Erfahrungen mit bleifreier Munition in .308 und .243Win

Es gibt 32 Antworten in diesem Thema, welches 12.375 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (11. Juni 2020 um 09:58) ist von pb207.2.

  • Hallo Zusammen,

    das Thema ist nun schon etwas älter, aber genau mit diesem Thema beschäftige ich mich gerade.
    Ich wollte vergangene Woche meine R8 auf bleifrei umschießen und habe dabei leider eine böse Überraschung hinsichtlich der Präzision erlebt.

    Zum Ablauf:

    Die Waffe hat das Kaliber .308 und wurde zuvor ausschließlich auf dem Stand mit bleihaltiger Munition verwendet. Hauptsächlich mit dem Hornady BTHP 168 grain, da ich mit den Streukreisen dieser Fabriklaborierung auf Anhieb zufrieden war. Die Sellerie & Blumenkohl 180 grain Soft Point lief in Anbetracht des günstigen Preises auch sehr gut. Der Lauf wurde nach Schießstandbesuchen mit größeren Schusszahlen von mir immer gründlich gereinigt, auch chemisch mit dem Forrest Schaum, Bronze Bürste und VFG-Filzen > da es mir auf dem Stand egal ist, wenn ich beim nächsten Mal 5-7 fouling Schüsse benötige um wieder die "alte" Präzision zu erreichen..

    Nun wollte ich die Waffe vergangene Woche auf die Barnes TTSX 150 grain einschießen und habe dementsprechend natürlich auch Vorbereitungen getroffen.
    Der Lauf wurde von mir wieder chemisch gereinigt und war absolut sauber und auch trocken / ölfrei.

    Auf dem Stand angekommen, schoss ich mit der Barnes erstmal eine 3er Gruppe, welche zu meiner Überasschung für den Anfang relativ dicht beieinander war (ca. 3-4cm SK).
    Das war für mich dann auch der Grund, weshalb ich dann das ZF in Richtung GEE geklickt habe. Zu diesem Zeitpunkt bin ich noch davon ausgegangen, ich müsste noch 1-2 Kontrollschüsse machen, der Streukreis geht noch weiter zusammen und die Treffer liegen genau dort, wo ich sie haben will.

    Ich gab nach dieser "guten" 3er Gruppe noch 4 oder 5 weitere Schüsse ab, aber jeder dieser Schüsse lag woanders. Ich hatte auf einmal einen Streukreis von ca. 15cm. Leider war es mir zeitlich nicht mehr möglich, noch weitere Schüsse abzugeben. Zudem wollte ich die Waffe mit möglichst kaltem Lauf einschießen.


    Kann es eurer Erfahrung nach sein, dass diese 7-8 Schüsse nach der gründlichen chemischen Reinigung einfach zu wenig waren, oder ist das bereits jetzt ein Zeichen dafür, dass die Laborierung nicht mit meinem Lauf harmoniert?

    Würdest ihr mir direkt den Laborierungswechsel empfehlen, oder sol ich nochmal 8 Schuss machen? Wie sind eure Erfahrungen bei diesem Thema?

    Vielen Dank und viele Grüße

  • Die Barnes schmieren in manchen Läufen extrem, ich habe nach EINEM Schuss in einer Sauer 202 schon deutlich Kupfer im Lauf. Der Streukreis geht nach wenigen Schuss auf. Schau mal nach, ob du nicht das selbe Problem hast. Mein Lauf ist wohl innen zu rau, eigentlich Schrott ab Werk.
    Falls es bei dir auch so ist, würde ich Kupfer meiden und auf Tombak (Hornady ETX) oder noch besser Messing (LOS) wechseln. (Ich gehe davon aus dass du Wiederlader bist, LOS liefert nur Geschosse.)

    In anderen Läufen schmieren die Barnes bei mir kaum (Remington) oder gar nicht (Ruger).

  • Ich kann über die Barnes nichts negatives sagen. Okay, ich schiesse zur Zeit noch RWS HIT in 168gr. Eventuell hat die Nickelbeschichtung hier Einfluss. Aber die Streukreise liegen aus meiner Remington bei ca. 25-30mm.
    Da du je eh eine angebrochene Packung hast, würde ich die erst einmal durchjagen und schauen, ob sich etwas tut.
    Ansonsten kannst du die TTSX noch in 130 und 168gr testen, um den Einfluss des Geschossgewichtes auszuschliessen. Dann könnte die chemische Reinigung entfallen, weil das Material ja gleich bleibt.
    Oder du gehst auf ein anderes Geschoss, wie pb207.2 schrieb.
    Bei einem bleifreien Tombakgeschoss wie z.B. dem Hornady GMX oder ETX (kannt ich noch nicht, danke pb207.2!)
    kannst du dir ggf. den Reinigungsaufwand sparen, wenn du auf dem Stand eine preiswerte Trainingsmunition mit Tombakmantel nutzt.

    Ansonsten kann ich auch jetzt noch sagen, dass ich mit bleifrei auch in der Wirkung zufrieden bin.
    Bisher lag das Wild im Knall oder ging noch maximal 50m.
    Ein geringer Bock vor anderhalb Wochen lag nach 6-7m nach Kammertreffer hinters Blatt.
    Hämatome waren zwar etwas vorhanden, aber der Bereich der Rippen taugte sowieso nur maximal für Hackfleisch.

    "Büchsen kann man nie zuviele haben!" Pippi Langstrumpf

    "A shotgun, in my opinion, must have three things: Boom, Boom, Boom." Phil Robertson

  • Hallo Zusammen,

    vorhin war ich nochmal auf dem Stand und habe weitere 9 Schuss verschossen. Leider ändert sich nichts daran. Das ZF ist eigentlich auf GEE eingeschossen. Jeder Schuss bleibt unberechenbar in der Treffpunktlage.
    Somit kann ich fehlende Laufablagerungen als Ursache ausschließen, da ich den Lauf jetzt von chemisch rein auf 16 Schuss bleifrei „hochgeschossen“ habe und sich am Ergebnis nichts geändert hat.

    Wiederlader bin ich leider (noch) nicht, aber die Materie interessiert mich schon und ich verstehe auch die Zusammenhänge.

    Ich werde am Samstag mal bei meinem BüMa schauen, welche Sorten er in Bleifrei noch so da hat.

    Die Abschmierungen die ich vorhin nach den nun insgesamt 16 Schuss im Lauf gesehen habe, waren ziemlich gering. Also da sieht der Lauf meiner Glock nach nem Standbesuch deutlich schlimmer aus.

    Ich würde gerne im Bereich der 150 Grain bleiben, weil die auch noch relativ flott sind, was bleifrei meiner Meinung auch braucht.

    Sobald ich neue Ergebnisse habe, werde ich euch wieder berichten. Vielen Dank für eure Antworten!

    Viele Grüße

    Edit: Die Büchse war absolut sauber an 2 Punkten aufgelegt und absolut wackelfrei. Ich konnte die Waffe im Prinzip mit den Sandsäcken auf das Ziel ausrichten und vorsichtig abdrücken. Schützenfehler somit ausgeschlossen.

  • Ich werde am Samstag mal bei meinem BüMa schauen, welche Sorten er in Bleifrei noch so da hat.

    Die Hornady GMX sind berüchtigt, dass sie u.a. aus Blaser Waffen nicht zu gebrauchen sind. Die würde ich persönlich auslassen. Das war wohl auch der Grund für die Entwicklung der ETX.
    https://djz.de/hornady-etx-praezise-und-gut/
    Mit RWS Evo Green, Geco Zero oder Brenneke TUG nature bist du am nächsten an den normalen Mantelgeschossen. Das sind aber ziemliche Splittergranaten, bei Wild das ich selbst verwenden will würde ich die auch weg lassen.

  • Das mit dem Hornady GMX habe ich auch schon gehört. Daher hab ich die Finger davon gelassen, obwohl ich die Büchse eigentlich damit einschießen wollt.

    Mal eine andere Vermutung in den Raum geworfen... was ist, wenn es gar nicht an der Munition liegt, sondern an etwas anderem? ZB an der Optik?

  • Mal eine andere Vermutung in den Raum geworfen... was ist, wenn es gar nicht an der Munition liegt, sondern an etwas anderem? ZB an der Optik?

    Wenn der Streukreis vor der Munitionsumstellung gepasst hat, ist das eher unwahrscheinlich. Im Zweifelsfall nochmal auf die alte Munition zurück wechseln.

  • Ansonsten kannst du immer noch kurz nachsehen, ob die Montage noch fest sitzt, keine Schraube locker, System fest verschraubt.
    Glaube ich aber auch eher nicht.
    Ein qualitativ ordentliches Glas wird durch die Belastung einer .308 nicht mal eben so nachgeben und dass sich eine Verschraubung ausgerechnet zum Zeitpunkt der Umstellung löst, ist theoretisch möglich, aber nicht sehr wahrscheinlich.
    Aber vielleicht lohnt sich doch ein Test mit den 168gr. TTSX.
    Ich persönlich kann hier über Präzision und Wirkung nicht klagen.
    Und ich las heute auch noch im WuH Forum, dass wohl auch andere Probleme mit dem 150gr Geschoss hatte, aber das schwerere gut flog.

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  • Danke für die Tips !
    Ich denke das einfachste wäre es, die beiden TTSX noch zu testen. Das Schwere und das Leichtere. Theoretisch könnte ich damit sogar jeweils 2 Serien schießen, ohne mir Gedanken mit der Reinigung zu machen.

    Was haltet ihr eigentlich vom HIT?

    Ich weiß, das ist eigentlich nahezu identisch mit dem Original von Barnes, nur mit dieser Nickelplattierung. Ich habe von RWS bisher nur gutes gehört und unterstelle dem Unternehmen durchaus sehr hohe Qualität und Genauigkeit bei den Produkten.

    Einzig und allein diese Nickelschicht schreckt mich etwas davor ab, das HIT mal zu probieren. Ich habe irgendwie Angst davor, dass ich das Zeug nie mehr aus dem Lauf bekomme. Andererseits würde ich die Patronen ja in verhältnismäßig homöopathischen Dosen verschießen. Dem Lauf aber mit Schleifpaste und Stahlwolle zu Leibe rücken zu müssen, verunsichert mich sehr. Bezüglich der Möglichkeit zur chemischen Reinigung, sind mir Reinkupfergeschosse bislang doch lieber.

    Wie seht ihr das? Übertreibe ich da ein bisschen, oder können Nickelablagerungen tatsächlich zum Problem werden?

  • Ich nutze noch das HIT, habe mir aber bezüglich des Nickels nie zuviele Gedanken gemacht.
    Allerdings wird da auch bald der Umstieg auf originale Barnes kommen, sobal ich dazu komme, meine Wiederladetätigkeit aufzunehmen.
    Ich hab aber vorhin nochmal nachgedacht.
    Meine Frau schießt in ihrer Savage die RWS HIT Short Barrel. Dort wird das 150gr. TTSX verladen.
    Die Streukreise sind damit okay, mehr aber auch nicht.
    Hier wollte ich mal sowohl die Short Barrel in meiner Waffe, als auch die schweren Standard HIT in ihrer Waffe testen.

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  • Einzig und allein diese Nickelschicht schreckt mich etwas davor ab, das HIT mal zu probieren. Ich habe irgendwie Angst davor, dass ich das Zeug nie mehr aus dem Lauf bekomme. Andererseits würde ich die Patronen ja in verhältnismäßig homöopathischen Dosen verschießen. Dem Lauf aber mit Schleifpaste und Stahlwolle zu Leibe rücken zu müssen, verunsichert mich sehr. Bezüglich der Möglichkeit zur chemischen Reinigung, sind mir Reinkupfergeschosse bislang doch lieber.

    Das sehe ich genau so. Nickel bekommt man chemisch nicht mehr aus dem Lauf. Wenn man sich einen HIT Geschossrest anschaut, ist auf den Abdrücken der Felder kein Nickel mehr, d.h. es ist im Lauf.