Für was ist eine Ziellinienerhöhung ?

Es gibt 30 Antworten in diesem Thema, welches 4.873 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (9. Dezember 2013 um 19:42) ist von Tarkus the Maverick.

  • Hallo zusammen,

    ich habe mir ein gebrauchte Luftgewehr gekauft und da ist eine Ziellinienerhöhung (Diopter - Korn) montiert.
    Für was das aber gut sein soll weiß ich nicht und im Netz habe ich auch nichts gefunden.

    Kann mir bitte jemand erklären für was eine Ziellinienerhöhung gut sein soll?

    Grüße
    Wilder Süden

  • Man schießt entspannter und verdreht nicht den Kopf zum Diopter.
    Das merkt man oft selbst nicht unbedingt. Man ermüdet aber schneller.
    Es gehört mit dazu, wenn der Schaft an den Körper des Schützen
    angepasst wird.

    Gruß Klaus

  • Es gibt für jede Waffe in Verbindung mit der verwendeten Munition eine Entfernung, in welcher man die Visierung so einstellen kann, dass sie die Flugbahn tangential berührt. Stellt man die Visierung tiefer, hat man zwei Schnittpunkte, also zwei Entfernungen, in denen die Waffe genau ist. Dazwischen weicht das Geschoss nach oben ab und darunter bzw. darüber nach unten. Schießt man die Waffe so ein, dass sie in der Entfernung der tangentialen Berührung eine Abweichung nach oben von beispielsweise maximal einem Geschossdurchmesser hat, dann ergibt sich daraus ein bestimmter Entfernungsbereich, in dem sie diese Genauigkeit hat.

    Wenn wir von 4.5mm Blei-Diabolos ausgehen, liegt dieser Entfernungsbereich, in dem die Waffen diese maximale Abweichung haben bei offener Visierung bei Kurzwaffen im Bereich von etwas unter 5 m und max. 15 m. Bei leistungsstarken Langwaffen ist er etwa doppelt so groß, also knapp 10 m bis etwa 25 m.

    Eine Erhöhung der Visierlinie hat zu Folge, dass der tangentiale Berührungspunkt etwas weiter weg ist. Somit verlängert sich dadurch auch der beschriebene Genauigkeitsbereich.

    Wer stets auf gleiche Distanz schießt, den wird das wenig interessieren, da er seine Waffe auf exakt diese Distanz einschießen wird. Wer dagegen auf häufig wechselnde Distanzen schießt, sollte sich diese Gedanken durch den Kopf gehen lassen.

    Ich selber schieße auf relativ kurze Distanzen und bevozuge daher, wenn die Visierlinie möglichst nahe am Lauf ist. Und meine Erfahrung ist auch, dass ich mit offener Visierung konstantere Ergebnisse erziele, als mit Zielfernrohren, die weniger kosten, als die Waffe selber.

    Unberücksichtigt davon haben meine Vorschreiber natürlich Recht, dass, zumindest bei Langwaffen, eine Erhöhung der Visierlinie eine deutliche Erhöhung des Komforts bzgl. der Körperhaltung bringen kann. Bei meinem HW35 würde ich mir das sogar wünschen. Aber da ich damit (13.5J) daheim ohnehin nicht schießen darf, verzichte ich auf einen solchen Umbau.

  • Die Visierlinienerhöhung für einen Diopter und Korntunnel dürfte in erster Linie für das statische 10m-Schiessen gedacht sein. Hier spielen Aussenballistik und Entfernungen von 25m eher weniger eine Rolle :)

    Die 10m-Jungs und -Mädels verkanten auch regel- und gleichmäßig :)

    Wer auf wechselnde Distanzen, zb. im Field Target, schiesst ermittelt sowieso für jede Entfernung den richtigen Vorhaltepunkt oder die Klickverstellung am Glas ;)

  • Wenn ich ergänzen darf:
    Eine Visierlinienerhöhung dient dem Schützen damit er seinen Kopf nicht zu sehr zum Gewehrschaft neigen muss. Mitunter verkrampft das und die Ergebnisse verschlechtern sich. Beim Auflageschießen im Matchbereich ist das sogar fast unabdingbar. Daher hat z.B. FWB bei einigen Modellen diese in der Auflageversion und auch bei einigen normalen Matchwaffen serienmäßig verbaut. Bei Auflagegewehren kommt noch die nötige Diopter Rückverlagerung dazu. Aber sie kann und darf auch regelgerecht bei Freihandschützen verwendet werden. Sie gibt es auch als Zubehörteil und lässt sich bei allen Matchgewehren mit Diopter nachrüsten.
    Nun kommt das Aber. Umso mehr die Visierlinie gegenüber der Laufseele abweicht, desto höher wirken sich Zielfehler aus, insbesondere wenn die Waffe verkantet wird. Das multipliziert sich quasi mit der Entfernung. Daher werden üblicherweise Zielfernrohre möglichst tief montiert, weil die Schussentfernung damit meist weiter ist.

    Apropos Verkantung. Ich habe das früher tatsächlich so gelernt, dass man das Gewehr an die Körperhaltung anpassen soll und nicht umgekehrt. Da auch der Kopf nur leicht zur Waffe geneigt sein soll, schließt das eine Verkantung der Waffe (automatisch) mit ein.

    Es gibt aber auch andere Meinungen, die eine Verkantung der Waffe ablehnen. Denn ein großer Nachteil betrifft die Visiereinstellung. Ist die Waffe lotrecht, dann passt es auch mit der Höhen- und Seiteneinstellung. Ist sie aber verkanntet und man schießt beispielsweise zu tief, geht das Gedrehe am Diopter los. Denn dann ist eben "bei Tief" auch zwangsweise rechts-tief.
    Wer also bewusst verkantet schießt, muss sich mehr mit der Verstellung des Diopters auseinandersetzen, damit er auf wechselnde Schießstandbedingungen schnell eine neue Korrektur für seine Treffpunktlage findet.

    Einmal editiert, zuletzt von Floppyk (6. Dezember 2013 um 11:13)

  • Es gibt aber auch andere Meinungen, die eine Verkantung der Waffe ablehnen. Denn ein großer Nachteil betrifft die Visiereinstellung. Ist die Waffe lotrecht, dann passt es auch mit der Höhen- und Seiteneinstellung. Ist sie aber verkanntet und man schießt beispielsweise zu tief, geht das Gedrehe am Diopter los. Denn dann ist eben "bei Tief" auch zwangsweise rechts-tief.
    Wer also bewusst verkantet schießt, muss sich mehr mit der Verstellung des Diopters auseinandersetzen, damit er auf wechselnde Schießstandbedingungen schnell eine neue Korrektur für seine Treffpunktlage findet.

    Moderne Diopter verdreht man in sich lotrecht zur Lage des Gewehrs. Damit ist es mit der Verstellung wieder einfach.

    Gruß Klaus

  • Richtig, aber wenn das Gewehr verkanntet ist und in etwa diagonal liegt, ist der Diopter ja nicht mehr lotrecht.
    Der Diopter folgt ja der Verkanntung und daher ist rechts/links tief/hoch des Diopters entspricht eben nicht mehr der Treffpunktlage.

  • Der aktuelle Anschütz Diopter ist meines Wissens zur Zeit der einzige Diopter der sich verdrehen lässt. Selbst bei den MEC`s "Spy" und "Free Sight" wurde darauf verzichtet.
    Das ganze ist überbewertet und nicht nötig da wenige Klicks genügen um sich die Visierung dahin zu drehen wohin man möchte. Egal ob auf 10 oder 300 m.

  • Umso mehr die Visierlinie gegenüber der Laufseele abweicht, desto höher wirken sich Zielfehler aus, insbesondere wenn die Waffe verkantet wird.

    Hab ich auch immer geglaubt, ist aber in Bezug auf Verkantung nicht so Visierlinie - Visierlinienerhöhung - Ballistik

    Es gibt nur zwei Punkte (erster und zweiter Nulldurchgang), auf die die Laufseelenachse auf der Scheibe zeigen kann, damits am Treffpunkt einschlägt. Entscheidend für den Verkantungsfehler ist nur der Abstand der beiden Punkte.

    Den dritten Punkt stellt man sich am besten als einen Laser vor, der in beliebiger Höhe montiert auf den Ziel- = Treffpunkt ausgerichtet ist. Beim Verkanten folgt die Laufseelenachse der Kreisbahn um den roten Punkt auf dem Treffpunkt. Deren Radius ist der Abstand der beiden erstgenannten Punkte. Die Seitenabweichung entspricht dem Winkel am Schnittpunkt mit der Kreisbahn. Zur Höhenabweichung dieser Kreisbahn addiert sich konstant der Abstand "Laufseelenachse auf der Scheibe" und "Treffpunkt".

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    Hat mit o.g. erstmal nix zu tun und ist zugegeben eine gewagte Hypothese:

    Um die günstigste Einschußentfernung (Chairgun: optimum zero range, möglichst weiter Bereich des Geschossfluges nahe der Visierlinie) für weitere Entfernungen zu optimieren, kann eine höhere Visierlinie dienlich sein. Der auf den ersten Blick ungünstiger scheinende Schusswinkel mit stärkerer Erhöhung der Flugbahn wird abgefangen durch den im Quadrat zur Flugzeit zugenommenen Sinkflug.

    Klar, das funktioniert nur zur Optimierung auf bestimmte Weitenbereiche, niemand will kippeliges Geraffel oder dreht das System um 180 ° für einen tieferen Lauf und die "Vorteile" verschwinden zum größten Teil in der Streuung.

    Andreas

    Einmal editiert, zuletzt von gilmore (7. Dezember 2013 um 21:50) aus folgendem Grund: RS

  • Im 10-Meter-Bereich, ob freihand oder aufgelegt bei den Senioren, gibt es aktuell wohl keinen Schützen weltweit mehr, der ohne eine Visierlinienerhöhung schießt. Mit Flugbahn, Tangente & Co. hat es zumindest in diesem Bereich überhaupt nichts zu tun (und der war ja gefragt), weil sowohl Diopter wie auch das Korn um den gleichen Betrag in Millimetern erhöht werden.

    Aktuell wird auch kaum noch verkantet, der Schaft läßt sich inzwischen so gut einstellen, dass die Waffe ziemlich gerade bleibt. Aktuelles Beispiel: Olympiasieger (3 x 40 KK) und Luftgewehr-Weltmeister Nicco Campriani in einem Video von Heinz Reinkemeier

    Das Gewehr ist übrigens ein Pardini-Prototyp, den Nicco mitentwickelt hat.


    Ich bin der Keith Richards dieses Forums und immer noch hier...

  • Ich schrieb ja ziemlich gerade. Jedenfalls im Vergleich zu früheren Verkantungen. Daher gibt es kaum noch Gründe für ein verkantbares Diopter (außer Anschütz hat auch Walther eins im Programm, aber eher der Vollständigkeit halber). Heute neigt man den Kopf leicht gegen die Schaftbacke und das Gewehr ebenso, man trifft sich dort "in der Mitte". Da sich die Schaftbacke aus der Visierlinie auslagern lässt, kommt man auch bei relativ "langem" Gesicht besser hinter das Diopter.


    Ich bin der Keith Richards dieses Forums und immer noch hier...

  • .... Da sich die Schaftbacke aus der Visierlinie auslagern lässt, kommt man auch bei relativ "langem" Gesicht besser hinter das Diopter.

    Ich habe mich bis jetzt noch nicht mit der Materie beschäftigt...
    Mir schwebte vor Tagen für einen Anschlagschaft für eine Luftpistole eine Konstruktion vor bei der dieser Schaft im wesentlichen aus zwei Teilen besteht die drehbar zueinander gelagert sind, und die es ermöglichen sollen den Kopf im Anschlag vollkommen gerade zu halten.
    Sicher gibts sowas schon.
    Ich habe mal eine einfache Zeichnung gemacht.


    Durch diese in Gelenken drehbare und feststellbare Konstruktion soll der Abstand Schulterstütze zur Visierlinie des Auges so einstellbar sein das der Kopf nicht mehr zur Seite geneigt werden muß. Ob das Sinnvoll ist weiß ich nicht.
    Gleichzeitig soll die kurze Schulterstütze auch in der Höhe justierbar sein, so daß sich Schaft und damit der Lauf in der Höhe so verstellen läßt das bei unterschiedlichen Zielfernrohren und sonstigen Zielvorrichtungen im Prinzip keine Ziellinienerhöhung gebraucht wird.
    Das ganze System wird also insgesamt "hoch - und runtergefahren" um den Kopf nicht neigen zu müssen.
    Wie gesagt, ob es so was schon gibt und ob es sinnvoll ist - keine Ahnung.
    Ich will´s mal ausprobieren.

  • Grundsätzlich ist es wichtig, den Kopf beim Schießen möglichst gerade zu lassen, also Augen auf einer möglichst waagerechten Linie - und das gilt für Gewehr wie für Pistole. Der Grund? Die Augen sorgen zusammen mit dem Gleichgewichtsorgan in den Ohren dafür, dass man halt nicht schwankt oder gar umfällt - dazu werden eben auch die Information beim Sehen ausgewertet. Steht man schräg im Gelände (oder eben nur der Kopf...) versuchen die Fußsohlen ständig Korrekturbewegungen zu machen. Das stört den ruhigen Anschlag.

    Einfacher Selbstversuch:
    - Hinstellen, Füße unmittelbar nebeneinander, damit man eine möglichst kleine Grundfläche hat (und man den folgenden Effekt besser merkt).
    - Erfühlen, wie sicher man mit beiden geöffneten Augen steht (auch wenn es etwas schwankt)
    - dann mal ein Auge schließen und sozusagen das räumliche Sehen abschalten - wie sind die Schwankungen nun?
    - dann beide Augen schließen - und, umgefallen?
    - und eben als Ergänzung schauen, ob bei dir die Stabilität bleibt oder leidet, wenn man den Kopf mal zur Seite neigt. Sollte da nix passieren, wäre es für dich auch im Anschlag recht egal, bei den meisten macht sich die Kopfschräglage aber negativ bemerkbar.


    Ich bin der Keith Richards dieses Forums und immer noch hier...

  • Schon mal eine ungünstige Ausganglage: Verlust der Schärfentiefe auf dem zielenden Auge, Verkrampfen der Gesichtsmuskulatur und weniger Informationen, etwa zur Windbeobachtung draußen.


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  • @ Ulrich Eichstädt

    Danke für die Tipps.
    Die Tatsache das die Gewehre mit Schaft und Lauf, Schaftbacke und Schaftkappe in der Regel eine Linie bilden ( wenn es denn keine Match Gewehre sind ) führt ja zu dieser Schrägstellung des Kopfes um mit dem Auge hinter die Visierung zu kommen.
    Anders ausgedrückt: Gerade der Gewehrkolben in der Visierlinie verhindert die gewünschte waagerechte Augenlinie, was dann durch Maßnahmen wie Ziellinienerhöhung und Auslagerung der Schaftkappe nach rechts beim Rechtsschützen ausgeglichen werden soll.
    Je nach Körperstatur des Schützen ergibt sich ein Abstand von da wo die Schaftkappe auf der Schulter aufliegt bis zur Visierlinie des rechten Auges.
    Bei mir sind das 12 cm.
    Jetzt habe ich das Internet nach den Konstruktionen für Match Luftgewehre durchforstet und mir diverse Bilder von Wettkämpfen angesehen wo diese Match Gewehre eingesetzt wurden. Auf diesen Bildern ist trotz der modernen Verstellbarkeiten immer noch eine Schrägstellung des Kopfes zu sehen die von der waagerechten Augenlinie abweicht.
    Das stimmt dann mit meiner Beobachtung überein das diese Verstellmöglichkeiten bei den auf Bildern gesehenen Matchwaffen die bei mir erforderlichen 12 Zentimeter Versatz nach rechts nicht hergeben.
    Aber Bilder können natürlich in Hinsicht der erkennbaren Verstellmöglichkeiten aufgrund der Perspektive täuschen.

    Vielleicht melden sich ja dazu noch Mitglieder die über solch eine moderne Matchwaffe verfügen.

    Den Kopf nicht nur zum Haare schneiden nutzen