Hi,
ich habe mal eine Frage, wohl eher an die älteren unter Euch bezüglich Cal. 22LR.
Mein Vater hat Ende der 60er aus Mexico eine Selbstladepistole von Trejo Pistole im Kaliber .22 Long Rifle mit gebracht, inklusive einer Stange dazu gehöriger Munition. Interessanter Weise wurde dieses Model auch als Vollautomatik gebaut, mit Einzel- und Dauerfeuer umschaltbar, das nur am Rande. Die wollte ihnen der mexikanische Waffenladen aber nicht verkaufen, hat sie nur gezeigt, um zu belegen wie robust dieses Modell sei.
Ein Mitreisender Waffenfreak (Schützenbruder etc.) hatte ihn vor Ort auf diesen lustigen Zeitvertreib hingewiesen und sie hatten das Ding gekauft, weil 22er damals hier wie dort frei waren. Auf illegal kamen sie gar nicht. War alles Spaß. Sie sind dann in der Freizeit irgendwo in die Steppe gefahren und haben einige Magazine in Kakteen und anders tote Zeug gejagt, was ihm (Damals knapp 40) viel Spaß machte. Zumal die getroffenen Kakteen etc. auch bei Treffern gewaltig explodierten, so das es faustgroße Löcher gab.
Wieder in Deutschland, Zuhause, haben wir dann im Garten, von einer Erhöhung aus, auf Dosen etc. geschossen, wobei die in den Rasen einschlagenden Projektile jedes mal ca. einen Meter lange Furchen in die Grasnabe rissen. Weshalb meine Mutter es uns irgendwann verbot. Nach drei Magazinen sah das Zielgebiet aus wie umgegraben. Im Keller durchschlugen die Kugeln ohne Probleme Stapel von beschichteten Spanplatten. Ich weis noch das wir versuchten die Einschläge mit einem Zimmermannshammer zu simulieren, aber mit aller Kraft nicht so weit kamen wie die Bleipopel.
Ich erinnere auch, das dieses Ding einen gewaltigen Rückschlag hatte, Kleinkaliber und mehr gewohnte, erwachsene Schützen, die das Ding erst belächelten, haben beim ersten Schuss einen riesen Schreck bekommen und fragten was das den für einen Teufelsmunition.
Später, als mein Vater Munition in Hamburg nach kaufte, war der Rückschlag deutlich geringer. Obwohl das die angeblich stärkste LR war, auch repetierte das Ding oft nicht oder die Hülse blieb im Auswurf hängen. Weshalb die Knarre auch im Schließfach verschwand und später entsorgt wurde, als meine Mutter das Sagen hatte. Angeblich hatte unsere Industrie die weitere Verstärkung der kleinen Kaliber unterlassen, um, wenn auch erfolglos wie wir wissen, ein Verkaufsverbot zu umgehen.
Hat einer eine Ahnung was das für Munition war? Die Hülsen waren etwas länger als das deutsche LR HV Zeug, die verkupferten Bleiprojektile steckten sehr weit in der Hülse und hatten mehr Masse als deutsche Munition.
In Mexico wurden diese Handfeuerwaffen in diesem Kaliber etwas später stufenweise verboten, zeitweilig konnte man sie nur noch in einem dafür lizensierten Geschäft des Herstellers in der Hauptstadt Mexico City kaufen, bei uns ist das Verbot ja bekannt.
In Italien wurden sie auch verboten, weil die Terroristen der Roten Brigaden Handfeuerwaffen in diese Kaliber für Attentate bevorzugten, angeblich haben Killer der Mafia und des Mossad sie auch benutzt, weil bei Kopfschüssen genauso tödlich wie andere, viel lautere, schwerere, schlechter zu versteckende und zu dämpfende Kaliber.
Vermutlich aber wohl eher, weil auch arme Italiener sich diese Kaliber leisten konnten, während die weiterhin freien 9mm eher für Reiche war. Damals lief fast jeder italienische Staatsbeamte mit einer Wumme unter dem Jacket rum, bei Tanzveranstalltungen hinge die Holster über die Stuhllehne, das war ganz normal.
Unsere RAF hielt sich mit so was ja nicht auf und benutzte lieber Maschinenpistolen etc, im Großkaliber. Auch wenn sie natürlich sehr nützlich für das Kleinkaliberverbot waren.
Die mexikanichen Terroristen haben dann auch reibungslos auf M16 und 9 und 10mm umgestellt und dem 22er sicher keine Träne nachgeweint. Verbrecher bekommen in jedem Land beliebig viele Waffen, egal wie streng die Gesetze sind.
Die Patronen waren aber, wie ich einmal erfahren durfte, durchaus 22LR kompatibel und schossen auch in einem Selbstlade Anschütz Gewehr.
Ach ja, Vater und Mutter sind lange tot, Waffen und Munition entsorgt, alles verjährt und ich war damals eh noch nicht strafmündig. Für die Polizisten hier.
Ich konnte nur diese Munition nie richtig identifizieren, habe auch kein Muster mehr. Als ich einige Jahre später in Nordamerika sehr viel mit Schießen zu tun hatte, waren auch die schärfsten 22er gegen die Mexicaner eher Spielzeug, vor allem der Rückschlag war albern. Da riss es einem nicht die Hand hoch. Als ich meinem Gastvater von der Munition erzählt, lachte er nur und meinte das wäre sicher eine "German Panzerbüchse" gewesen, kein 22er Kinderkram.
Weshalb ich frage, ich habe beim Aufräumen einen Pappdeckel von einer 50er Schiebedose Eli Munition mit Notizen drauf gefunden, die in dem Ding nicht funktionierte und nur für die Anschütz war. So erinnert man sich an so was.
Da es regnet und die geplante Gartenarbeit ausfällt, dachte ich frag doch mal im Forum der Allwissenden nach.
Gruß!