Diplomat Tränengaspistole
von TW1000“ lesen. Das dort von mir vorgestellte
Modell ist von 1978. Ich habe noch ein paar andere Berichte
geschrieben: „Der
Kubotan, ein Waffe zur Selbstverteidigung und ein Hilfsmittel im
Sicherheitsbereich“, „Schlagstock Vergleichstest -Bonowi EKA (mit
Defender Adapter) - Monadnock PR24 (XTS) - Monadnock Autolock - ESP
Billigversion“ und „Tierabwehrgerät Jet Protector JPX“.
Ich bin jederzeit offen für Kritik. Und irgendwann werde ich auch raus
bekommen wie man bei den Testberichten nachträglich Tippfehler
ausbessert
Mein Fazit:
Pfefferspray ist in unserer
waffenfeindlichen Gesellschaft mit den Richtern für die Täterschutz
wichtiger als das Recht auf Notwehr ist, die ultimative Waffe gegen
den gemeinen Straßenschläger. Es muss nicht unbedingt eines von
Hoernecke sein. Viele anderen Markensprays sind auch sehr gut. Aber
meine Empfehlung für Sicherheitsdienste ist, dass immer die
Einsatzmittel der örtlichen Polizei übernommen werden sollte um
Rechtssicherheit zu haben (sofern diese gut und verfügbar sind).
Wir können uns auch darüber
amüsieren, dass die Regelungswut unseres Waffengesetzes kurioser
Weise dazu geführt hat, dass die am weitesten verbreitete
Selbstschutzwaffe in Deutschland nicht unter das Waffengesetze und
deren Vorschriften fällt!
Ich hoffe ich hab hier nicht zu viele
Geschichten Erzählt? Was mein Bericht nicht erklären kann ist wie
das Zeug wirkt, dass sollte jeder einfach mal ausprobieren!