Ich stelle Euch hier mehrere Schlagstöcke im Vergleich vor. Alle sind
recht verbreitet und bei Behörden im Einsatz (außer die von ESP).
Zuerst den EKA von Bonowi (Einsatzstock, kurz, ausziehbar). Bei der Polizei wird er teilweiseauch ESA genannt (Einsatzstock, ausziehbar). Er hat es mittlerweilein Deutschland auf Platz 1 der Behördenschlagstöcke geschafft. Der
Preis liegt bei etwa 160 Euro. Er ist inzwischen der tägliche
Begleiter der Streifenpolizisten in Berlin, Baden-W., der BuPo...
Aber auch vieler privater Sicherheitsdienst wie der DB-Sicherheit.
Einer der Hauptgründe für seine rasche Verbreitung ist meiner Meinung
nach sein Aussehen. Er hat nicht wie alle anderen Schlagstöcke das
dünne Endrohr was von Laien als "Totschläger" gesehen
wird. So konnten sogar unsere auf Deeskalation und Täterschutz
bedachten Innenminister ein derartiges Einsatzmittel einführen. Es
gibt auch einen Monadnock Autolock ohne Endkappe der die TR
(technische Richtlinie) der Polizei zum Teleskopschlagstock erfüllt.
Aber nach meinen Informationen wurde dieser in keiner Polizeibehörde
in Deutschland eingeführt, was eigentlich nur aus sein Aussehen
zurück zu führen sein kann.
Der EKA unterscheidet sich zum Monadnock Autolock, was derzeit der einzig
vergleichbare Stock ist, vor allem in seiner Leichtgängigen und
geräuscharmen Bedienung. Man kann die Spitze des Stockes so in das
Standartholster stecken, dass der Stock automatisch beim Ziehen
ausfährt. Ebenso kann man ihn an der Spitze greifen und ausziehen
(natürlich geht auch das normale Ausfahren durch eine
Schleuderbewegung). Mitgeliefert wird ein Ring, der das Ende des
Stockes dicker macht und ihn sicherer in der Hand liegen lässt.
Dieser Ring ist an drei Seiten abgeflacht und soll ein Wegrollen auf
der Straße, dem Autodach usw verhindern. Ich hatte den Ring noch nie
beim Einsatz montiert und der Stock ist mir schon drei mal über die
Straße gerollt. Mein Stock ist übrigens der mittelgroße von drei
unterschiedlichen. Den kurzen hatte ich auch schon mehrfach in der
Hand und kann diesen eigentlich auch empfehlen. Er macht trotz seiner
geringeren Größe immer noch den Eindruck, dass man damit kräftig
zuschlagen kann. Auf der IWA hatte ich einmal ein leichtes Modell
dieses Stockes in der Hand. Ich konnte mir wirklich nicht, wie man
mit diesem leichten Stock jemandem weh tun soll? Alleine schon aus
ausfahren war bei den leichten Teilen kaum möglich. Die lange
Version des EKA dürfte für die Meisten zu groß sein.
Den Meisten wird bekannt sein, dass Bonowi den Händlern nur den Verkauf
an WBK Inhaber, Polizisten, Jäger... gestattet. Bewerten will ich
diese Firmenpolitik nicht. Es sollte jedoch möglich sein den EKA
über einen Bekannten zu beziehen der zu der genannten Gruppe gehört.
Als Zubehör gibt es den Tonfa Griff und den Defender Adapter. Am Tonfa
Griff hatte ich nie wirklich Interesse und besitze ihn daher auch
nicht. Da ich aber den EMS-Leicht für sehr sinnvoll halte habe ich
mir den Defender Adapter gekauft. Für diesen gibt es inzwischen
spezielle Holster. Ich habe den EKA mit dem Adapter immer umgedreht
im Standartholster, was ganz gut geht. Der mittelgroße EMS ragt beim
Defender Adapter übrigens nicht über den Ellenbogen hinaus (bei
mittelgroßen Personen) in der Abwehrhaltung. Das Standartholster hat
ein Problem. Die Gürtelschlaufe wird mit einem Klettverschluss
verschlossen. Die rauhe Seite davon steht unten etwa 1cm weit hervor
und beschäftigt die Hose. Ich habe dort ein kleines Stück
"Flauschband" angebracht und so das Problem gelöst. Ein
weiter Vorteil des EKA ist, dass er in geschlossenem Zustand fast
nicht klappert.
Da das Konzept des EKA derart gut und erfolgreich ist kopiert jetzt die
Schweizer Firma B&T den Stock und wird diesen bald auf den Markt
bringen. Es ist davon auszugehen dass die Schweizer Polizeibehörden
diese Kopie sehr bald in großen Mengen kaufen. Preislich werden
beide Stöcke etwa gleich viel kosten.
Hier sieht man, wie die Spitze in dem Holster eingerastet werden kann, damit der Stock beim Ziehen ausfährt.
Der zweite Stock den ich euch vorstellen will ist der Monadnock
Autolock (eineMarke von Safariland). Der Preis liegt etwa bei 190 Euro. Er wird vorallem in England von der Polizei verwendet. Man kann den Autolock als
technischen Vorläufer/Vorbild des Bonowi sehen. Sehr markant ist an
ihm die "Power safety Tip". Also die große Endkappe die im
Gegensatz zu den handelsüblichen "Friction Lock"
Schlagstöcken Verletzungen verhindern soll. Diese ist auch groß
genug dass man den Stock daran mit zwei Händen auseinanderziehen
kann. Der Autolock ist auch sehr Hochwertig. Aber kann muss für das
Ausfahren viel Schwung aufbringen. Sollte man sich in einem
Handgemenge am Boden befinden schafft man es evtl. nicht mehr. Das
Geräusch beim Öffnen des Stockes ist dafür sehr Respekt einflößend
und laut. Zum zusammenschieben muss man, wie beim EKA, lediglich den
Knopf an Stockende eindrücken und kann den Stock zusammen schieben.
Auch das braucht beim Autolock mehr Kraft als bei dem Bonowi. Als
Nachteil empfinde ich bei der langen Endkappe, dass diese den Stock
in geschlossenem Zustand wesentlich verlängert. Klappern tut er im
geschlossenem Zustand auch kaum. Ich halte diesen Stock für recht
gut. Den hohen Preis ist er im Vergleich mit dem EKA eher nicht wert.
Der EKA spielt hinsichtlich der Handhabung und Qualität in einer
anderen Liga. Wenn man Glück hat bekommt man einen Autolock aus
alten englischen Polizeibeständen für kleines Geld.
Hierkommt nun der Monadnock PR24-XTS (Preis
etwa 160 Euro). PR soll für Public Relations (Öffentlichkeitsarbeit
oder öffentliche Angelenheiten) stehen. 24 ist die Länge in Zoll.
Dieser sehr gute Teleskop-Tonfa ist, soweit ich weiß, weltweit der
am meisten verkaufte T.-Tonfa im Behördenbereich. Es ist in
Deutschland bei einigen Behörden für den Zivileinsatz angeschafft
worden. In der Schweiz hat dieser Stock auch für den uniformierten
Einsatz weite Verbreitung gefunden (z.B. Stadtpolizei Zürich). Der
einfache, nicht ausfahrbare, Tonfa heißt übrigens auch PR-24.
Der Schlagstock hat mich sofort überzeugt. Man hat alle Möglichkeiten
eines Tonfa aber kann ihn recht problemlos führen und damit
Autofahren, was mit einem großen Tonfa nicht geht. Das Ausfahren mit
einer Flip-Bewegung ist etwas schwierig. Am besten hält man ihn zum
Ausfahren am langen Ende. Im Innenteil ist ein Nippel der durch eine
Feder von innen in das Außengehäuse springt. Dadurch verriegelt der
Stock. Wenn man den Nippel eindrückt kann man den Stock wieder
zusammen schieben. Am Ende ist eine abschraubbare Kappe durch die
sich der Stock zerlegen lässt. Durch ein Loch an der Seite kann man
den Seitengriff abschrauben.
Ich habe den PR24 einige Male geführt. In meinem einfachen Tonfa Holster
hat er sich leider auch schon selbstständig beim Rennen geöffnet,
was aber nicht weiter schlimm ist. Im Zivileinsatz konnte ich den
Stock auch recht problemlos in den Gürtel stecken und unter der
Jacke verbergen.
Hier sieht man das kleine Loch mit dem Nippel zum Schließen des Stockes
Noch etwas ganz Wichtiges für Sicherheitsdienste: Wer einen Schlagstock
führt (was man als Sicherheitsmitarbeiter trotz des Paragraph 42a
WaffG darf) sollte unbedingt einen Nachweis über eine Ausbildung am
Schlagstock haben. Sonst hat man ggf. vor Gericht ganz schlecht
Karten. Ebenso von Vorteil ist es, wenn man den selben Stock hat wie
die örtliche Polizei. Das gilt auch für Handfesseln.
Mitvorstellen will ich hier auch noch zwei der üblichen “billig”
Modelle. Hier von der tschechischen Firma ESP
in zwei unterschiedlichen Längen. Einer brüniert und einer
verchromt. Ich habe beide schon seit Jahren und weiß nicht mehr was
sie gekostet haben. Mitgeliefert wird bei diesen Stöcken meist eine
Nylontasche in die man den Stick auch ausgefahren einlegen kann. Man
bezeichnet diese Stöcke als “Friction Lock”, da sich die
einzelnen Elemente festklemmen. Zum Einfahren muss der Stock auf eine
harte Unterlage geschlagen werden. Solle man einen Stock suchen den
man einfach nur neben die Türe legt sollte auch so einer ausreichen.
Aber für den professionellen Einsatz sind sie absolut ungeeignet.
Bei dem Langen von den Beiden hat sich bei mir das vorderste Element
verabschiedet und ist gegen die Wand geflogen, was mein Vertrauen in
den Stock massiv hat sinken lassen. Die Firma ESP fertigt ihre Stöcke
auch in einer gehärteten Behördenversion und stellt massenhaft
Zubehör dafür her. Das Meiste davon ist aber Spielerei
(Klappspaten-, Stemmeisenadapter..).
Der zerlegte Stock
Der geschlossene Stock im Holster
Der offene Stock im Holster
Fazit: Alle drei Stöcke (außer den billigen von ESP) halte ich für sehr
gut und Einsatztauglich. Ob ein Tonfa sinnvoll ist stelle ich
persönlich eher in Frage. Kaum jemand kann mit dem Tonfa anständig
umgehen. Die Ausbildung daran ist sehr zeitintensiv und vieles aus
der Ausbildung ist praxisfern. Auch die Größe des Tonfa ist ein
Argument gegen ihn. Die Schläge aus dem Tonfa (Flips) haben
wesentlich weniger Kraft als von einem normalen Stock. Der große
Vorteil ist, dass die Schläge fast immer auf den Extremitäten
landen, wo sie ja auch hin sollen. Die Schläge eines einfachen
Stockes können da eher mal auf dem Kopf des Angreifers landen. Bei
der Polizei im Streifendienst ist die Akzeptanz des Tonfa nahezu
null! Der Gummiknüppel wurde damals eher mitgeführt als der Tonfa
heutzutage.
Fürwesentlich sinnvoller halte ich den EMS-Leicht. Nicht ohne Grund hat
sich die Polizei von z.B. Sachsen-Anhalt für diesen Stock
entschieden. Es gibt lediglich zwei Griffe: Zuschlagen und abwehren.
Beide Griffe kann man durch einen einfachen Flip wechseln. Alles
Andere sind ganz allgemeine Schlagstocktechniken die recht einfach zu
erlernen und anzuwenden sind. Ich kann jedem nur die Werbefilme dazu
im Internet empfehlen, die sind wirklich überzeugend.
Wennman sich unter denen umhört die einen Teleskopschlagstock führen
hört man immer wieder: " Wenn ich den Stock ausfahren ist der
Angriff meist schon beendet". Die Wirkung eines ausgefahrenen
und erhobenen Teleskopstockes ist sehr beeindruckend. Wenn man dies
noch mit einem Pfefferspray in der linken Hand kombiniert hat man
sehr viele Handlungsoptionen und ist evtl. auch gegen mehrere
Angreifer gerüstet.
Auchwenn es mir fern liegt hier SV Techniken zu erläutern möchte ich
die, aus meiner Sicht, zwei wichtigsten Techniken erwähnen:
1.Der Aggressor / Angreifer ballt die Fäuste. Ein Schlag auf die
Fäuste sollte den Kampf sofort beenden. Dafür muss man auch nicht
weit an den Angreifer ran. Und selbst im Falle einer gebrochenen Hand
ist die Notwehrlange für einen Richter später offensichtlich.
2.Auf den normalen Schlag (von rechts nach links) mit dem Stock sollte
man im Notfall sofort einen Rückhandschlag mit dem Stockende in das
Gesicht des Angreifers folgen lassen (ohne erneute Ausholbewegung).
Diese Technik ist fast nicht abzuwehren.
Als sehr empfehlenswert halte ich den Werbefilm von ESP. Darin wird
einiges gezeigt was auch in der Praxis funktioniert. Zur allseits
bekannten Werbefigur von Bonowie möchte ich nur soviel sagen:
Kunststücke und Theater haben auf der Straße nichts verloren. Lernt
lieber von Menschen die auf der Straße gelernt haben und nicht im
Dojo.
Führen:Ja ich weiß, der Paragraf 42a WaffG verbietet im Regelfall das
Führen eines Schlagstockes (Hieb- Stoßwaffe). Lediglich
Sicherheitsdiensten wird ein berechtigtes Interesse eingeräumt. Ich
habe einmal für einen Bekannten einen Antrag an die Waffenbehörde
geschrieben, dass er durch eine persönliche Gefährdung ein
berechtigtes Interesse bestätig bekommt. Das wurde als nicht im
Sinne des WaffG abgelehnt. Vermutlich. Was bleibt ist das Führen auf
dem eigenen Grundstück und in einem verschlossenen Behältnis. Nach
der gängigen Auslegung des WaffG ist auch das Einschweißen in Folie
eine verschlossenes Behältnis (evtl auch das Verpacken in einem
Briefumschlag mit Vorhängeschloss?). Ebenso sollte ein
abschließbares Handschuhfach im Auto ein Führen ermöglichen. Die
Maxpedition Rucksäcke haben z.B. auch ein Waffenfach an das ein
kleines Vorhängeschloss abgebracht werden kann. Das Vorhängeschloss
kann auch so klein sein, dass man es einfach abreißen kann, dass
WaffG stellt keinerlei Anforderungen an das Schloss. Jeder kann sich
ja selber mal Gedanken machen was er braucht (Rechtsberatung kann,
wie immer, nur ein Anwalt geben!).