Diana Mod 35 S Restauration durch einen Laien.

Es gibt 12 Antworten in diesem Thema, welches 4.272 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (1. November 2020 um 17:59) ist von neumi.

  • Hallo die Gemeinschaft,

    in diesem Thread möchte ich meinen Erfahrungsbericht bei der Restaurierung eines Diana Mod. 35S dokumentieren.
    Ich habe noch nie ein Luftgewehr besessen noch habe ich große handwerkliche Begabungen oder Ausrüstung.
    Die Restaurierung wird ohne Maschinen von statten gehen und alles was ich brauche hat 40 Euro gekostet.
    Schmirgelpapier, Stahlwolle, Küchenrolle, Metallpolitur, Langzeitfett, Kalt-Brünierung, Schaft-Öl und Waffen-Öl.
    Hammer und Schraubendreher.

    Erst eure Gemeinschaft hat mich ermutigt, dieses Projekt zu starten und das Gewehr nicht auf die schnelle zu verkaufen.
    Ich hoffe das Gewehr sowie ihr verzeiht mir die kommenden Fehler.
    Ich werde den Thread regelmäßig aktualisieren.
    Bitte gebt mir ein ehrliches Feedback über das kommende Projekt, ich hoffe ich kann andere Laien dazu ermutigen den selben Schritt zu gehen wie ich.

    Die Diana wurde in einem Keller gefunden und lag wohlmöglich mehrere Jahrzehnte dort.
    Anbei wie im Sammlerthread der Uhrzustand des Gewehrs.
    Zu sehen sind die verrosteten Metallteile sowie ein gerissener Lack.

    3 Mal editiert, zuletzt von Paganos (31. Oktober 2020 um 14:52)

  • Kapitel 1 : Der Schaft

    Zuerst habe ich mich bei der Beseitigung des alten Lacks gewidmet.
    Ich finde Lack generell nicht schön für ein Stück holz weshalb er runter muss und gegen Öl getauscht wird.

    Den spröden Lack mit der Hand und Schleifpapier runter zu schmirgeln war durchaus ein Kraftakt.
    Angefangen habe ich mit 80er Papier, aufgehört mit 200er. Die Fischhaut habe ich vorerst in ruhe gelassen, jedoch ist auch sie in die Jahre gekommen.
    Der Spaß hat mich Ca 3 Std Arbeit gekostet.
    Der Muskelkater im rechten Arm ist spürbar und beeinträchtigt mich in meinem Beruf als Programmierer.

  • Kapitel 2 : Der Riss !

    Es ist geschehen, nachdem ich den Lack entfernt hatte sowie den Schaft gewässert habe, sind Spannungs - /Trocknungsrisse entstanden.
    Sie waren vorher schon leicht zu erahnen, dass sie sich jedoch so erweitern, damit hätte ich nicht gerechnet.

    Ich muss zugeben, dass ich mich wirklich geärgert habe und den Tag über ein schlechtes Gefühl hatte.
    Wie konnte das passieren ?
    Hätte ich vorsichtiger sein müssen ?
    Ja definitiv !

    Ich muss mit den Rissen an meinem ersten Gewehr wohl leben müssen.
    Alternativen von Inlays, Wachs und Spachtelmasse wurden von mir geprüft, jedoch sind die meisten Methoden wohl nur geeignet wenn man danach lackiert.
    Was nun ? ich denke ich werde den Schaft dennoch Ölen und die Risse mit Hartwachs füllen !
    Ich könnte das schöne Buchenholz nicht wieder unter Lack verstecken.

  • Kapitel 3 : Die erste Ölung

    Nachdem ich das Trauma über die Risse einigermaßen überwunden habe, erschien es mir sinnvoll die erste Ölung anzustreben.
    Der Schaft soll dunkel werden, ich hoffe so, dass ein dunkles Wachs die Rissen besser verschleiert.
    An sich bin ich mit dem Ergebnis zufrieden.

    Einmal editiert, zuletzt von Paganos (31. Oktober 2020 um 14:58)

  • Guter Anfang!
    Und schön das Du uns an Deinem Vorhaben teilhaben lässt.
    Beim Wässern nicht übertreiben. Mit einem gut getränktem Lappen 2-3x rüberwischen langt eigentlich. ;)

  • Viele Risse lassen sich wieder, auf Pressung, verleimen.
    Das kann funktionieren, muß es aber nicht.
    Wenn Du eh schon Schleifstaub hast, kann man das mit
    Ponal zu einer guten Spachtelmasse verrühren.
    Wenig Leim und viel Staub. Dann stimmt die Farbe.

    Gruß, Ralf
    Alt, aber bewaffnet. :thumbsup:

    Orbis non sufficit quod Omnia tempus habent.

  • Kapitel 4 : Das Metall der Freund der Sehnenscheide

    Nachdem das Holz soweit von Lack und Co. befreit und die Öl Behandlung ihre ersten Ergebnisse erzielte, beschloss ich mich dem Metall zu widmen.
    Ich fing an mit einem 400er Papier die alte Brünierung, welche hauptsächlich aus Rost bestand, runter zu schmirgeln.
    Schnell stellte ich fest, dass der Rostfraß schon minimale aber tiefe Löcher in das Metall gefressen hat.

    kurzfristig überlegte ich, ob ich diese stellen mit einer Maschine Herr werden sollte.
    Ich rufte mir jedoch den eigentlichen Zweck des Projekts in das gewissen. Die Aufbesserung und Erhaltung eines alten Luftgewehrs !
    Ich entschloss mich dazu, die Löcher soweit wie möglich von Brünierung sowie Rost zu befreien, und diese auf dem Metall zu belassen.

    Während des Projektes stellte ich immer weiter fest, dass ich zuerst nach einer gewissen Perfektion strebte, die Imperfektion jedoch einen größeren Charme auf mich wirkte.
    Das von Hand Schmirgeln mit 400er, 600er, 800er, 1000er, 1200er und 2000er Papier rufte durchaus weitere Schmerzen in dem vom Holz schon geschundenen Arm hervor.
    Am ende der Schmirgel arbeiten beseitigte die restlichen Verunreinigungen mit Stahlwolle und Politurpaste.

    Es waren beschwerliche Tage bis alle Metallteile von den Überresten der letzten vierzig Jahre befreit waren, jedoch weckte das gemachte Tagewerk auch eine gewissen Faszination sowie einen Stolz in mir.


    Einmal editiert, zuletzt von Paganos (31. Oktober 2020 um 14:58)

  • Kapitel 5 : Das Innenleben, wer hätte gedacht.....

    Nach Tagen des Hadern, traute ich mich die Büchse auseinander zu bauen.
    Ich zog dazu ein YouTube Video zu rate, wo ein spanischer Kollege mit unscharfen Bild eine Diana mod. 35 unter sehr wackeligen Bedingungen auseinander baute.
    Es half gar nicht !

    Frustriert von dem Video, nahm ich mir den Bauplan des Gewehrs zu Rate und studierte Ihn.
    Die Bedingungen, dass ich alles im Wohnzimmer machte und weder eine Werkbank noch sonst etwas besitze erschwerten die Arbeiten.
    Montierte den Ladebügel und den Abzug ab und erschrak schon der Einzelteile. Wie sollte ich das alles wieder zusammen bekommen.

    Jetzt ging es ans Eingemachte. Das Innenleben samt Feder ! Ich schlug die Bolzen mit einem verrosteten Hammer und einem Feinmechaniker-Schraubendreher raus und lies die Feder mit ihrer ganzen Wucht in den Teppich springen. Es sah gar nicht so kompliziert jedoch verharzt und verrostet aus.
    Ich reinigte das Innenleben von altem ranzigen Fett sowie Rost. Man hätte gedacht, dass es schlimmer aussehen wird.
    Zum fetten habe ich LM 47 Langzeitfett genutzt.

    wer hätte gedacht, dass dieser **** so **** zusammenzubauen ist, **** !!!!!!

    Meine bessere hälfte wurde in das Projekt involviert.
    Während ich mit einer selbst gebauten Vorrichtung zum reindrücken der Feder, das Gewicht meines Oberkörpers auf den Kolben drückte, versuchte meine Lebensgefährtin den mittlerweile sehr praktischen Feinmechaniker-Schraubendreher in das zweite Bolzenloch zu stecken um die Feder schnell an Ort und stelle zu halten..
    Es dauerte 2 volle Stunden, bis wir den **** das erste mal zusammen hatten. Es folgten weitere drei mal auseinander und wieder zusammen aufgrund von Fehlern und vergessenen teilen.

    Die Nerven lagen blank, doch nach Ca. 8 Stunden war das Werk getan und der Kolben funktionierte wieder.
    Leider habe ich aufgrund des puren Stresses dieser Arbeitsschritte keine nachher Fotos gemacht.

  • Kapitel 7 : die Brünierung und das erste Fazit

    Das Gewehr ist Großteils wieder zusammen gebaut und Brüniert.
    Das Gesamtergebnis ist nicht perfekt aber schön und zweckmäßig.
    Die Brünierung ist fleckig und man sieht die Löcher des Rostfraß aber so ist das eben.

    Wichtig für mich ist, dass das Gewehr wieder ansehnlich und vor allem konserviert ist.
    Der erste Schuss im Keller spuckte zwar noch etwas LM47 Öl aus, saß an sich jedoch da wo er hin sollte.
    Ich bin mit dem Ergebnis zufrieden und wenn ich in einigen Jahren noch Interesse an dem Hobby habe, gebe ich es einmal zur richten Sanierung + Brünierung

    Das Negative daran ist, dass ich jetzt erst recht Lust darauf habe mit dem Gewehr auch in die Praxis zu gehen und es einem Fachmann vorzustellen, jedoch die Anlagen/Vereine erst einmal in den Corona-Winterschlaf gehen.