Compoundbogen Man Kung 70C bzw. Chaser 3

  • Testbericht Compoundbogen Man Kung bzw. Chaser 3.

    Gut sieht er ja aus und auch die Ausstattung kann sich sehen lassen. Double Cams, 7,5 Zoll Standhöhe, bis zu 75 lbs, damit knapp 300 km/h schnell, für 159 € bei 4komma5.de (Man Kung 70C) oder als Chaser 3 bei Bogensportwelt.de für 199 €, zu haben. Klingt nach Schnäppchen.

    Ich hab mir damals diesen Bogen gekauft um quasi als Compound-Einsteiger vornehmlich auf 3-D oder Feldbogen Parcours zu gehen. Ich glaube das viele Leute überlegen mit diesem Bogen in den Compoundwahnsinn einzusteigen. Es wurde ja schon viel geschrieben über dieses Cammonster, aber meistens entweder von Anfängern, welche in ihrer Unerfahrenheit und Euphorie das Teil in den Himmel lobten oder von langjährigen Bogenschützen, welche nie diesen Bogen je in der Hand gehabt hatten und als Chinaschrott schon im Vorfeld ablehnten.

    Mein Fazit nach knapp 2 Jahren: Ja man kann damit schießen. Ja man kann damit auch auf 30 Meter recht gut treffen. Wer nur ab und zu mal auf einen Parcours geht, wird mit dem Bogen auch Spaß haben können. Wer aber mehr will, wird auf Dauer damit nicht glücklich werden.

    Folgende Nachteile sind mir bislang aufgefallen:

    Verarbeitung: Auf den ersten Blick sehr solide, alles ist fest, kein Grat zu sehen, keine Schweißnaht, die Cams sehen stabil aus, die Sehnen und Kabel sind durchschnittlich. Doch der Teufel steckt im Detail:

    - Die Schrauben in den Cams zur Verstellung der Auszugslänge haben Baumarktqualität. Ich hab sie bislang etwa 6 mal verstellt. Nun sind sie abgenudelt und der Imbusschlüssel rutscht mittlerweile durch.
    - Beim Einschrauben eines 30 Zoll langen Stabis fiel mir auf, dass das Gewinde des Bogens schief geschnitten ist. Der Stabi hat somit einen leichten Rechtsdrall. Nun könnte man meinen der Stabi hat ein schiefes Gewinde, aber dann müsste er ja an meinem PSE Stringer auch schief stehen. Dort ist er aber gerade!

    - Hilfe, das Bogenfenster ist zu klein: Wenn man z.B. die 65lbs Man Kung Fertigpfeile von 4komma5.de (3,95 €, die mit den riesen Federn) schießen will, sehen die Federn nach dem Schuß völlig lediert aus, weil sie das Bogenfenster streifen. Das bedeutet: Du kannst nur Pfeile sauber schießen, wenn sie sehr kleine Federn haben. Okay damit kann man leben, schnelle Pfeile haben ja kleine Federn. Ich schieße mit Easton Excel 400 Schäften mit Nock und Insert für 3,99€, mache 1,8 Zoll Federn ran und für den Chaser 3 nehme ich 5/16 Bulletspitzen mit 80 grain. Ziemlich leicht, aber dafür fix......... Trotzdem kann es nicht sein, dass der Abstand von der Pfeilmitte zum Bogenfenster weniger als 1 cm beträgt. Du kannst demzufolge mit dem Man Kung Bogen nicht die eigentlich dafür vorgesehenen Pfeile von Man Kung verschiessen!

    - Nach etwa 500 Schuss sah die Sehne stark mitgenommen aus. Also 1000 Schuss sollte eine Sehne doch mindestens halten oder?

    - Ein Schnurstopper kann nicht angebaut werden, es gibt keine Aufnahme dafür.

    - Konstruktiver Wahnsinn: Der Griff ist zu hoch! Normalerweise sollte doch bei einem Doublecam-Compoundbogen das Bogenfenster so liegen, das beim Schuss der Pfeil etwa genau in der Mitte, also genau zwischen den Cams genockt werden kann. Das ist bei diesem Bogen nicht möglich. Selbst wenn man die niedrigste mögliche Einstellung der Pfeilauflage wählt, kann man den Nockpunkt nur ca. 2 cm oberhalb der eigentlichen Mitte setzen. Das bedeutet, die Wurfarme werden beim Schuss unterschiedlich belastet. Tillereinstellung ist somit für den Pupes. Demzufolge sind Schüsse über 40 m auch nicht mehr genau.

    Fazit:

    Für ambitionierte Schützen gilt: Für 100 € mehr investiertes Geld in einen Markenbogen, ärgert man sich unter dem Strich weniger! Der Chaser 3 ist einfach noch nicht ausgereift. So lange sich das nicht ändert, sollte man wohl besser noch die Finger davon lassen. Die Chaser 1 und 2 sind da viel ausgereifter und als Einsteigerbögen wahrscheinlich die bessere Wahl.