Pistole 9mm: Zoraki 914 - 1.000 Schuss Belastungstest

  • Zoraki 914 1000 Schuss Belastungstest


    Vorgeschichte:

    Als im Forum darüber diskutiert wurde, ob nun die Walther 22Q oder die neu erschienene Zoraki 914 getestet werden soll, kam mir die Idee einfach beim Importeur ESC-Waffenbude anzufragen was sie davon halten würden, die 914 zu testen.
    Ich würde das Material zur Verfügung stellen, wenn ich es zu einem Sonderpreis bekommen könnte. Ohne viel überreden zu müssen, willigte der Geschäftsführer von ESC, Herr Brezger ein.

    ESC hat mir die Zoraki 914 + 2 lange 25 Schuss + 2 kurze 14Schuss-Magazine, und zusätzlich 1000 Schuss Özkusan 9mmP.A. zum Sonderpreis überlassen.


    Parallel dazu hatte ich Mistermister gefragt ob er den Test durchführen wird und auf Video festhält, er willigte sofort ein, dann stand dem Test nichts mehr im Weg.

    An dieser Stelle: danke ESC Waffenbude für den Sonderpreis, danke Mistermister für deine Mühe.

    Die Zoraki + Munition + Magazine ist dann innerhalb von ein paar Tagen bei mir eingetroffen. Daraufhin habe ich das
    Material kontrolliert, und für diesen Bericht ein paar Bilder gemacht, anschließend (nächster Tag) zu Mistermister gesendet. Der den Test dann sofort, als das Paket angekommen war, durchführte.
    Das Video zum Test ist nun auf YT und kann dort angesehen werden.

    So ist das Paket bei MM angekommen, ich hatte 100 Özkusan gegen 50 RWS u. 50 Wadie ausgetauscht, zum Vergleich ob man einen Unterschied in der Munition bemerkt.


    Hubilyn's Paket kam nach einiger Verzögerung am Montag den 05.12.11 bei mir an. Inhalt waren 900 Schuss Özkursan Stahlkartuschen, 50 Schuss RWS, 50 Schuss Wadie, zwei 14 und zwei 25 Schuss Magazine inklusive Waffe.

    Waffe vor dem Test, eine neue Zoraki 914





    Die Folterkammer von Mistermister:

    Vor dem Test wurde alles vorbereitet, unter anderem die nötigen Materialien wie Stativ, Kamera, Waffe, Munition und Ladehilfe in den Keller transportiert, aufgebaut und bereitgestellt. Ebenfalls die Stromversorgung für Kamera und Beleuchtung sichergestellt. Arbeitsaufwand ungefähr 15 Minuten.

    Der "Knallkasten" stand schon bereit im Keller, und wurde auf zwei große Kartons platziert, damit ich, ohne mich bücken zu müssen, meine "Arbeit" verrichten konnte.


    Die Magazine wurden in einem seperaten Raum geladen, der nicht so vom Nebel des Rauchs der abgefeuerten Kartuschen eingehüllt wird.
    Nach dem die Magazine geladen waren, nur noch ein letztes Mal die Kamera ausgerichtet und schnell auf den rotgepunkteten "Rec" Knopf gedrückt.
    Als alle vier Magazine leergeschossen waren, wurde die Aufnahme pausiert, die Waffe weggelegt, Fenster zum Lüften geöffnet und mit den Magazinen der Raum verlassen, um sie wieder im nebenanliegenden Raum zu befüllen.
    Danach wurde der Raum wieder gewechselt, Fenster zu und die zweite Runde konnte beginnen.
    So lief das ganze Prozedere 13 Mal ab. Das Laden der jeweils vier Magazine hat nicht länger als drei Minuten gedauert. Am längsten dauerte die Belüftung, damit der Raum wieder einigermaßen betretbar war und man frei atmen konnte.
    Schießen und Laden haben vielleicht 35% der Zeit gekostet. Belüftung ungefähr 65%. Gessamtdauer des Tests ungefähr zwei Stunden.
    (Original Bilder und Text von MM)

    Testobjekt:

    Zoraki 914 schwarz PTB 922
    Kaliber: 9mm P.A.
    Magazinkapazität: 14/25 Schuss
    Länge: 154 mm
    Höhe: 121 mm
    Breite: 36 mm
    Lauflänge: 85 mm
    Leergewicht: 700g

    Geliefert wird die 914 mit 14 Schuss Standardmagazin, in einem schwarzen Kunststoffkoffer. Als Zusatz liegt der Abschussbecher, Bürste und Gebrauchsanleitung bei.
    Für die ersten ausgelieferten Modelle war noch kein Abschussbecher mit PTB vorhanden, da lag dann ein verchromter bei, samt einem Hinweiszettel, dass er in D nicht verwendet werden darf.
    Die aktuellen haben jetzt eine schwarzeOberfläche, und besitzen die PTB-Zulassung.

    Das erste in die Hand nehmen der Waffe, hinterlässt einen sehr guten Eindruck! Eine mittelgroße Pistole, die sehr gut in der Hand liegt und logisch aufgebaut ist. Alle Bedienteile sind für mich gut zu erreichen, und mit einer Hand sind alle wichtigen Funktionen bedienbar. Sie hat DA/SA Abzug.

    Schlittenfanghebel der zugleich auch der Zerlegehebel ist, und eine Sicherung, die nur auf den Abzug wirkt, und einen Magazindruckknopf.
    Für Rechtshänder ist die Waffe ohne weiteres mit einer Hand bedienbar. Die hohe Magazinkapazität von 14 Schuss im Standardmagazin braucht Platz, dadurch ist das Griffstück recht dick! Dadurch wirkt die Waffe etwas pummelig, sie macht auf mich einen robusten Eindruck.
    Die Oberflächenbeschaffenheit ist schön tief schwarz mit Hochglanz, fast fehlerfrei, bei genauerem Hinsehen können Gussgrate an verschiedenen Stellen gefunden werden. Die halten sich in Grenzen, alles in allem eine sehr schöne, sauber verarbeitete Waffe.

    Das Zerlegen ist einfach und logisch: Schlitten 4mm zurück schieben und dabei den Schlittenfanghebel heraus ziehen, dann wie bei fast allen SSW-Pistolen den Schlitten nach hinten oben aushängen.
    Geht leicht und ohne Hakeln, nun hat man Schlitten, Griffstück, Magazin, Schlittenfanghebel, Federführungsstange mit Verschlussfeder (als Einheit) vor sich liegen.

    Zusammenbau, in umgekehrter Reihenfolge, ist auch leicht durchzuführen.

    Noch mehr Details können aus anderen Testberichten entnommen werden, ich möchte nun zum eigentlichen 1000 Schuss Test kommen:

    Das Schießen verlief sehr zügig, durch die hohe Magazinkapazität, die vier vorhandenen Magazine mussten nur ca.13 mal geladen werden.
    Die Zoraki repetierte beim Schießen sehr zuverlässig, und ohne Zwischenreinigung wurden fast alle 1000 Schuss störungsfrei verschossen.
    Circa ab 800 Schuss hatte sich der Schlittenfang am Hebel und Schlitten so abgenutzt. dass dieser nicht mehr richtig funktionierte.

    Defekte:
    Als Defekt ist für mich nur der Schlittenfang anzusehen.

    Verschleiss:
    Im zusammengebautem Zustand ist kaum etwas zu erkennen, nur eine kleine Ecke am Schlitten und oberhalb des Patronenlagers, das kommt von den ausgeworfenen Hülsen, die dann gelegentlich die Ecken streifen.

    Dann am Schlitten, das Loch der Federführungsstange wurde leicht oval, da sucht sich die Stange einen neuen Weg.



    Im Bereich des Hahns sind Spuren am Hahn und Schlitten (da wo die Stahleinlage auftrifft) zu finden.


    Sonnst sieht die Waffe äußerlich, nur leicht gebraucht aus (nach der Reinigung)


    Waffe direkt nach dem Test :





    gereinigt und geschmiert


    Im Inneren kann man leichte Verschleißerscheinungen am Griffstück finden, im Bereich entlang des Laufes.

    An der Zuführrampe hat es zwei Kuhlen gegeben, die die Zuführung nicht beeinträchtigt, habe mehrmals Hülsen von Hand repetiert, funktioniert nach wie vor einwandfrei.

    Der Schlitten hat im Bereich wo er den Abzug spannt, eine unschöne Gebrauchsspur bekommen, die Stahleinlage im Hahn hat eine Rille hinterlassen, die Funktion wird dadurch nicht beeinträchtigt.


    Im Bereich des Schlittenfangs ist der Schlitten stark angeschrägt, das Gegenstück ist der Schlittenfanghebel mit der gleichen Schräge
    dagegen, dadurch kann der Schlittenfang nicht mehr greifen.

    Im Bereich der Auszieherkralle, haben sich die Patronen mehr Platz verschafft, die Hülsen werden dennoch einwandfrei zugeführt und
    ausgeworfen.

    Der Schlittenfanghebel ist als solcher nicht mehr zu gebrauchen, alle anderen Funktionen die er, hat sind einwandfrei.

    An sonstigen Kleinteile und Federn kann ich keine Beschädigungen, oder Erlahmungen feststellen, alles funktioniert einwandfrei.


    Nur der O-Ring Stoßminderer (Gummipuffer) ist kaputt und hat somit seine Arbeit gemacht, lieber ist der kaputt als ein anderes Teil. Das ist ein bewusst als Verschleißteil ausgelegtes Bauteil, und sollte IMO alle 500-800 Schuss gewechselt werden.


    Zusammenfassung:

    Die Zoraki 914 ist eine absolut gelungene und sehr gute Konstruktion, sie hat alle Eigenschaften einer modernen Pistole.
    Ist sehr gut ausgestattet, und lässt kaum Wünsche offen. Die Pistole funktioniert wie ein schweizer Uhrwerk, auch wenn sie aus der Türkei kommt.

    Schlusswort:

    Ich habe schon fast alle SSW, die es auf dem deutschen Markt je gegeben hat in der Hand gehabt, und habe auch einige Hochwertige in meiner recht umfangreichen Sammlung. Die Zoraki 914 ist im Preis Leistungsverhältnis etwas Besonderes, und braucht sich hinter keiner “Made in Germany“ zu verstecken,
    Eher im Gegenteil, sie ist wohl die Eierlegendewollmilchsau.

    Der kaputte Schlittenfang ist das einzige was zu bemängeln wäre, doch macht mir das keine Sorgen, 800 Schuss müssen erst mal geschossen sein.
    Herr Brezger (Geschäftsführer ESC) hat mir versichert, dass ein kaputtes Kleinteil kostenlos gegen das kaputte Teil getauscht wird. Wenn dann (nach hunderten Schuss und oder zig Jahren) der Schlittenfang nicht mehr funktioniert, kann die Pistole eingeschickt werden und wird gegen eine Unkostenpauschale von 20 € komplett überholt.

    An alle Zweifler noch, wer an SSW interessiert ist und sich diese Türkische-Wunderwaffe nicht holt ist selber schuld, ich glaube nicht dass es momentan auf dem deutschen Waffenmarkt eine bessere SSW-Pistole in diesem Preissegment gibt, nur die PK 380 und HW94 würden mir einfallen.
    Doch kommt es da auch auf den Einsatzbereich an. Die 914 ist eher für Silvester wegen der Magazinkapazität geeignet. Zum
    führen auf Grund des relativ hohen Gewicht, würde ich sie nicht nehmen, doch wäre sie dazu auch bestens geeignet.

    Ich hoffe mein zusammenfassender Bericht hat euch gefallen!
    In diesem Sinne wünsche ich allen Sammler-Kollegen und SSW-Freunden alle Zeit gut Schuss.
    Hubert (Sammler alter SSW)