Presslufttechnik, Pressluftflaschen - eine kleine Info

  • Pressluft

    Pressluftbetriebene Waffen gewinnen immer mehr an Beliebtheit. Das ist kein Wunder, denn diese Form der Energiebevorratung per auffüllbaren Vorratstank hat handfeste Vorteile. Einige Schützen pumpen etwas mühsam den nötigen Druck in die Kartusche, aber die meisten dürften eine größere Pressluftflasche zum „nachtanken“ bevorzugen. Ab und zu tauchen hier im Forum Fragen bezüglich der dann benötigten Pressluftflasche auf. Diese versuche ich hier zu beantworten. Das mag dem Einen oder anderen zur Kaufentscheidung helfen.

    Was man Wissen sollte:
    Alle Pressluftdruckgasbehälter sind geprüft und nur begrenzt zu benutzen. Bei den Pressluftkartuschen der Waffen scheibt der DSB vor, dass der Behälter nach seiner Herstellung oder letzten Prüfung nicht älter als 10 Jahre sein darf. Das spielt zwar für das private Schießen keine Rolle, da aber in der Vergangenheit in sehr seltenen Fällen zu gefährlichen Platzern kam, ist eine offizielle Prüfung oder Austausch auch dort zu empfehlen.
    Kurz zur Handpumpe: Sie ist gedacht um die Gewehrkartusche direkt aufzupumpen und nicht eine Gasflasche zu befüllen. So ist man von Gasflasche und Fülldienst unabhängig. Aber so eine Pumpe kostet schon mehr, als eine große Gasflasche. Zudem muss regelmäßig ein Filter gewechselt werden, will man schädliches Kondenswasser verhindern. Aber wer Pumpen will, sollte das im ausreichenden zeitlichem Abstand zum Schießen machen. Insbesondere beim Wettkampf ist der damit hochgetriebene Kreislauf sehr störend.

    Prüfung?
    Bei den größeren Gasflaschen ist eine TÜV-Prüfung alle 10 Jahre vorgeschrieben. Ist diese Prüfung abgelaufen, wird diese Flasche nicht mehr befüllt. Eine nachträgliche TÜV-Prüfung kostet etwa 15 €. Die Flasche wird von jedem Gashändler oder auch Tauchshops entgegen genommen. Auf Wunsch kann die Flasche auch neu lackiert werden. Pressluftflaschen haben eine zweifarbige Lackierung, Korpus grau und Flaschenhals grün. Das gilt nicht für Atemluftflaschen, die auch für unsere Zwecke verwendet werden dürfen. Allerdings unterliegen sie auch dieser 10 jährigen Prüffrist. Zur Prüfung wird das Flaschenventil abgeschraubt und die Flasche von innen inspiziert. Rostansatz oder deutliche Beschädigungen verhindern den Stempel. Die erfolgreiche Prüfung wird in der Form 5.12 Siegel 22 am Flaschenhals gestempelt. In diesem Beispiel bedeutet das unschwer: Prüfung Mai 2012 – TÜV-Stelle, nächste Prüfung 2022, also 10 Jahre. Leider sind allerlei Daten auf dem Flaschenhals gestempelt, so dass man das nicht einfach finden kann.
    Flasche „umwidmen“? Auch das geht. Ich hatte eine neuwertige Sauerstoffflasche, die ich nicht mehr benötigte. Aber eine 10 L Pressluftflasche wäre zu der bereits befindlichen 5 L Flasche ganz nett. So habe ich mal einen Gashändler gefragt, ob man eine Flasche umlackieren, mit neuem Ventil (Gewinde ist anders) und sinnvollerweise auch neu TÜV prüfen lassen kann. Zwar mit ca. 80 € nicht ganz billig, aber nun habe ich eine neuwertige Flasche. Lediglich der am Flaschenhals eingeprägte Zweck wurde auch geändert. So wurde das Wort SAUERSTOFF durchgekreuzt und PRESSLUFT neu darunter gestempelt. Eine neue Flasche hätte mich knapp das Doppelte gekostet.

    300 ist besser. Oder doch nicht?
    Bei den Pressluftwaffen selbst wird zwischen 200 und 300 Bar Systemen unterschieden. Wer nun meint, dass 300 Bar Waffen mehr Power im Schuss zu haben, liegt falsch. Geschossen wird mit ca. 70 Bar. Ein Druckregulator im Inneren der Waffe sorgt für konstanten Druck. Daher kann man mit einem 300 Bar System mehr Schüsse ohne „nachtanken“ tätigen.
    Nun stellt sich in der Folge die Frage, wie viel Schüsse bekommt man aus einer Kartuschenfüllung? Die Zeitschrift Visier hat in der Ausgabe 05/2012 das neue Feinwerkbaugewehr 800 getestet. Nach 300 Schuss wurde der Kapazitätstest abgebrochen und das Manometer der Kartusche befand sich wohl noch nicht im rotem Bereich. Das gilt jedoch nur für 7,5 Joule Systeme. Bei WBK-pflichtigen Ausführungen ist der Pressluftverbrauch natürlich höher.
    300 Bar Gasflaschen haben aus Gründen des Verwechselungsschutzes andere Anschlüsse. Will man kreuzweise die Behälter befüllen, so benötigt man eine Umfüllbrücke. Da das mit besonderen Gefahren verbunden ist – zumindest wenn man die falsche, ungeregelte Umfüllbrücke benutzt – gehe ich darauf nicht weiter ein. Eine geregelte Umfüllbrücke kostet ca. 260 €. Zudem scheinen die 300 Bar Waffen im Rückzug zu sein. Walther hat seine neueste Pistole wieder mit 200 Bar Systemdruck konstruiert. Man kann aber auch eine 300 Bar Waffe problemlos mit 200 Bar betreiben. Sie schießt weder schlechter noch lascher. Nur knapp 1/3 der Schusskapazität fehlt.

    Druck?
    Alle Pressluftkartuschen der Waffen haben ein kleines Manometer. Der Minimumdruck ist bei FWB bei ca. 80 Bar markiert. Bis zu diesem Druck kann der in der Waffe befindliche Regulator noch arbeiten und einen konstanten Druck zum Schießen garantieren. Da der Restdruck nicht abgelassen werden sollte, gleich man beim nächsten Füllvorgang nur den verbrauchten Gasdruck aus. Somit muss man die Kartusche nicht immer komplett neu befüllen.
    Leider kann die Frage nach der echten Schusskapazität der Vorratsflasche nicht genau beantworten, sondern nur sehr grob schätzen. Das hängt zum einen von dem Befüllen der großen Flasche ab. Diese erwärmt sich beim Füllvorgang. Das Gas dehnt sich dabei aus. Das hat zur Folge, dass eine frisch gefüllte Flasche dann im kalten Zustand nur noch ca. 180 Bar hat. Ein guter Fülldienst befüllt daher die Flasche nach ein paar Stunden Abkühlphase erneut.
    Eine Vorratsflasche kann man sinnvoll bis etwa 130 Bar Restdruck benutzen. Grob gesagt hält die Füllung einer 5 L Flasche deutlich mehr als ein halbes Jahr, wenn man im Mittel 2 Mal die Woche im Verein eine Serie schießt. Wer deutlich mehr schießen will, dem sei eine 10 L Flasche empfohlen. Aber wie gesagt, das als ganz grober Anhaltspunkt. Ich habe nie die Anzahl der Füllvorgänge gezählt. Das macht auch wenig Sinn, weil man den Restdruck der Kartusche zum Zeitpunkt des Füllvorganges so gut wie gar nicht abschätzen oder gar berechnen kann.

    Wo kann man füllen lassen?
    Da ein Kleinkompressor ca. 2800 € kostet und man eine Vorratsflasche kaum mit einer Handpumpe befüllen kann, braucht man einen Fülldienst. Da die Anschlüsse von Atemluftflaschen und Pressluftflaschen getrennt nach 200/300 Bar gleich sind, kann jeder Tauchshop diese füllen. THW und Feuerwehren benutzen ebenso Atemluftflaschen und können auch befüllen. Ob sie das dürfen, kann ich nicht sagen. Man darf sicher dort mal anfragen, ob das für einen Beitrag in die Kaffeekasse geht. Jedenfalls für 5 € alle halbe Jahr lohnt das Handpumpen nicht.

    Wie befüllt man die Kartuschen?
    Das geht simpel und schnell. Bei jeder Waffe liegt auch ein (Messing-) Adapter bei. (Bei Gebrauchtkauf einer Pressluftwaffe darauf achten!) Dieser kann bis zur Füllung der Vorratsflasche selbst auf der Flasche aufgeschraubt bleiben. Da die Pressluft in den Flaschen zwar hochkomprimiert aber nicht flüssig ist, dürfen die Flaschen liegen. Einfach die Kartusche handfest auf den Adapter schrauben und das Flaschenventil langsam öffnen. Man hört für etwa 2 Sekunden ein Zischen. Dann ist der Druckausgleich beendet und man kann die Kartusche vom Adapter schrauben. Nicht erschrecken – es zischt noch kurz. Das Gewinde der Kartuschen darf leicht gefettet werden.
    Zum Transport der großen Flasche selbst darauf achten, dass die Schutzappe aufgeschraubt ist. Dann kann man auch nicht vergessen den Adapter abzuschrauben. Ich weiß nicht genau wie man eine große Gasflasche zu transportieren hat. Man muss sich aber bewusst sein, dass man eine kleine Bombe transportiert und diese beim Autotransport im Falle eines Unfalles besondere Probleme bereiten kann - um das mal gelinde auszudrücken. Daher empfehle ich unbedingt diese im Auto mit Zurrgurten zu befestigen. Ich habe mir zusätzlich eine kleine Halterung aus Holz gebastelt, damit ich sie vernünftig festzurren kann.

    Nachtrag zum Transport:
    Ich bekam von einem aufmerksamen Leser meines Beitrages zum Thema Transport diesen Link:
    http://www.taucher.net/redaktion/28/G…flasche__6.html
    Demnach fallen auch Pressluftflaschen unter dem Gefahrenguttransport gemäß der ADR. Private Transporte bleiben kennzeichnungsfrei. Aber die Flaschen müssen mit Kappe versehen und verrutschsicher im PKW transportiert werden. Somit ist meine obige Empfehlung sogar ein Muss.

    Nun Daten zu den Vorratsflaschen selbst:
    Meistens werden diese Flaschengrößen verwendet. Die 10 L Flasche ist wegen ihres Gewichtes und der Größe noch gut tragbar und scheint mir das richtige Mittelmaß. Die 20 L Flasche ist zwar nicht höher, aber ein schwerer Brocken. Zur Gegenüberstellung der Größen:

    5 L Flasche 200 Bar:
    9,9 Kg (mit Kappe, da beim Transport Pflicht!)
    61 x 13 cm (H x Durchm.)
    Neupreis ca. 109 €

    10 L Flasche 200 Bar:
    15,2 Kg
    96 x 13 cm (H x Durchm.)
    Neupreis ca. 129 €

    20 L Flasche 200 Bar:
    35,8 Kg
    61 x 20 cm (H x Durchm.)
    Neupreis ca. 189 € (alle Preise Schießsport Allermann, Nov 2015, ohne Versand. Der Versand erfolgt immer mit leeren Flaschen!)

    Füllpreis sind 5 – 15 € üblich
    TÜV Prüfung ca. 15 €
    Zweifarbige Komplettlackierung grau/grün ca. 30 €
    Neues Ventil ca. 20 €
    Die 20 L Flasche ist von einer Argon- zu einer Pressluftflasche "umfirmiert" worden. Diesmal habe ich für neue 2-Farbenlackierung, neues Ventil und TÜV-Prüfung habe ich 83,30 € incl. bezahlt. Das hat aber mehr als 6 Wochen gedauert. Das lohnt aber, weil es dann eine faktisch neuwertige Flasche zum halben Preis ist.
    Im Fotovergleich eine 5, 10 und 20 L Flasche. Im Größenvergleich ein handelsüblicher Zollstock.
    Siehe Foto