Die Vorderlader-Knallconversions, Uberti...Pietta u.a.

Es gibt 26 Antworten in diesem Thema, welches 5.610 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (2. Januar 2024 um 10:19) ist von flupp....

  • Ich hatte hier (im Ausstoßerthread) etwas herumgestichelt, weil ich diesen, als 1851er Navy gestempelten Pietta mit dem Lauf eines Army witzig fand.

    Ausstoßer 1851-61 vr

    Prompt kam die erste fachmännische Antwort und es entwickelte sich eine Diskussion, die so in dem ursprünglichen Thema nicht mehr gut paßte. Also hier nun der Versuch einer Umleitung...


    Der passt aber optisch nicht, der Lauf ist 1" zu lang, außerdem wirkt der für mich, als wäre das Laufkaliber .44, was beim 1851 nicht stimmt, sieht man auch an der Trommel, die eine eines .44ers ist. Dadurch wirkt der Lauf zu klobig für das Teil, was auch dem kleinen Griff geschuldet ist..

    So ist er ein so nie im Original gebauter Phantasierevolver

    Du hast es gemerkt... ;)

    Doch, der ist tatsächlich so gebaut worden, und zwar von Pietta und inzwischen historisch, 20.Jh, wie Deine Centauren. :D
    (ich weiß, daß die 1960er FAULs wenigstens die richtigen Maße haben)

    Die Neumann-Pietta-Conversions sind alle so gebaut mit der albernen abgestuften Trommel, besonders ärgerlich bei den Navys. Uberti hat es dann versucht besser zu machen, bei seiner zugenagelten letzten Serie, aber dafür die falsche dickere Trommel vom .44er Rimfire Open Top verwendet, was trotz schöner Gravur auch nicht richtig paßt.
    Es gibt auch welche mit großem Griff, aber die sind meist nicht bezahlbar (über 550-700€$ derzeit), außerdem finde ich den Navy-Griff ohnehin schöner.
    Die SSW sind immer aus .44er Läufen gebaut, manchmal mit Zügen, manchmal glatt, was gerade übrig war. Das schlimmste ist vorn das Mündungsgewinde für die Raketenabschußrampe (M12x1), das wurde nur beim 1858er Remi weggelassen (und vielleicht beim R&S, den suche ich noch).

    Der eigentliche Witz an dem Ding ist aber ein anderer.

    Das erklärt so Einiges.

    Designtechnisch ist ein Army natürlich etwas komplizierter herzustellen. Wahrscheinlich dachte man sich damals bei Neumann: Völlig rille. Knallen wir auf den Rahmen mit Trommel einfach 'nen Achtkantlauf und - tadaaa! Fertig ist der Navy. Merkt doch kein Aas!

    Reversed Engineering mal anders...

    Die ersten Navys 9mm Knall hatten kein Gewinde sondern sogar noch die gezogenen Läufe in .36 und .44 die nur hinten verstifftet waren. Ich kann mich noich gut erinnern, weil ich so um 1980 rum einige hatte...
    PTB müsste 287-289 gewesen sein, oder 305


    später hat Neumann in Verbindung mit Schmidt (HS) Western Revolver auf den Markt gebracht....

    Wirklich .36 - bist Du sicher?

    Hmmm, das sind wohl echt die Stecknadeln im Heuhaufen. Waren die zerlegbar oder zugenietet mit aufgefrästem Laufansatz?
    Ich vermute mal, die "hattest" Du wirklich und sind lange weggegeben, oder?
    Der `58er Remi hat 304 und ist deshalb ähnlich, kaum Laufsperre, kein Gewinde, voll zerlegbar, aber massig Luft zwischen Lauf und Trommel. Den gab es so noch neu in den 90ern.

    Allerdings, das Schlimmste und Auffälligste und Idiotischste ist ein "streamline"-Lauf am 1851er, über den Rest braucht man sich nicht aufregen bei den Dingern :D

    Oh, es gab tatsächlich später einige Navys, denen so ein Ding verpasst wurde.

    Einige Anfangsmodelle des Army hatten nämlich auch .36er Kaliber.

    Etwas genauer bitte...
    Du meinst aber jetzt nicht die 1861er Navys, oder die Prototypen dazu?
    Der 1861er streamline Navy kam erst ein Jahr nach dem Army, danach die 5-schüssigen Police und Pocket, letzterer wieder mit 8-kant- Design.
    Navy und Army bezeichnet das Kaliber als Klasse, einen .36er Army darf es eigentlich nicht geben...

    Soweit ich weiß, hatten die ersten Armies zuerst das Kaliber .36. Das war der Army aber zu klein und dank der neuen Stahllegierung konnte man gewichtsparend die stufige Trommel für .44er Munition und den dafür angepassten Lauf ansetzen.

    Ich nehm das jetzt nicht auseinander, meine Meinung dazu steht oben und ist seit einigen Jahren gereift.
    Nur soviel, ein 1851er Navy hat im Vorbild nie eine abgestufte Trommel (weil das cal.36 das nicht erfordert), und der mancherorts "streamlined" genannte Lauf der späteren 1960/1861-Versionen mit der Zahnstangenpresse hat an einem 1851er Modell nichts verloren. Das ist, um einen weiteren Terminus hinzuzufügen, "Mumpitz" und ärgert mich halt :D

    Und hey, der Neumann ist wirklich toll, ansonsten hätte ich keinen.

    Verblüffenderweise ist der hier sehr nah an der CD:

    Da ist nix gestuft.

    ...kein Problem. Respektiere Deine Meinung. Ich komme nur mit Wortschöpfungen nicht zurecht.... Keine abgestufte Trommel? Korrekt (gabs im Original erst beim Colt Army soweit ich weiß). "Streamlined"? Also bei den 1860ern war damit dann wohl der runde Lauf gemeint? Mir sagt der Begriff nämlich grad mal nichts. Der 1851er hatte auf jeden Fall eine Presse und zwar ziemlich genau so eine, wie beim Neumann Navy (PTB wie oben genannt) dran ist. Der Begriff "Zahnstangenpresse" sagt mir leider auch nichts...daher weiß ich auch nicht, was Dich da mumpitzmäßig stört....

    Der Army hat ein sehr ergonomisch geformtes Laufstück. Das ist 'streamlined'.

    Und er hat einen 'creeping Ram', der mittels einer 90-Grad-Zahnradvorrichtung funktioniert.

    Das ist eigentlich alles.

    Von den 36er Navys gab es wirklich nicht viel, die wurden 76-77 gefertigt, da wurden "Scharfe" umgearbeitet d. h. die Trommel getauscht, das Rückstoßschild aufgefräst, der Lauf verstiftet.

    Ich vermute mal 2-300 Stück, davon sind sicherlich über 95% mittlerweile verschrottet. Es war kurz nach der Übergangszeit der WBK Einführung von 72 und der Möglichkeit Waffen bis 76 anmelden zu können. Da ist dann in D der Markt für VL fast komplett zusammengebrochen, es gab viele, die dann auf "freie" VL umgeschwenkt sind. Bis 79 konnte man auch noch "kastrierte" VL Revolver kaufen, dazu die komplette Trommel, die damals noch frei war.

    Von den "Kastrierten" gab es mehrere Varianten

    1. durch Auffräsen der Trommel bis auf eine Kammer
    2. mit Trommel mit Kammern aber nur einem Piston, die Bohrungen und Gewinde fehlen an allen anderen Kammern
    3. mit nur einer gebohrten Kammer aber allen Pistons
    4. mit nur einer Kammer und einem Piston

    Version 2-4 wurden speziell so gefertigt, bei der ersten Version wurde eine mehrschüssige Trommel umgearbeitet.

    "creeping lever ramrod" war Colts volle Bezeichnung in der Patentschrift, also "kriechender Lade(stock)hebel" oder "...Ladepresse", und meint die lineare Bewegung mittels Zahnradvortrieb gegenüber dem vorherigen Hebelsystem.

  • Runde Läufe gab es schon seit dem Walker, auch vereinzelt am 1851er original Colt Navy, sowie denen einiger Plagiathersteller, vor allem im Süden während des Sezzesionskriegs, der Einfachheit halber. Die hatten aber alle die alte klobige Laufansatzform und waren davor rund gedreht, statt 8-kantig leicht verjüngt auszulaufen.

    Der 1860 Army und 1861er Navy haben eine fließend geschwungene Form der gesamten Laufbaugruppe von der Mündung bis zur Trommel. Und die Ladepresse wie gesagt mit linearem Zahnradvortrieb, statt dem, seit dem Paterson gebräuchlichen Hebelprinzip, was die Ladepresse immer etwas aus der Flucht mit den Trommelbohrungen lenkt.

    Hier beide Bauvarianten, oben Army (kurzer Griff, ich weiß, gab es aber vereinzelt auch), unten Navy (mit unhistorisch gestufter Trommel, die gab´s nie an einem Navy)

    Ausstoßer geschlossen

    Welchen Favoriten meinst Du?

  • Hier beide Bauvarianten, oben Army (kurzer Griff, ich weiß, gab es aber vereinzelt auch), unten Navy (mit unhistorisch gestufter Trommel, die gab´s nie an einem Navy)

    Ausstoßer geschlossen

    Welchen Favoriten meinst Du?

    ...jene (was die ganze Variantenserie der Navy's anbelangt)..

    ... und diese Trommel gab es ebenfalls. Jedoch, und da bin ich ganz bei Dir, gab es in diesen Zeiten genug Plagiate und keinen einheitlichen Herstellungsprozess, so dass es eben auch historische Varianten und Weiterentwicklungen gab. Bei der Produktion von Waffen zeigt der Mensch sich ja am ideenreichsten, das hat sich bis heute leider nicht geändert....

    Einmal editiert, zuletzt von leaf hound (21. Dezember 2019 um 07:44)

  • Ach die beiden, ich dachte, Du meinst einen Army mit langem Griff usw.
    Der mit der abgestuften Trommel ist ein 5 schüssiger Pocket Navy von 1862. Hier wurde das Prinzip des Aufblasens der Trommel wie beim 1860er Army auf den .31er Pocket angewandt, und aus dessen kleinem Rahmen aus festerem Silberstahl ein .36er gebaut. Dazu wurde im Geschoßbereich die Trommel wieder größer gestaltet. Den erkennst Du an der Grube vor der Lademulde.

  • Der mit der abgestuften Trommel ist ein 5 schüssiger Pocket Navy von 1862. Hier wurde das Prinzip des Aufblasens der Trommel wie beim 1860er Army auf den .31er Pocket angewandt, und aus dessen kleinem Rahmen aus festerem Silberstahl ein .36er gebaut. Dazu wurde im Geschoßbereich die Trommel wieder größer gestaltet. Den erkennst Du an der Grube vor der Lademulde.

    ...alles richtig und somit passt das alles dann ja im Großen und Ganzen.
    Das Pietta einen quasi Army als Navy stempelt ist halt so....ob da die Grundidee einer identischen, historischen Replik im Vordergrund stand, mag ganz sicher bezweifelt werden. Ich kenne den Army soweit nicht, da mir die Form des Army noch nie gefallen hat. Genausowenig der Remington. Bei den offenen gefällt mir eben der Navy (hier die alte Produktion von Neumann) am besten und bei den "geschlossenen Systemen" mag ich nur den Colt SAA 1873... das nur nochmal zur Frage nach meinen Favoriten.

  • Gibt es den solch Kastrierte "Einzellader" Vorderlader noch frei zu kaufen? Ich habe mich schon seit längerem gefragt warum man sowas nicht macht. Und Zack stoße ich in deinem anderen Thread von dir darauf das es sowas gab.

    :ptb: Gruß *SSW-Fan* :ptb:

  • Die sind einfach durch Wechseln der Trommel wieder Mehrlader, davor haben manche Leute mörderische Angst.
    Die werden auch nicht mehr frei verkauft, fallen unter Berechtigung, und wer will sich sowas eintragen lassen, wenn er einen unverkrüppelten für´n Appel und´n Ei kriegt.

    @leaf hound Bis auf den 1873er sehe ich das genz genauso! :n12:
    Welcher der beiden ist es denn nun?

    Ich denke, den Army-Navy haben sie einfach nur falsch gerollt, ein Versehen. Blaue Mauritius?

  • @leaf hound Bis auf den 1873er sehe ich das genz genauso! :n12:
    Welcher der beiden ist es denn nun?

    Ich denke, den Army-Navy haben sie einfach nur falsch gerollt, ein Versehen. Blaue Mauritius?

    ...der obere ist von 1982 (Stahlrahmen, nicht zerlegbar), der untere von 1991 (Messingrahmen, zerlegbar). Beide nur mit kleiner Sperre am Laufansatz, somit sehr frei.
    Ich mag beide.
    Wenn's den Army-Navy nicht öfters gäbe, vielleicht....
    kannst ja nach der PTB dort mal suchen: https://www.swisswaffen.com/

  • Dann ist der hier ja allein schon technisch eine Besonderheit, da im Kaliber .36:

    Da dessen Gravuren so ziemlich alles außer Schiffen zeigen, hat man die Wahl...

    Ein seltener Army, oder ein 1861er Navy. :D

    Christopher Hitchens, Sam Harris, Lawrence Krauss

    and Richard Dawkins are those, who rock the Boat!

  • Das ist der 1861er Navy von Franklin Mint (Marushin), dem Exemplar nachgestaltet, welches General Custer im Sezessionskrieg gehört hat. Laut @Magnum Opus"zu Tode graviert" :D , Vollzink, pestgefährdet, aber weitestgehend mit originalgetreuen Außenmaßen. Jedem zu empfehlen, der keinen ´61er in Stahl und Messing bekommen hat.

    Schmeiß die alberne güldene Trommel weg und bau die von Hickoks ´51er Navy ein, dann hast Du Deine Schiffchen. (aber immer noch die blöde goldene Presse )


    Nochmal:
    "Navy" ist Synonym für cal.36
    "Army" steht immer für Armykaliber .44
    "Pocket" bezeichnet einen .31er

    Einen 1860er Army mit ungestufter Trommel gab es nicht, wäre technisch nicht möglich gewesen. Hinten wäre der Rahmen zerfallen, wenn die Trommel durchgängig .44er Größe hätte, und ohne die Vergrößerung vorn wären die Kammern offen.


    @leaf hound hat der vernagelte wirklich gerade durchgehende Kammern in Flucht mit der Laufseele? Der würde mir auch gefallen, aber der aufgefräste Laufansatz ist irgendwie ...

    Einmal editiert, zuletzt von flupp... (21. Dezember 2019 um 11:48)

  • Nunja... Nachdem ich mir die Exponate von diversen Auktionshäusern und Museen angesehen habe, bin ich mit dem Ding recht zufrieden, denn wie ich schon bei Erik's krassen Dingern feststellen musste: Sowas gab es wirklich. Auch mit Teilvergoldung.

    Christopher Hitchens, Sam Harris, Lawrence Krauss

    and Richard Dawkins are those, who rock the Boat!

  • Gibt es den solch Kastrierte "Einzellader" Vorderlader noch frei zu kaufen? Ich habe mich schon seit längerem gefragt warum man sowas nicht macht. Und Zack stoße ich in deinem anderen Thread von dir darauf das es sowas gab.

    Für die Kastrierten bracht man waffenrechtlich gesehen sogar eine spezielle Rote WBK für Sammler und Waffensachverständige

    @Magnus Opum :) : Dein Gravierter kommt mit der Gravur im Nim(t)schke Stil schon nahe an ein Original aus der Zeit heran

    Dazu empfehle ich die Lektüre von Wilson

    https://www.amazon.de/Colt-Eine-amer…n/dp/3613013010

    https://www.amazon.de/Steel-Canvas-A…s/dp/0679406735

    Das sind  

    3 Zeilen 

    Signatur

  • Schmeiß die alberne güldene Trommel weg und bau die von Hickoks ´51er Navy ein, dann hast Du Deine Schiffchen. (aber immer noch die blöde goldene Presse )


    .


    Die goldene Trommel und Ladepresse sind doch ganz harmlos. Wenn Du dir absolute geschmackliche Verirrungen antun willst, empfehle ich Dir den Gockel zu bemühen und die coltschen "Jubiläums" Revolver, die sogenannten "Commeratives" anzusehen. Da gibt es Versionen, da reicht der schweizerische Ausdruck "Geschmacksverstauchung2 nicht mehr, das ist dann eher ein geschmacklicher Genickbruch!

    Mitr

    Ich habe keine Probleme mit Lactose und Gluten. Als Ausgleich leiste ich mir ein paar Intoleranzen im zwischenmenschlichen Bereich.

  • Danke! Bin in Fremdsprachen nicht so bewandert, beherrsche aber deutsch, dumm und einfältig aus dem Effeff.

    oder

    Die Jubiläer sehen teilweise so grässlich aus, die darf ich benamsen wie es mir gefällt.

    Ich habe keine Probleme mit Lactose und Gluten. Als Ausgleich leiste ich mir ein paar Intoleranzen im zwischenmenschlichen Bereich.

  • So, ich hoffe, Ihr seid alle in einer infernalischen Wolke aus Pulverdampf gut und wohlbehalten ins neue Jahr gerutscht. :ruger:

    Jetzt, 03:30 geht das traditionelle Putzen der ollen versifften und nach Jauche stinkenden Colts los, ich freu mich drauf :thumbsup: