TG prüfte: Luftbüchse LG 3.112

Es gibt 3 Antworten in diesem Thema, welches 4.253 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (22. Januar 2008 um 02:20) ist von is318.

  • Hallo Haenel Fans,

    als ich mein Haenel 311 bei eGun ersteigerte, legte der Versender die Kopie eines Berichtes von der Zeitschrift "Technische Gemeinschaft", welche wohl monatlich von der „Kammer der Technik (KdT)“ herausgegeben wurde, bei.

    Da der Inhalt auch den ein oder anderen Haenel Fan hier im Forum interessieren dürfte, habe ich diesen abgetippt:

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    TG prüfte:

    Luftbüchse LG 3.112
    Vom VEB Ernst-Thälmann-Werk, Suhl


    Das Luftgewehrschiessen ist eine bei uns weiter verbreitete Sportart, als man gemeinhin annimmt. Ohne auf die Bedeutung des Schießsports näher einzugehen, fest steht, er fordert von den Ausübenden Nervenkraft und Konzentrationsfähigkeit, kurz, Kondition in geistiger und körperlicher Hinsicht. Erfreulicherweise nahm sich das Ernst-Thälmann-Werk, Suhl des großen Kreises dieser Sportbegeisterten erneut an und entwickelte eine neue Luftbüchse.

    Durch das Entgegenkommen der Betriebssektion der Kammer der Technik und der Werksleitung bekamen wir Gelegenheit, das Modell 3.112 ausgiebig zu prüfen.

    Das Werk bezeichnet dieses Luftgewehr als Sportschützenmodell.
    Das ist berechtigt, denn in seiner ganzen Linienführung entspricht dieses Gewehr dem Kleinkaliebermeisterschaftsgewehr. Der Spannvorgang ist dem Repetiersystem nachgeahmt, das Laden erfolgt über ein Ladeventil (Einzellader). Die Länge des Laufes, der mit der Hülse starr verbunden ist, beträgt 420 mm. Kaliber 4,5 mm, Diaboloprojektile. Das Gewehr ist mit einer automatischen Sicherung ausgestattet und wird bereits zu Beginn des Spannvorganges, wenn der Spannhebelgriff aufgerichtet ist, gesichert. Zum entsichern wir der Sicherungsknopf mit dem Daumen nach vorne geschoben. Ist der Schütze nicht zum Schuß gekommen, kann der Sicherungsknopf zurückgezogen werden. Der Abzug ist stecherartig ausgebildet, der Druckpunkt verstellbar. Die Visierung besteht aus einem Tunnelkorn mit drei auswechselbaren Balkenkornen und einem Ringkorn, einem Diopter mit sechsfach verstellbarer Lochscheibe und einem zusätzlich lieferbarem Mikrometervisier. Das Gewicht des LG 3.112 beträgt etwa 3,25 kp, seine Länge etwa 1100 mm. Sämtliche Stahlteile sind brüniert.

    Um dieses Gewehr zu beurteilen, bildeten wir eine kleine Arbeitsgemeinschaft, zu der Waffensachverständige, Sportschützen und Mitglieder der Redaktion gehörten. Insgesamt gaben wir mit diesem Gewehr 950 Schuß ab. Hier nun unsere Meinung:

    Das LG 3.112 hat eine sehr vorteilhafte Formgebung und kommt auch in seinem Gewicht den Bedingungen, die an eine Trainingswaffe dieser Art gestellt werden, sehr nahe. In diesem Zusammenhang muß besonders die Art der Sicherung gelobt werden, die es dem Schützen ermöglicht, die Waffe erst zu entsichern, wenn er das Ziel bereits erfasst hat. Die besten Schießergebnisse wurden bei Entfernungen bis zu 25 m erzielt. In diesem Bereich ist es möglich, Serien von 10 – 20 Schuß hintereinander ohne wesentliche Abweichungen der einzelnen Projektile in einer ausgezeichneten Trefferlage zu schießen. Über diesen Bereich hinaus können die Trefferergebnisse nicht mehr befriedigen. Da die internationalen Richtwerte für Luftbüchsen eine Schußentfernung von 10 m vorsehen, ist die erzielte Leistung also hervorragend. Das Ringkorn am zur Verfügung gestellten Gewehr ist in seinem Durchmesser zu groß und erschwert das Zielen. Der verstellbare Abzugsgang ist sehr gut und die von den Mitgliedern unserer AG allgemein erzielten guten Schießergebnisse führen wir zum Teil auf den Stecherartigen Abzug zurück. Das Mikrometervisier, das ebenso einfach aufsetzbar ist, wie der Diopter macht das LG 3.112 auch zu einer Sportwaffe mit offener Visierung.
    Obwohl bei uns Einigkeit über die Güte dieses Gewehres und über die konstruktiven wie auch fertigungstechnischen Leistungen der Suhler Büchsenmacher bestehen, gehen die Meinungen hinsichtlich der Schussweite etwas auseinander. Während ein Teil die Schussweite / Durchschlagkraft als ausreichend für eine Übungswaffe hält, mit der ja im wesentlichen auf zehn Meter Entfernung eine 10er-Ringscheibe geschossen werden soll, erwartet der andere Teil eine Durchschlagkraft, die ein sicheres Schießen noch auf mindestens 35 m zulässt. Dieser zweite Standpunkt ist verständlich, wenn man vom Aussehen dieser Sportwaffe her urteilt. Diesen Vorstellungen sollte das Werk durch den Einbau (zumindest auf Wunsch des Käufers) einer stärkeren Feder nachkommen können.

    Zur Verbesserung der Waffe werden folgende Vorschläge gemacht:

    1. Die Waffe ist mit einem Armriemen zu versehen.
    2. Ringkorne in mindestens drei Größen sollten mitgeliefert werden; das größte Ringkorn darf das gegenwärtig zur Waffe gelieferte (3,7 mm Durchmesser) nicht überschreiten.
    3. Um dem Schützen die Dioptereinstellung zu erleichtern, müsste die Handhabe zur Einstellung des Diopters etwas größer sein.
    4. Die Höhen- und Seiteneinstellungen des Diopters sollten mit einer Stricheinteilung versehen werden. Zur Höhenverstellung wird eine Grobmarkierung mit den Entfernungsmaßen 1 und 2 (entsprechend der Entfernung 10 und 20 m) empfohlen.

    Der Preis der Waffe, die bereits vom DAMW das höchste Gütezeichen der DDR erhielt, beträgt 196,-- MDN. In diesem Preis ist das Mikrometervisier nicht eingeschlossen.
    Wer nun für die zwei Hundertmarkscheine ein universell verwendbares Luftgewehr erwartet, wird enttäuscht sein. Wer das LG 3.112 aber als eine Trainingswaffe kauft, mit der er seine schießsportlichen Fertigkeiten erweitern und festigen will, um in Wettbewerben gut mithalten zu können, der kommt bestimmt auf seine Kosten.

    C.-P.-Sch. u. A.


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    Gruß,

    Harry

    Einmal editiert, zuletzt von is318 (21. Januar 2008 um 22:38)

  • Zitat

    eine Durchschlagkraft, die ein sicheres Schießen noch auf mindestens 35 m zulässt. Dieser zweite Standpunkt ist verständlich, wenn man vom Aussehen dieser Sportwaffe her urteilt. Diesen Vorstellungen sollte das Werk durch den Einbau (zumindest auf Wunsch des Käufers) einer stärkeren Feder nachkommen können.

    Klingt gut-klingt normal!
    Im Gegensatz zu heute!!!

    Wie sagte mal einer:es war nicht alles schlecht in der DDR.

    Zumindest in dieser Beziehung gebe ich ihn zu 100% Recht!

  • Hallo Hessel,

    Zitat

    Klingt gut-klingt normal!

    Welcher Freizeitschütze hat im vereinigtem Deutschland noch 35 Meter zum Schiessen zur Verfügung ?? Normal ist das eher nicht.

    Ich weiss nicht, wie das damals in der DDR war, würde aber aufgrund des TG Berichtes darauf schliessen, das LG Schiessen nicht so reglementiert war,

    EDIT: wie jetzt hier...

    Gruß,

    Harry

    Einmal editiert, zuletzt von is318 (22. Januar 2008 um 02:29)