Ein weiteres 42a kompatibles Messer ist mir vor die Füße gekommen und schreit nach einem Testbericht. Es handelt sich um ein sehr kompaktes Slipjoint. Das With Armour Kris.
Gesamtlänge: 154mm
Klingenlänge: 65mm (ab vorderster Griffkante gemessen)
Grifflänge: 89mm
Griffhöhe: 19,5-23,4mm
Griffstärke: 9,5mm ohne Clip, mit Clip 13,6mm
Klingenstärke: 2,2mm
Klingenstahl: D2 mit 61HRC
Gewicht: 69g
Öffnungshilfe: Nagelhau
Preis: 38,95€ UVP (Stand Juni 2022, Haller Stahlwaren)
Die Lieferung erfolgt in einem schicken kleinen Karton.
Nimmt man den Deckel ab, kommt der nächste Deckel...
... und darunter dann endlich das Messer samt einem Stück Papier, drapiert auf einer Schaumstoffeinlage.
Dieser Zettel, der grausig ins Englische übersetzt ist, erzählt uns ganz offenkundig dass With Armour ein chinesisches Unternehmen ist dass seit mittlerweile 15 Jahren Messer und Werkzeuge für amerikanische und europäische Firmen produziert. Seit 2010 produzieren sie unter diesem Label auch ihre eigene Serie. Der Rest des Textes ist ein hochtrabendes Loblied auf das Unternehmen. Auf der anderen Seite wird uns mit dem ersten Satz eine lebenslange Garantie versprochen. In den darauf folgenden Sätzen werden aber gleich mal alle nur erdenklichen Fälle von der Garantie ausgeschlossen. Letztlich hat man den Eindruck dass das Messer nur solange von der Garantie geschützt ist, bis man es benutzt hat.
Hier hat man nun also ein kleines, sehr leichtes Slipjoint mit G10 Griffschalen. Mit 69g ist es so leicht, da kann man schon mal vergessen dass man es dabei hat. Ein wirkliches Fliegengewicht.
An der Verarbeitung gibt es nichts zu bemängeln, alle Kanten sind gleichmäßig und glatt. Es liegt schön flach in der Tasche an. Dennoch ist es breit genug um auch große Hände soweit auszufüllen, dass man noch halbwegs vernünftig damit arbeiten kann. Da hat sich definitiv jemand Gedanken gemacht.
An der 42a Kompatibilität gibt es hier keinen Zweifel. Die Arretierung hält die Klinge fest im Griff. Sie sitzt mittig zwischen den Griffschalen und die Schneide berührt keine Rahmenteile. Es einhändig zu öffnen bedarf einer so übertriebenen Fingerakrobatik, dass man lieber schnell die andere Hand zur Hilfe nimmt. Definitiv ein Zweihänder. Dazu noch als Slipjoint natürlich ohne Feststellmechanik.
Ist die Klinge geöffnet, greift die Arretierung spürbar zu und hält die Klinge mit ausreichendem Druck offen. Interessant ist die, von den Griffschalen ausgelagerte, Sperrmechanik. Auf dem Griffrücken ergibt sich ein Druckpunkt für den Daumen, mit dem man der Klinge zusätzlichen Widerstand gegen versehentliches Einklappen geben kann. Man könnte schon fast von einem Friction-Folder sprechen.
Die G10 Griffschalen sind griffig und top verarbeitet. Zusätzlich sind auf dem Griffrücken hinten und vorne Riffelungen angebracht. Rechts auf der Klinge sehen wir dass sich eine Firma namens Roardragon für das Design des Messers verantwortlich zeichnet. Roardragon glänzt hauptsächlich mit taktischen Designs, was bei beim Kris auch gut umgesetzt wurde. Die beiden Fingermulden sind super positioniert. Für feinere Arbeiten kommt man mit dem Zeigefinger ausreichend dicht an die Klinge.
Am Ende des Griffes finden wir wie üblich ein Lanyardhole mit 3,9mm Durchmesser und einen strammen Clip der das Messer tief in der Tasche verschwinden lässt. Von deep-carry kann man noch nicht sprechen, aber es bleiben immerhin nur 5mm des Messers sichtbar. Was eigentlich unüblich in dieser Preisklasse scheint, ist dass der Clip versetzbar ist. Er lässt sich entweder rechts oder linksseitig in der Tip-up Stellung anbringen. Somit sind Links- und Rechtshänder gleichermaßen bedient.
Out of the Box ist die Schärfe gut. Leider ist die Schneide etwas ungleichmäßig geschliffen. Das vordere Drittel ist sehr glatt, während der Schliff im hinteren Drittel recht grob wird. Das Finish der Klinge wirkt wie eine Satinierung die leicht anpoliert wurde. Sie ist in alle Richtungen spielfrei.
Fazit:
Aufgrund seiner kompakten Maße, dem geringen Gewicht und der 42a Kompatibilität ist dieses Messer für mich ein perfektes EDC für Aktivitäten bei denen man nur selten ein Messer braucht und auf eine große Klinge verzichten kann. Zudem bekommt man für 35-40€ eine gute Verarbeitung, eine brauchbare Klinge und ein passables Design. Die leichten Ausbesserungsarbeiten an der Schneide, die zumindest bei meinem Exemplar nötig waren, kann ich dabei verschmerzen. Für Leute die den perfekten Spagat zwischen Kompaktheit und gebräuchlicher Größe suchen ohne viel ausgeben zu wollen, kann ich dieses Messer empfehlen.