Fast 50 Jahre nach der ersten Entwicklung des Original WALTHER LGV hat die Firma Umarex/Walther das Gewehr neu auf den Markt gebracht.
Wer nun aber denkt: "Das Gewehr kenn ich doch schon, warum soll das neu sein?", dem sei gesagt, daß bis auf den Namen LGV und den
Entriegelungshebel das Gewehr vom Original nicht mehr vieles hat.
Das gesamte Gewehr wurde in monatelanger Arbeit komplett neu konstruiert. Angefangen von einem frei drehenden Kolben, welcher die Vibrationen
und vor allem das Springen des Gewehres reduziert, über einen Matchabzug, welcher auch ohne Tuningmaßnahmen schon super ist als auch die
Verriegelung des Knicklaufes, welche dafür sorgt, daß der Lauf immer wieder zu 100% an dem selben Ort steht, ohne irgendwelche Abweichungen zu haben.
Hier nun ein paar technische Daten zum Gewehr (LGV Master)
Kaliber: .177 (4,5mm) (auch in 5,5mm lieferbar)
Energie: 7,5J (auch in 10J, 16J 16J (5,5mm) und 23J lieferbar)
Lauflänge: 400mm (bei allen LGV´s gleich)
Gewicht: 4,2 Kg
Gesamtlänge: 109,5cm
Schaft: Buchenholz mit Backe mit feiner Fischhaut am Griff sowie ventilierter Schaftkappe
Visierung: Höhen und seitenverstellbare Kimme und Korntunnel (verschiedene Einsätze liegen bei). Zusätzlich eine 170mm lange Prismenschiene für ZF-Montage
Bedienungsanleitung
Erster Eindruck:
Das Gewehr wird in einem großen Karton an den Kunden ausgeliefert, darin gut gebettet gegen Transportschäden liegt das LGV, welches nochmal in einem Folienbeutel eingepackt ist.
Das System ist eigentlich selbsterklärend. Den Entspannhebel unter dem Lauf drückt man nach oben und schon kann man den Lauf abknicken. Beim Spannen kommt der erste Aha-Effekt.
Wer schon Knicker geschossen hat, weiß, wie sich das Spannen oft anfühlt. Es kratzt irgendwo im System und man fragt sich ob das alles so gut ist. Das LGV hingegen lässt sich ohne
irgendwelche Kratzgeräusche spannen. Dafür sorgt der freidrehende Kolben, welcher auf Kunststoffgleitringen gelagert ist, ebenso wie der Spannhebel, der auf Gleitkunststoff gelagert ist.
Die eigentliche Innovation steckt im inneren des Gewehres, hierzu ein paar schematische Zeichnungen (zur Verfügung gestellt von Umarex/Walther)
Hier rot dargestellt sieht man den sogenannten Drehkolben, auf diesem sind in grau die beiden Kunststoffgleitringe aus Spezialkunststoff zu sehen
Hier nochmals der Drehkolben einzeln, in weiß die beiden Gleitringe und in grün der Puffer, welcher den Kolben beim Aufschlagen sanft bremst.
Der Drehkolben hat seinen Namen von der Rotation, welche beim Spannvorgang und beim Schuss den Kolben dreht. Dieser nimmt die Drehenergie
der Feder auf und anstelle des üblichen Springens eines Federkolbengewehres, welches durch die eingedrehte Feder mit verursacht wird, nimmt
dieser eben diese Drehung auf und vermindert eben diesen "Kick". Der grüne Puffer ist gleichzeitig auch die Kolbendichtung
Auf dieser Zeichnung des Systemes ist der Spannhebel sehr schön zu sehen. Wer sich schon mit Knickern befasst hat, erkennt hier schon die
Unterschiede. Der Spannhebel ist wieder auf Gleitkunststoff gelagert und wird im hinteren Bereich noch von einer federbelasteten Platte nach
oben gedrückt. Der Spannhebel greift hier nicht wie bei den "üblichen" Knickern in einen Schlitz beim Kolben, sondern nur hinten an der Kante
des Kolbens. Dadurch kann letzterer sich schon während des Spannens mit der Feder mitdrehen
Der Abzug ist ein weiteres Highlight der neuen LGV. Meist werden in Knickern ja nur "einfache" Abzüge verbaut, Umarex/Walther hat der
neuen LGV einen Matchabzug geschenkt, welcher sehr sauber und trocken auslöst. Es gibt als Sonderzubehör noch einen Tuningabzug,
welcher verbaut werden kann. Ich finde jedoch, daß man sich das eigentlich sparen kann, dieser Abzug ist sehr gut.
Zuletzt möchte ich noch auf die Verriegelung ansprechen (wieder in rot gekennzeichnet). Durch das Drücken des
Verriegelunghebels wird der Knicklauf freigegeben, wie man es eigentlich schon von anderen Systemen her kennt.
ABER, neu daran ist daß der passgenaue Querbolzen sowie die Arretierung hinten im System dafür sorgt, daß der
Lauf auch nach tausenden von Knickabläufen immer noch zu 100% an der gleichen Stelle einrastet und somit immer
wieder ein wiederholgenaues Schießen auch mit Zielfernrohr ermöglicht.
So, genug von dem trockenen Technikstoff, kommen wir nun wieder zu der eigentlichen Waffe
Der Buchenholzschaft hat wie anfangs schon beschrieben eine feine Fischhaut am Pistolengriff, am unteren Ende
ist auch die Walther-Schleife eingearbeitet. Der Holzschaft ist gebeizt und lackiert.
Am Ende des Schaftes sitzt eine ventilierte Gummischaftkappe, welche die Waffe gut in die Schulter ziehen lässt und die den kaum
vorhandenen Prellschlag auch nochmal kompensiert.
Auf dem System ist der Name eingelasert.
Die Visierung
Auf dem Knicklauf ist ein höhen- und seitenverstellbares Visier aufgeschraubt.
Auf dem Lauf vorne sitzt ein Korntunnel, verschiedene Korneinsätze werdem dem Gewehr mitgeliefert
Zusätzlich besitzt der Lauf ein 1/2 Zoll UNF Gewinde passend für Schalldämpfer.
Hier nun die Laufverriegelung im Detail
Im Abgeknickten Zustand des Laufes sieht man sehr schon den Keilverschluss. Solange
der Spannhebel in Grundposition ist, ist auch der Verschluss ausgefahren und hält den Knicklauf
unverrückbar an Position.
Erst nachdem der Entriegelungshebel gedrückt wurde und gehalten wird, kann der Lauf
abgeknickt werden. Der Keilverschluss gibt dann den Lauf frei.
Hier sieht man schön das Gegenstück zum Keilverschluss, welcher passgenau mit dem Keilverschluss
zusammenspielt, um den Lauf zu arretieren.
Das Walther LGV verfügt natürlich auch über eine automatische Sicherung, welche beim Einrasten des
Kolbens automatisch das Gewehr sichert.
Der Abzug hat zwei Verstellmöglichkeiten, um diesen individuell auf den Schützen einstellen zu können.
Die vordere Schraube verstellt hierbei den Vorweg des Abzuges, die hintere Schraube stellt das Abzugsgewicht ein.
Sollte man den Abzug verstellen, so sollte man diesen nur langsam verstellen und danach immer überprüfen, ob das
System dann noch sicher ist. Ein zu fein eingestellter Abzug kann zur ungewollten Schussabgabe führen, was nicht
gerade ungefährlich sein kann.
Hier mal die Abzugseinheit im ausgebauten Zustand. Die Feder sitzt hinten wieder auf einer Federführung aus Gleitkunststoff
und kann sich so beim Spannen nicht im System verwinden, sondern wird sauber geführt. (oben im Bild der Standardabzug, unten
der Tuningabzug). Die Feder selbst besteht aus einem vergüteten Ventilfederdraht, welcher für eine sehr hohe Lebensdauer ausgelegt ist.
Umarex/Walther bietet zu dem LGV noch einen Tuningabzug an, welcher in diesem System verbaut ist. Dieser ist anders als der Standardabzug
aus Metall gefertigt und bietet eine weitere Verstellmöglichkeit an, nämlich den Druckpunkt, welcher eben sauber trocken sein kann oder schleppend,
eben wie man es möchte. Der Umbau auf diesen Abzug muss aber selbst vorgenommen werden und wird nicht im Werk verbaut.
Als weiteres Zubehör gibt es noch ein spezielles Kolbenfett für die Schmierung der Waffe.
Fazit:
Das neue Walther LGV ist ein Klassiker im neuen Gewand dem man die Inovation nicht ansieht. Hat man aber mal mit dem Gewehr geschossen, wird
man merken, wie fortschrittlich dieses Gewehr doch ist. Es ist zwar ein "Knicker", aber eben kein gewöhnlicher, wie man ihn kennt, sondern etwas komplett neues.
Umarex/Walther hat die Zeit, in der das Gewehr in der Entwicklung war, sehr gut genutzt und hat alles, was man sich wünscht, umgesetzt.
Das LGV gibt es in insgesamt fünf verschiedenen Versionen, die Versionen Challenger und Challenger Ultra haben einen Kunststoffschaft, die Modelle Master,
Master Ultra und Competition Ultra einen Buchenholzschaft, letzteres sogar mit einer verstellbaren Schaftbacke, welches sich z.B. für das Field Target
Schießen anbieten würde. Es wird also vom Hobbyschützen bis zum aktiven Sportschützen alles abgedeckt, auch was den Preis angeht (ca. 375€ - 499€)
Ein Dankeschön an dieser Stelle noch an die Fa. Umarex, welche die Testwaffe wie auf der IWA 2012 versprochen zur Verfügung gestellt hatte.