Unbekannter Vorderlader Hilfe

Es gibt 15 Antworten in diesem Thema, welches 2.877 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (4. Januar 2021 um 17:26) ist von gerald.aller.

  • Hallo Forum,

    aus einem Nachlass habe ich mehrere Vorderlader bekommen. Die üblichen Investarms und Dikar und ein Modell, welches mir Rätsel aufgibt. Hier mal was ich weiß:
    - Vorderlader mit Perkussionschloss
    - Schloss mit Schenkelfeder
    - Glattlauf, magnetisch, etwa 13mm Durchmesser
    - keine Beschusszeichen oder sonstige Angaben auf dem Lauf, auch nicht darunter
    - Gravur auf dem Lauf "I HAS IN NEUSTADT"; der Querstrich des "N" ist geschlagen, der Rest graviert
    - Piston mit Loch

    Hat jemand eine Idee, was ich da habe? Anbei einige Fotos.

  • Da haste wohl was älteres bekommen,evtl weiß ja jemand mehr darüber, ich kann dir nur soviel sagen, NICHT aufarbeiten, sondern so lassen wie es ist!!! und der Querstrich im "N" ist genauso graviert wie der Rest, da ist nur die Einlage verloren gegangen.

  • Der Büchsenmacher könnte im "Neuen Stöckel" von Eugen Heer, aufgeführt sein.

    Ansonsten gibt es nicht viel zu sagen. Ein einfaches Jagdgewehr,
    welches vermutlich von Steinschloss auf Perkussion umgebaut wurde.
    Hergestellt, vielleicht in den 20ern und umgebaut zwischen30 und 50.

    Einmal editiert, zuletzt von Pellet (2. Januar 2021 um 10:15)

  • So wie die Schlossmortise ausgeführt ist, dürfte das Gewehr von vornherein als Perkussionsgewehr gebaut worden sein. Was aber nicht heißt, dass der Lauf nicht schon älter und wiederverwendet ist.
    Zwischen 1830 und 1850 würde ich auch sagen.

  • Ist das ein Abzugsbuegel aus Holz?
    Vom Stil wuerde ich auf eine einfache Jagdwaffe aus der Zeit um 1840 herum tippen.
    Bei dem für Schrot recht kleinen Kaliber könnte es eine Buechse sein, die später mal glatt aufgebohrt wurde. Gibt es Kimme und Korn?

  • Danke für die interessanten Hinweise.

    Ja, der Abzugsbürgel scheint aus Holz zu sein. So wie ziemlich viel an der Waffe. Allein der aufwendige Abzugsschutzbügel aus Holz, sehr aufwendig. Lauf und Schaft sind mit kleinen Bolzen verbunden, ähnlich wie Nägel aber ohne Kopf. Auch die Schrauben sind unförmig für heutige Verhältnisse. Die Waffe hat nur Korn, keine Kimme.

    In der Gesamtschau dieser vielen Kuriositäten dachte ich eher an eine Dekowaffe, extra auf alt gemacht.

  • Solche Abzugsbügel aus Holz finden sich beim "Kapuzinerschaft" (18./19. Jahrhundert). Das war keine Dekowaffe, sondern ein bewusstes Stilmittel der damaligen Zeit. Tolles Teil!

  • Noch ein Gedanke, sind die Maße normal oder ist das gesamte Gewehr etwas kleiner gehalten? Dann könnte es sich um eine Knabenflinte handeln, dafür wäre das kleinere Kaliber typisch.

    Hölzerne Abzugsbügel waren im Deutschen Raum nicht ungewöhnlich, dass der Lauf mit Stiften verbunden ist passt auch für eine einfache Waffe. Eine der vorderen Befestigungen sollte einen etwas größeren Durchmesser haben, denn die Waffe dürfte einmal einen Riemenbügel besessen haben (als Gegenstück zum Riemenknopf).

  • Versuch es mal mit einer Münze aufzuschrauben.
    Es könnte ein kleiner Behälter für Zündhütchen sein.

    Aber vermutlich ist es nur ein Schutz für den Schaft, wenn man das Gewehr abstellt.

  • Nach all den Fotos und Informationen denke ich das es sicherlich eine Orginalwaffe aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ist. Es gibt viele "Neustadt". Vom Stil sicherlich aus dem deutschsprachigen Raum.
    Vielleicht wirklich schon für Schrot oder auch Kugel im Nahbereich auf Wildschweine gedacht. Die fehlende Kimme deutet auch darauf.
    Fehlende Gravuren oder Schnitzereien deuten auf die Zeit nach 1790 hin, falls sie vom Steinschloss aptiert sein sollte.
    Die "Schraube" am Schaftende dient als Schutz, wenn man die Waffe zum Laden auf den Boden abstellt. Glaube nicht, das da was drin ist, aber mal schauen...
    Die Abmessungen scheinen normal zu sein. Der"normale" Abstand von Abzug bis zum Schaftende, parallel zum Lauf, liegt um 36 cm herum. Wenn viel kürzer dann für kleine, wenn deutlich mehr für grosse Personen gedacht.
    Es scheint das der Pistonsockel hart aufgeloetet wurde. Zumindest scheint dort Messing zu sehen zu sein. Auch das wurde auf einen Umbau (Aptierung) von einer Steinschloss auf Perkussionszuendung sprechen. Das ist in der Zeit gemacht worden, um die Waffe "moderner" zu machen und der technischen Entwicklung anzupassen.

    Einmal editiert, zuletzt von Rechkalov (2. Januar 2021 um 23:36)

  • Nach all den Fotos und Informationen denke ich das es sicherlich eine Orginalwaffe aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ist. Es gibt viele "Neustadt". Vom Stil sicherlich aus dem deutschsprachigen Raum.

    Das wäre wichtig zu klären, denn wenn das historische Vorbild einer originalen VL-Waffe von vor 1870 fehlt, wäre diese erlaubnispflichtig.

    Nachtrag: Welches Kaliber hat denn die Waffe überhaupt?

  • Laut Angaben von "Gerald.Aller" Kaliber 13 mm glatt. Steht ganz oben.

    Und natürlich ist ein einschuessiges Orginal aus der Zeit vor 1870 erlaubnisfrei.
    Das hat nichts mit Vorbild zu tuen, das ist ein ORGINAL vor 1870. Das wird niemand, der sachkundig ist, bestreiten.

  • Super Hinweise zur Waffe, danke. Stimmt, der Abstand Abzug-Schaftende ist 34 cm. Der Pistonsockel könnte Messing sein, Farbe und Magnetismus würden passen. Die "Schraube" bekomme ich nicht mit angemessenem Aufwand bewegt, also gehe ich auch davon aus, dass sie zum Abstellen gedacht ist.