Einsatz für eine Schatulle

  • Einsatz für eine Schatulle

    Vorwort:
    Will man eine vorhandene Waffe oder andere Teile abformen, geht man wie folgt vor:
    Das Teil mit Haushaltsfolie einwickeln und mit Kinderknete gerade auf einer Unterlage fixieren. Jetzt aus Sperrholz die Umrisse aussägen und dieses Holz soweit über die Waffe schieben bis die Oberkante genau mit der Mittellinie fluchtet. Mit Holzstücken die Platte auf der Unterlage fixieren (schrauben oder kleben, Heißklebepistole) und den Zwischenraum zur Waffe mit Knete oder Moltofill abdichten. Jetzt hat man eine Vorlage für eine Form. Wenn man noch entsprechende Teile wie Magazine, Dosen und andere Teile nach dem gleichen Prinzip in die Platte „Einlässt“ bekommt man eine brauchbare Vorlage für einen Einsatz in einem Koffer / Schatulle. Wer will kann auch eine „halbe“ Waffe bauen und diese als Vorlage verwenden (ähnlich wie Bild 3). Dann entfällt das „Einlassen“ in die Unterlage. Was sich hier so einfach liest bedeutet aber auch einen erheblichen Arbeitsaufwand!

    Nach diesem kleinen Ausflug in die Technik des Formenbaus zurück zu unserer Vorlage. Da für die Herstellung GfK (Glasfaser verstärkter Kunststoff) verwendet wird, folgend eine kurze Einführung in die Materie:

    Trennmittel:
    Wird benötigt zum Versiegeln einer Vorlage und wird als Wachs in flüssiger und fester Form angeboten
    Harz:
    Polyester stink fürchterlich, härtet hart
    Epoxid ist geruchlos, härtet elastisch
    Beides sind 2-Komponenten-Harze
    Gewebe:
    Gibt es als Matte ( kreuz u. querliegende Fäden) und als Gewebe (wie Stoff) und wird in Gramm/qm angeboten
    Füllstoffe:
    Als Füllstoffe dienen z. B. Glasfaserschnitzel mit einer Länge von 3mm und mehr. Damit werden Ecken in der Form aufgefüllt um das nachfolgende Einlegen der Matte/Gewebe in die Form zu erleichtern
    Tixotropiermittel:
    Mit diesem Zusatz kann ein Harz dickflüssiger gemacht werden damit es an senkrechten Stellen nicht abläuft.
    Farbpaste: Damit kann man das Harz farbig machen

    Nun zur Vorlage:
    Hier handelt es sich um den Bau einer Form aus GfK als Einsatz für eine Schatulle. Als Vorlage dient der Koffer für einen Ruger Vaquero .45 mit einem 8“ Lauf. Dieser Einsatz hat noch eine weitere Vertiefungen für kleinere Modelle mit 5½“ Lauflänge. Auch ein SA Army 1851 (7½“) passt noch gut. Es handelt sich hier ausschließlich um Western Modelle mit zwar unterschiedlichen Formen aber doch ähnlichen Abmessungen. Die folgend beschriebene Abformtechnik lässt sich im Prinzip auf fast alle Vorlagen / Modelle anwenden.
    Bild 1

    Zuerst wird die Vorlage mit Vaseline sauber eingepinselt. Zum Ausgießen der Hohlräume benutze ich Keramin. Gegenüber von einfachem Modellgips hat Keramin Vorteile in der Festigkeit, die Oberfläche kreidet nicht und durch Wärmeentwicklung beim Aushärten (bis 50°C) verdampft bis zu 80% der Feuchtigkeit.
    Um die Teile später mit einer Unterlage verbinden zu können, habe ich Sperrholzstücke mit einer eingedrehten Schraube eingegossen. Achtung, die wollen schwimmen! Also bis zum Aushärten fixieren.
    Bild 2

    Nach einer halben Stunde sind die Teile fest und können entnommen werden. Der Koffer hat seine Funktion als Vorlage erfüllt, wird geputzt und wieder seiner eigentlichen Aufgabe zugeführt. Die Teile werden jetzt mittels der Schrauben auf eine beschichtete Spanplatte geschraubt. Die Übergänge zur Platte kann man mit z.B. Moltofill sauber verputzen. Mit einem nassen Finger drüberfahren und fertig. Als Begrenzung werden noch Kunststoffwinkel 10x10mm mit den Innenmaßen der geplanten Schatulle angeschraubt.
    Bild 3 und 4

    Genug der Vorbereitungen, jetzt geht’s los! Die Vorlage wird mehrfach mit Trennwachs eingestrichen und jedes Mal poliert! Dies ist wichtig damit sich das Laminat später gut von der Vorlage lösen lässt.

    Jetzt erfolgt das Aufbringen einer (ersten) Deckschicht. Macht die Oberfläche schön glatt und blasenfrei. Nach dem Antrocknen kann jetzt die entsprechende Menge Harz mit Tixotropiermittel und Faserschnitzeln angerührt werden. Damit werden alle Übergänge und Kurven aufgefüllt / gerundet. Dies erleichtert das spätere Einlegen der Matte / Gewebe erheblich.
    Wenn auch diese Schicht angetrocknet ist wird die Matte / Gewebe in handliche Stücke von ca. 8x8cm geschnitten. NICHT versuchen alles mit einer Lage zu machen. Beim Einlegen der Matte die einzelnen Stücke überlappen lassen und mit dem Pinsel alles gut durchstupfen, aber nicht „schwimmen“ lassen! An entsprechenden Stellen die Matte zur Verstärkung auch doppelt legen. In der Regel ist damit das Laminieren erledigt. Je nach Formengröße kann man diesen Vorgang wiederholen um die Schichtdicke zu erhöhen.
    Bild 5 und 6

    Wenn alles gut gelaufen ist kann man jetzt die Winkel entfernen und die Form von der Unterlage trennen. Bei dem gezeigten Abzug hatte ich einige Luftblasen in der Oberfläche. Zu Erkennen am helleren Farbton der Spachtelmasse. Als Abschluss kann der Einsatz gespachtelt, verschliffen und lackiert werden. Ein Auslegen mit Stoff / Filz oder ähnlichem hab ich nicht versucht, ist aber sicher möglich.
    Bild 7

    Wenn es nicht gut gelaufen ist (Trennmittel vergessen?) dann wird die Vorlage und der Abzug beim Entformen zerstört und man kann alles zum Fenster rausschmeißen! Geht nicht, Umwelt! Und zum Teufel? Der kann’s nicht brauchen. Hier liegen also Erfolg und Absturz sehr nahe beieinander.
    Spätestens wenn an jedem Finger -trotz Einweghandschuhe- jede Menge Harz und Glasfaser kleben, das Harz im Mischbecher zu früh geliert, die Augen tränen und der Küchentisch versaut ist, werdet ihr mich verfluchen!!! Das lässt mich kalt, die Sauerei hab ich schon hinter mir und es wird mit jedem Mal besser! Wer also nicht wirklich mit diesen Materialien gearbeitet hat sollte sich mal im Bekanntenkreis umhören. KFZ - Bastler benutzen dieses Material gerne zum reparieren von Karosserieschäden bei alten? Autos. Das sind dann die Stellen wo kein Magnet haftet!!!
    Der Materialbedarf liegt bei gesamt 300gr Harz (drei mal 100gr). In der Regel werden Gebinde von 1Kg Harz / Härter angeboten, bei Matte / Gewebe ist die Größe ab 1qm gängig. Der Preis liegt hier bei ca. 10,-- Teuronen, Zusätze wie Füllmittel / Farbpaste usw. kommen noch dazu, sind aber als geringfügig zu betrachten. Für das Ausgießen der Vorlage reicht einmalig 1Kg Keramin zum Preis ca. 6 Euro. Materialkosten für einen Einsatz belaufen sich auf gerade mal 10,-- Euro.

    Hier noch Bild 8 und 9 als Vergleich mit unterschiedlichen Waffen

    Zum Abschluss ist anzumerken dass eine Schatulle mit diesem Einsatz nicht als Transportbehälter vorgesehen ist! Das würde ja scheppern und klingeln. Schatulle aus dem Schrank holen, den Kollegen mal "guckst du" sagen, alles wieder wegräumen und sicher sein das die Kollegen "speicheln und sabbern"!

    Hier noch eine Bezugsquelle für die benötigten Materialien:
    Harz & Zubehör: http://www.bootsservice-behnke.de
    Keramin & Zubehör: http://www.hobbyversand-schlachter.de
    Natürlich kann jeder seine eigene Quelle erschließen, dank Internet kein Problem. Ich wohne in einem ländlichen Gebiet, zum nächste Bastelladen sind es 18 Km und ob der immer alles hat??
    In der Hoffnung, mit meinem Beitrag einen kleinen Einblick in die Form,- und Abformtechnik gegeben zu haben, wünsche ich allen Nachbauern, Neueinsteigern und alten Hasen ein gutes Gelingen und wenig „Systemabstürze“!
    Und wie man eine Schatulle baut könnt Ihr in einem anderen Bericht von mir nachlesen.