POR15 Lack statt Kaltbrünierung

  • Hallo Leute,

    habe eine alternative Oberflächenbehandlung von freien Waffen gegenüber der Kaltbrünierung gesucht. Da diese auf Dauer keine optimale Lösung ist ( Abriebfestigkeit, Rostschutz) , bin ich bei meiner Suche auf ein Produkt der Autokonservierung gestoßen.

    Es handelt sich hierbei um POR15 Rostverhütungslack, welcher eine extreme Oberflächenhärte besitzt (für Unterboden geeignet) und bis ca. 200°C temperaturbeständig ist.
    Diesen gibt es in 5 Farbtönen : schwarz glänzend, seidenmatt, grau, silber und klar.
    Inhalt :113ml, 475ml, 946ml.

    Zur Vorbereitung der zu behandelnden Oberflächen benötigt man noch "Marine Clean" Reiniger zum Entfetten sowie "Metal Ready" zum Entrosten und zur Haftvermittlung. Ich habe mir das Starterpäckchen schwarz glänzend, mit 113ml Lack, 236ml Reiniger und 236ml Haftvermittler zum Preis von 20€ + 4€ Versand bei http://www.korrosionsschutz-depot.de/ bestellt.

    Geliefert wurde nach 2 Tagen mit ausführlicher Anleitung, Katalog und Handschuhen.

    Getestet habe ich an 4 verschiedenen Materialien: Stahl, Edelstahl, Alu und Zinkguß.
    Alle Teile wurden vorher blank geschliffen, soweit sie es nicht waren.

    Die Teile wurden mit "Marine Clean" mittels eines Sprühaufsatzes (nicht im Set enthalten) 15 Minuten entfettet und danach gründlich abgewaschen und getrocknet.

    Dann erfolgt die Behandlung mit "Metal Ready", das die Oberfläche im Mikrometerbereich leicht anätzt und somit eine bessere Haftung des Lackes gewährleistet. "Metal Ready" muß auch ca. 15 Minuten feucht auf dem Material einwirken, bei Alu und Zink eventuell etwas kürzer. Die Oberfläche sah ziemlich angegriffen/verfärbt aus. Bei beiden Stahlsorten war keine Veränderung zu sehen.

    Nach dem Einwirken wird "Metal Ready" auch wieder gründlich mit Wasser abgewaschen und das Material getrocknet.

    Nun erfolgt die Lackierung mit POR15. Der Lack ist relativ dünnflüssig und äußerst ergiebig. Vorsicht, er reagiert mit Feuchtigkeit. Die Dose sofort wieder mit Haushaltsfolie zwischen dem Deckel verschließen.

    Die 113ml Dose reicht garantiert für ein komplettes Gewehr. Ich habe den Lack mit einem weichen Pinsel dünn aufgetragen. Er haftet sofort auf allen Materialien und verläuft innerhalb von Sekunden zu einer spiegelglatten Oberfläche ohne Nasen oder Dellen. Gestrichen wird in mindestens 2 Schichten, wobei der zweite Anstrich auf den noch staubtrockenen ersten erfolgen muß.

    Hat bei mir leider nicht geklappt, da ich die Teile in der Küche zum Trocknen hatte und irgendwann zu Kochen anfing. Bei einer angegebenen Trocknungszeit von 4 -12 Stunden wollte ich nach 3 Stunden den zweiten Anstrich machen. Bei der Luftfeuchtigkeit in der Küche vom Kochen war die erste Schicht aber schon nach 3 Stunden fest.

    Nach der Trocknung hat der Lack eine glänzende absolut glatte Oberfläche. Außer bei meinen Zink und Aluteilen, da waren wohl kleine Staubkörner im Pinsel. Sieht nicht so prickelnd aus.

    alle Teile


    Edelstahlrohr


    Stahlrohr

    Nun zur Abriebfestigkeit und Haftung. Der getrocknete Lack fühlt sich an wie Emaille und mit 00 Stahlwolle benötigt man etliche Zeit und Kraft um die glänzende Oberfläche zu zerkratzen. Selbst Hammerschläge lassen den Lack nicht abplatzen. Aber mit Stahlwolle kann man den Lack schön mattieren und mit einer Messingbürste (für Proxxon oä.) wieder etwas aufpolieren. Das ergibt dann ein Aussehen wie Schrumpfschlauch, tiefschwarz mit leichtem Glanz.

    links mit 00 Stahlwolle geschliffen


    links nach Stahlwollebehandlung etwas poliert

    Die Untergrundbehandlung sollte man gründlich mit den dafür vorgesehenen Mitteln durchführen, da man den Lack sonst wie eine Folie abziehen kann. Ansonsten bekommt man das Zeug kaum mit dem Messer abgekratzt.

    Lack ohne Vorbehandlung


    Ein Nachteil beim Lackieren sind die kaum noch erkennbaren Markings (PTB Stempel, "F" usw.) .

    Fazit: Ein Lack der höchst beschädigungsresistent ist und mit etwas Nachbehandlung (mattieren, polieren) einer Brünierung vom optischen nahe kommt. Ausprobieren müßte man die seidenmatte Sorte, welche in ihrer Farbgebung eventuell keiner Nachbehandlung bedarf.

    Gruß Achim