Hämmerli Mod. 1 HS 07

  • Dieses Luftgewehr wurde nicht (wie man aufgrund des Namens annehmen könnte)in der Schweiz, sondern in Deutschland hergestellt. Das Werk in Waldshut-Tiengen ist jedoch in den achtziger Jahren mitsamt dem Archiv abgebrannt. Hämmerli hat seitdem keine Produktionsanlagen mehr in Deutschland.


    Hinter dem Ladewalzenknopf ist die Modellbezeichnung eingeprägt, die Seriennummer befindet sich an der Systemhülse hinten links.


    Von Pellet und Gunimo konnte ich erfahren, daß diese Baureihe vor 1974 hergestellt wurde. Sie ist an der fehlenden Sicherung von den Nachfolgemodellen zu unterscheiden.
    Hämmerli hat diese Waffe auch kurze Zeit unter der Modellbezeichnung "Puma 494" verkauft. Von dieser Bezeichnung gibt es auf meiner Waffe jedoch keinerlei Hinweis.
    Hier ist ein (von McOssi ins Forum eingestelltes) Foto vom "Mod. 01 HS 07" mit Originalschaft:


    Lauf
    Der starre Lauf ist 42,5 cm lang und hatte beim Kauf ein 85 g schweres Zusatzgewicht aus Aluminium.

    Durch ein eingesetztes Drehteil, eine Querbohrung von 10 mm (einen größeren Bohrer habe ich nicht) und die Montage einige Zentimeter weiter vorne wurde das Laufgewicht zu einem Einkammer-Kompensator.

    Allerdings hat sich der (mit zwei Schrauben befestigte) Kompensator durch den heftigen Prellschlag immer wieder gelöst, also hätte ich ihn mit 2-K-Kleber fixieren müssen. Ich habe ihn nach einer Weile wieder abgenommen - und seitdem das Gewehr wieder eine offene Visierung hat, wäre eine Montage bestenfalls wie an meinem Gamo 1200 möglich. Davon halte ich in diesem Fall nichts.


    System
    Dieses LG hat ein nicht ausgeglichenes Federdruck-System mit seitlich liegendem Spannhebel. Es ist komplett verstiftet, bis auf die Befestigung des Abzugsmoduls und den eingeschraubten Spannhebel-Raststift.

    Zum Spannen ist kräftig Ziehen angesagt, die Druckfeder ist (immer noch) stark und das Übersetzungsverhältnis zu kurz geraten. Der Spannhebel ist aus Stanzblech. Er wurde früher durch ein Federblech auf einer freistehenden kleinen Kugel festgehalten. Inzwischen ist diese Kugel einem selbstgefertigten Raststift gewichen, und das Federblech einem Messingstück.
    Das "Mod.1" war ein Basismodell. Es ist einfach gehalten, aber nicht "billig" - aber eben auch ohne jede Sicherung.
    Leider ist das System zur Seite hin offen, es kann also leicht Dreck eindringen.

    Mit einem Chronometer wurden im Schnitt 167 m/s gemessen.

    Der Prellschlag wurde von mir eine Weile in seiner Stärke unterschätzt und führte zu Schäden am Zielfernrohr. Dazu später mehr.

    Geladen wird von oben in eine Ladewalze mit geriffeltem Drehknopf.
    Längere Diabolos müssen gelegentlich mit einem Stäbchen hineingeschoben werden. Abgesehen davon ist das Gewehr sehr bequem zu laden.

    Dieser Knopf ist zwar groß und wegen der Riffelung gut zu drehen, die bei anderen Gewehren montierten Hebel sind jedoch eindeutig besser.
    Deshalb habe ich aus Aluminium einen Hebel angefertigt und ihn mit Zwei-Komponenten-Kleber am Knopf befestigt.


    Visierung
    Mein Hämmerli war fürs FTS Klasse 4 vorgesehen und bekam ein "Bushmaster 6-18 x 40". Nach eingehenden Tests - die ich hauptsächlich auf dem Schießgelände in Ebern gemacht habe - mußte ich einsehen, daß es sich dafür nicht wirklich eignet.

    Durch den Prellschlag fing mit der Zeit auch noch die Treffpunktlage an zu wandern, weshalb ich wieder zur offenen Visierung zurückgekehrt bin. Da es von Hämmerli keinerlei Ersatzteile mehr gibt wurde eine Visierung von Diana verwendet. Kosten inkl. Feinarbeit und Montage 45,- Euro.
    Eine Dioptervisierung wäre sehr viel teurer gekommen und war, zumal ich mit dem Gewehr nicht Match schieße, uninteressant für mich.
    - Die Beschädigungen an der Systemhülse sind älteren Datums. Das Gewehr hatte beim Kauf keinerlei Visierung. -

    Abzug
    Die Abzugsgruppe ist mit vier Inbusschrauben an der Unterseite der Systemhülse befestigt.
    Sie besteht aus:
    - Aluminiumrahmen
    - Abzugszüngel mit einer kleinen Verstellschraube, durch die sich der Abzugsweg einstellen läßt (beides eindeutig Nachfertigungen)
    - Fanghebel mit einer größeren Verstellschraube (mit ihr werden Auslöseweg und Abzugsgewicht eingestellt).
    - einer Schenkelfeder, die von hinten gegen den Abzugszüngel drückt.
    - eine Schraubendruckfeder, sie drückt von unten gegen den Fanghebel.
    - Verstellschraube für den Triggerstop (die wurde von mir eingebaut).
    - mehreren Stifte als Achsen.

    Nach ca. zwei Milimetern kommt ein gut fühlbarer Druckpunkt auf. Das Abzugsgewicht liegt bei ca. 300g.
    Weil der Abzugszüngel nach dem Auslösen durchfiel, habe ich eine kleine Inbusschraube als verstellbaren Triggerstop in die Rahmenunterseite eingesetzt.
    Der Abzug ist nur innerhalb sehr enger Grenzen einstellbar.
    An diesem Gewehr gibt es keinerlei Sicherung. Erst das Nachfolgemodell erhielt eine.


    Schaft
    Schon beim Kauf war mir klar, daß der Match-Schaft meines Gewehrs nicht "Original Hämmerli" sein konnte. Das fing schon beim Schaftmaterial an; europäische Sportwaffenhersteller verwenden kein Teakholz.


    Wer sich mit dem Gedanken trägt, selber einen Teakholz-Schaft anzufertigen, sollte den folgenden Absatz lesen. Alle anderen können weiterscrollen.


    Der Teak-Baum ("Tectona Grandis") kommt ursprünglich aus dem südostasiatischen Raum und liefert eines der bekanntesten Edelhölzer. Obwohl es großenteils von Plantagen kommt ist es recht teuer.
    Sein Holz ist nicht so hart wie die hier üblichen Schaftholzarten Nußbaum, Buche und Ahorn, aber dafür recht elastisch. Das kann zu einem Nachteil werden -bekommt man Kratzer und Druckstellen im Schaft, sind sie aufgrund der Zähigkeit des Holzes nur schwer wieder herauszuarbeiten.
    Teak enthält Kautschuksaft und verrottet deshalb sehr langsam. Es verzieht sich nicht, wenn es naß geworden ist, und wird nicht von Holzschädlingen befallen.
    Man kann Teak gut spanend bearbeiten, dafür aber nur schlecht schleifen. Der Staub setzt das Schleifpapier sehr schnell zu, feines Schleifpapier wird regelrecht verklebt.
    Läßt man es unlackiert, muß es von Zeit zu Zeit mit Teak-Pflegeöl (gibts in Baumärkten zu 5,- Euro die Flasche) behandelt werden.


    Der Schaft wurde offenbar von jemandem gefertigt, der was von Holzbearbeitung verstand. Nur ist es eben nicht so einfach ein Gewehr zu schäften.

    Die Systembettung war ungleichmäßig ausgeführt, was bei der Montage zu leichten Verspannungen im System geführt hat. Das System scheint dadurch aber keinen Schaden genommen zu haben.
    Es ist unter der Ladewalze und hinter dem Abzugsbügel mit je einer senkrechten Schraube M5 befestigt.
    Im Vorderschaft wurden in große Bohrlöcher Drehspäne aus Blei eingeschlagen. Das sollte wohl deutlich mehr Gewicht bringen.
    Auf der Oberseite des Hinterschafts ist eine Wangenauflage eingearbeitet.
    Der Pistolengriff hatte anfangs eine ungleichmäßige Oberfläche mit kleinen Kanten, Vertiefungen und Ausbuchtungen, die auch durch die grobe Punzierung zu spüren waren. Beim Nachbearbeiten und Anpassen an meine Hand verschwand die Punzierung dann ganz.
    Anschließend habe ich den gesamten Schaft feingeschliffen, mit Stahlwolle vorpoliert und schließlich mit Teak-Pflegeöl eingelassen.

    Ich bekam das Gewehr mit einer höhenverstellbaren Hakenkappe aus Aluminium.
    Inzwischen habe ich diese Hakenkappe gegen eine Gummischaftkappe ausgetauscht; aufgrund des Prellschlags machte sich die kantige Alu-Kappe bei dünner Kleidung unangenehm bemerkbar.

    Zweibein
    Das Zweibein ist vom Kalaschnikow-LMG "RPK".
    Zuerst hatte ich es so am Lauf befestigt, daß es sich in fünf Sekunden ohne Werkzeug abnehmen ließ. Aber wie mir andere Usern sagten ist so ein Zweibein mit Laufbefestigung zum Einschießen von Luftgewehren nicht geeignet, da sich durch den Prellschlag das System minimal verwindet und so die Treffpunktlage verfälscht wird. Also habe ich von einem Bekannten eine unter den Vorderschaft anschraubbare Aufnahme fürs Zweibein fertigen lassen. Das Zweibein kann ständig am Gewehr verbleiben und so beigeklappt werden, daß es in keiner Anschlagsart stört.

    Schußleistung
    Auf meinem Schießstand habe ich mit Diabolos "JSB 4,52" Streukreise von ca. acht Millimetern bei zehn Schuß auf ca. acht Meter erreicht.

    Das "Hämmerchen" ist zu meinem Allroundgewehr geworden. Es kann fast jede Art von Munition verschießen und braucht wenig Wartung. Mit der nötigen Vorsicht ist es auch zur Grundausbildung von Schützennachwuchs geeignet.