Bau von Luftgewehren in Militärschäfte.

  • Bau von Luftgewehren in Militärschäfte

    Vor dem Bau von eigenen Schäften habe ich einige Zeit Luftgewehrsysteme in Militärschäfte eingebaut. Mir ist der Gedanke einer Systematisierung dieser Arbeiten fürs Forum gekommen, vielleicht kann ich ja jemandem bei der Realisierung von solchen meiner Ansicht nach sehr reizvollen Arbeiten helfen.
    Ich bitte vorab um Entschuldigung, das sieht jetzt für einige sicher sehr militaristisch und gewaltig aus – die Gewehre sind aber bereits wieder schön weggeschlossen, zum Schluss war ich schon fast süchtig und konnte gute Schäfte bei egun nicht mehr liegenlassen. Ich bin aber halt auch nicht so der Partygänger und verbringe meine Freizeit gerne in der Werkstatt ( und im Garten ).

    Der Bericht ist folgendermaßen gegliedert:

    1. Auswahl von System und Schaft
    2. Einlassen des Systems
    3. Befestigung des Systems
    4. Aussparungen des Schaftes schließen
    5. Anpassung des Handschutzes
    6. Laufverlängerung, Laufmantel
    7. Visierung
    8. Verlängerung des Abzugs
    9. Anpassung des Magazinkastens
    10. Weitere Details
    11. Fotos einiger Umbauten

    1. Auswahl von System und Schaft

    a) System:

    Zur Verfügung stehen im wesentlichen 4 Luftgewehre:

    Haenel 49a: Wirkt durch die Flügelsicherung sehr autentisch und hat ein kurzes System ( 30 cm ). Nachteil ist die nicht mit dem System verbundene Lagerung für den Spannhebel. Einen Umbau mit diesem System habe ich nicht ausgeführt.

    Haenel 310: Am meisten verwendetes Modell, kann in fast jeden Schaft eingebaut werden und ist kostengünstig zu bekommen, die Kunsstoffsicherung ist ein Nachteil.

    Haenel 311: Einzellader mit Diabolos und Ladeklappe, hat ein langes System ( 38 cm ) und eine höhere Genauigkeit.

    Anschütz 275: Besitzt eine Flügelsicherung und ein kurzes System ( 31 cm ) , ein Nachteil ist der höhere Beschaffungspreis.

    b) Schäfte:

    Hier kann ich nur Beispiele der geläufigsten Schäfte bringen. Die meisten Militärschäfte gibt es in kurzer und in langer Version wie z.B.:

    K98, Schweden- und Brasilienmauser, La Coruna: Hier passt jedes der unter 1a genannten Systeme hinein, beim 311 sitzt jedoch die Ladeklappe im Handschutzbereich.

    Mosin Nagant kurz: Gut geeignet ist auf Grund des kurzen Systems das A 275:

    Das 49a geht ebenfalls, es entsteht aber ein sehr sprunghafter Übergang von System auf den Handschutz, hier muss noch ein Zwischenstück angefertigt werden. Die beiden anderen Systeme passen nicht.

    Schmidt Rubin Lang ( K11): Bestens geeignet für das 311 er, der Handschutz endet genau am System ( nur geringe Anpassung nötig ), die Spannhebellagerung wird sehr schön vom Magazin verdeckt:

    Gesehen habe ich schon ein 49a im FR 8 und ein 49a im deutschen Gewehr 88. Beides waren sehr schöne Arbeiten, die mir gut gefallen haben.

    Schäfte mit großem Magazinkasten ( La Coruna, Mosin Nagant, Gewehr 88 ) verdecken die Spannhebellagerung gut oder bieten beim 49a die Möglichkeit zur Befestigung desselben:


    2. Einlassen des Systems

    Hilfreich ist ein Eigenbaufrästisch, siehe Bild,

    Der Schaft kann hier gut eingespannt werden – mit Lineal und Oberfräse ist genaues Arbeiten möglich. Da alle Systeme ( bis auf frühe 49a – Modelle mit 29 mm ) einen Durchmesser von 30 mm aufweisen lohnt sich die Anschaffung eines entsprechenden Fräsers. Ein großes Problem ist die Fräs- bzw Einlasstiefe:

    Lässt man 1. das System genau bis zur Mitte ( 15 mm ) ein, ist die Folge eine notwendige Verlängerung des Abzugs – bei allen Modellen – um ca 10 mm.

    Will man –2. – diese Verlängerung vermeiden, muss das System ( aber nur hinten im Abzugsbereich ! ) tiefer eingelassen werden – es „ versinkt „ hinten geradezu im Schaft während es an der Mündung wieder nach oben muss – ein sauberer Handschutzanschluss und ordentliche Passungen von oben sind kaum noch möglich.

    Ich habe mich bei meinen Bauten für die 1. Variante entschieden. Die Systemlänge wird angerissen ( der Abzug muss an die richtige Position im Schaft ) und ausgefräst / nachgestemmt.
    Weitere Stemmarbeiten sind im Spannhebel- und Abzugsbereich nötig – vorsichtig, nicht zu viel wegnehmen! Ein Mass für die Qualität der Arbeit ist das saubere Einlassen der Magazindurchführung. Nach dem Anreißen werden 2 Löcher gebohrt und der Rest mit dem Stemmeisen ausgearbeitet.

    Ist man mit dem Ergebnis nicht zufrieden, kann eine selbstgefertigte Blechabdeckung drauf , beim A 275 steht eine solche vom Original zur Verfügung.

    Bei allen Schäften bleibt nach dem Einlassen ein Loch im Bereich der Sicherung, dieses wird mit einem passenden Metallstück verschlossen ( die an dieser Stelle durch den Schaft zum Abzugsbügel laufende Bohrung wird vorher mit einem Holzdübel ausgeleimt).


    3. Befestigung des Systems

    Wenn das System an der richtigen Stelle eingelassen ist, stimmt bei vielen Schäften das Loch vor dem Abzugsbügel des Magazinschachtes mit der 1., eventuell sogar mit weiteren Schrauben des Systems überein.

    H 310 im Schwedenmauser, die mittlere Schraube passt ans System.

    H 311 im Schwedenmauser, die beiden Schrauben links und rechts vom
    Magazinkastendeckel passen ans System.

    Durch den Handschutz wird dann ein zweiter Befestigungspunkt im vorderen Schaftbereich erreicht, eigentlich hält das schon. Wird ein weiterer Befestigungspunkt gewünscht kann ein Blech unter dem Magazinkasten ins Holz eingelassen ( ankleben ) und mit dem System verbunden werden.

    H 311 im Schmidt Rubin, die mittlere Schraube geht ans System, vorher muss
    die Schraube am eingeklebten Blech mit dem System vebunden werden.


    4. Aussparungen des Schaftes schließen

    Um den oberen Bereich des Schaftes mit den jetzt sinnlosen Ausklinkungen des Holzes besser zu gestalten gibt es 3 Varianten:

    1. Kleinere Metallstücken werden angepasst und in die Zwischenräume eingeschraubt/ geklebt:

    2. Der Bereich hinter dem Handschutz wird komplett ausgeklinkt und durch Metall ersetzt:

    3. Wie 2. ausklinken und dann mit passendem Holz ausflicken – dann natürlich vor dem ausfräsen mit dem 30 mm Fräser – es entsteht ein absolut dichter Anschluss zum System:

    Nachteil: Hier muss dann später der gesamte Schaft abgezogen und oberflächenbehandelt werden, wer einen alten Schaft mit Gebrauchsspuren haben will, kann diese Variante nicht wählen.

    Eine Sonderform ergibt sich beim Schmidt Rubin: Nur auf der rechten Seite ist ein Ausflicken erforderlich, eine passgenau angefertigte Metallplatte wird eingeklebt. Die beiden Schrauben auf den unteren Gewehren sind nur Atrappe um das Ganze etwas technischer wirken zu lassen:


    5. Handschutzanpassung

    Die erforderliche Ausfräsung erfolgt mit Hilfe einer konischen Leiste und dem 30 mm Fräser in der Tischfräse. Vorsicht, es bleibt sehr wenig Holz stehen ! :

    Vorn wird der Handschutz problemlos durch die Schelle im Schaft gehalten, hinten muss man sich was einfallen lassen: Relativ einfach ist es bei der Schwedenmauser, der originale Blechring wird unten aufgeschnitten, mit einem Blech unterfüttert und kurz vor der Spannhebelaussparung im System auf dasselbe aufgelötet – gegebenenfalls muß das Holz dann noch ein bisschen gekürzt und angearbeitet werden:

    Bei der Coruna habe ich ein Halteblech an das Visier gelötet:

    Das bei dem K 98 auf das System gelötete Rohr ist vorn stark hinterschnitten, ein in das Holz geklebtes Gegenstück hält den Handschutz fest:

    Einfach ist es beim Schmidt – Rubin und beim Nagant, der Handschutz wird im Original von 2 auf dem Lauf befindlichen Schellen gehalten. Eine zusätzliche Ausfräsung und Befestigung ist bei diesen Modellen nicht nötig:


    6. Laufverlängerung / Laufmantel

    Eine Laufkürzung geht aus gesetzlichen Gründen nicht und währe auch nur beim kleinen La Coruna nötig ( hier ist selbst die kurze 310 – Variante noch zu lang ), dann passt halt das Bajonett nicht, kann man nichts machen.
    Bei allen langen Varianten muss zwingend der Lauf durch einen Laufmantel verlängert werden, außerdem passt er dann auch noch besser in das vorhandene Laufbett des Schaftes. Dazu wird ein 17 mm Rohr ( gibt’s beim Schmied ) auf die erforderliche Länge mit dem Laufdurchmesser aufgebohrt ( 15 oder beim 311er 16 mm ) und für die Mündungsseite ein passendes Einsatzstück gedreht. Alle Teile werden verlötet, die Länge der Konstruktion und der Aussendurchmesser des vorderen Stückes werden von den Bajonettmaßen bestimmt:


    7. Visierung

    Einfachste Variante: die Visierung des Systems bleibt. Das geht aber nur bei kurzen Schäften und bei den Varianten ohne Visieröffnung im Handschutz ( La Coruna, K 98, Mosin- Nagant und Schmidt –Rubin lang. Wenn dann auch noch das Korn geblieben ist wird das Einschießen natürlich sehr einfach.
    Etwas komplizierter: Die Visierung wird entfernt und an anderer Stelle neu aufgelötet – Bsp. Schwedenmauser lang, das Visier befindet sich ca 5 cm weiter hinten in der Handschutzaussparung: ( auf dem Foto die beiden in der Mitte )

    Das Schönste ( und umständlichste ) ist die Visierung des Militärgewehres zu verwenden. Beispiele sind hier das Mosin-Nagant, die Brasilienmauser und der Schmidt-Rubin G 11. Beim Nagant und beim SR wurde gelötet, bei der Brasilienmauser ist es mit dem Handschutz verklebt. Natürlich muss immer auch das Korn in der richtigen Höhe auf den Lauf gelötet oder wie bei den Haenelgewehren in eine mit der Feile ausgehobene Schwalbennut eingeschoben werden:

    Durch auflöten von zusätzlichen 11 mm ZFR-Schienen wird man noch variabler, hier lassen sich Diopter, Leuchtpunktzielgeräte oder Zielfernrohre befestigen:


    8. Verlängerung des Abzugs

    Einfachste Lösung: Auflöten eines abgesägten Haenelblechabzugs auf den Originalabzug ( 310 im Schwedenmauser ). Etwas schwieriger: der Haenelabzug wird gekürzt, ein Eigenbau oder der Abzug eines anderen Systems wird angelötet. Natürlich ist auch ein vollständiger Neubau möglich, den habe ich aber nie ausgeführt.


    9. Anpassung des Magazinkastens

    Die Durchführung des Abzugs muss mit Geduld und Schlüsselfeilen verbreitert / verlängert werden. Im Bereich des Spannhebels wird der Kasten ( mit der Flex ) abgeschnitten, auf den Bildern zur Systembefestigung ist das gut zu sehen.

    Je nach Schaft ist dann noch das Ausklinken des Magazinkastendeckels für die Aufnahme des Spannhebellagers notwendig ( zb K 98, Schwedenmauser :(

    Diese letzte Arbeit fällt beim MN und beim La Coruna weg, der Kasten verdeckt das Lager. Besonders gut ist die Lösung beim Schmidt-Rubin K 11, das mit der Flex gekürzte Magazin verdeckt das Lager, das Gewehr wirkt dadurch sehr autentisch:

    Eine gute und kostengünstige Lösung ist auch die Anfertigung eines neuen Blechs mit den entsprechenden Aussparungen, ein Abzugsbügel wird dann darauf aufgeschraubt:


    10. Weitere Details

    - Schaftkappen poliert oder neu brünniert

    - Systeme in Metall oder brünniert.

    - Die Schrauben des Systemlagers sind in den Schaft geklebt:

    - Hier wurden die Kunststoffkappen der Sicherung vom 310 durch Originalteile ersetzt – einfach aufbohren und kleben/löten:

    - Im Magazin des G 11 sind die Diabolos untergebracht:

    - Ladestöcke können ( allerdings nur bis zur Magazindurchführung ) eingesetzt werden:

    - Aufgesetzte Bajonette, manchmal passt die Lauflänge nicht ganz:

    - Auch ein Zielfernrohr ist möglich, nötig sind 11mm-Schiene, hohe Montage, gekröpfter Spannhebel und eine Schaftausklinkung im Spannhebelbereich:


    11. Fotos einiger Modelle

    Um Platz zu sparen habe ich jeweils mehrere Gewehre zusammen fotografiert.

    2 mal das H 311 im K11 lang, einmal im G11:

    2 mal das H 310 im langen Schwedenmauser – das sind meine Lieblingsumbauten, bis auf das Schaftholz ( Birke und Nussbaum ) absolut identisch.
    Darunter ein H 311 im langen Schwedenmauser, das 4. Ist ein A 275 im kurzen Schwedenmauser

    310 im langen und kurzen La Coruna

    Oben ein A 275 im langen Brasilienmauser, dann ein A 275 im kurzen Mosin Nagant ( mit Klappbajonett ).
    Darunter 2 mal der Klassiker: 310 im kurzen K 98, einmal ein Schichtholzschaft, der untere ist sogar aus Rüster ( Ulme )

    Sicher sind noch viele andere Umbauvarianten und technische Lösungen machbar, mit einigen Gewehren bin ich heute auch nicht mehr so richtig zufrieden. Ich möchte zum Eigenbau motivieren, die so zwangsläufig entstehenden Fertigkeiten sind dann ja auch für andere Projekte ( zivile ) nutzbar. Mir gefallen jedenfalls „ meine „ Gewehre besser als manche originale Militärluftgewehre wie zb. Hakim, VZ 47, usw. Gute Schäfte und Beschläge sind allerdings in letzter Zeit ziemlich teuer geworden.

    Mit freundlichen Grüßen

    Frank