Messerbau .... (leider misslungen) ..... 2. Versuch

Es gibt 67 Antworten in diesem Thema, welches 10.931 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (26. September 2019 um 00:15) ist von Viper1497.

  • Hallo,

    tja ... trotz bester Materialien und guter Werkstattausstattung habe ich die eigentliche nicht so schwierige Aufgabe, einen Klingenrohling von Markus Balbach (Damast kleine Rosen) mit einem standesgemäßen Griffstück zu versehen versaut.
    Und ich dachte mir vor ein paar Tagen, dass es auch ein sinnvoller Beitrag sein kann, von einer misslungenen Werkstattaktion zu berichten. Vielleicht kann ich so vor einem kleinen Fehler mit argen Folgen warnen.

    So fing es an, im August 2016!

    Ein Foto, was von euch zur WOM gewählt wurde. Zu sehen ist die Klinge und allerlei Materialien, die ich für den perfekten Griff einsetzen wollte.
    Aus unterschiedlichen Gründen hat es fast drei Jahre gedauert bis ich endlich mit der Umsetzung beginnen konnte.

    Allerdings hatte ich so auch genügend Zeit zu der Erkenntnis zu kommen, dass diese schlichte Klinge von nur 10cm Länge nur mit einem schlichten, eleganten Griff harmoniert.

    Ich langweile euch nicht länger, die folgende Fotostrecke spricht für sich selbst.

    Ebenholz als Grundmaterial für den Griff (hier schon für den Erl passend ausgefräst) und ein Kantel Wüsteneisenholz um die Nut auzufüllen. Beides auf meiner kleinen Fräsmaschine wirklich passgenau zueinander bearbeitet.


    Der Erl wird in die Ausfräsung im Ebenholz eingeklebt. Hier habe ich nicht UHU Plus wie sonst immer sondern ausnahmsweise J-B Weld verwendet.

    Gesäubert. Das bewußt kleine Parierelement wurde übrigends zuvor schon aus einem Edelstahlblech hergestellt und mühsam! passgenau auf den Klingenrohling angepasst und war bereits mit dem Klinkenrohling verklebt bevor er ins Ebenholz eingebettet wurde.

    Der Wüsteneisenholzkantel wird ebenfalls mit J-B Weld im Ebenholz verklebt und mit Schraubstock und zusätzlichen Schraubzwingen verpresst. Das war der erste Fehler.

    Das Ergebnis sieht nach 24h nicht schlecht aus. Nun geht es darum, die Form des Griffs herauszuarbeiten, dabei erwies sich die linke (hier nicht sichtbare untere) Seite des Ebenholz als nicht wirklich ergonomisch, so dass ich mich entschloss links noch einen Abschnitt aus Büffelhorn in das Ebenholz einzulassen.

    Links der Rest des Büffelhorns, oben das fast fertige Messer. Erst nach Schleifen und Polieren wurden die Fehler der Verklebung deutlich sichtbar.


    Hier die linke Seite mit der Büffelhorneinlage. Die aufgeweitete Klebefuge ist besonders unter deutlich sichtbar.

    Man erkennt hier nicht nur, dass der Kleber aus dem Klebespalt ausgetreten ist (wie im Bild oben) sondern dass auch kleine Spalte erzeugt wurden, zwischen Wüsteneisenholz und Ebenholz. Absolut NO GO! Weil Bakterienspielplatz. Kein Einsatz bei der Jagd für die rote Arbeit, kein Einsatz in der Küche! Ende! (Ja , das Holz war leider schon geölt....)

    Das Messer liegt übrigends auf Rochenhaut, ein bisschen wenig "maskulin" sollte aber "Accessoir" auf der Scheide aus Rindsleder werden.

    Ein Blick von oben auf den Griff zeigt, dass ich mir einige Gedanken zur Ergonomie (nur für Rechtshänder!) gemacht habe.
    Der Griff ist extrem unsymmetrisch, liegt aber perfekt in der Hand, auch in meiner recht großen Hand, obwohl das das Messer bei 10cm Klingenlänge insgesamt nur 21,5cm lang ist. Auch der umgekehrte Griff (Schneide nach oben) funktioniert, wenn auch nicht so perfekt z.B. zum Aufschärfen.

    Warum das Austreten von Kleber und die Spalten zwischen Ebenholz-Grundkörper und eingeklebtem Wüsteneisenholz bzw. Büffelhorn?

    Der J-B Weld Kleber ist sehr viel zähflüssiger als z.B. Uhu-Plus. Beim Pressen im Schraubstock entstehen enorme Kräfte, aber der Kleber konnte durch die fertigungstechnisch extrem kleinen Spalten nicht "fließen" ...also hat er sie aufweiten müssen, sprich, das Holz verformen. Das blieb für mich zunächst unbemerkt.
    Klar ist aber auch, dass diese sichtbare Verformung im Holz sehr große Spannungen erzeugt hat. Es ist nur eine Frage der Zeit bis es reißt.

    Schade!

    Gruß
    Musashi

  • mach doch den griff aus einem stück. dann gibts die probleme nicht . in angeldicke ausbohren und dann form der angel mit schlüsselfeile im holz innen zuendebringen und mit uhu endfest 300 einkleben. fertig

    hab ich immer gemacht. .auch mit wüsteneisenholz..

    ach ja die letzten 5 mm der angel wird die klinge in den griff eingeschlagen

    gruß edwin

    INVICTUS

    Einmal editiert, zuletzt von edwin2 (4. August 2019 um 23:58)

  • Wie meine Oma immer sagte:
    "'N Blinder sieht dat nich' und 'n Doofer meint, dat muss so sein!"
    Aber ich kenne das auch ganz gut.
    Wenn man es selber gemacht hat, sieht man die kleinen Details, die schief gegangen sind, deutlich stärker als andere Menschen. Die sind oft begeistert und gucken dann komisch, wenn man erzählt, warum man nicht zufrieden ist.
    Das mit den Spannungen im Holz ist schon eine Sache. Theoretisch könntest du die Klebenaht ausfräsen und dort noch etwas einlegen.
    Aber ist auch ziemlich riskant.

    "Büchsen kann man nie zuviele haben!" Pippi Langstrumpf

    "A shotgun, in my opinion, must have three things: Boom, Boom, Boom." Phil Robertson

  • Ich finde den Griff im Verhältnis zur Klinge zu dick. Daher könnte man da noch Material abtragen und unschöne Stellen abschleifen.
    Das Rosendamast von Balbach ist sehr schön. Ich besitze ein limitiertes Taschenmesser von ihm.

  • Moin moin.

    Warum hast du dich nicht für etwas "Stabilisiertes Holz" von Raffir entschieden?
    Da hast du das Problem mit den Bakterien schon mal nicht und sieht auch super aus.

    gruß
    Thomas

  • Wie meine Oma immer sagte:
    "'N Blinder sieht dat nich' und 'n Doofer meint, dat muss so sein!"

    Wir sind entweder Brüder oder Cousins.
    Das sagte meine auch.

    Wenn ich auf Pass arbeite, lasse ich einen unscheinbaren Bereich offen.
    Bei Messerheften ist das dann ein kleines Loch, welches ich später mit
    Schleifstaub und Holzleim verfülle. Wenn das Heft noch vernietet wird,
    setze ich den letzten Niet nach dem Aushärten. Wenn das Heft ein Loch
    für ein Band bekommt, Bringe ich die "Entlüftung" darin unter.
    Das ist zwar ein wenig pfuschig, aber der Zweck heiligt die Mittel.

    Gruß, Ralf
    Alt, aber bewaffnet. :thumbsup:

    Orbis non sufficit quod Omnia tempus habent.

  • Hallo und danke für eure Hinweise/euer Mitgefühl

    Ja, ein einteiliger Griff bei einer Steckangel-Klinge, dass ist zukünftig bei mir Pflicht. Und ein schöner Schlangenholz-Kantel liegt auch noch in meinem kleinen Edelholz Vorrat.

    Nachschleifen geht nicht, da das Büffelhorn nur etwa 1mm in das Ebenholz eingelassen ist. Der Griff ist auch nicht zu breit, das wirkt vielleicht auf dem Foto so, weil die Klinge recht dünn ist.

    Ich schwanke derzeit noch zwischen den Optionen, das Messer einfach so zu lassen (Brieföffner) oder die Klinge mit der Fräsmaschine von dem Griff zu befreien, was aber nicht so einfach sein dürfte und außerdem eine ziemlich traurige Angelegenheit ist.

    Alternativ könnte ich mit einem neuen Klingenrohling ein neues Messer bauen ...dieses mal besser und gut is.

    Tja das was 2erlei schreibt ist völlig richtig und es geht mir an die Ehre, dass ich nicht an eine "Abflussöffnung" für den Kleber gedacht habe. Vor allem, weil ich so eine Öffnung schon dutzende Male eingebaut habe, für Fette, Öle, Luft und auch Kleber!

    Über stabilisiertes Holz habe ich auch schon nachgedacht, aber ich möchte es gern natürlich und ich möchte das Holz ölen.
    Spalten und kleine Risse sind aber auch in stabilisiertem Holz ein Hygieneproblem

    Noch einmal vielen Dank für eure Antworten

    Gruß Musashi

    P.S. #Ralph Du weißt, so bin ich nun einmal :)

  • wenn du den griff schichtest aus teilen ,läßt es sich einfach an der angel anpassen und verleimen, so wie ich mein messer gemacht hab.... undann eben aussenform noch machen

    INVICTUS

  • Verkitte die Klinge mit Siegellack in einem Aufnahmeblock zum Aufspannen in der Fräsmaschine.
    Fräse rechts und links vom Griff die aufgeklebten Auflagen komplett ab und dopple erneut mit
    Wüsteneisenholz.

  • Tipp von mir:
    Griff herunter, wegschmeißen und ganz neu machen, und zwar so, wie es eigentlich üblich und vorgesehen ist.
    Dazu durchgehendes Material (einteilig) nehmen und mittig längs eine Aussparung für den Spitzerl (verdeckten Erl) bohren.
    Alternativ dazu kurze Griffschichten (Scheiben) quer zum Erl verwenden und verkleben.

    Grüße - Bernhard

    Einmal editiert, zuletzt von BernhardJ (7. August 2019 um 14:14)

  • Etwas habe ich über den guten Vorschlag von Pellet nachgedacht....

    mich aber dann doch anders entschieden ....

    Die Bandsäge hat die Klinge relativ schnell wieder befreit und im Hintergrund seht ihr den Schlangenholzkandel, mit dem ich demnächst ernen neuen Versuch starte.

    Danke, tatsächlich haben eure Kommentare meine Entscheidung erleichtert.

    Gruß
    Musashi


    P.S. Jetzt bin ich froh, dass ich noch all meine Finger habe ;)

    Einmal editiert, zuletzt von Musashi (7. August 2019 um 00:49)

  • Ein zweiter Versuch mit Schlangenholz.

    Ich dachte, ich kenne Harthölzer, die man am besten auch mit Metallwerkzeugen bearbeitet. Aber das Stück Schlangenholz stellte alles in den Schatten, was ich bisher unter der Feile hatte. Einschließlich Wüsteneisenholz!
    Von dem Kandel hatte ich zu Beginn erst einmal ein Leistchen von 4mm Stärke mit der Bandsäge abgesägt (brauchte ein frisches Sägeblatt).
    Das abgeschnittene Leistchen klingt gegen einen Schaubstock geschlagen wie Metall, hat den Klang von hartem Aluminium, das hinfällt.
    Beim Feilen kommt es einem vor als arbeite man in Stahl. Das hätte ich bei Holz niemals für möglich gehalten. Ohne meine kleine Bandschleifmaschine mit 80er Schleifband wäre es nicht gegangen.
    Zunächst wurde ein 6mm Bohrer verlängert, um die Bohrung für den Erl in der erforderlichen Länge einzubringen (auf der Minidrehbank im richtigen Winkel zur Klinge, Fräsmaschine konnte nicht hoch genug gefahren werden). Dann wurde mit einer, vorne zum Stecheisen geschliffenen, Schlüsselfeile die Kontur der Bohrung ausgearbeitet, bis der Erl ganz knapp passte. Eine 1,5mm Bohrung zum Abfluß überschüssigen Klebers von hinten eingebracht (Fehler beim letzten mal und den gleichen Fehler sollte man nicht zweimal machen).
    Mit Uhuplus eingeklebt. Nach 24 Stunden fing die Bearbeitung mit dem o.g. Staunen über die Härte des Holzes an, die bei der geringen Materialabnahme für die Erl-Bohrung noch nicht so auffiel.
    Hier erst einmal die Fotos:



  • Irgendwie gabs Probleme beim Hochladen, deshalb mehrere Posts.

    Die Oberfläche meines Stücks Schlangenholzes ist so fein, so ohne Poren und irgendeine Struktur, dass sie nach dem Schleifen bereits ohne jedes Öl glänzte. Geschliffen und poliert wurde per Hand mit 400er, 600er, 1000er Schleifpapier und zum Schluß mit 0000 Stahlwolle nachpoliert. Das Holz nahm nahezu kein Öl auf, trotz manuellem Einmassieren. Die "Entlüftungsbohrung" für den Kleber habe ich zuvor mit einem kleinen Pin aus Schlangenholz wieder verleimt, kaum noch zu sehen.

    Und es sind auch praktisch keine Spalten mehr vorhanden. DAS Messer ist tauglich.

    Ich danke euch für die Anregung, es neu zu versuchen. Mit diesem Messer bin ich nun wirklich zufrieden und muss nicht immer auf eine missglückte Handwerksarbeit schauen.

    Gruß
    Musashi

    Einmal editiert, zuletzt von Musashi (18. August 2019 um 00:45)

  • Gratulation! Ein wunderbar schlichter Griff mit einem sehr schönen Holz, das durch die Schlichtheit schön zur Geltung kommt.
    Den hast du wirklich sehr gut hinbekommen!
    Ich wünsche dir viel Spaß mit dem neuen Messer und allzeit Waidmannsheil, Bernard!

    "Büchsen kann man nie zuviele haben!" Pippi Langstrumpf

    "A shotgun, in my opinion, must have three things: Boom, Boom, Boom." Phil Robertson