Weihrauch HW35 - Restaurierung

There are 17 replies in this Thread which has previously been viewed 952 times. The latest Post (October 12, 2024 at 9:03 PM) was by Bowman1_de.

  • Servus,

    Bericht in mehreren Teilen über die Restaurierung einer
    Weihrauch HW35 mit Nußbaumschaft und Riemenbügel, von 1969.


    Zustand, noch sehr schöne Brünierung, sehr feiner Flugrost und verschiedensten Verschmutzungen.
    Schaft mit Flecken, Dellen, Kratzern und Kerben.

    Habe die Ehre

    Edited once, last by verodog (October 2, 2024 at 9:20 PM).

  • Glückwunsch zu deinem schönen Gewehr. Deine HW ist eine HW 35 Luxus, bei der Export Version hätte sie den 56 cm langen Lauf und am Pistolengriff wäre ein Käppchen dran. Mir gefallen aber beide Schäfte gleich gut. 👍

  • Servus,

    weiter gehts, vor dem zerlegen des Systems möchte ich noch etwas zu Schlitzschrauben und die dazu passenden
    Schlitzschraubendreher anmerken.
    Es gibt eine unzahl von Schrauben mit den verschiedesten Schlitzbreiten und Tiefen. Ich sammle seit Jahren Schlitzschraubendreher und Schlitzbits, und trotzdem sind immer wieder Schrauben dabei, wo kein Schraubendreher/Bit
    so richtig paßt. Wenn nötig, schleife ich dann einen alten Schraubenzieher(bayrisch) zu.
    Um kleinere Abweichungen auszugleichen und um vor allem brünierte Schrauben zu schützen, nehme ich wie auf den Fotos zu sehen, zum Beispiel einen Gummihandschuh oder flache Gummibänder als Schraubenschutz.

    Habe die Ehre

  • verodog October 2, 2024 at 9:19 PM

    Changed the title of the thread from “Weihrauch HW35 Export - Restaurierung” to “Weihrauch HW35 - Restaurierung”.
  • servus,

    weiter gehts, zuerst wird Kimme und Korn entfernt, als Unterlage verwende ich meistens Kork.


    Danach wird mit einem Splinttreiber das Abzugsgehäuse entfernt.
    Da die beiden Splinte nicht konisch sind, ist es eigentlich egal von welcher Seite man diese entfernt.
    Ich hab mir durch das Restaurieren von Feinwerbaugewehren aber angewohnt, von links zu Montieren und
    von rechts zu Demontieren.

    Habe die Ehre

  • Servus,

    weiter gehts mit dem entfernen des eingeschraubten Hülsenendstückes das die Feder unter Spannung hält.
    Ich benutze hierzu eine 10mm Fieberglasplatte, das weiße ist noch die Schutzfolie.


    Achtung: So wie auf dem Foto zu sehen, darf man die Hülse natürlich nicht in einem Schraubstock fest einspannen,
    das würde diese vermutlich verdrücken. Die Rohr-Schonbacken halten die Hülse nur locker um ein Foto
    zu machen.
    Habe es natürlich trotzdem probiert, mit der linken Hand festgehalten, mit der rechten ein kurzer ruck, und das
    Endstück drehte sich, ging viel leichter als gedacht.

    (Auf dem oberen Foto ist in der rechten oberen Ecke ein Glas mit Wasser und einem 2,5mm dicken Leder zu sehen,
    habe ich vorsorglich vor einige Tagen vorbereitet, sollte ich eventuell eine neue Lederdichtung anfertigen müssen.)

    Da die Leistung des Gewehres beim Joule-test sich weit im unteren Bereich befand, habe ich in diesem Fall das Endstück einfach mit Gegendruck abgeschraubt.
    Achtung: Bitte nicht nachmachen, aus Sicherheitsgründen sollte immer eine Spannvorrichtung verwendet werden,
                        da man meist nicht weiß, wie stark die verbaute Feder ist und diese sich unter Spannung in der Hülse
                        befindet.

    Habe die Ehre

  • Servus,

    zum Demontieren des Laufes wird zuerst auf der rechten Seite die Scharnierschraubenmutter entfernt,


    in diesem Fall mit wirklich einem perfekt passenden Schraubenzieher, da die Schraube am Gewehr optisch sehr auffällig ist.
    Ich habe ich mich so gefreut, dass ich davon ein extra Foto gemacht habe.

    Den Federring unter der Scharniermutter versuche ich nicht zu entfernen, da dieser beim anschließenden
    ausdrehen der Scharnierschraube sowieso abgeht.

    Vorsichtig den Lauf aus der Hülse ziehen und dabei aufpassen, dass die Feder des Verschlußkeils nicht davon springt.



    Gleitscheiben ? , ich habe schon gelesen, dass es Gewehre gibt die nur einseitig eine Gleitscheibe haben,
    Aber gar keine :/, die Schrauben sahen alle nicht danach aus, als wenn das Gewehr schon mal zerlegt wurde.

    Habe die Ehre

  • Servus,

    weiter gehts mit dem Aushängen des Gleitspannhebels aus der Hülse und entfernen des Kolbens.
    Die Lederkolbendichtung ist zwar sehr verdreckt , verklebt und trocken, sieht aber noch gut aus.


    Die Hülse des Gewehres hat einen Innendurchmesser von 30mm.
    Die Lederdichtung ist 12mm hoch und das Leder ist 2,5mm dick.


    Wer eine neue Lederdichtung benötigt, die beste Anleitung die ich gefunden habe ist von
    LuPi Luke, DANKESCHÖN :huldige::dafuer:

    LuPi Luke
    June 11, 2014 at 11:32 AM

    Ich reinige den Kolben, öle die Dichtung, lasse das Öl einwirken, drücke diese aus, wiederhole dies so oft, bis das
    Öl sauber bleibt.


  • Servus,

    und weiter gehts, nach dem Entfernen der Lederdichtung im Lauf, werden alle Teile mit Isopropanol gereinigt.
    Mit Stahlwolle "0000" und Ballistolöl werden die Flugrostpartikel entfernt und Rostansätze abgeschliffen.
    Die Schrauben, Abzugsbügel und Kimme und Korn werden nachbrüniert.


    Der Abzugskasten wird in einem Ultraschallreinigungsgerät gesäubert, dieser hat die passende Größe um auch ein
    FWB 150/300 Abzugssystem zu reinigen.

    Habe die Ehre

  • Servus,

    nachdem das zerlegen,reinigen und nachbrünieren erledigt ist, beginnt die Neumontage.
    Welche Teile geölt oder gefettet werden sollten, dafür gibt es bereits genug Meinungen und Diskussionen
    in den Foren, dass sollte jeder machen, wie er es für richtig hält.
    Kolbenlederdichtung und dessen Bewegungsbereich, sowie das Hülsen-Lauf-Gelenk wird
    geölt, die restlichen Teile werden gefettet.

    Kolben vorsichtig drehend einbringen, wenn die Kolbendichtung an der Stelle ist, wo man den Spannhaken
    einhängt, drehe ich den Kolben um seine Achse und öle die Dichtung etwas nach.
    Spannhaken einführen und einhängen.
    Verschlusskeil und Feder mit den beiden Gleitscheiben anbringen, festhalten und Laufblock in die Hülsengabel
    einschieben.


    Hat beim ersten mal ohne Probleme auf Anhieb geklappt.


    Ich benutze ein Bambusessstäbchen um die Gleitscheiben an die richtige Position zu drücken.
    Zum leichteren einschrauben der Gelenkschraube muß das Gewehr wieder in Knickstellung gebracht werden,
    habe es nur wegen dem Foto geschlossen.


    Beim einschrauben der Gelenkschraube und Mutter benutze ich den Finger eines Gummihandschuhs zum Schutz der Schraube bzw. Mutter. Sprengringe nicht vergessen.
    Nach zweimaligen testknicken habe ich festgestellt , das die Schraube sehr fest angezogen werden kann, ohne das der Knickvorgang zu schwergängig wird. Zuerst Schraube, dann testen, danach Mutter.

    Habe die Ehre

  • Servus,

    es geht weiter mit dem einsetzen einer neuen Feder mit Federführung.


    Ich verstelle meine Spannhilfe auf die benötigte Länge und setze das System ein. Die Spannhilfe hatte ich im Forum schon mal vorgestellt.
    Befestigung des Hülsenendstücks wie auf den Fotos zu sehen.


    Der Schloßkasten wird montiert.

    Die Montagen von Laufdichtung, Kimme und Korn erfolgen mit der Schaftmontage.

    Habe die Ehre

    Edited once, last by Bowman1_de (October 5, 2024 at 11:03 PM).

  • Servus,

    weiter gehts mit dem Schaft,


    Mit Ziehklinge und Dreieckschleifer entfernen wir den Klarlack.
    Die Schaftkappe ist zerkratzt und wird mitgeschliffen, wird später demontiert und poliert.
    Schleifpapier mit Körnung 120, 240, 320.

    Da der Nußbaum-Schaft unschöne dunkle Streifen besitzt, werde ich mit Beize den Schaft etwas dunkler
    beizen, so das diese etwas weniger sichtbar sind.
    Je feiner/glatter das Holz geschliffen wird, desto weniger nimmt dieser die Wasserbeize auf.


    Mit einer Spezialfeile wird das Fischgrätmuster und deren Einfassung in der Tiefe nachbearbeitet
    und mit einer Messingbürste gereinigt.


    Nach dem Schleifen demontieren wir die Schaftkappe und der Schaft wird gewässert, nur anfeuchten,
    nicht ertrinken.
    Trocknen lassen, mit der Hand über den Schaft streichen, die Holzfasern stehen meistens in einer
    Richtung mehr ab. Mit einem neuen Schleifpapier 320 gegen die Holzfaser und natürlich mit dem
    Maserungsverlauf den Schaft fertig schleifen.

    Habe die Ehre

  • ich persönlich habe frueher auch immer alle Schäfte auf "Vordermann" bringen wollen.... aber gemerkt daß gerade bei Waffen in dem Alter vor 1970 der Schaft wohlmöglich schöner wird aber halt fuer Sammler uninteressanter da nicht mehr original. Ich persönlich wuerde heute an dem Schaft wie du ihn hattest definitiv nichts ändern.
    Altersgemäße Patina ist heutzutage gewünscht... und ich verstehe das mittlerweile... da wird nicht mehr jede Delle und Kratzer rausgebügelt und geschliffen... daß muß so.... jedenfalls besser als "bearbeitet" :)

  • Die frisch aufbereiteten Metallteile, insbesondere die Systemhülse und Lauf von außen, eventuell mit Renaissance Wax konservieren. Ich hab mit dem Zeugs immer gute Erfahrungen gemacht.

    Renaissance Wax - Wachspolitur
    Hervorragendes Reinigungswachs für Restaurierungsarbeiten an Münzen, Holz, Metall, Stein und vielen anderen Materialien. Made in Great Britain.
    preservationequipment.de

    Gruß bolz

    dort wo mein sofa ist , fühle ich mich wohl.

  • Servus,

    weiter gehts mit dem Beizen, da noch eine Menge Clou-Pulver-Wasserbeize Nußbaum dunkel 168 vorhanden war,
    habe ich 1 Teil davon mit ca. 6 Teile Wasser verdünnt und mit einem Schwamm den Schaft gebeizt.

    Bei der Oberflächenbehandlung verhält es sich , wie mit dem Fetten und Ölen, es soll jeder das benutzen was im gefällt,
    Hauptsache das Holz wird geschützt.
    Für die Oberflächenbehandlung benutze ich 2K-Pur Lacke Grundlack/Endlack aus dem Profibereich oder drei verschiedene Öle mit verschiedenen Glanzgraten.
    Da mit hoher Warscheinlichkeit der Schaft mit einem Säurehärtenden-Lack lackiert war, und um die Beize zu schützen,
    werde ich wieder Lack verwenden.

    Erste Lackierung mit Grundlack mit Härter und spezieller Verdünnung für Spritzpistole.


    Einen Tag später Zwischenschliff mit Schleifpapier Körnung 320, vom Hersteller empfohlen und Schleifflies.


    Zweite Lackierung mit Grundlack

  • Servus,

    weiter gehts mit Zwischenschliff und erster Lackierung mit polierfähigem Glanzlack, abgestimmt auf den
    verwendeten Grundlack. Nach einem Tag folgt nun letzter Zwischenschliff und letzter Lackauftrag.
    Die Fotos erspare ich euch, da diese fast identisch mit den Grundlackfotos sind.

    Nach der Endlackierung wird dem Schaft vorsorglich mehrere Tage Zeit zum Aushärten gegeben.
    Mit Schleifflies und wo nötig mit 320er Schleifpapier werden kleinste Unebenheiten und Staubpartikel
    von der Oberfläche entfernt.

    Mit zwei verschiedenen Poliermitteln wird nun der Lack poliert, beim gewünschten Glanzgrat habe ich mich
    an einer neueren HW35K orientiert.

    Hinterschaft bereits poliert


    Viele Weihrauch-Speziallisten haben es bestimmt an der Farbe des Schaftes erkannt, dass sich dieser nicht mehr im Orginalzustand befand.
    Es wurde von einem Vorbesitzer die orginale nußbaumfarbige Lackbeize (Klarlack mit Farbpigmenten) entfernt,
    und dann mit Klarlack neu lackiert, war übrigens sehr gut gemacht.
    Der ursprüngliche Farbton ist im Inneren des Schaftes bei der Systemaufnahme sehr schön zu sehen.

    Kaufzustand, wie von mir erworben.

    Ursprünglicher Orginalfarbton des Schaftes.

    Den Orginalfarbton mit einer selbst angemischten Beize zu treffen, ist ziemlich schwierig, da man erst nach dem Lackieren und Polieren das Endresultat sieht.

    Der fertige Schaft, auf den Fotos sieht er etwas heller aus als im Orginal.

    Habe die Ehre

    Edited once, last by Bowman1_de (October 12, 2024 at 9:16 PM).

  • Servus,

    weiter gehts mit der Schaftkappe, die Oberfläche war schon ziemlich glanzlos und hatte tiefe Kratzer.
    Die Schrauben hatten bereits Rost angesetzt, werden entrostet und neu brüniert.

    Mit Schleifpapier Körnung 240 werden zuerst die tiefen Kratzer der Kappe entfernt, dann wird mit 320er, 600er und 1000er
    Schleifpapier nachgeschliffen.


    Die Schaftkappe wird mit einer Polierscheibe auf Hochglanz poliert.



    Im nächsten Bericht folgt der Zusammenbau der Weihrauch HW 35 Luxus.

    Habe die Ehre