Restaurierung. Frage zu Schaft.

There are 57 replies in this Thread which has previously been viewed 3,969 times. The latest Post (August 31, 2024 at 2:46 PM) was by Nordic Shooter.

  • Hallo,

    mir sind Fragmente eines seltenen Weihrauch HW 35 mit Lochschaft zugelaufen.
    Die fehlenden Teile sind im Zulauf, das Ganze wächst wieder zusammen.

    Der Wunsch wäre gewesen, dass der Schaft im Originalzustand verbleibt, die
    Fotos auf der Verkaufsplattform hatten das hergegeben.
    Aber, wie so oft: Bilder lügen. ?(

    Also blieb nichts übrig, als den Schaft kpl. zu entlacken und neu zu machen.
    Am linken Vorderschaft, gibt es einen Ausbruch. Da muss ich noch überlegen, wie
    ich da vorgehe.
    Ansonsten dachte ich daran, eine Beize in heller Holzfarbe aufzutragen, die die
    Maserung des Holzes leicht betont und dann Klarlack in mehreren Schichten.

    Tja. Klarer Fall von denkste. :pinch:

    Selten so ein nichtssagendes, langeweiliges Stück Holz als Schaftmaterial gesehen.
    Paar Flecken, sonst keine Maserung, nichts Aussergewöhnliches, oder Hübsches.

    Jetzt meine Frage: Was tun?

    Sehr dunkel beizen? (Mahagoni?)
    Schwarz? (Mir graut davor)
    Apropos graut, wie wäre es mit einer grauen Beize?

    Der Schaft ist selten, ich will da nix versauen. Schon das Entfernen der sehr hartnäckigen
    Farbe war eien Herausforderung, damit die Form nicht leidet. Extrem aufwendig, im
    Bereich des Daumenlochs.


    Das soll schon gut aussehen...

    Was meint ihr? Was würde da am besten passen?


    liebe Grüsse ... Patrick

  • Hallo Patrick,

    wenn du den Schaft etwas mehr leben geben möchtest, musst du die Maserung anfeuern.

    Wenn du den Schaft seidig glatt geschliffen hast, gibst du satt dunkelgraue oder Schwarze Beize auf. Die lässt du trocknen und schleifst den Schaft danach mit feiner Stahlwolle wieder glatt. Die weichen Holzschichten haben jetzt mehr Beize aufgenommen als die harten und sind dadurch dunkler. Jetzt trägst du die Beize deiner Wahl auf und lässt diese wieder trocknen. Zum versiegeln nutz du jetzt mehrere Schichten Leinölfirnis oder Tru Oil. Am Ende hast du die Maserung deutlich hervorgehoben.

    Ich habe mit dieser Technik aus einem HW 30 Schaft richtig etwas herausgeholt.

    Vorher:

    Nachher:

    Vielleicht wäre das ja etwas für dich?


    Schöne Grüße

    Heiko

    Planlos geht mein Plan los.

    RxNIznfLcu3TfsI0O5CwuGJ0QlPf5w2LcQr7VdOJ-rp-ZPYlq7aXTX98tWRHhD5WB3lqh3F8h09LKGZwOVegoIDXwgggWAG8b_j0wzFJ9Txf6UUXv_QfNcBIyrz1fCa7mSmknI5jOLdhVU3JSj2zGPskJgjkNG8y-SK7Dmel_LZhelAL1lRM5TfFQ7DA1AGXakN69yexxrqkai3AV9KSYE8f_da3Wa5L6dziVeH_eFKUUpyfE5nDQz_eYvzDWUNpB-S0NH6MY1BywFfxFqHjuV8MD9EI_i1Ct1mRhOqfwapTFV5Hgg68NtHs2CIWgOU8cB2-NcIe02lIORbzgoJGwbyzng9gL1X7IcBsLJEnYWIKYz7jaOGoFksgXByNJgCpe8usY0KbF_na1_BuzweTv31-5SEZd2jXiJy-Jh4duyKYxEpmQroHM0f51Pf6r1fTJJ5g0dJo7T4NARUu9p_lBR0LU0FLQKbtyPIE7OW5DKCNHVFljF1yp9nKaIlpYyKLR_ixsukJpHGXB8-86KiJnEer-7gqeD0H8UGQ7gYNaGsYRcIgcKLo_hoIFu_Lh6dQmOdCVg=w590-h80-no

  • Servus,

    Einer meiner FWB150 Schäfte sah ähnlich aus, ich hab ihn mahagonifarben gebeizt. Wenn Du ihn heller, Holzfarbton ähnlich Weihrauch haben möchtest, wäre es auch eine Möglichkeit, wie die Schafthersteller Holzlack in einem gewünschten Fabton etwas einzufärben. Dadurch kommt die Maserung natürlich auch nicht besser zur Geltung, aber sieht gleichmäßig aus.

    Habe die Ehre

  • Hallo Patrick

    Ich kann Heikos Tipp nur zustimmen.

    Ich habe vor Jahren versucht einen alten langweiligen Gamo Schaft mit Clou dunkel Grau zu Beizen. Nach dem trocknen fand ich ihn noch mehr zum Kotzen als vorher mit Lack ( sah aus wie dreckiges Schwarz). Da habe ich erst versucht mit etwas Wasser die Beize ab zu spülen (zum Glück mit zu wenig). Nach dem trocknen kam eine vorher kaum sichtbare Massering raus. Ich hab dann mit 1200 Schmirgel nachgearbeitet und mit Mahagoni gebeizt zum Schluss mehrere Schichten mit Leinöl . Er sah dann nicht mehr so langweilig aus und ist top geworden.

    Gruß Marco

  • Die gute alte Spiritusbeize ist das, was ich nur noch nehme. Gibt es in der Bucht noch in Kleinmengen und lässt sich mit Spiritus beliebig verdünnen. Ich hab immer Schwarz, Orange, Mahagoni und Nussbaum bereitstehen. Trocknet superschnell und ist gut zu verarbeiten.
    Wie sieht Dein Schaft denn aus, wenn er feucht ist? Oft schlägt die alte Herstellerbeize noch mal durch.

  • Wie sieht Dein Schaft denn aus, wenn er feucht ist?


    So sieht der Schaft feucht aus.

    Eher fleckig, als eine durchgehende Maserung.
    Überlege gerade erst mit Teak zu beizen, das zu beschleifen
    und danach mit Birnbaum zu beizen.

    Bin noch unsicher... :/

  • Was willst Du nehmen? Clou Wasserbeize?
    Ich behaupte mal, dünne Teak-Beize dürfte genau so aussehen, wie jetzt der feuchte Schaft.
    Ich würde es, wenn es hell bleiben soll, mit dünner Kirschbaum probieren. Und vielleicht wirklich noch mal zurückschleifen, wie Ferrobell das vorgeschlagen hat. Das ist zwar Buche, aber so ganz ohne Maserung ist der Schaft ja gar nicht.

  • Oje,

    schöne Maserung sieht anders aus, ob Du da durch Beizen und ölen etwas rausholen kannst bezweifle ich.

    Ich lehne aber persönlich auch jede Beize ausser Schwarz ab, ich würde ihn mit schwarzer Spiritusbeize " tot " färben und dann durch vorsichtiges Schleifen die Holzfarbe wieder durchscheinen lassen.

    Was nicht heißen soll, das hier im Forum mit Nussbaum und Mahagoni nicht schon beachtliche Erfolge erzielt worden.

  • Oje, noch ein Leidensgenosse. Ich habe auch eine HW35 mit Lochschaft in Bearbeitung. Hier ist der Zwischenstand.


    Ich hab´ mich schon zum Hänneschen geschliffen, aber die schwarzen Stellen (vor allem wo über Jahrzehnte ständig Kontakt mit der Hand war) sind schon ganz schön hartnäckig und ich befürchte, die bekommt man auch nicht wirklich mehr raus. Bei einem anderen Schaft habe ich früher mal versucht diese schwarzen Verfärbungen mit Wasserstoffperoxid zu bleichen. Hat aber nicht wirklich funktioniert und ist auch nicht gut für das Holz. Auch nicht mit Chlorbleiche. Dreck ist halt eben Dreck. Aber ist schon verwunderlich, wie diese Ablagerugen durch den originalen Lack in das Holz ziehen.

    Der Tip mit schwarzer Beize und erneutem abschleifen die Maserung zu betonen, klappt gut. Hier mal eine alte HW30 als Beispiel.



    Aufgetragen wurde erst schwarz, dann geschliffen, dann grün, dann geschliffen und dann Leinölfirnis. O.K. man braucht ein wenig Mut zur Farbe, aber bei der HW30 gefällt es mir. Passt auch gut zur originalen Brünierung, die über die Zeit braun geworden ist.

    Bei dem Lochschaft der HW35 bin ich aber noch nicht so mutig.

    Rakell

  • Ich erinnere mich an eine Reportage.

    Da wurden Holzteller in eine Art Brennofen gestellt.

    Durch eine Scheibe konnte man dann sehen, wie die Teller langsam ein Muster bekommen haben.

    Ich habe ebenfalls einen Bericht auf Youtube gesehen, in dem jemand eine Maserung gemalt hat.

    Das konnte er ebenso auf Holz wie auch einer Autotür.

    Das fand ich schon sehr beeindruckend.

  • Ich habe ebenfalls einen Bericht auf Youtube gesehen, in dem jemand eine Maserung gemalt hat.

    Es gab mal einen Traumwagen.
    Einen richtigen Traumwagen...

    Den Facel-Vega HK 500.

    Schaut Euch dieses prächtige Holz an:

    Quelle: R. Owen. Supercars.net


    Alles Blech, Handbemalt.

  • Oje, noch ein Leidensgenosse. Ich habe auch eine HW35 mit Lochschaft in Bearbeitung. Hier ist der Zwischenstand.

    Ist wie bei mir.

    Der Bereich um das Daumenloch. Kannste schleifen, so lange Du willst.
    Gib Wasser dran. Schwarz. :(

    Tja. Werde nun weiter durchschleifen, bis 1.200, das Loch am Vorderschaft 'ausbügeln'
    und dann mit verschiedenen Beizen rumprobieren.
    Irgendwas wird's schon werden. ^^

    Jedenfalls danke, für Eure Tips. Werde weiter berichten.
    Das Grün ist übrigens sehr OK... :thumbup:

    liebe Grüsse ... Patrick

  • Servus,
    beim Schaft verodog, würde ich nochmal noch weiter abschleifen.
    Dann versuchen (verodog und Rakell) mit Orangenschalenreiniger, Terpentin und anderen Lösungsmittel, die Lack und Schmutzreste aus den Schaft etwas auszuwaschen. Es kommt auf die Basis des Lackes an, der ursprünglich verwendet wurde, sollte es ein Säurehärtender-Lack aus den 60er/70er Jahren handeln, wird es nicht viel bringen, aber versuchen würde ich es trotzdem.
    Wie ich schon mal geschrieben habe, sind die dunklen Flecken meist an den Hirnholzstellen oft Rückstände von den Orginalfarblacken die sich durch das schleifen erwärmen und sich diese Schmierpampe (Lack und Schmutz) ins Holz als dunkle Flecken im Holz einlagern.
    Ich bervorzuge immer zum entfernen des alten Lackes, zuerst Ziehklingen zu benutzen, dann schleifen.

    Habe die Ehre

  • Ich bervorzuge immer zum entfernen des alten Lackes, zuerst Ziehklingen zu benutzen, dann schleifen.

    Ziehklinge hatte ich versucht. Ist auch meine erste Wahl
    Aber der Lack war sehr spröde und hartnäckig. Keine Chance,
    ohne das Holz zu beschädigen.

    Pöhser Schaft! ^^

  • Ich benutze auch immer eine Ziehklinge. Bei hartnäckigem Lack weiche ich ggf. vorher kurz mit Abbeizer an. Dann gehts meist ganz gut. Dass durch schleifen und damit erwärmen Schmierpampe entstehen kann, kann ich grundsätzlich nachvollziehen. Das passt aber nicht zu der Beobachtung, dass die Verfärbungen haupsächlich an den Stellen sind, wo Handkontakt war. Wie auch immer. Ich versuche mal, ob man den Dreck mit Lösemittel zumindet teilweise auswaschen kann.

    Rakell

  • Eigentlich macht man das nicht, weil es das Holz theoretisch angreift (Auswaschen von Lignin wird da angeführt), aber wenn da hartnäckiger Handschweiß/Fettschmutz aus dem Holz muss, eignet sich Backofenreiniger...
    Bei alten mit Cosmoline und Schuhcreme "gepflegten" Militärschäften ist das immer noch ein guter Tip.

  • Servus,
    wenn es sich nicht um Schmutz sondern um Gerbsäureflecken handeln sollte, Tanninreaktion im Holz:

    Gerbsäure ist ein natürlicher Inhaltsstoff von Holz. Eichenholz ist der Spitzenreiter bei der Höhe Gerbsäureanteils, dicht gefolgt von Nussbaum und Eschenholz.

    Wenn sich der Farbstoff der Gerbsäure einmal ausgebildet hat, ist der mit haushaltsüblichen Mitteln meist nicht mehr zu entfernen. Hier hilft ein sogenanntes Gerbsäurespray. Würde auch nach "Haushaltsmittel" zu Gerbsäureflecken suchen.

    Nur zwei interessante Seiten im Internet

    Vorteile der Gerbsäure im Naturprodukt Holz - Holz-Liebling
    Wir stellen euch die Eigenschaften der Gerbsäure im Naturprodukt Holz vor, erklären die Vorteile und den richtigen Umgang damit.
    www.holz-liebling.de
    Dunkle Verfärbungen im Holz
    Einsatzbereich Die Entstehung dunkler, unansehnlicher Verfärbungen im Holz geht in der Regel auf alkalische Reaktionen zurück. Das im Holz…
    www.wocashop.de

    Habe die Ehre

    Edited once, last by Bowman1_de (August 15, 2024 at 5:56 PM).

  • Ich würde ihn dunkelbraun beizen, Punzierungen im Bereichs des Griffs und des Vorderschafts, um etwas Auflockerung zu erzielen. Lederfarbe mit dem Pinsel auf die punzierten Flächen auftragen. Das ganze dann mit dunklem Schaftöl und Leinölfirnis behandeln und mit einem Holzwachs einspühen und von Hand, mit einem weichen Lappen, polieren - fast wie Schuhe putzen ;)



    Punzieren ist übrigens einfacher als man denkt - habs hier auch schon gepostet wie es geht ;)

    Gruss Jürgen