Weil hier vor einiger Zeit nochmal über Field Target Diabolos bzw. die Unterschiede von JSB Chargen und Streukreise diskutiert wurde, habe ich mal eine "kleine" Dokumentation über die Chargenunterschiede von JSB Exact 4,52 beim FT-Munitionstest meiner Klasse 4 97k gemacht.
Das Ergebnis hat mich schon arg erstaunt!
Da ich vor kurzem die letzte Dose meiner "Wettkampfdiabolos" aufgebraucht hatte und ich auch keinen Nachschub dieser Charge auftreiben konnte war es wieder an der Zeit neue Diabolos zu testen.
Interessant hierbei ist vielleicht noch die Info, dass ich kurz nach dem Kauf meiner 97k die besten Streukreise mit einer Charge JSB Exact 4,51 erzielte. Leider hatte ich von dieser Munition nur 10000 Schuss. Als sich diese dem Ende zuneigten hatte ich durch Zufall kurz mit einer Charge Exact 4,52 geschossen und gleichwertige Streukreise erzielt, weswegen ich dann bis vor kurzem auf diese Dias umgestiegen bin.
Dabei hatte ich interessanterweise schon Chargenunterschiede zwischen JSB Exact Diabolos des selben Kopfmaßes festgestellt!
Um diese Unterschiede nochmal etwas genauer zu testen habe ich mir vor kurzem 12 verschiedene Chargen JSB Exact 4,52 bestellt und jede einzelne Charge mit der 97k getestet.
Vielleicht nochmal eine kleine Info zum Chargencode-Aufkleber auf der Unterseite der Dose:
Dieser Aufkleber zeigt in der oberen Reihe eine 7 bis 8-stellige Nummer, darunter links eine einzelne Ziffer und rechts daneben das Kopfmaß.
Diese Nummern schlüsslen sich wie folgt auf:
- Erste Ziffer/oder die ersten beiden Ziffern der 7 oder 8 stelligen Nummer (hier 4/44) ist die Nummer der jeweiligen Presse
- Die nachfolgenden 4 bzw. 5 Ziffern sind soweit ich weiß werksinterne Verschlüsselungen für Qualitätskontrollen
- die letzten beiden Ziffern (hier 18) stehen für das Produktionsjahr, also 2018
- die untere linke Ziffer ist das eigentliche "Los" bzw. "Serie" dieser Charge
Abgesehen vom Kopfmaß sind besonders die Angabe der Presse und die Angabe des Loses für mich von entscheidender Bedeutung gewesen.
Bei der Bestellung der Testdiabolos hatte ich also bei Kimla&Kimla angefragt, welche Chargen dort momentan noch auf Lager sind. Olga hat sich die Mühe gemacht (Hut ab und Vielen Dank!) mir eine Auflistung der einzelnen Chargennummern zu schicken.
Bei der Auswahl der Testchargen habe ich geschaut, dass ich möglichst Diabolos aus unterschiedlichen Pressen und Jahren bzw. auch aus der selben Presse, aber unterschiedlichen Serien teste.
Dabei habe ich letztendlich 12 Dosen von verschiedenen Chargen der Pressennummern 1 bis 5 und aus den Jahren 2016 bis 2019 ausgesucht.
Ich habe auch geschaut, dass ich möglichst viele unterschiedliche Serien der Presse 4 bestelle, genau wie meine 4,52er, mit denen ich vorher geschossen hatte.
Als die Diabolos (wie immer bei Kimla äußerlich unbeschädigt und gut verpackt) bei mir eintrafen habe ich mir dann ein paar Stunden Zeit genommen und die Diabolos getestet.
Auf den ersten Blick sahen alle Chargen (bis auf eine 3er Charge) gut aus, sprich keine Dellen, Verschmutzungen oder kleine Bleireste auf den Diabolos.
Getestet wurde wie auf dem obigen Bild zu sehen natürlich Indoor, sodass ich zumindest schonmal den Störfaktor Wind und Wetter ausschließen konnte.
Geschossen habe ich auf unserer alten 50m Bahn, sitzend aufgelegt über den Hamster auf meiner Knieauflage, die ich auf der Ablage platziert habe.
So habe ich versucht ein halbwegs valides Ergebnis zu bekommen und gleichzeitig den größten Störfaktor (MICH ) zu minimieren.
Die Testscheiben wurden an einem FT-Übungsziel in 30m Entfernung befestigt.
Zuerst habe ich mich und das Gewehr mit ca. 50 Schuss "warm geschossen". Dann wurden Serien mit jeweils 10 Schuss pro Charge geschossen.
Wenn ich Streukreise teste oder einschieße, dann drehe ich die Scheibe meist um und schieße mir mit einem Schuss einen "Haltepunkt", auf den ich dann anhalte.
Geschossen wurde direkt aus der Dose; es fand lediglich eine "optische" Vorselektierung statt, ob die Kelche beschädigt sind, etc.
Als erstes fiel mir sofort auf, dass es fühlbare Unterschiede beim Hineindrücken in den Lauf gab, sowohl zwischen den Chargen als auch innerhalb mancher Chargen selbst!
Einige Diabolos gingen im Vergleich etwas schwerer, manche etwas leichter in den Lauf.
Ansonsten waren beim Schießen selbst keine großartigen Unterschiede bemerkbar.
Hier nun die Ergebnisse:
(Erste Scheibe oben links waren noch Testschüsse)
Auf den Scheiben waren schon beim Schießen erstaunliche Unterschiede zwischen den Chargen zu sehen!!!
Mit dem Pfeil und "HP" ist der bereits erwähnte Haltepunkt gekennzeichnet.
Hier kann man schon auf den ersten Blick erkennen, dass trotz "gleicher Munition", es waren ja alles 4,52er, die Treffpunktlage teils sehr stark in der Vertikalen als auch Horizontalen abgewichen ist, trotz relativ konstanter V0 zwischen den jeweiligen Chargen!
Dies teils sogar um einige Zentimeter (siehe "5036", im Bild unten rechts)!
Direkt bei den ersten 2 Chargen (1 und 2, oben links) sind deutliche Unterschiede der Streukreise zu erkennen.
Ich habe mich natürlich bemüht, das Gewehr immer gleich aufzulegen, habe immer darauf geachtet, dass die Libelle am Gewehr genau in der Waage ist und ich den Anschlag nicht verändere!
So wurden dann auch alle Serien relativ zügig hintereinander geschossen.
Dabei blieben trotzdem 2 Abzugfehler nicht aus (umkringelt bei "4450" und "4331").
Bereits beim Schießen des "Testsiegers" 4450 habe ich gedacht, ich hätte den 2. und 3. Schuss links an der Scheibe vorbeigeschossen, dabei konnte man beim genauen Hinsehen durchs ZF erkennen, dass die ersten 3 Einschläge fast Loch in Loch lagen! Das hat mich so erstaunt, dass ich etwas übermütig wurde und leider den folgenden Schuss (umkringelt) verrissen habe. Nimmt man diesen aus der Bewertung heraus, bleibt jedoch noch ein Streukreis von !!!9mm!!! (umschlossen) mit 9 Schuss auf 30m!
Das ist für mich ein absolut überragendes Ergebnis!!!
Im Vergleich dazu zeigte sich bei den meisten anderen Chargen im Schnitt ein Streukreis von ca. 15 bis 20mm (umschlossen) und bei 2 Chargen (2er und 5er Presse) ein doppelt so großer Streukreis von ca. 30mm (umschlossen), welche auch einige "unerklärliche Flyer" zeigen. (Bewusste Schützenfehler sind zumindest auszuschließen)
Was beim Betrachten auch auffällig wird, sind die unterschiedlichen "Verteilungsmuster" der Streukreise.
Von "schön rund" (4450) bis geteilt (4110) oder übereinander seitlich gelagert (370).
FAZIT:
Natürlich gibt es (mehr oder weniger berechtigterweise) Stimmen, die sagen, dass diese Art von Ergebnissen bei einem Preller nicht valide genug sind.
Vor allem da der Schützenfehler und einige andere Faktoren wie das "Eigenleben" des Gewehres selbst - die innere Mechanik, Feder, etc. ändern sich ja von Schuss zu Schuss - eine wirkliche Vergleichbarkeit schwierig gestalten.
Dennoch kann man es auch ganz simpel betrachten und behaupten, dass ein Ergebnis wie 9mm auf 30m für gute bzw. passende Diabolos spricht.
Auch bleibt die Frage offen inwiefern diese Präzision beim Field Target Schießen im Schützenfehler "untergeht"! Eine Verschlechterung meiner Ergebnisse sind jedenfalls schonmal nicht zu beobachten.
Einen entscheidenen Vorteil hat dieser Test für mich ebenfalls gehabt: Das Ergebnis gibt Vertrauen in die Munition!
Gleich im Anschluss an diesen Test wurden die noch verfügbaren 30000 Diabolos dieser Charge nachbestellt!
Zum Abschluss noch ein, entsprechend nicht mehr so überraschend, gutes Chrony-Ergebnis:
Und noch ein Trainingsergebnis auf 25m (FT-Sitz), das auch für sich spricht:
Vielleicht kann ja der eine oder andere "Präzisionsfanatiker" mit dieser Erkenntnis auch etwas anfangen, bzw. testet auch selbst vielleicht nochmal genauer seine Diabolos.
Ich wusste auch vor dem Test schon, dass es Unterschiede bei verschiedenen Chargen der gleichen Kopfmaße bei JSB gibt. Mit diesen deutlichen Unterschieden hätte ich jedoch nicht gerechnet!
Es sei vielleicht noch zu erwähnen, dass ich nach diesem Test auch von anderen FT-Schützen im Netz gelesen habe, dass eine Auswahl von Diabolos, mit denen man gute Ergebnisse erzielt, bei JSB sogar weniger vom Kopfmaß abhängig ist, als von den Angaben über Presse und Los!
Dafür sprechen auch die anfangs guten Ergebnisse der Exact 4,51er, die ich mit dem Gewehr erzielt hatte!
In diesem Sinne:
Gut Schuss und Gruß
UCh