Vergleich: Weihrauch HW45 gegen HW40

  • Gegensätze ziehen sich an. Zwei Evergreens unter den Hobbyluftpistolen im Kopf an Kopf Vergleich



    Die Testberichte der HW45 und der HW40 führen mit großem Abstand die Hitliste der meistgelesenen Testberichte im Bereich Druckluft-Kurzwaffen an. Was liegt also näher, als die beiden Luftpistolen aus dem Hause Weihrauch einmal direkt gegenüber zu stellen?

    Schauen wir uns die beiden Streithammel einmal genauer an:


    Äusserlichkeiten



    Äußerlich könnten die beiden Pistolen nicht verschiedener sein. Auf der einen Seite die HW40 im Design einer modernen Polymerpistole, auf der anderen Seite die stählerne HW45, die sich optisch und ergonomisch stark an eine einreihige 1911 anlehnt. Gehen wir mal ins Detail.


    Weihrauch HW40 PCA



    An die HW40 (meine dritte Hobbyluftpistole nach der HW45 und einer Umarex Beretta) bin ich mit den typischen Vorurteilen gegenüber Plastikpistolen herangegangen. Bei einem Preis von um die 100 Euro habe ich in Sachen Materialauswahl nicht viel erwartet. Glücklicherweise habe ich mich aber gewaltig getäuscht. Der Kunststoff hat eine sehr gute Qualität und ist darüber hinaus auch sehr wartungsfreundlich. Trotz regelmäßigem Gebrauch sieht die Pistole immer noch aus, wie am ersten Tag. Einem putzfaulen Schützen wie mir kommt das natürlich sehr entgegen. Der Abzug, der Sicherungsschieber und der Hammer sind im Gegensatz zum pechschwarzen Kunststoff in Silber gehalten (natürlich kein echtes), was die Pistole optisch ein wenig aufregender macht. Leider kann auch die gute Verarbeitung nichts daran ändern, dass sich das Leichtgewicht (knapp 800g) wie ein Spielzeug anfühlt.


    Weihrauch HW45



    Die HW45 kommt da ganz anders daher. Bei der Ganzstahl-Lady hat man endlich das Gefühl, eine richtige Waffe in der Hand zu halten. Optisch ist die Verwandtschaft zur 1911 kaum zu leugnen, auch wenn das Oberteil der Waffe konstruktionsbedingt sehr groß geraten ist. Die Ähnlichkeit zu dem amerikanischen Evergreen ist gewollt, schließlich wurde die Waffe als Trainingsgerät für das Großkaliberschiessen entwickelt. Mit einem stattlichen Gewicht von 1,2 Kilo und echten Holzgriffschalen, könnte die HW45 genauso gut eine echte Gouvernante sein. Leider ist die Brünierung bei meiner Waffe an manchen Stellen recht schlampig geraten. Für mich ist das Teil aber sowieso eine Gebrauchswaffe. Deshalb störe ich mich auch nicht an diesen kleinen, optischen Macken, aber bei einer 220 Euro teuren Luftpistole sollte so was eigentlich nicht sein. Vielleicht habe ich aber auch einfach nur eine Montagswaffe erwischt.


    Funktion


    In Sachen Funktion stehen sich hier zwei gegensätzliche Konstruktionsweisen gegenüber. Die HW40 arbeitet mit vorkomprimierter Luft, die HW45 mit Federdruck. Zum Spannen muss man bei beiden Waffen zuerst den Pseudeo-Hammer (dient nur zum Verriegeln des Oberteils) betätigen, um das Oberteil zu entriegeln. Hier hören die Gemeinsamkeiten dann auf.



    Bei der HW45 wird mit dem Öffnen des Oberteils der Federkolben gespannt. Bei der ersten Stufe (Geschossgeschwindigkeit ca. 120m/s) wird das Oberteil mit wenig Kraftaufwand in einen 90°-Winkel gebracht. Der Kolben wird dann in der ersten Stufe festgehalten und man kann die Waffe wieder schließen. Wenn aber nach der ersten Stufe noch weiterspannt, kommt man auf die sagenumwobene Stufe 2 (Geschossgeschwindigkeit hier ungefähr 175m/s, bei Neuwaffen noch einiges mehr). Diese zwei Möglichkeiten vergrößern das Einsatzgebiet der HW45 ungemein. Wer einen Dampfhammer will, geht gleich auf Stufe 2. Wer seinen Kugelfang und sein Gehör nicht übermäßig strapazieren will, der begnügt sich mit der ersten Stufe. Nach dem Spannen schließt man das Oberteil mit einem leichten Druck. Der Hammer verriegelt und die Waffe ist nach dem Entsichern schussbereit.



    Grundsätzlich ähnelt der Spannvorgang der HW40 dem der HW45, abgesehen von zwei großen Unterschieden. Es gibt erstens nur eine Stufe (Geschossgeschwindigkeit 120m/s) und zweitens wird die Waffe beim Schließen ?gespannt? und nicht beim Öffnen. Spannen ist dafür eigentlich sogar ein falscher Ausdruck, denn es wird ja keine Feder gespannt, sondern Luft komprimiert. Wenn man die HW40 ganz öffnet, hört man, wie Luft eingesogen wird. Beim Schließen wird diese Luft dann komprimiert.

    Welche Spannmethode besser ist, bleibt Geschmackssache. Mir persönlich gefällt der Spannvorgang bei der HW45 um einiges besser.


    Ergonomie


    Der Rutschgriff der HW40


    Die HW45 überzeugt mit echten Holzgriffschalen.


    Grundsätzlich haben die Entwickler von Weihrauch das Thema Ergonomie bei beiden Pistolen sehr gut gelöst. Die Handlage ist gut und die Sicherungen sind auch im Anschlag gut erreichbar und leichtgängig (Achtung: Die HW40 sichert beim Spannen im Gegensatz zur HW45 automatisch). ?Out of the box? waren mir aber beide Griffe einfach nicht griffig genug. Besonders schlimm ist das bei der HW40, die immer rutschiger wird, je länger das Schießen dauert. Abhilfe habe ich mir schließlich mit Skateboardtape verschafft. Nun liegen beide Pistolen zumindest mir hervorragend in der Hand.


    Schiessen


    Darauf habt ihr doch alle gewartet. Eins vorweg. Ich habe hier keine Möglichkeit die Waffen einzuspannen oder ordentlich aufgelegt zu schießen. Deshalb erspare ich mir auch Schussbilder und erzähle euch stattdessen lieber, wie sich die beiden Pistolen schießen.
    Eine Sache lässt sich schon nach wenigen Schüssen feststellen. Das Schiessen mit den beiden Modellen gestaltet sich grundverschieden.

    Die HW40 hat einen sehr leichtgängigen Abzug und bewegt sich beim Schuss dank der Technik mit der vorkomprimierten Luft kaum. Die Visierung ist kontrastreich und das niedrige Gewicht zehrt auch bei längeren Schießsessions nicht an der Kondition des Schützen. Wenn man sich einen Sklaven für das Spannen hält, dann kann man mit der HW40 mit Sicherheit eine Dose Diablos am Stück verschießen und dabei auch noch ordentlich was treffen. Das Schießen mit der HW40 fordert dem Schützen wirklich nicht viel ab.

    Wenn ich nach einigen Aufwärmschüssen mit der HW40 dann zur HW45 wechsle, muss ich mich erstmal gehörig umstellen. Das höhere Gewicht und die völlig veränderte Ergonomie erfordern eine kurze Eingewöhnungsphase. Dann geht der Spaß aber richtig los. Den Abzug habe ich auf das größtmögliche Abzugsgewicht justiert, weil ich die HW45 tatsächlich als Trainingsmöglichkeit für das Großkaliberschiessen nutze. Auch bei dieser extremen Abzugseinstellung, bleibt die Charakteristik einwandfrei. Die Visierung ist bei beiden Pistolen die Gleiche und erleichtert auch bei der HW45 das Produzieren enger Streukreise. Beim Schießen fallen im Vergleich zur HW40 zwei Sachen besonders auf. Erstens der um einiges lautere Knall (in der zweiten Spannstufe), der sich auch im Kugelfang bemerkbar macht. Zweitens das Verhalten der Pistole im Schuss. Während die HW40 beim Schuss lammfromm bleibt, wird die HW45 richtig biestig. Der Prellschlag schüttelt die Pistole auch im festen Anschlag gehörig durch. Rück- und Hochschlag bleiben zwar absolut harmlos und beherrschbar, aber bei einer Luftpistole kommt man bestimmt nicht näher an das Schussgefühl einer echten GK-Kurzwaffe. Hier wird wieder mal deutlich, dass die HW45 als Trainingsmöglichkeit fürs GK-Schiessen entwickelt wurde. Wenn man sich nicht auf den eigenen Anschlag konzentriert (vor allem auf die Handlage) dann hat man schnell einen deftigen Ausreißer in der Gruppe. Sobald man sich aber halbwegs konzentriert, ist es kein Problem enge Streukreise zu bekommen. Auf jeden Fall ist das Schießen mit der HW45 um einiges aufregender und spaßiger als mit dem Plastikknirps HW40.


    Fazit


    Für Anfänger ist die HW40 auf jeden Fall besser geeignet. Sie ist leichter, schiesst sich leichter und macht den Geldbeutel nicht so leicht wie die doppelt so teure HW45. Früher oder später kommt aber sowieso der Dampfhammer HW45 dazu, denn das Schiessen mit ihm ist einfach ein Riesenspaß, den ich nicht missen möchte.

    Ich habe jetzt schon einige Hobbyluftpistolen gesehen und bin absolut überzeugt davon, dass diese beiden Luftpistolen von Weihrauch zum Besten gehören, was man sich in Deutschland kaufen kann. Deshalb kann ich jedem Kurzwaffen-Schützen die beiden Weihrauch-LuPis nur wärmstens ans Herz legen.



    So, das war jetzt mein zweiter Test für Co2air.de. Wenn ihr Fragen habt, dann nur her damit.

    Gruß BeastyBoy


    ...hier noch zwei Bilder: