Frage zu Schaftaufarbeitung (Feinwerkbau 300s)

Es gibt 9 Antworten in diesem Thema, welches 6.921 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (11. Mai 2015 um 14:54) ist von Bad.Boy.

  • Hallo in die Runde!

    Ich entschuldige mich vorab schonmal für die Länge des Textes, muss leider sein.
    Seit längerem bin ich jetzt schon stiller Mitleser und habe schon viele Informationen aus diesem Forum gezogen, sehr nette und kompetente Leute hier. Vielen Dank schonmal vorab an alle.

    Vorab noch: ich habe vor der Aufarbeitung fast sämtliche Threads zum Thema Schaftaufarbeitung FWB 300s durchgeackert, komplett. Aber scheinbar hatte keiner mein Problem. Ich frage mich immer noch warum. Also los ...

    Vor kurzem habe ich eine gebrauchte Feinwerkbau 300s erworben (mein erstes Luftgewehr) und war sofort begeistert.
    Technik, Optik, Haptik, Treffsicherheit - passt alles. Restaurations-Kit bestellt, alle Teile getauscht (Dichtungen waren hinüber) und jetzt geht das Ding ab wie Schmids Katze.
    Ich hab keinen Geschwindigkeitsmesser aber die Diabolos zerbröseln im Kugelfang wenn man aus sehr kurzer Distanz darauf schiesst. Vorher waren sie "nur" platt. Danach war ich platt, also wegen der Leistungssteigerung.

    Zielfernrohr hab ich mir auch noch draufgebastelt (Nikko Airking 4-12x42), den Tipp hab ich auch aus dem Forum. Passt auch wunderbar. Tut seinen Dienst sehr gut.

    Jetzt sollte also der Schaft aufgearbeitet werden. Erfahrung in der Holzbearbeitung habe ich, aber ich bin kein Tischler und kein Büchsenmacher.
    Ich hab also den Schaft abgeschliffen und unter dem Lack waren noch braune Stellen. In einem anderen Forum für Holzbearbeitung wurde mir gesagt, das ist noch Beize. Ich dachte ja das wäre evtl. die Maserung. Also weiter geschliffen bis die braunen Stellen verschwunden waren, fast komplett. Denn mittlerweile war der Schaft ca. 2mm schmäler an allen Stellen.
    Das wusste ich auch erst, als ich die Schiene unten am Schaft zum Ersten mal wieder eingesetzt hatte. Da dachte ich dann: "Oh! Sch ... ade."

    Die Beize war also sehr weit in den Schaft gezogen.

    Egal, was angefangen wird, muss auch zuende gebracht werden. Schaft gewässert, trocknen lassen, wieder geschliffen ... jetzt waren die braunen Stellen wieder da, wo vorher keine mehr waren. Wieder geschliffen, gewässert, und schon wieder das Gleiche. Kurzum: ein(e) Endlos(ge)schleife. Das Wasser zieht die Beize aus dem Holz nach oben.
    Ist das der Normalfall? War das bei Euch auch so? Wenn ja, wie habt Ihr das gelöst?

    Mir ist auch aufgefallen, dass die "Wände" links und rechts hinter dem Abzug (von der Mündung aus gesehen) unterschiedlich breit sind, also auffällig unterschiedlich. Ich behaupte, dass an dem Schaft schonmal jemand dran war.
    Fotos kann ich gerne nachreichen, ist mir heute allerdings zu spät.

    Kann da jemand was zu sagen? Ich wäre Euch sehr verbunden.
    Ich spiele nämlich mit dem Gedanken mir ein neues gebrauchtes zu kaufen wg. der Optik, also den Untermaßen. Aber ich will nicht nochmal das gleiche Problem haben.

    Wenn ich mit einer vernünftigen Aufarbeitung fertig bin, werde ich auch nochmal einen Thread mit Fotostrecke und ausreichend Text anfertigen.
    Ich bedanke mich für Eure Ratschläge!

    PS: Baumarktschleifpapier ist totaler Schrott, ich empfehle Schleifpapier von Indasa, uneingeschränkt.

  • Hallo Alsterwasser und willkommen im Forum. Ich habe schon mehrere FWB Schäfte aufgearbeitet. Allerdings habe ich diese abgebeizt und nicht geschliffen. Dazu verwende ich Abbeizgel,- großzügig aufgetragen und den Schaft in Haushaltsfolie eingewickelt über Nacht liegen lassen. Nach 8-10 Stunden zieht man mit der Folie fast den ganzen Lack ab. Danach die Reste mit einer harten Bürste unter fließendem Wasser abbürsten. Schaft gut trocknen lassen und dann erst schleifen. Ich gehe auch mal davon aus, das die dunklen Flecke nicht von Beize stammen, sondern von tief eingezogenem Lack. Bei meinen Schäften hatte ich das Problem jedenfalls nicht.
    Zu Deinem Problem mit den unterschiedlich dicken "Wänden", - normalerweise ist die System - und Abzugsausfräsung mittig im Schaft und die "Wände" sind gleich stark.

    UNTEN

    OBEN


    Gruß Achim

  • Danke für Deine Antwort. Die Bilder bestätigen meinen Verdacht. Ich schätze, an dem Schaft hat bereits jemand unprofessionell rumgebastelt.

    Ich werd mir wohl einen neuen gebrauchten zulegen müssen.
    Vielleicht probiere ich dann Deine Methode mit dem abbeizen.

  • Hallo zusammen,

    wenn ich einen Schaft aufarbeite, beize ich auch immer den Schaft vor dem Schleifen ab. Unabhängig ob der Schaft zuvor geölt oder lackiert war.

    Beispiel
    DIANA 75 - Laufdichtung erneuern
    FWB 601 – Schichtholzschaft überarbeiten zu Ölschaft - Bericht

    Ich habe aktuell mal wieder angefangen einen alten Diana 75 Schaft aufzuarbeiten. Abgebeizt und angefangen zu schleifen habe ich schon und siehe
    da, auch an diesem Schaft (zum ersten Mal) ist die braune Substanz (vermutlich Beize) tief ins Holz eingedrungen.

    Der Schaft war aber original und nicht verbastelt!
    Da ich keine Lust habe den Schaft möglicherweise 1 bis 2mm abzuschleifen, werde ich ihn einfach braun beizen und gut.

    Es kommt wohl sehr selten vor, aber ich hatte auch schon einen FWB- Schaft, welcher unsymmetrisch ausgefräst war (unterschiedliche
    Wandstärke) und dieser Schaft war ebenfalls original und nicht verbastelt.

    Grüße
    WilderSüden

  • Ok, scheint auch Glückssache zu sein. Hätte ich vorher gewusst, wie viel ich wegschleifen muss um die braunen Stellen loszuwerden, wäre ich auch anders an die Sache rangegangen.

    Aber wovon ich jedem dringend abraten kann: Schäfte unter der Dusche zu wässern!
    Das Holz mit einem feuchten Schwamm leicht anfeuchten reicht locker.
    Die Version mit der Dusche hab ich übrigens hier im Forum "kennengelernt". Ich kannte das vorher auch nur mit dem Schwamm.
    Hat man noch Restbeize im Holz, zieht die sich mit der Dusch-Methode ganz gemächlich nach oben, also in die oberste Holzschicht.

    Das war definitiv auch mein größter Fehler. Jetzt hab ich mittlerweile wieder alles abgeschliffen, angefeuchtet, geschliffen und jetzt geölt. Keine Lust mehr.
    Ich kann dann mal Fotos von der gesamten Aktion hier posten. Wenn der Schaft nicht so enormes Untermaß hätte, könnte sich das Ergebnis, glaube ich, doch sehen lassen.
    Auf jeden Fall wieder viel gelernt. Und benutzen kann man den Schaft ja trotzdem noch.

  • Ja, bitte Fotos :thumbsup:

    Zitat

    Aber wovon ich jedem dringend abraten kann: Schäfte unter der Dusche zu wässern!
    Das Holz mit einem feuchten Schwamm leicht anfeuchten reicht locker.


    Kann ich so aus eigener Erfahrung überhaupt nicht bestätigen! :wacko:

    1. Hängt davon ab, was ich mit dem „Wässern“ oder „Anfeuchten“ erreichen möchte!

    2. Ich habe bis heute noch keinen einzigen Nachteil mit „viel Wasser“ bei der Schaft oder Griffschalenbearbeitung kennengelernt.

    3. Nicht jeder Schaft ist gebeizt mit Beize auf Wasserbasis, wo sich das "Wässern", z.B. unter der Dusche, negativ auswirken könnte, wenn überhaupt

    4. durch das Wässern unter der Dusche habe ich mir schon viel Schleifarbeit gespart, da viele der vorhandene Dellen und Macken von selbst aufquellen

    5. Alleine schon nach dem Abbeizvorgang ist das „Wässern“ mit viel Wasser für mich Pflicht, um das Abbeizmittel vollständig aus dem Holz zu bürsten und zu spülen, mit einem feuchten Schwamm kommt man da nicht weit.
    Siehe auch 2. Beitrag von sharky60 „…unter fließendem Wasser abbürsten.“


    Wenn ich nur die Holzfasern aufstellen möchte, reicht natürlich auch ein angefeuchteter Lappen aus , wozu ich aber nicht unbedingt Wasser nehmen muss :D

    Grüße
    WilderSüden

  • Also Bier auf die Würstchen beim Grillen kannte ich ja, aber hier ... ?( :D Oder was auch immer Du meintest.

    Ich wollte damit auch nur davor warnen, sich seinen Schaft nicht mit wässern unter der Dusche zu versauen, wenn man keine Ahnung hat.
    Wenn man Ahnung hat, weiß man eh was man selber machen kann oder nicht ;^)
    Es soll nur keiner meine Erfahrung in der Praxis teilen müssen.

    Ich hab heute mal komplett alles zusammengebaut, Öl ist oberflächlich getrocknet. Ich könnte weinen. Ich wusste nicht wieviel ich an den "Verbindungsflächen" tatsächlich weggeschliffen hatte. Jetzt weiß ich's. Alter Schwede ... viel gelernt.
    Ich werd noch die Punzierung lackieren und dann das Stück Holz hier mit Fotos präsentieren.

    Möchte jemand einen FWB 300S Schaft verkaufen?
    Oder ein Stück Holz mit der Form eines FWB 300S-Schaftes kaufen?

    Oder möchte jemand für einen vernünftigen Preis eine nicht verbastelte FWB 300S oder 300U loswerden?

    PS: Was genau nimmst Du eigentlich zum Abbeizen (Name, Hersteller) und wird dann die Punzierung mit eingeschmiert? Schaft auch von innen abbeizen?

  • Weniger ist manchmal mehr ;^) !

    Würde aus diesem Grund das Holz auch nie komplett blank schleifen ,da ist nämlich schnell mal zuviel weg .

    Besser den Lack runter schleifen und das Holz nur leicht anschleifen und dann lieber wieder neu Beizen,einen Tick dunkler damit es den rest überdeckt falls was sein sollte und dann Ölen.

    Vor allem würde ich mir viel mehr Zeit nehmen und nicht alles so mal schnell in 4 Tagen über die Bühne bringen,erst Besinnts dann Beginnts sagt meine Oma immer ;^) .

    Grade das Ölen braucht viel Zeit,und selbst wenn man sich so ein Kit kauft was wohl anders zusammengesetzt ist wird immer noch eine Trocknungszeit von 7 Tage angegeben bis alles fertig ist zum zusammenbauen.

    Also selbst damit

    dauert es immer noch gut 2 Wochen,mit vorstichtigem Schleifen immer wieder Kontrolieren.......ist man also fast gute 3 Wochen dran!

    Mit was für ner Körung hast du überhaupt angefangen zu schleifen?

  • Ja, so ist es eben: „Gut Ding braucht Weile bzw. Zeit“ :thumbsup:

    Und nimmt man sich diese Zeit nicht, kann es sehr schnell passieren, dass man nochmals von vorne beginnen darf.
    Dies ist mir beim Ölen auch schon mehrmals passiert.

    Zum Abbeizen verwende ich einen Standardabbeizer aus dem Baumarkt. Hat mal beim Warentest am besten abgeschnitten.
    Viel bewegen kann man damit wohl nicht, ist aber für die meisten Schäfte ausreichend.
    Ich habe aber auch schon viele andere Abbeizer ausgetestet, der Reisser war aber nicht dabei.

    Dick mit dem Gel-Abbeizer einstreichen, auch die Punzierung und 1 bis 2 Stunden einwirken lassen.

    Anschließend mit viel Wasser, einem Edelstahlschwamm und einer Bürste gut abreiben, abduschen und trocknen lassen.

    Für hartnäckige Fälle kommt der Schaft einfach eingepinselt einige Stunden in die Tüte. Wenn es sein muss, auch zweimal.


    Von Innen könnte man den Schaft auch abbeizen, für Fleißarbeit bin ich aber nicht so zu haben. ^^
    Ich verwende den Abbeizer nur da, wo ich auch mit dem Edelstahlschwamm und der Bürste gut hinkomme,
    ansonsten macht es für mich keinen Sinn.

    Mit einem Industrieabbeizer würde es bestimmt um einiges leichter gehen, ist mir aber einfach zu gefährlich bzw. giftig in der Anwendung,
    das muss nicht sein. Und wenn der Lack nicht ganz ab geht, muss man einfach mehr schleifen.

    Grüße
    WilderSüden

  • Holzbearbeitung ist eine Wissenschaft für sich und jeder hat da eine etwas andere Methode auf die er schwört.
    Ich nehme z.B. gar keine Folie und kein Wasser, sondern streiche der Schaft gut ein, lasse das Ganze 12 - 24h einwirken und ziehe dann das Ganze mit einer Ziehklinge ab.
    Dansch wird dann geschliffen.

    Die Welt wird nicht bedroht von den Menschen, die böse sind, sondern von denen, die das Böse zulassen. (Albert Einstein) 
    Es gibt keine großen Entdeckungen und Fortschritte, solange es noch ein unglückliches Kind auf Erden gibt. (Albert Einstein)