Anschütz 275. Das bessere Haenel?

Es gibt 125 Antworten in diesem Thema, welches 16.134 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (18. Januar 2022 um 09:21) ist von Moorhuhn-FT.

  • Hallo,

    in den letzten Jahren hatte ich schon jede Menge Haenels auf dem Tisch und

    konnte (bis auf ein 49a X( ) alle wieder zum Leben erwecken.

    Ungezählte Haenel 310 und 49a waren darunter, bilden doch diese die Basis

    meines Hobbys.

    Alleine dem Anschütz 275 hatte ich mich immer erfolgreich verschlossen.

    Kollegen meinten zwar, in eine Haenel-Sammlung gehört auch ein Anschütz,

    aber ich wollte nichts davon wissen.

    Wozu brauche ich ein westdeutsches 310? Zudem die Preise dafür und auch für

    die Ersatzteile unerfreulich hoch sind.

    Bis mir letzte Woche ein Paket ins Haus kam. Von einem Kollegen verordnet.

    Inhalt: Ein sehr gebrauchtes Anschütz 275. :huh:

    So sah das aus:


    Was ich in 43 Berufsjahren gelernt habe ist:

    Kunden lügen.

    Lieferanten lügen.

    und seit meinem Diana 50M:

    Bilder lügen.

    So auch hier. Magazin fehlt, Das Holz war mal feucht gewesen, der Lack bröckelig, der ganze

    Schaft stinkt wie ein Biber.

    Brünierung fehlt komplett, dafür hat es reichlich Rostnarben.

    Sicherung fest, Abzug ohne Funktion, Das Teil rastet beim Spannen nicht ein.

    Plus: Nichts ist vertüddelt und bis auf das Magazin ist das Ding komplett.

    Gestern habe ich dann mal komplett zerlegt, das Teil. :cursing:

    Stundenlang!

    Das Bodenstück mit der (festen) Sicherung hatte sich dauerhaft mit der Systemhülse

    vereinigt und der Treibstift des Bodenstückes machte aus Sympathie gleich mit.

    Nachdem ich das endlich draussen und sich der Blutdruck wieder im Normbereich

    eingependelt hatte, wollte ich nur noch g'schwind das Kolben/Feder-Paket rausziehen.

    Klarer Fall von Denkste!

    Natürlich hing die Federanlage an einem Grat an der Systemhülse fest. Also kurz weg-

    gedremelt, den Grat und... Nichts!

    Offensichtlich hatte sich die Federanlage mit dem Bodenstück abgesprochen und

    bildete einen innigen Verbund mit der Hülse.

    Die Zeit verging. Wekzeug, Flüche und Verwünschungen wurden immer gröber.

    Irgendwann hielt ich das System in der Hand, starrte auf die Federanlage und dachte

    darüber nach, wie ich die Anlage da raus bekomme...

    Da machte es 'Plöpp!' und das ganze Geraffel sprang hinten raus. Bin ich erschrocken!

    Rausfummeln ging noch ein bissle, dann hatte ich alles auseinander und konnte

    Bestandsaufnahme machen:






    Positiv:

    Die großflächigen Rostnarben befinden sich fast komplett verdeckt vom Schaft.

    Nach der Bearbeitung und Neubrünierung, wird kaum etwas sichtbar sein. Nur

    links am Laufansatz wird man Rostnarben erkennen.

    Werde die Hülse strahlen lassen und sie wird eine Industriebrünierung bekommen.

    Hier kommt Täuschen und Tarnen vor Schönheit.

    Die Feder wirkt neuwertig, ist Pfeilgerade und stramm.

    Es ist eine Kunststoffdichtung montiert. Werde eventuell diese dennoch ersetzen.

    Stoßröhrchen gerade und frei.

    Lauf frei und blank.

    ...und ich bekomme die notleidenden Teile incl. einem guten Schaft von einem

    Forenkollegen.

    Dafür noch mal vielen Dank! :thumbup:

    So könnte das doch noch was werden, mit dem Westspion in meiner Haenel-

    Sammlung. IM Anschütz. ^^

    Was mich überrascht hat ist, wie weit das Anschütz doch vom 310 entfernt und

    wie nahe es am 49a ist.

    Sicherung und die lummerige Abzugsmimik sehen ganz nach 49a aus. Auch der

    Drei-Schrauben-Abzugsbügel, sieht sehr nach 49a aus. Nur in stabil.

    An das 310 erinnert die angeschweisste Spannhebellagerung und das Dreiecksblech,

    also die untere Abdeckung.

    Der Spannhebel selbst ist anders, als bei den Haenel. Auch die Visierung hat nichts

    mit der östlichen Konkurrenz zu tun.

    Und statt Spannstiften und Madenschrauben benutzte Anschütz überall Kerbstifte.

    Memo an mich: Kerbstifte ausbohren ist nervend. Möglichst vermeiden!

    Oben in der Systemhülse hat Haenel gegenüber dem Magazin eine kleine Mulde

    im Lauf, wo die abzuschiessende Kugel gehalten wird.

    Anschütz hat da eine federbelastete Kugel, die von aussen mit einer Verschluss-

    Schraube fixiert ist.

    Der Sinn dieser Vorrichtungen ist, zu verhindern dass die Kugel vor Schussabgabe

    aus dem Lauf rollen kann. Die Anschütz-Konstruktion erscheint hier wirkungsvoller.

    Zum Vergleich, Haenel 310:


    ...und 49a:



    Wirklich auffallend, aus wie wenigen Teilen das 310 doch gefertigt wurde.

    Von der Konstruktion her halte ich das 310 für das eigentliche Schießbuden-

    gewehr der Wahl, da sehr einfach und reparaturfreundlich aufgebaut.

    Im Vergleich zu Anschütz und 49a eine echte Weiterentwicklung.

    Interessant, die drei im direkten Vergleich zu sehen.

    So. Wenn die Teile kommen, geht's ans Reinigen und Zusammenbauen.

    Derweil geht die Hülse zu Chrom-Schmitt zum Brünieren.

    Die defekten Teile und den Schaft werde ich gelegentlich aufarbeiten.

    Die bleiben natürlich beim Gewehr und sind dann jederzeit rückbaubar.

    Werde berichten, wie es weitergeht mit IM Anschütz.

    liebe Grüsse ... Patrick

  • Hallo!

    Was mich überrascht hat ist, wie weit das Anschütz doch vom 310 entfernt und

    wie nahe es am 49a ist.

    Das Anschütz 275 ist für mich irgendwie eine Lösung nach dem Motto:

    Das beste aus beiden Welten (49a und 310). :thumbsup:

    Ein Anschütz 275 gehört in jede Sammlung , denke ich.

    :thumbup: Volle Zustimmung!

    Seit dem ich 2 Anschütz habe sind die Haenels (leider) für mich mehr oder weniger uninteressant geworden.

    Zumal beide besser und zuverlässiger funktionieren/treffen als jedes Haenel welches ich je besaß.

    LG

    Thorsten

    Früher war nicht alles besser, nur anders.

    Aber meistens ist anders einfach nur besser! ;)

    8) >>>VDB-Fördermitglied<<< 8)

  • Ich gönne Dir das Anschütz.

    Durch den erwähnten Forenfreund komme ich nun auch endlich an mein Korn A.

    Das war der ursprüngliche Grund, warum ich ins Forum kam.

    Ich bin auf Deinen weiteren Bericht gespannt.

    Gruß, Ralf
    Alt, aber bewaffnet. :thumbsup:

    Orbis non sufficit quod Omnia tempus habent.

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    Anschütz 275 in Action. :thumbsup:

    Knickst Du noch, oder repetierst Du schon? (© Nosferatu2008)

  • RG1755

    Sehe ich auch so.

    So ein Anschütz gehört einfach dazu.

    Hab auch zwei verschiedene Ausführungen davon.

    Eins macht leicht schleifende Geräusche beim spannen.

    Schießen aber beide wirklich gut und sind zum Glück komplett rostfrei.

    verodog

    Vielen Dank für den ausführlichen Bericht.

    Grüße Jens

    Treffen tun die anderen ;)

  • Hallo Patrick,

    bin sehr gespannt auf die nächsten Beiträge. Nicht vergessen viele Bilder zu machen. Mein 275 habe ich vor ein paar Jahren für 75 € mit verstopftem Lauf gekauft. Dank der Messingröhrchen/ 3mm Bohrer Geschichte hatte ich den schnell wieder frei. Der Rest war genauso "kaltverschweisst" und zusammengegammelt wie bei dir. Die Teile haben so gelitten das ich keine Lust mehr hatte und seitdem liegen sie auf dem Dachboden.

    Vielleicht inspirieren mich deine heilenden Hände ja sie da runter zu holen. ;):thumbsup:

    Schönen Gruß
    Michael

    Sommer ist solange die Pfütze nicht zufriert!

  • Vielen Dank für den ausführlichen Bericht.

    Gerne!


    Vielleicht inspirieren mich deine heilenden Hände ja sie da runter zu holen.

    Aber Hallo!

    Grad' wenn's klemmt, muss man bei.

    Frag' meine Frau. ^^

    liebe Grüsse ... Patrick


    uups... hab' ich das gerade gesagt? :huh: nö. nööö. Niemals. :saint:

  • und seitdem liegen sie auf dem Dachboden.

    Dann wird es aber jetzt Zeit es instandzusetzen, denn ...

    1) wenn Patrick gerade dabei ist, könnt ihr Euch austauschen, wenn es wo hakt. Und ...

    2) die kalte Jahreszeit ist lang und ist ideal für diese Arbeiten.

    Wäre ja toll, wenn gleich zwei 275er wieder auf Röhrchenjagd gehen könnten. ;)

    Knickst Du noch, oder repetierst Du schon? (© Nosferatu2008)

  • und seitdem liegen sie auf dem Dachboden.

    Dann wird es aber jetzt Zeit es instandzusetzen, denn ...

    1) wenn Patrick gerade dabei ist, könnt ihr Euch austauschen, wenn es wo hakt. Und ...

    2) die kalte Jahreszeit ist lang und ist ideal für diese Arbeiten.

    Wäre ja toll, wenn gleich zwei 275er wieder auf Röhrchenjagd gehen könnten. ;)

    Da hast du sicher recht und ich hätte auch nichts dagegen wenn es wieder schiessen würde. Leider habe ich so gar keine Zeit mich darum zu kümmern.

    Röhrchen zum Jagen hätte ich allerdings genug hier.

    Schönen Gruß
    Michael

    Sommer ist solange die Pfütze nicht zufriert!

  • Wenn ich mir das obere Video anschaue, bin ich doch erstaunt,

    wie einfach der Heinz Reinecke das Anschütz spannt.

    Das ist beim Haenel oftmals eher mühsam.

    Da bin ich mal gespannt, wie das ist, wenn ich das 275 fertig hab'.

    Wenn es soweit ist, kann ich dann gern das Fragezeichen aus deiner Überschrift wegeditieren :wickie:

  • Wurde ja auch Zeit, dass in die schöne Haenel-Sammlung mal eine kleine Abwechslung einzieht.

    Auch wenn es aus der alten Verwandtschaft früherer Zeiten ist.

    Ging mir ja auch so, nur war es bei mir freiwillig und aus Neugier ;)

    Deine Worte: "Kein Haenel ist wie das andere"

    und so sieht es aber auch bei den anderen Fabrikaten scheinbar aus.

    Varianten in Kimme, Korn, mit / ohne Schaftkappe und sogar Laufdurchmesser 15/16/17mm fühlen sich zwischen meinen Haeneln garnicht unwohl.

    Nur das Anschütz-Schorr fehlt leider noch.

    Wenn es bei Dir doch noch mehrere werden sollten, ist das vorgestellte Hilfswerkzeug unseres 5085-0fc3d25681de69ca8b334b6ab41df0ae61e88430.jpg

    sehr nützlich:

    , hier seine Zeichnung und meine Feilübung (Stück Stromschiene fehlt jetzt irgendwo)

    Wenn es bei dem Einen bleibt, dann wenigsten diesen kleinen Bolzen:

    D7x10mm

    Wenn er da liegt, und Du beim Zusammenbau bist,

    kommt die Stelle wo die Montage mit seiner Hilfe leichter geht .

    Grüße am Abend

    Frank

  • Hallo,

    heute habe ich die Systemhülse, den Abzugsbügel, die Abzugsführung,

    die Dreieckskappe und das Endstück vorbereitet.

    Die Teile gehen heute mittag zu Chrom-Schmidt. Dort wird gestrahlt

    und brüniert.

    Habe mir dann die Kolben-Einheit vorgenommen. Alle Teile entrostet,

    die völlig vergnaddelte Federanlage hergerichtet und alles wieder

    suber und gefettet zusammengebaut.

    ++



    So kann sich das sehen lassen.

    Die anderen Anbauteile müssen noch bissle warten. Hab' für heute genug

    Roststaub eingeatmet. *hust*

    Als nächstes geht's an den Schaft...

    liebe Grüsse ... Patrick

    PS.: zambuk

    Dannke für den Hinweis auf das Werkzeug!

    Hast Du vielleicht auch einen Link wg. der Anwendung?

  • Moin Patrick!

    Rifleman
    8. Dezember 2017 um 17:13

    Falls du das nicht innerhalb der nächsten 7 Tage benötigst, kann ich dir das gerne ausdrucken.

    Oder ich schicke Dir mein Tool zu.

    Das Teil ist Gold wert.

    Danke nochmals an Rifleman für die Vorstellung dieses Tools!

    LG

    Thorsten

    Früher war nicht alles besser, nur anders.

    Aber meistens ist anders einfach nur besser! ;)

    8) >>>VDB-Fördermitglied<<< 8)