Gewehrschaft restaurieren

Es gibt 17 Antworten in diesem Thema, welches 22.348 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (28. März 2019 um 20:33) ist von schaftholz.

  • Hallo co2air-Mitglieder!

    Ich möchte für einen Freund den Gewehrschaft restaurieren, ich habe mich auch kundig gemacht, momentan ist er lackiert... der Lack ist abgeplatzt, und im Schaft sind auch Dellen, die man durch ein feuchtes Handtuch unter einem heißen Bügeleisen langsam wieder glätten bzw. aufheben kann um sie dann so gut es geht wieder beizuschleifen. Tiefere Kratzer werden nach dem (abbeizen? Ablaugen?) später mit einem Holzkitt verschlossen/abgespachtelt und nachgeschliffen.

    Danach wird die Oberfläche fein abgeschliffen (in Faserrichtung) Schaft wird angenässt, so das sich die Holzfasern immer wieder aufstellen bis die Oberfläche immer glatter und glatter wird, richtig?

    Nachdem ich die Oberfläche richtig glatt habe, kann begonnen werden zu beizen, (in Faserrichtung wieder)

    Ich würde aber vorschlagen es zu ölen oder zu wachsen... Gibt es da noch ein paar Dinge die beachtet werden muss?

    Hier ein paar Bilder:








    Was wäre eure Vorgehensweise wenn es gewachst oder geölt werden soll?

    Sorgen machen mir die vielen kleinen Konturen/Reliefs/Verzierungen, da lieber ablkaugen/abbeizenb nachdem der Lack runtergeschliffen würde mit 80er oder 120er Schleifpapier?

    Ich würde zu Produkten wie Aqua Clou Beize, Clou Holzwachs und Wachslasur, Clou Wachskitt oder Clou Holzpaste für tiefere Löcher greifen.


    Freue mich über eine konkrete und ausführliche Antwort! :)

    ich hätte mich ansonsten hier:
    http://www.jagderleben.de/index.php?redid=310295 oder an folgendem Ratgeber orientiert http://www.repage.de/member/k31doc/…ongewehren.html kann ich die nehmen?


    Lieben Gruß
    Bardogg

    Einmal editiert, zuletzt von bardogg (5. Mai 2014 um 21:01)

  • Hallo bardogg und willkommen im Forum. Die ersten Schritte hast Du schon gut und richtig erklärt. Abbeizen, schleifen, wässern, schleifen ,wässern usw. Die Teile des Schaftes, die verziert sind (Fischhaut ) solltest Du nicht schleifen, sondern mit einer Bürste den angelösten Lack entfernen. Wenn Du den Schaft ölen willst, solltest Du die fehlerhaften Stellen ausschleifen und nicht spachteln. Die gespachtelten Stellen ergeben nie die Farbe des Holzes und würden nach dem ölen unschön aussehen.

    Gruß Achim

    PS: Dein erster Link ist der bessere.

    Der Gott,der Eisen wachsen lies, der wollte keine Knechte, drum gab er Säbel, Schwert und Spieß dem Mann in seine Rechte. E.M. Arndt
    Field Target im SC ernsdorf

    Einmal editiert, zuletzt von sharky60 (5. Mai 2014 um 21:22)

  • Hallo bardogg,

    die Vorgehensweise ist so, wie Du sie beschrieben hast, ganz OK.

    Zum Entfernen des spröden Lackes, nehme ich immer eine Klinge,
    wie sie zum reinigen von Glasscheiben verwendet wird. Da hast Du
    in einer guten Stunde das Holz blank damit und ziehst -ohne das
    Holz zu beschädigen- auch gleich einiger Kratzer mit raus.

    Vorsicht ist aber an den verschnittenen Teilen geboten. Da kannst
    Du s a n f t mit einer Kupferdraht-Bürste vorreinigen um dann den
    Rest abzubeizen. (bäh! hässlich und stinkt)

    Anschliessend schleife ich den Schaft stets von grob (mit 220 be-
    ginnend), bis zur Körnung 1.200. Dazwischen wässern und trocknen
    lassen.
    Anschliessend oelen nach gusto.

    Die verschnitteten Teile natürlich nicht schleifen. :rolleyes:

    liebe Grüsse ... Patrick

  • Danke!

    Wusste nicht das man dieses Muster, Fischhaut nennt! :)

    Also lieber den Lack mit einer Ziehklinge abziehen, anstatt ihn mit 80er Schleifpapier wegzuschleifen? Und die Fischhaut mit einer Messing-Bürste in Furchenrichtung vorsichtig säubern damit auch dort der Lack abgeht, und dann auch abbeizen und zusätzlich die Messing-Bürste benutzen?

    Nochmal zur Klarstellung: Abbeizen ist nicht ablaugen? Wo mist da der Unterschied?

    Und kann ich Ablaugen/Abbeizen als "Säuberungsmethode" nehmen wenn ich das Holz anschliened nach den anderen Arbeitsschritten wachsen oder ölen will?

    Gibt es andere Vorgehensweisen beim wachsen/ölen?
    Wie würden die ablaufen?

  • Du kannst den Schaft auch mit Schleifpapier entlacken, aber mit Abbeizer geht es einfacher und der holt auch den Lack aus den feinen Holzporen. Also Abbeizer für Lack aus dem Baumarkt auftragen und einwirken lassen. Wenn der Lack sich löst, diesen mit einer Ziehklinge abschaben. Die verschnittenen Teile (Fischhaut) ebenfalls mit Abbeizer behandeln, aber dort den alten Lack mit einer Messingbürste entfernen. Niemals mit Sandpapier. Danach mit einer harten Bürste und Wasser den Schaft von allen Rückständen der Beize und des Lack's befreien. Trocknen, schleifen, wässern, trocknen, schleifen, wässern, trocknen, schleifen......
    Kleinere Dellen kannst Du mit dem Bügeleisen "ausbügeln", wie Du ja schon selbst recherchiert hast. Größere würde ich versuchen großzügig auszuschleifen.
    Über das Ablaugen und Wachsen kann ich Dir nichts sagen.

    Der Gott,der Eisen wachsen lies, der wollte keine Knechte, drum gab er Säbel, Schwert und Spieß dem Mann in seine Rechte. E.M. Arndt
    Field Target im SC ernsdorf

    2 Mal editiert, zuletzt von sharky60 (5. Mai 2014 um 23:28)

  • Hi Bardogg,

    Die Clou Aquabeize kann ich empfehlen. Jedoch würde ich eher zu Lösemittelbeize greifen. Hier muss man halt mit den Lösemittel aufpassen und gut dabei Lüften.

    Die Holzwachs Sachen und Wachslasuren würde ich nicht für den Schaft nehmen. Die sind wenn eher für Möbel.

    Da du Beizen Möchtest kommst du leider um das Wässern, Trocknen, Schleifen nicht rum.

    Wenn du es mit dem Ölfinisch richtig gut machen willst kann ich dir ( benutze ich auch ) das Aura Hartöl für Fußböden Empfehlen. Da kann man nicht viel Falsch machen und es bildet einen schönen Glanz aus ohne die Poren vom Holz gänzlich zu verschließen.

    Was das Ölen mit dem Auro Öl angeht kannst du gerne mal in meiner Signatur auf meinen Youtube Channel zugreifen. Da hab ich mal ein kleines Tutorial Video gemacht zum Ölen von Holzoberflächen. Das könnte für dich ggf. recht hilfreich sein. Nur das du meine Einfachen vorbereitungsschritte für die Holzoberfläche vor dem Ölen nicht ganz so anwenden kannst.

    Was müsstest du anders machen:

    Ich sage im Video das ich die Oberfläche mit 220 Korn fein schleife und dann mit Stahlwolle ( sehr fein ) schonmal einen guten Glanz rein Bringe. Du müsstest bei diesem Schritt eben das Wässern, trocknen und schleifen machen. So 2 bis 3 mal auf jedenfalls. Den Zwischenschliff beim Wässern würde ich dir mit 600er Schleifpapier oder 800er Schleifpapier empfehlen. Feiner ist meiner Meinung nach nicht wirklich nötig. Wenn du das letzte mal gewässert, getrocknet und geschliffen hast gehst du einfach nochmal wie ich es im Video zeig mit der Stahlwolle drüber. Anschließend Beizen. Je nach gewünschtem Farbton 1 bis zwei mal.
    Wenn die Beize vollständig abgetrocknet ist ( mindestens mal 1 bis zwei Tage Trocknen lassen ) kannst du dann mit dem Ölen anfangen. Rest zeigt das Video.

    Mfg und viel Spaß beim Restaurieren

    Torsten

  • Hallo,

    zum Oelen benutze ich sehr gerne die Oele von Balsin oder Scherell's.
    Beides wird von Ballistol vertrieben:

    http://www.ballistol-shop.de/Waffenpflege/S…B_S_44_119.html

    Damit erreicht man einen matten bis seidenmatten Glanz, das Holz
    bleibt offenporig, man fühlt keinerlei Beschichtung.
    Um den Schäften etwas Glanz zu geben, verwende ich Micro Mesh:

    http://www.amazon.de/Micro-Mesh®-Soft-Pads-Satz-9-teilig/dp/B0034YT6WC/ref=sr_1_2?ie=UTF8&qid=1399330097&sr=8-2&keywords=Micro-Mesh%C2%AE+Soft+Pads-Satz%2C+9-teilig

    Wer es gerne hochglänzend mag, der kann auch TruOil nehmen.
    Ein Oel, daß einer Beschichtung gleicht. Absolut hochglänzend.
    Gerade bei dunklem, schön gemasertem Holz eine Wucht. Wobei
    mir persönlich, etwas zu glossy.

    Buchenölschaft zum glänzen bringen.

    liebe Grüsse ... Patrick

  • Hallo Forenuser,

    ich bin etwas erschlagen von den vielen Infos, und möchte nun jetzt mit diesem beitrag nochmal alles klarstellen!

    Welche Produkte wären besser, bzw. würdet ihr vorschlagen anstatt xyz? Schaftol? Tru-oil? etc..?

    Im Baumarkt habe ich gefunden:

    Lumberjack - Pflegeöl (fürs Pflegen der geölten/gebeizten Holzteile der Waffen)

    Lumberjack - Schellack-Streichlack (wenn später Schellack benutzt werden soll, für dunkle Holztöne)

    Lumberjack - Schellack-Löser (damit Schellacke oder auch normale Lacke gelöst werden können? oder reicht da der unten stehende Abbeizer?)

    Lumberjack - Feinöl-Firnis (als Oberflächenfinish wenn geölt wurde? oder wozu?)

    LUMBERJACK - Hartwachs-Öl (wird fürs wachsen benutzt?)

    CLOU Beize "Mahagoni" (Lieber dieses Pulver benutzen oder lieber die unten angezeigte Plastikversionen? oder gibt es unterschiedliche Anwendungsbereiche dafür? wenn Ja - Welche?)

    CLOU Beize Mahagoni "wasserverdünnbar"

    CLOU Hartöl - farblos (Wann wird das benutzt?)

    Abbeizer (ist der ok zum entlacken und abbeizen beim schleifen?)

    CLOU Holzpaste Mahgoni Dunkel (Der wird nur benutzt wenn zu tiefe Löcher/Risse sind, wenn man Holzteile wachsen oder lackieren will, aber nicht beim ölen?)

    CLOU Wachskitt - "lichtecht" Mahagoni Dunkel (Wachskitt wird nur benutzt beim reparieren wenn man die Holzteile eh wachsen will? oder welche Anwendung gegenüber der Holzpaste?)

    CLOU Holzpaste - Mahagoni Dunkel (Wann kommt die Paste zum EInsatz? Oder kein Unterschied bei den Anwendungsbereichen zum Holzwachs oder dem Wachskitt?)

    Poliboy fixneu Politur dunkle/hell (Kann benutzt werden als End-Finish bevor ich wachse, öle oder Schellack drauf tue?)


    Nun mal eine Materialliste die ich vorgeschlagen habe:

    - Messingbürste
    - Schleifpapier; 120er, 240er, 320er oder 400er?, 600er
    - Stahlwolle "extrafein" Grad 000, zum polieren nach dem wachsen? oder in welchen Stadien benutzzt man Stahlwolle?
    - Staubfreies Tuch zum beizen bzw. zur Staubentfernung nach den Schleifvorgängen?
    -> Oder doch lieber mit einem feinen Schwann oder einem Pilsel beizen? Vorschläge?
    - Schaftbügeleisen empfehlenswert?
    - Ballistol Universalöl auch zu gebrauchen, zur Pflege der Holzteile?
    - Einfache Abziehklinge oder doch lieber Holzschnitzwerkzeug zum "abschaben der Lacke bei der Restauration?
    - Kreppband zum abkleben der Fischhaut beim schleifen

    ------ Noch etwas vergessen?

    Genaue Vorgehensweisen würde ich gerne wissen, einmal wenn man etwas ölen, wachsen oder mit Schelllack versiegen will, natürlich bei Holzteilen die vorher schön abgebeizt, abgeschliffen und dann mehrmals gebeizt und angeschliffen wurden.


    Vielen Dank und nette Grüße
    bardogg

  • Mal eine andere Frage: Warum willst Du den Schaft eigentlich farblich Beizen ? Das Holz sieht doch ganz gut aus. Beize den Lack doch erstmal ab und schleife den Schaft schön sauber. Danach kannst Du immer noch über eine andere Farbgebung nachdenken.
    Der Abbeizer ist o.k., das Clou Hartöl kannst Du auch nehmen. Kitt und Paste würde ich nicht benutzen, wenn es ein Ölschaft werden soll. Dann lieber die Schadstellen großflächig ausschleifen. Die anderen Mittelchen brauchst Du nicht.
    Materialliste: falls gebeizt werden soll ( Farbe) - feiner Schwamm
    Schaftbügeleisen? wozu - Mutti's reicht auch
    Ballistol Uniöl - nicht für Holz, nur für Metall
    Abziehklinge - keine Schnitzwerkzeuge, Ceranfeldschaber oder schräg gehaltenes Küchenmesser
    alles andere ist ok

    Gruß Achim

    Der Gott,der Eisen wachsen lies, der wollte keine Knechte, drum gab er Säbel, Schwert und Spieß dem Mann in seine Rechte. E.M. Arndt
    Field Target im SC ernsdorf

  • Ich habe jetzt nicht alles gelesen, möchte aber zum Besten geben, dass sich abbeizen als erster Schritt hervorragend macht, da der komplette Lack und auch viel Dreck aus dem Holz kommt, ohne dass das Holz mit Werkzeug angegriffen wird. Man hat danach wirklich rohes Holz wie aus Natura. Ein Steinalter Haenel 310 Schaft hat nach dem Abbeizen sogar wieder nach Holz gerochen 8o