Makarov MP-654K (Baikal)

  • Makarov 654 K - CO2

    Wenn man bedenkt, dass die Waffe zum 50jährigen Jubiläum der Makarov M1951 (Kaliber
    9 mm) herausgebracht wurde, dann überrascht einen zunächst einmal die äusserst sparta-
    nische Verpackung, in der die Waffe angeliefert wird. Am ehesten läßt sich das mit der
    Qualität eines Eierkartons vergleichen.

    Öffnet man die Schachtel, findet man das Objekt der Begierde. Es ruht nicht etwa eingebettet
    in Styropor oder ähnlichem, was zum Schutz vor Transportschäden geeignet wäre, nein, die
    Waffe liegt lose im Karton und das Waffenöl an der Pistole hat die beiliegende Bedienungs-anleitung kontaminiert. Diese Bedienungsanleitung, in russisch mit englischen Untertiteln verfasst, ist auch eher mickrig. Aber an Munition hat man gedacht, denn ein kleiner Beutel mit Stahlrundkugeln liegt bei.

    Doch nun wenden wir uns endlich der Makarov zu. Ich war beim ersten Augenschein absolut überrascht von der Qualität der Pistole (Format der Walther PPK), insbesondere nach den anfangs geschilderten Eindrücken. Es ist eine solide gefertigte Stahlpistole mit glatt poliertem Schlitten. Das Griffstück ist nur im Bereich der linksseitig aufgebrachten Registriernummer poliert, ansonsten von eher rauher Beschaffenheit. Die Griffschalen aus sehr hartem, rauhem und spröde wirkendem Kunststoff sind in einem Stück gefertigt, und mit einer Schraube hinten am Griffstück befestigt. Sie liegen zwar recht gut in der Hand, sind aber anfällig für unschöne Kratzer. Unten ist eine Öse für die Anbringung eines Fangriemens eingelassen.

    Sehr positiv fällt ins Gewicht, dass alle Bedienungselemente wie beim "scharfen" Vorbild
    funktionieren, allerdings leider nur sehr hakelig und mit großer Kraftanstrengung. Das gilt
    für den nur linksseitig angebrachten Sicherungs- und Entspannhebel ebenso, wie für die Magazinentriegelung unten am Griffstück, und ganz besonders für den beweglichen Schlitten, den man zum Spannen des Hahns nach hinten ziehen kann (Vorsicht Muskelkater droht). Das sieht dann zwar recht authentisch aus (wie Durchladen einer scharfen Waffe), aber leichter geht es doch mit dem Spannen per Daumenkraft direkt am Hahn.

    Das Zerlegen der Waffe funktioniert wie bei der Walther PPK, d. h. der Abzugsbügel wird nach unten bewegt, der Schlitten nach hinten gezogen und nach oben abgehoben. Nun
    sieht man, dass der Lauf und das Griffstück fest miteinander verbunden sind und man findet
    Hinweise auf recht grobe Verarbeitunsqualität beim Fräsen der Metallteile.

    Das Laden der Stahlkugeln und das Bestücken der Pistole mit einer 12g CO2-Kapsel hinterläßt dann leider einen sehr negativen Eindruck, und ist das wohl schwärzeste Kapitel bei der Bedienung der Makarow. Zunächst muß man mit der schwergängigen und hakeligen Magazinentriegelung kämpfen, und büsst den ein oder anderen Fingernagel dabei ein. Ist
    das Magazin dann endlich aus seinem Schacht befreit, stellt der Betrachter folgendes fest:

    Das Bauteil enthält das Ventil mit der Vorrichtung zum Einspannen einer 12g CO2-Kapsel, die mittels einer Klemmschraube arretiert wird, bis durch ein leises Zischen der Anstech-vorgang erkennbar wird. Hier wurden also keine innovativen Ideen (siehe UMAREX) verwirklicht, alles sehr rustikal.

    Der absolute "Hammer" ist aber das Befüllen des Magazins mit den Stahlkugeln. Ungeduldige Menschen legen die Waffe nun besser wieder in die Vitrine zurück. Liebhaber von Geduldsspielen kommen jedoch voll auf ihre Kosten.

    Zunächst ziehe man die Spannfeder (Magazinvorderseite) mit der linken Hand nach unten, dies geschieht mittels eines winzigen eingekerbten Hebelchens (und schon wieder: Adios Fingernagel). Mit der rechten Hand füllt man nun (oder versucht es zumindest) Stahlkugel für Stahlkugel (12-13 Stück) in die Öffnung des Röhrchens, und jedesmal gefolgt von einer ruck-
    artigen Kippbewegung, sonst bleiben die Kügelchen in der Ladeöffnung hängen. Spätestens
    jetzt wünscht man sich eine dritte Hand! Und Achtung, Öffnung bloß nicht nach unten halten,
    sonst geht's von vorne los!


    Ist dann endlich das Magazin befüllt und unfallfrei im Griffstück untergebracht, kann man sich dem vergnüglichen Teil, dem Schießen zuwenden.

    Weil das überlicherweise mit dem Zielen beginnt, fällt der Blick zwangsläufig auf die Visierung und die ist sehr mickrig dimensioniert. Einhergehend mit der naturgemäß kurzen
    Visierlinie, ist sie eigentlich unzureichend, da nützt auch die zwecks Lichtbrechung geriffelte Visierschiene, und die seitlich verstellbare Kimme nichts. Also halte man die Pistole etwa in die Richtung des anvisierten Zieles.

    Vorher darf man natürlich noch das Hahnspannen nicht vergessen (aber wem sage ich das), entweder per Schlittenzug oder per Daumen am Hahn. Dazu habe ich mich ja weiter vorne schon geäussert. Den Double-Aktion-Modus sollte man bei dieser Waffe, wegen des viel zu hohen Abzugswiderstandes vergessen. Das ergibt ein Trefferbild, wie beim Schießen im Vollrausch! Angeblich soll man mit der Hahnfederschraube den Abzugswiderstand verstellen können, das ist mir aber noch nicht gelungen, zumindest nicht mit lohnender Auswirkung.

    Im Single-Aktion-Modus kann sich das Trefferbild auf ca. 8 m Abstand zum Ziel (mehr sollte
    es dann doch nicht sein) noch ganz gut sehen lassen, zumindest bei einigermaßen ruhiger Hand, und entsprechender Befähigung des Schützen. (Auf Pistolenscheibe alle Treffer ins Schwarze, naja, meistens ).

    Die Durchschlagskraft der Schüsse war mit frischer CO2-Kapsel recht passabel (Metall-kanister, Getränkedosen etc), auch die Pendelziele in den handelsüblichen Kugelfang-
    kästen lassen sich locker umlegen (Vo wird herstellerseitig mit 130 m/s angegeben).

    Allerdings sind Schwankungen bei der Mündungsenergie spürbar, insbesondere bei nach-
    lassender CO2-Kapselfüllung. Der bei allen CO2-Waffen bekannte Effekt, bei schneller
    Schussfolge nachlassende Energie, hat bei der Makarow kaum Bedeutung, weil schnelle
    Schussfolgen durch den schwergängigen Abzug (Double-Action) ohnehin die Treffergenau-
    igkeit negativ beeinflussen. Zum Action-Shooting nimmt man wohl lieber eine UMAREX-
    Waffe.


    Eckdaten der "Baikal Mararov MP-654-K" :
    Vorbild: Makarov M1951
    Kaliber: 4,5 mm Stahlrundkugeln
    Antrieb: 12 g CO2-Kapseln
    Kapazität: 13 Schuss
    Energie: Vo = max. 130 m/s (Herstellerangaben)
    Maße: 170 x 125 x 30 mm
    Gewicht: 820 g (ohne Munition und Kapsel)
    Ausstattung: Ganzstahlpistole, SA/DA-Abzug, gezogener Lauf, seitlich verstellbare Kimme, Sicherungs- und Entspannhebel


    Mein Fazit zur Makarov MP-654-K lautet:

    Für einen Preis um DM 200,- erhält man eine solide Ganzstahlwaffe mit absolut authentischer
    Optik. Das Schiessen mit dieser Pistole macht Spass, ist allerdings im Vergleich mit den
    UMAREX-Waffen, die nach meiner Meinung das Beste dieser Waffengattung darstellen, nicht Top, obwohl man Sie direkt eigentlich nur mit der Walther PPK/S CO2 (UMAREX) vergleichen sollte. Trotz aller Unzulänglichkeiten, darf die Makarov in der Vitrine eines Sammlers nicht fehlen, schon alleine wegen des Anlasses für ihr Erscheinen, dem 50jährigen Jubiläum der Makarow M1951, einem kleinen Meilenstein in der Geschichte der russischen Faustfeuerwaffen.


    Gunimo


    Oktober 2000