Kit "Tir Reduit" für Perkussionsrevolver

Es gibt 5 Antworten in diesem Thema, welches 4.492 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (8. November 2020 um 18:28) ist von Markarov.

  • Wenn das hier nicht hin passt, bitte gerne verschieben.

    Ich habe für meinen Pietta Colt Nachbau ein "Kit Tir Reduit" erworben,
    das das Verschießen von Gummigeschossen im Cal.44 mit Hilfe von Flobert 6mm Knallpatronen ermöglicht.
    Hier in Frankreich frei verkäuflich ab 18, ebenso wie die Perkussionsrevolver.

    Geliefert wird das Kit in einem Blechdöschen, darin befinden sich die Anleitung,
    6 Gummigeschosse, 25 Flobert-Knaller, ein "Werkzeug", ein "Ladestock",
    und die Pistons für die Umrüstung, zusammen mit Messingringen für die Anpassung.

    Aber vor das Schießen haben die Götter das Fummeln gesetzt :D

    Man muss nämlich die Pistons (die die originalen Pistons ersetzen) mit Hilfe von beiliegenden Messingringen anpassen,
    so dass die aufgesetzten Floberts genau die richtige Höhe haben:
    nicht zu tief, sonst trifft der Hammer nicht voll und sie zünden nicht,
    aber auch nicht zu hoch, sonst klemmt die Trommel.

    Bei mir war es nötig, die knapp 3 mm hohen Ringe auf gut 1 mm runterzuschleifen.

    Das beiliegende "Werkzeug" ist Müll.
    Das Loch drin soll zum "Kalibrieren" der Flobert Knallpatronen dienen,
    das abgerundete Ende zum Aufdrücken der Platzpatronen auf das Piston,
    und das gegabelte Ende zum Abziehen der abgeschossenen Patronen vom Piston.
    Es besteht aus billigem, weichem 3mm Blech.
    "Kalibrieren" kann man damit vergessen.
    Abziehen wegen dem miserablen Material auch.
    Aufdrücken der Patronen auf die Pistons ist das einzige, was man damit machen kann.

    Der "Ladestock" soll mit dem hölzernen hinteren Ende auch zum Aufdrücken dienen
    (hat bei mir gar nicht funktioniert, weil die mitgelieferten Knallpatronen extrem verschieden ausfielen
    und extrem viel Kraft zum Aufdrücken erforderten).
    Das Metallstäbchen benutzt man dann zum Einschieben der Gummigeschosse in die Trommel,
    und nach dem Schießen zum Ausstoßen der Patronenhülsen vom Piston.
    Das funktioniert.

    Der Schusstest ergab Geschossgeschwindigkeiten zwischen 187 und 230 m/s.
    Das ergibt nach meiner Berechnung (bei einem Geschossgewicht von 0,9 - 1,0 g) Energien von 15,7 bis 26,4 J-
    damit ist das Set wohl in D nicht frei benutzbar.

    Die Geschosse habe ich mit zerknüllten Stoffresten in einer Kiste aufgefangen, sie sehen noch gut aus.
    Laut Anbieter soll man sie "au moins une dizaine fois" (mindestens zehn mal) wiederverwenden können-
    das erscheint mir bei entsprechend schonendem Auffangen absolut glaubhaft:

    Man kann zwar mit viel Gefummel die Gummigeschosse bei eingebauter Trommel laden,
    aber die Knallpatronen bringt man so unmöglich sauber aufgesetzt.
    Beim "open-top" Colt heißt das also: alle 6 Schuss die Trommel rausprökeln.
    Bei einem Remington-artigen Revolver mag das eher akzeptabel sein...

    Mein Fazit:
    Ich würde das Kit nicht noch einmal kaufen.

    Für die gelieferte Qualität meines Erachtens zu teuer, und in der Anwendung zu fummlig.

    Besonders das Aufsetzen der Knallpatronen ist wirklich mühsam -
    besonders wegen ungenauer Fertigung-vielleicht gibt es da besssere Fabrikate als die mitgelieferten?

    Wenigstens die Messingringe hätte man in 2-3 verschiedenen Dicken beilegen können-
    die Schleiferei hat mich Stunden gekostet.

    Für Leute die es nicht so mit Lesen haben und lieber Videos schauen:
    Ich habe (neben dem französischen Video vom Hersteller)
    ein englisches Video auf juhutube gefunden, wo das Kit vorgeführt wird:

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    Auf das Gefummel beim Einbau der Pistons und beim Laden geht der aber ebensowenig ein wie der Hersteller...

    4 Mal editiert, zuletzt von Markarov (27. September 2020 um 12:26)

  • OK, eine Woche später nehme ich meine Bewertung von oben zurück:
    Ich würde es doch wieder kaufen.

    Vermutlich, weil der Ärger über das Gefummel bei der Installation verflogen ist :D
    Das Schießen macht echt Spaß, auch weil es nicht so 'ne Sauerei macht wie mit SP...

  • Noch ein Nachtrag:

    Da mir die Gummigeschosse etwas teuer erscheinen,
    (danke im Voraus für Hinweise, dass ich mir in dem Fall einfach "ein anderes Hobby suchen solle" :n23: )
    habe ich versucht,
    nach dem Muster der HDR50-Eigenbau-"Slugmaker"-Geschosse
    Projektile aus Heißkleber zu gießen.
    Also zylindrische (vorn konische) Teile im Kaliber .44
    bei denen ich zur Gewichtserhöhung vorne eine 4,5er BB eingegossen habe.
    Die fertigen Geschosse wiegen 1,2 g.

    Das funktioniert grundsätzlich, aber die Geschossenergie ist niedriger (15-17 J. ) als bei den HC-Gummigeschossen (17-26 J.) .
    Vermutlich aufgrund der höheren Reibung im Lauf:
    Die Gummigeschosse des Kits sind in der Mitte tailliert (berühren den Lauf also nur vorn und hinten),
    wogegen die selbst gegossenen aus technischen Gründen durchgehend zylindrisch sind.

    Über die Präzision kann ich noch keine näheren Angaben machen, da ich erst zwei Trommeln davon verschossen habe.

    Einmal editiert, zuletzt von Markarov (13. Oktober 2020 um 06:39)

  • So, da mir das Gefummel mit dem "Colt" zu doof war, hab ich mir was Feines geleistet:
    Pietta Remington 1858 Sheriff Inox ("Sheriff" = 5 1/2 Zoll Lauf) - wollte was handliches...

    Nussbaumgriffe mit (gelaserter) Fischhaut auch dabei.
    Die auf den Pietta "Colt" angepassten Pistons passen da glücklicherweise auch.
    Dazu noch eine Ersatztrommel, so dass ich ohne Piston-Umbau zwischen den Flobert-Knallern und SP wechseln kann.

    Wird wohl mein neues Lieblingsspielzeug.

    Bei der "Remington Bauweise" kann man besser als beim "Colt"
    sowohl auch die Flobert-Knaller aufsetzen (wegen der Neigung der Pistons nach außen)
    als auch die Gummigeschosse leichter laden (weil der Rahmen vorn schön ausgenommen ist).

    Was aber eigentlich gar nicht nötig wäre, weil man ja auch die Trommel easy rausnehmen kann...

  • Da mir das Rumballern mit dem "tir reduit" Zeug Spaß macht,
    habe ich mal weiter mit den Eigenbau-Geschossen experimentiert:

    Da ich dachte, die Reibung wäre zu groß,
    habe ich Geschosse mit etwas geringerem Durchmesser gebastelt (~11,05 statt 11,5 mm).
    Die Messergebnisse zeigen aber keinen nennenswerten Unterschied.
    Vermutlich ist der Druckverlust durch die lockerere Passung so groß, dass das dann die geringere Reibung wieder auffrisst.

    Dann habe ich die Geschosse etwas schwerer (länger) gemacht.
    Auch das ändert kaum was.
    Die Geschwindigkeit liegt immer so bei 180-200m/s, im Gegensatz zu den Original-Gummidingern mit durchweg 220 m/s.
    Das macht bei Geschossgewichten von 1,1 bis 1,2 g Energien von 20-23 J.
    Die (leichteren) Originalgummis (0,9-1,0 g) liegen wie geschrieben bei rund 24 J. mit dem 5,5"-Lauf
    und bei 25-27 J. beim 8" Lauf.

    Der nächste Versuch waren dann untermaßige Geschosse (11,05) mit einer "Dichtlippe" hinten.
    Die waren noch etwas schwerer, aber auch merklich langsamer (161 m/s - 18 J.)

    Es scheint also, dass die 6mm Knaller mit den "tir reduit"-Pistons nicht mehr als eben diese 17-27 J bringen,
    und es ist relativ egal was man als Geschoss benutzt.

    Man kann also durchaus eigene Geschosse statt der relativ teuren Gummis benutzen.
    Die Heißkleber-Geschosse sind auch wiederverwendbar-vorausgesetzt man fängt sie so schonend auf,
    wie es der Hersteller für seine eigenen Geschosse empfiehlt.

    (links zwei bereits abgeschossene, in der Mitte zwei untermassige, rechts 6 mit "Dichtlippe")

  • Ich habe noch mal ein bisschen weiter mit Geschossen für das "tir reduit" experimentiert.

    Dieses Mal habe ich "Nageldarts" nach dem Vorbild der "Ohrentrichter-Darts" für die HDS68 hergestellt. Also einen Nagel in Heißkleber eingebettet, das Ende flach geschmiedet und angespitzt.


    Die richtige Länge vorausgesetzt, lassen die sich laden und mit dem 6mm-Knallern verschießen wie die anderen Heißkleber-Geschosse:

    Das Problem:
    Durch das schwere Ende drehen sie sich teilweise unterwegs und prallen im Ziel statt mit der Spitze mit dem Heißkleber voran auf. Da der elastisch ist, kommen sie (gerne dann mit der scharfen Spitze voraus) zum Schützen zurück :D
    Also nicht unbedingt empfehlenswert.

    WENN sie aber richtig rum aufkommen, dann dringen sie nach 10m noch gut 2-3 cm in ein Weichholzbrett ein:

    Gemessen habe ich die Vo nicht, aber aufgrund meiner vorhergehenden Erfahrungen gehe ich davon aus, dass die Energie irgendwo zwischen 10 und 20 J. liegt.