FWB 601 – Schichtholzschaft überarbeiten zu Ölschaft - Bericht

Es gibt 16 Antworten in diesem Thema, welches 7.220 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (13. März 2015 um 20:07) ist von WilderSüden.

  • Hallo zusammen,

    nachdem ich meine erste Feinwerkbau 601 erhalten habe,
    muss ich nun wegen einem Defekt auf die Lieferung des entsprechenden Teiles warten.

    FWB 601 Problem - Ladeklappe öffnet nicht automatisch

    Ich möchte diese Zeit nutzen und gleich auch noch den Schaft kurz überarbeiten,
    der viele Kratzer Macken und Verfärbungen hat.

    Die Schaftüberarbeitung wird wohl in Anlehnung an den Bericht von bilcupra

    FWB 601 - Schichtholzschaft aufbereitet und Umbau für´s Field Target erfolgen.

    Dies ist wohl nicht mein erster Schaft, aber mein erster Schichtholzschaft den ich überarbeite.

    Auch werde ich im Gegensatz zu dem Bericht von bilcupra die Schleifarbeiten auf ein Minimum reduzieren,
    eine Spiritusbeize anstatt eine Wasserbeize verwenden und den Schaft nicht lackieren, sondern ölen.
    Mit lackieren habe ich es nicht so und ob es mit dem Öl was wird, mal sehen. :whistling:

    Im ersten Stepp habe ich erst mal alle Aufkleber mit Hilfe eines Heißluftföhns und einer Klinge entfernt.

    Anschließend den Schaft mit dem Abbeizmittel dick eingestrichen und 1,5 Stunden einwirken lassen.
    Nach Ablauf der Zeit den Schaft mit Edelstahlwolle aus der Küche abgerieben und anschließend mit einer Bürste und
    sehr viel Wasser nochmals abgeschrubbt und zum Trocknen in der Waschküche aufgehängt.
    Das viele Wasser soll auch dazu dienen, das Holz im Bereich der Macken und Kratzer aufquellen zu lassen,
    um nicht so tief schleifen zu müssen.

    Nach dem Abbeizen:

    Man sieht auf dem Foto auch sehr deutlich, dass die alte Lackschicht mit dem Abbeizmittel gar nicht vollständig entfernt wurde.
    Aber die noch vorhandenen Lackstellen müssen dann halt dem Schleifpapier zum Opfer fallen.

    Fortsetzung folgt ….

  • Fortsetzung …

    Geschliffen habe ich dann mit

    - 240er Schleifpapier
    - 400er Schleifpapier

    - kurz gewässer unter der Dusche

    - getrocknet
    - 600er Schleifpapier
    - gewässert
    - getrocknet
    - und zum Schluss nochmals mit einem 600er Schleifpapier drüber.

    Natürlich kann man mit Sicherheit die Oberfläche noch weiter verfeinern, mit 800er, 1.000er, usw., aber meine seitherige Erfahrung hat mir gezeigt,
    dass eine 600er Endbearbeitung für meine Ansprüche vollkommen ausreichend ist und zu einem guten Ergebnis führt.

    Zum Beizen habe ich dann die Spiritusbeize von Clou verwendet, Mahagoni dunkel, Clou Nr. 170.
    Seltsamer weise gibt es den örtlichen Baumärkten keine Spiritusbeize mehr im Sortiment, folglich über die Bucht per online bestellt.

    Spiritusbeize aus dem Grund, da ich erstens sehr gute Erfahrungen damit gemacht habe und zweitens,
    da die Spiritusbeize auch bei leicht „fettiger“ Holzoberfläche besser und tiefer ins Holz einzieht, als Wasserbeize.

    Angemacht habe ich die Beize nicht wie auf der Anleitung vorgegeben, sondern habe nur die halbe Menge an Pulver im Verhältnis zum
    Spiritus verwendet. Sollte das Ergebnis zu hell sein, kann ich immer noch ein zweites oder drittes Mal nachbeizen.
    Wenn das Ergebnis aber beim ersten Beizvorgang schon zu dunkel ist – au weih!!! X(

    Zum Beizen habe ich ein Stück abgeschnittenen Schaumstoff verwendet.
    Nach dem ersten Beizdurchgang 15 Minuten gewartet und anschließend kam der nächste Beizdurchgang.
    Bereits nach dem zweiten Beizdurchgang hatte der Schaft die perfekte Färbung für mich erreicht.
    Durch den späteren Ölauftrag wird der Schaft eh noch dunkler und die Schichten des Holzes werden wunderbar hervorgehoben.

    Benötigt habe ich gerade einmal 2,5 Gramm vom Pulver mit 250ml Spiritus (Herstellerangabe: 10g in 500ml Spiritus) und
    damit hätte ich locker 2 Schäfte beizen können.


    Grüße
    WilderSüden


    Fortsetzung folgt …

  • Fortsetzung …

    Da die Spiritusbeize relativ schnell trocknet, habe ich bereits 30 Minuten später mit der ersten Ölung begonnen.

    Für die „Grundierung“ (erste Ölung) verwende ich immer Leinölfirnis mit Terpentinersatz im Verhältnis 2:1 (pi mal Daumen gemischt),
    gleich mit welchem Öl ich anschließend den Schaft bearbeite. Dabei streiche ich den Schaft mit einem Pinsel ca. 15 Minuten lang mehrmals ein.
    Danach wird der Schaft mit Küchenpapier abgetupft und mit einem Baumwolltuch leicht abgerieben, nicht trocken gerieben!

    Es folgen 48 Stunden aufhängen zum Trocknen. Zwischendurch wische ich den Schaft immer wieder mit dem Baumwolltuch leicht ab,
    um ausgetretenes Öl weg zu wischen.

    Fotos gibt es leider keine dazu, habe ich vergessen zu machen. :D

    Anschließend an die Grundierung habe ich seither für meine Schäfte nur Leinölfirnis und Hartöl verwendet.

    Leinlöfirnis weil dies sehr leicht zu verarbeiten ist, es die Maserung des Holzes sehr gut hervorhebt und vom Preis-Leistungsverhältnis
    nicht zu schlagen ist. Nachteil von Leinölfirnis: längere Trockenzeit und kein Glanz möglich (habe ich zumindest noch nicht geschafft).

    Hartöl hat eine kürzere Trockenzeit und glänzt etwas mehr als Leinölfirnis.

    Für den aktuellen Schaft werde ich aber mal Rustins Teak Oil verwenden. Von Rustins gibt es das Danish-Oil und das Teak-Oil.
    Im Gegensatz zu Danish-Oil hat das Teak-Oil weniger Mattierungsmittel und soll somit mehr Glanz bringen.
    Der Vorteil von Rustins soll sein: höherer Glanz und kürzere Trockenzeit gegenüber Hartöl. Preislich etwas teurer als Hartöl,
    jedoch günstiger als das Tru-Oil.

    Aufgetragen habe ich das Rustins Teak Oil mit einem gefalteten Baumwolltuch und das Öl gut einmassiert.
    Bevor ich beginne, fülle ich mir eine kleine Menge in ein Fläschchen ab, was dann für ca. 3 Ölungen reichen muss.

    Dies empfiehlt der Hersteller, da das Öl durch Oxidation (Sauerstoffaufnahme) austrocknet. Jedes Mal wenn der Behälter geöffnet wird,
    kommt frische Luft (Sauerstoff) hinein. Durch das Umfüllen in einen kleineren Behälter bleibt das Öl im Originalbehälter länger haltbar.

    Hier zwei Bilder vom Zustand nach dem ersten Durchgang:


    Fortsetzung folgt …

  • Fortsetzung …

    So, die ersten 3 Ölungen habe ich nun abgeschlossen, hier mal ein Zwischenstand:

    3 bis 4 Mal möchte ich den Schaft noch ölen, dann dürfte der Schaft bis übernächste Woche fertig werden.
    Trockenzeiten zwischen den Ölungen: 2 bis 3 Tage.

    Zwischendurch habe ich heute aus einem 2mm Aluminiumblech noch eine dezente Zwischenlage für die Schaftkappe ausgesägt und geschliffen.

    Da der Schaft nach der letzten Ölung gerade trocken ist, habe ich die Schaftkappe mal kurz angeschraubt.

    Bis jetzt bin ich mit dem Ergebnis voll zufrieden, der rötliche Mahagonifarbton macht sich auf dem Schichtholzschaft echt gut. :n1:


    Fortsetzung folgt …

  • Wunderbare Arbeit!
    Schichtholz würde ich durchaus auch Beizen. Allerdings gewachsene Hölzer würde ich immer Natur lassen. Durch das Öl dunkelt es noch nach. Oder ein bisschen dunkles Öl untermischen ist auch möglich.
    Klasse gemacht :new11:

    „Viele Grüße aus Sachsen-Anhalt“

  • Super ergebnis :thumbup: ,die 601 hatte mich immer an IKEA erinnert ( Kiefern Holz ) aber so,will ich haben.

    Gruß Andreas

    Wer nicht will,der hatt schon,und ich habe zwei davon.

  • Fortsetzung, die Letzte


    Zuerst einmal vielen Dank für die Blumen! :huldige:

    Eigentlich war die ganze Aktion überhaupt kein Hexenwerk und von jedem, mit nicht gerade zwei linken Händen, durchaus zu bewerkstelligen.
    Besondere Werkzeuge habe ich nicht benötigt und die Kosten für Material halten sich in Grenzen. Aber dazu am Schluss noch eine kurze Übersicht.


    Nun aber weiter!

    Das Ersatzteil für die defekte Ladeklappe ist in der Zwischenzeit von Feinwerkbau eingetroffen.
    Ersatzteil eingebaut und das System getestet, funktioniert alles wieder einwandfrei – yippie yah yei 8o

    Nach der 3. Ölung hat sich die Schaftoberfläche ein bisschen rau angefühlt, so wie wenn sich ein paar Fusseln ins Öl eingenistet hätten.
    Ich habe dann einfach ein 1.000 Schleifpapier genommen und bin ganz leicht über den ganzen Schaft drüber gegangen und schon war die Sache erledigt.

    4. Ölung (Sonntag), wie gehabt mit einem gefalteten Baumwolltuch aufgetragen, zwei Tage getrocknet, dann die 5. und letzte Ölung (Mittwoch).

    Nachdem der Schaft nun fast schon wie eine Lackierung aussieht, werde ich doch kein weiteres Öl mehr auftragen.
    Ist wohl Geschmackssache, aber Lack oder Lackoptik ist nicht mein Ding. Man darf ruhig die eine oder andere Pore noch sehen, es handelt sich schließlich um Holz.

    Ich bin mir sicher, wenn man die Holzoberfläche feiner schleift, ggf. noch Porenfüller verwendet und 2 bis 3 mal öfter ölt,
    kann man mit dem Rustins Teak Oil eine Holzoberfläche erzeugen, welche aussieht wie lackiert.

    Standardsystem, Schaftkappe und Schiene montiert und fertig.
    Ich bin voll und ganz zufrieden, einen Tick dunkler hätte sie noch sein dürfen, hätte dazu vielleicht doch noch einmal Beizen sollen.

    Hier noch die letzten Fotos:


    Verwendete Hilfsmittel:

    - Föhn, zum Entfernen der Aufkleber
    - Klinge, zum Entfernen der Aufkleber
    - Pinsel, Edelstahlwolle aus Muttis Küche und Bürste, zum Abbeizen
    - 240er, 400er, 600er und 1.000er Schleifpapier
    - Stückchen Schaumstoff oder einen Schwamm (Pinsel tut es auch), zum Beizen
    - Pinsel, zum Grundieren
    - Baumwollstoff oder ausgemusterte T-Shirts, zum Ölen
    - paar kleine Behältnisse (z.B. Gläser oder Dose) für die Beize und Ölungen
    - Rolle Zewa, um die Sauerei auf zu wischen


    Angefallene Kosten:
    - Abbeizer 11,99€
    - Schleifpapier 240er, 400er, 600er, 1.000er a 0,90€
    - Clou Spiritusbeize 4,30€ + 1,65€ Versand
    - Spiritus ca. 4,-€
    - Leinölfirnis ca. 8,99€
    - Trepentinersatz ca. 5,-€
    - Rustins Teak Oil 12,90€ + 4,90€ Versand

    Ich hoffe, dass ich nichts vergessen habe?

    Anregungen und Verbesserungsvorschläge für meinen nächsten Ölschaft sind herzlich willkommen.
    Vielen Dank an alle Leser und die vielen Glückwünsche.


    Bis bald
    WilderSüden

  • Schönes Stück geworden und ne SEHR schöne Anleitung!
    Mir persönlich schien der Rotstich anfänglich etwas zu heftig aber wenn ich das komplett montierte Gewehr sehe muss ich sagen : gelungener Kontrast zur Brünierung.

    Schönen Gruß
    Michael

    Sommer ist solange die Pfütze nicht zufriert!

  • Auch, wenn ich persönlich etwas weniger Glanz bevorzuge - das ist wirklich eine sehr schöne Arbeit und zudem noch hervorragend dokumentiert.

    Zwei Fragen habe ich aber dazu noch:

    1. Warum beginnst Du mit einer Firnis, statt direkt mit Hartöl zu starten? Ich hätte vermutet, dass die Firnis eher als letzte Schicht aufgebracht wird.
    2. Welche Aufgabe hat das Aluminiumblech zwischen Holz und Schaftkappe? Nur dekorativ? Oder "kann" das tatsächlich etwas?  :S

    Viele Grüße
    Timebandit

  • Hallo,

    zu 1.:
    Leinölfirnis kann man mit Terpentinersatz mischen, dadurch wird es dünnflüssiger und dringt tiefer ins Holz ein,
    als wenn man nur Firnis/Hartöl verwendet. Ich verwende das Gemisch nur zur erstmaligen „Grundierung“.
    Man kann den Effekt noch erhöhen, indem man das Leinöl-Terpentin-Gemisch vor der Verarbeitung anwärmt.
    Dazu stelle ich das Glas mit dem Gemisch einfach in heißes Wasserbad.

    Anschließend an die „Grundierung“ verwende ich Leinölfirnis, Hartöl oder dieses mal halt Rustins.

    Zitat

    Leinlöfirnis
    weil dies sehr leicht zu verarbeiten ist, es die Maserung des Holzes sehr gut hervorhebt und vom Preis-Leistungsverhältnis
    nicht zu schlagen ist. Nachteil von Leinölfirnis: längere Trockenzeit und kein Glanz möglich (habe ich zumindest noch nicht geschafft).

    Hartöl hat eine kürzere Trockenzeit und glänzt etwas mehr als Leinölfirnis.

    Für den aktuellen Schaft werde ich aber mal Rustins Teak Oil verwenden.
    Von Rustins gibt es das Danish-Oil und das Teak-Oil. Im Gegensatz zu Danish-Oil hat das Teak-Oil weniger Mattierungsmittel und soll somit mehr Glanz bringen.
    Der Vorteil von Rustins soll sein: höherer Glanz und kürzere Trockenzeit gegenüber Hartöl. Preislich etwas teurer als Hartöl, jedoch günstiger als das Tru-Oil.


    Das erzielte Ergebnis bestätigt, dass man mit Rustins einen höheren Glanz erzielen kann, als mit Leinölfirnis oder Hartöl.
    Wollte ich einfach mal selbst probieren :rolleyes:


    zu 2.:
    In diesem Fall dient die Alu-Einlage ausschließlich der Optik … (und zur Schaftkappenverlängerung um 2mm) :D

    … und hier zur Stabilität der Schaftkappenverlängerung (wegen Zielfernrohr)

    Grüße
    WilderSüden