Philadelphia Derringer - Vorderladerbau

Es gibt 1 Antwort in diesem Thema, welches 36.316 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (16. Juni 2003 um 17:04) ist von promillo.

  • Baubericht Philadelphia Derringer "Evelyne"

    Teil 1, der Bausatz.


    Es begann mit der Waffenbörse in Kassel. Am Stand eines Händlers,der sich auf Vorderlader spezialisiert hat, lagen verschiedene Vorderlader, sowohl fertig, als auch als Bausatz, auf dem Tresen. Mir war schnell klar, dass es keinen Sinn hat, als blutiger Anfänger ein teures und grosses Modell zu wählen. Also kam der Kleine mit, sein Niedlichkeitsfaktor spielte dabei auch eine Rolle.
    Diese Replika eines Philadelphia Derringer ist ein Massenmodell auf dem Vorderladermarkt. Alle grossen und kleinen Händler haben ihn im Programm, entweder als fertig gebaute Waffe oder als Waffenbausatz.
    Um die Vorfreude zu verlängern, habe ich den Bausatz gewählt. Der Preisvorteil ist mit ca 20 Euro verhältnismässig gering, doch der Spassfaktor hat den Ausschlag gegeben. Ausserdem ist er als einfaches Einsteigermodell ein gutes Lernmaterial.


    Wieder Daheim begann der erste Akt. Mein Schatz Evelyne und ich öffneten die Schachtel und begutachteten das neue "Familienmitglied".
    In einer unscheinbaren Packung der Firma "Dikar" (Hersteller des Bausatzes) verstecken sich alle benötigten Bauteile.


    Lauf und Schloss sind weitgehend fertig und brüniert, der gezogene Lauf ist natürlich beschossen.
    An diesen Teilen ist prinzipiell keine Nacharbeit mehr notwendig, es sei denn, man ist mit der Brünierung und dem matten Finish der Beschläge nicht einverstanden.

    Der gesamte Schaft muss noch zurechtgeschliffen werden. Hier ist wirklich äusserst grob vorgearbeitet worden, die Oberfläche ist sehr rauh und uneben.
    Die Aussparungen für den Lauf und das Schloss sind jedoch schon halbwegs passend, man muss zumindest hier kaum nacharbeiten.

    Die Bauanleitung lässt im Hinblick auf die Teile und ihre Anordnung keine Fragen offen.

    Was jedoch wirklich knifflig wird, das zurechtschleifen und behandeln des Schafts, wird leider gar nicht erwähnt.
    Zum Glück gibt die Anleitung, die beim Schaftöl mitgeliefert wird, einen guten theoretischen Überblick darüber, was dem Büchsenmacher in spe bevorsteht.
    Das Schaftöl war im Komplettpaket übrigens teurer, als der Bausatz selber. Mal sehen, wie lange es hält und wie viele Bausätze damit noch behandelt werden können.


    Bevor es an die Arbeit geht, braucht man noch das nötige Werkzeug: Stemmeisen, Feilen, Schleifpapier, Poliermittel für die Messingbeschläge, sowie ein "Dremel" mit Zubehör.
    Wie es mir ergeht, was die Tipps der Bastelwelt an Anregungen liefern, was meine Freundin dazu sagt und ob die Polieraufsätze fein genug sind,...
    Das erfahrt ihr in Kürze hier, wenn der zweite Teil erscheint, der sich mit der Bearbeitung und dem Zusammenbau der Einzelteile befasst.

    Bis dahin viele Grüsse, euer Frank

    Ja, verzeihlich ist der Großen Übermut und Tyrannei,
    Denn zu groß und niederträchtig Ist des Deutschen Kriecherei.
    (H.v.Fallersleben und leider immer noch topaktuell)

    Einmal editiert, zuletzt von Paramags (16. Juni 2003 um 16:41)

  • Hallo Leute,
    Endlich, nach vielen Monaten kommt er, der zweite und letzte Teil. Evelyne ist fertig geworden und das mit einigen Hindernissen.

    Einen Zwischenbericht gab es schon unter https://www.co2air.de/wbb2/thread.ph…r&hilightuser=0 zu sehen.

    Die Schaftbearbeitung zog sich sehr lange hin, das im ersten Teil gezeigte Schaftöl brachte allerdings auch ein unerwartet gutes Ergebnis.

    Nach mehreren Öl-, Beiz- Schleif-, Versiegelungs- und Wachsvorgängen war eine Oberflächenqualität erreicht, die nichts mehr von dem rohen Stück Holz erahnen liess, dass einige Monate zuvor aus dem Karton purzelte.


    Auch die Metallteile wurden komplett entschlackt und poliert. Bei der Metallbearbeitung kam ein Black&Decker RT550 (vergleichbar mit Dremel) mit diversen Polier- und Schleifwerkzeugen verschiedenster Hersteller zum Einsatz.

    Die so bearbeiteten Teile zusammenzubauen sollte eigentlich kein Problem sein. Die Anleitung ist ausreichend und lässt keine Fragen offen. Doch leider funktionierte die Endkontrolle bei Dikar nicht.
    So lag eine falsche Schraube bei, die den Lauf mit dem Schaft verbinden sollte. Doch sie war zu dünn und konnte daher nicht halten. Also wurde eine neue passende Schraube gesucht und bei meinem Onkel ein paar Orte weiter auch gefunden. Mit etwas Nacharbeit passte sie und der Lauf hielt endlich.

    Von grausamer Qualität waren die Messingschrauben, die die Zierplatten und den Abzugsbügel halten sollten. Eine davon zerbröselte beim Versuch, sie einzudrehen komplett, andere wurden sichtbar deformiert. Hier half nur, sie durch bessere Messingschrauben in passender Grösse zu ersetzen.

    Die Passgenauigkeit an sich war gut und entspricht auch heute der damaligen Qualität von solcher Massenware.
    Hier noch einige abschliessende Impressionen von Evelyne:
    Linke Seite:

    Von oben:

    Von unten:

    Der Lauf mit Beschussdaten:

    Und der Hahn im Detail:

    Geschossen habe ich natürlich noch nicht mit ihr, theoretisch möglich wäre es, praktisch fehlt mir noch der Schwarzpulverschein.

    Fazit: Trotz einiger Schwächen beim mitgelieferten Material, vor allem der Schrauben, wurde aus einem grob vorgearbeiteten Klotz und hässlich brünierten Metallteilen ein ansehnliches Pistölchen. Die Arbeiten dazu zogen sich von Dezember 2002 bis Mai 2003. Aber es hat sich gelohnt und viel Spass gemacht, die geschichtsträchtige Waffenreplika wird als Deko einen würdigen Platz an der Wand erhalten.

    Viele Grüsse, Frank

    Ja, verzeihlich ist der Großen Übermut und Tyrannei,
    Denn zu groß und niederträchtig Ist des Deutschen Kriecherei.
    (H.v.Fallersleben und leider immer noch topaktuell)

    Einmal editiert, zuletzt von Paramags (16. Juni 2003 um 20:03)