Basiswissen Schalldämpfer

Es gibt 140 Antworten in diesem Thema, welches 71.273 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (14. Oktober 2023 um 09:21) ist von lupischreck.

  • Der Schalldämpfer für freie Waffen


    Der Schalldämpfer an sich ist eine Vorrichtung welche der Reduzierung des Mündungsknalles von Schusswaffen dient. Der Knall entsteht beim Schuss durch sich rapide ausdehnende Gase welche die Mündung verlassen. Der Schalldämpfer senkt den Schallpegel des Knalles, indem er die Gase, meist durch ein Kammersystem, beim verlassen der Laufmündung abbremst. Die geringere Ausdehnungsgeschwindigkeit der Gase führt so zu einer Reduktion des Schallpegels.

    Bei freien Waffen (Druckluft, Pressluft, CO2) gibt es zwei Besonderheiten. Zum einen sind gegenüber scharfen Waffen (Heißgaser) die Geschwindigkeit des Gasstromes sowie die freigesetzte Gasmenge sehr gering. Der SD kann also verhältnismäßig effektiver arbeiten und den Mündungsknall nahezu gänzlich tilgen. Wir sprechen hierbei von der "gefühlten" Lautstärke, der gemessene Pegel verringert sich nur um 6-10 dB. (Aktuell gibt es ein es ein paar wenige Kombinationen die sogar eine Reduktion um bis zu 20 dB bewerkstelligen.) Wie effektiv ein SD das schafft hängt von zwei Faktoren ab: dem Volumen und dem Kammersystem. Je höher das Volumen ist, desto mehr Gas kann der SD auch aufnehmen und abbremsen. Ein gutes Kammersystem mit mehreren Kammern und konischen Separatoren kann den "Bremsvorgang" ebenfalls effektiver machen. Aber durch die ohnehin schon hohe Effektivität bei freien Waffen, haben sich simple Bauformen durchgesetzt. Sehr verbreitet ist das einfache Drei-Kammern-System mit glatten Separatoren, Dämmfilz und Streukörper. Was zunächst hochtrabend klingt ist nichts weiter als eine Kombination aus Unterlegscheiben, kleinen Filzmatten und Lockenwicklern, wie es oft bezeichnet wird. Diese Teile werden so zusammengestellt, dass das Geschoss und somit der Gasstrom, nach verlassen der Laufmündung drei voneinander getrennte Kammern innerhalb des SD durchqueren muss. Beim einströmen in die erste Kammer, dehnen sich die Gase zunächst so weit aus wie es das Volumen der Kammer zulässt. Um in die nächste Kammer zu strömen, müssen die Gase nun durch die kleine Öffnung des Separators gelangen. Schon hier wird klar dass die Gase einen Umweg machen und so an Geschwindigkeit verlieren. Dieser Vorgang wiederholt sich noch zwei mal. So kommt bei dieser Bauform die bremsende Wirkung zustande.

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    Des Weiteren hat der SD, durch seine Eigenschaft den Gasstrom abzubremsen, eine ähnliche Wirkung wie ein Kompensator. Dieser leitet den Gasstrom beim Verlassen der Mündung um, so dass die sich ausdehnenden Gase nicht negativ auf die Flugbahn des Geschosses einwirken können. Der SD erzielt den gleichen Effekt durch das gezielte abbremsen der Gase. So kann sich ein gut verarbeiteter SD positiv auf die Präzision einer Waffe auswirken. Durch minderwertige Qualität kann aber auch das Gegenteil eintreten. Auch die Kombination von Waffe und SD ist entscheident. Manche Kombinationen sind nicht so gut wie andere. Um das optimale Ergebnis zu erzielen kommt man nicht umher viele verschiedene SD an der Waffe seiner Wahl zu testen.

    Im Optimalfall wird der Streukreis enger. Ein oft beobachteter Effekt ist eine Veränderung der Trefferlage. Hier kommt eine weitere Nebenwirkung des SD zum tragen. Dieser wirkt durch die zusätzliche Masse am Laufende nautürlich auch wie ein Laufgewicht und beeinflusst somit das Schwingungsverhalten des Laufes. Diese Eigenschaft ist nicht zu unterschätzen und kann sich neben der Trefferlage, welche leicht durch eine Korrektur der Visierung angepasst werden kann, ebenfalls auf den Streukreis auswirken. Auch hier gilt es verschiedene SD zu testen.

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    Aus rechtlicher Sicht ist zu sagen, dass Schalldämpfer den Waffen gleichgestellt sind für die sie bestimmt sind. Der Bestimmungszweck wird vom Hersteller oder aber vom Importeur festgelegt. Ist der SD mit dem Schriftzug "Nur für Druckluftwaffen mit F" , oder ähnlichen Formulierungen versehen, heißt das also dieser SD ist ausschließlich für die nutzung an F-Waffen gedacht und wird diesen damit gleichgestellt. Somit ist für diesen F-SD der Erwerb und Besitz frei ab 18 Jahren. Es bedarf in diesem Fall keiner gesonderten Erlaubnis.


    Bei der Aufteilung der Kammern ist es ratsam die erste Kammer größer zu gestalten als die anderen, denn diese muss das anfänglich größte Gasvolumen auffangen.

    Das Drei-Kammern-System am Beispiel verschiedener F-SD:

    Weihrauch SD

    Walther K3

    WASP MKI

    Andere Systeme:

    SAK

    WASP MKII

    A-TEC


    Der Preller-Schalli-Mythos


    Trotz SD, der Prellschlag bleibt hörbar. Darauf beruht die Annahme dass ein SD auf einem Preller nichts taugt. Das ist aber Blödsinn und steht überhaupt nicht im Zusammenhang. Wer den Prellschlag nicht hören möchte, braucht einen Gehörschutz, keinen SD.

    Der SD hat einzig und allein die Aufgabe den Mündungsknall zu dämpfen. Und das macht er beim Preller genau wie bei jedem anderen System.
    Dabei ändert sich für den Schützen selbst, der das System ja quasi direkt am Ohr hat, kaum etwas. Er hört nach wie vor den Prellschlag.
    Man muss sich aber über den Sinn des SD klar werden.
    Ein SD soll die hörbare Distanz verringern, gute Exemplare wie etwa von Weihrauch können diese Distanz halbieren.

    Ein Beispiel:
    Man möchte mit seinem Preller im Garten schießen. Der Nachbar hat seine Sitzecke 20m Luftlinie entfernt von der Schussposition und der Mündungsknall kommt bei ihm als "scharfes Knacken" an. Er fühlt sich dadurch gestört. Der Erbsenzähler... grin.gif
    Jetzt schraube ich einen Weihrauch SD auf meinen Preller. Die Verringerung des Schallpegels um nur ca. 6-10dB erzeugt eine gefühlte Halbierung der Lautstärke.
    Damit halbiert sich auch die Entfernung auf die der Schuss noch hörbar ist, also von 20m auf 10m. Zusätzlich ist aus dem "scharfen Knack" ein "dumpfes Plopp" geworden, das klingt weniger penetrant. Der Erbsenzähler dürfte jetzt nichts störendes mehr wahrnehmen. Problem gelöst.

    Wer es nicht glaubt kann das selbst testen. Bittet einfach jemanden mit einem Preller auf ein 15m entferntes Ziel zu schießen. Ihr stellt euch während dessen in die Nähe des Zieles (aber natürlich nicht in die Schussliniea_icon25_5579b3e5.gif) und lauscht den Klängen. Zunächst ohne SD. Ihr werdet merken dass auf 15m nichts vom Prellschlag zu hören ist, sondern nur der Mündungsknall. idee.gif
    Aha, und den können wir doch dämpfen.
    SD drauf und das ganze nochmal. Nun sollte auf 15m kaum noch was zu hören sein.

    So getestet mit meinem Baikal MP61 und SD von Weihrauch.

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    Damit sollte deutlich sein dass ein SD durchaus etwas beim Preller bringt.
    Erst wenn es darum geht eine Waffe flüsterleise zu machen, etwa für die Wohnung, dann kann man sagen sind CO2, Vorkomprimierer und Pressluft den Prellern vorzuziehen.


    Die Montage eines Schalldämpfers


    Es gibt verschiedene Möglichkeiten einen SD an einer Waffe zu befestigen, die gängigste Methode ist das 1/2" UNF Gewinde. Die optimalste Lösung für die Montage eines SD, ist ein Lauf der bereits über dieses Gewinde verfügt. Jedoch sind freie Waffen mit fertigem Laufgewinde noch eine Seltenheit. Es kommt auch vor dass ein Gewinde zwar vorhanden ist, aber ein anderes Maß aufweist. In diesem Fall benötigt man einen Gewindeadapter auf 1/2" UNF. Für manche Waffen werden solche Adapter von Shops angeboten, aber nicht für alle. Hat man Kontakt zu metallverarbeitenden Betrieben oder kennt jemanden der die entsprechende Ausrüstung und Fachkenntnis hat, kann man sich einen solchen Adapter auch anfertigen lassen.

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    Eine sehr oft genutze, wenn auch subopitimale Methode, sind SD oder Adapter zum aufstecken. Diese werden auf den Lauf gesteckt und mit Madenschrauben fixiert. Es ist schwierig den SD auf diese Weise perfekt zur Laufseele auszurichten. Meist hat man einen leichten Versatz in eine Richtung. Manche Adapter verfügen über mehrere, versetzt angebrachte Madenschrauben. So soll der Versatz vermieden werden, jedoch muss man bei der Montage sehr sorgfältig vorgehen.

    Eine weitere Möglichkeit sind Universaladapter, welche dank eines Klemmkonus aus Kunststoff auf verschiedene Laufdurchmesser passen. Hier wird durch die Art der Montage eine gute Ausrichtung zur Laufseele erzielt.

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    Neben Adaptern die in den Laufmantel gesteckt werden, gibt es auch noch andere exotische Formen, die aber recht selten sind.

    Bei allen Adaptern zählt, je besser sie verarbeitet sind, desto besser ist auch die Ausrichtung zum Lauf. Man sollte hier keine Kosten scheuen.

  • Klasse gemacht, wirklich großes Kino.

    Kann es mit dem Preller bestätigen, ich selbst habe eine HW 95k... mit Schalldämpfer, der unterschied ob man mit oder ohne schießt ist wie Tag und Nacht.
    Und nicht als schießen zu erkennen, für Außenstehende die einige Meter weiter ihr Grundstück haben.

  • Eines könnte man noch hinzufügen. Die erste Kammer, die auf das Laufende folgt, sollte immer die Größte sein, da sie das ganze Luftvolumen auffangen muss.

    Stimmt, obwohl das bei den meisten SD die man zu kaufen bekommt nicht umgesetzt wird. Bei den üblichen drei Kammern kommt ja eine große, dann eine kleine und dann wieder eine große. Und bei anderen einfach viele kleine Kammern hintereinander. Aber von der Sache her wäre das schon richtig so.

  • Ich bin bisher mit dem HW SD ganz gut gefahren. Hab noch keinen Grund gesehen umzusatteln.

    Der Hogen ist nahezu baugleich, die Lockenwickler sind aus metall.
    Dämpft noch minimal besser.
    Subjektiv sind bei meiner Steyr auch die Streukreise noch enger wie mit dem HW.
    Leider verlagert der Hogan den Treffer was der HW nicht macht.
    Wenn ich im herbst das Parallaxerad Tausche schieße ich mit dem Hogan neu ein.

  • Leider verlagert der Hogan den Treffer was der HW nicht macht.

    Prüf mal nach ob er wirklich zentrisch montiert ist.

    Weise einen intelligenten Menschen auf einen Fehler hin und er wird sich bedanken.
    Zeige einem dummen Menschen einen Fehler und er wird dich beleidigen.

  • Prüf mal nach ob er wirklich zentrisch montiert ist.

    Ist er! Geht mit dem Rowan adapter nicht anders, der geht saugend über den Lauf und hat null Spiel.
    Der Weihrauch sitzt ja auf dem Selben Adapter und dem Selben Lauf. da passt alles.
    Meine Vermutung das etwas höhere gewicht hat da einfluss auf meine Haltung.

  • Es kann auch am Schalldämpfer liegen.

    Prüfen geht am besten mit einem Laser.
    Auf den Schalli vorne einen weißen Aufkleber und
    von hinten in den Lauf leuchten. Man sieht dann
    jede kleine Abweichung.

    Für die Treffpunktverlagerung ist der Bernoulli-
    Effekt verantwortlich, nicht die Laufschwingung.

    Weise einen intelligenten Menschen auf einen Fehler hin und er wird sich bedanken.
    Zeige einem dummen Menschen einen Fehler und er wird dich beleidigen.

  • Ähm...Herrschaften, scrollt doch mal etwas nach oben, da hab ich das Phänomen erläutert.

    Dein Ansatz passt da nicht.
    Wie gesagt mit dem HW passt es nur beim Hogan nicht der Rowan Adapter hat keine Möglichkeit anders als fluchtend vor der Mündung zu sitzen.
    Die Madenschräubchen verhindern nur das man ihn nicht verliert.

  • Der Lauf eines Presslüfters schwingt nur extrem wenig. Damit
    lassen sich die Treffpunktabweichungen von Schalldämpfern
    nicht erklären.
    Wenn man zusätzliches Gewicht hinzufügt ändert sich nichts.

    Weise einen intelligenten Menschen auf einen Fehler hin und er wird sich bedanken.
    Zeige einem dummen Menschen einen Fehler und er wird dich beleidigen.

  • Wenn man zusätzliches Gewicht hinzufügt ändert sich nichts.

    Ich habe auch nicht behauptet das es der Schwingende Lauf ist, sondern meine Haltung.
    Ich denke das ich unbewusst etwas mehr nachgebe wir reden hier auch nicht von 50cm versatz eher von ein paar mm.


  • Aber Fakt ist, der SD mit dem kleinsten Streukreis ist der richtige. Die Trefferverlagerung musst du dann halt übers ZF anpassen. Sollte doch gehen oder?

    Das geht. Sobald man den Dämpfer abnimmt oder etwas verdreht
    passt es aber wieder nicht. Korrekt Ausrichten ist zwar aufwändiger
    aber besser.

    Weise einen intelligenten Menschen auf einen Fehler hin und er wird sich bedanken.
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  • Sobald man den Dämpfer abnimmt oder etwas verdreht
    passt es aber wieder nicht.

    Er hat ja einen Gewindeadapter drauf. Den nimmt er ja nicht ab. Wenn der einmal ausgerichtet ist und nicht demontiert wird kannst du da doch SDs ran und runter schrauben wie du willst, die sind dann immer zentriert. Vorausgesetzt der Adapter ist ordentlich ausgerichtet.