Browning 800 Magnum - Tipps und Tricks

Es gibt 1 Antwort in diesem Thema, welches 4.038 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (11. Dezember 2018 um 19:01) ist von heller11.

  • Hallo zusammen,


    habe mir vor einer Woche eine Browning 800 Magnum gekauft.


    Es gibt in diesem Forum bereits einen guten Test zu dieser Waffe, darauf möchte ich vorab nochmal verlinken:


    Browning 800 Mag


    Was mir zusätzlich aufgefallen ist:


    Die Laufdichtung kann man so nicht lassen!


    Es gibt verschiedene Fälle, in welchen diese Pistolen keine 4 Joule Energie bringen, weil die Laufdichtung nicht dichtet.

    Diese Dichtung ist ein sehr weiches Formteil (kein O-Ring), welches
    (zumindest bei mir) aussieht, als wäre es auf der Rückseite mit einem

    Taschenmesser krumm und schief zurechtgeschnitten. Sie steht kaum
    sichtbar von der Lauffläche vor und dichtet so sicherlich nicht.


    Abhilfe:

    Variante 1: Entweder mit einem Distanzscheibchen unterfüttern, oder mit
    einem dünnen O-Ring unterlegen, so dass die Originaldichtung DEUTLICH

    hervorsteht. Beim Schließen des Laufes darauf achten,
    ob sich im unteren Drittel der Dichtung Zeichen von Quetschung des
    Dichtringes zeigen,

    wenn ja, dann etwas weniger unterfüttern.


    Variante 2: Einsetzen einer Distanzscheibe und eines passenden O-Rings.
    Langfristig besser, weil das O-Ring Material härter ist, als das der
    Originaldichtung

    und somit besser dichtet. Am besten O-Ring-Sortiment aus
    dem Baumarkt kaufen und den am besten passenden aussuchen.


    Ergebnis ist eine erkennbar höhere Leistung (Durchschlagstetst)


    Der Abzug:


    Einstellbar ist angeblich nur der Vorweg. Der Abzugsweg ist mit
    gefühlten viereinhalb Metern viel zu lang. Doch dieser lässt sich
    durchaus einstellen!!!


    Wenn Ihr das Oberteil der Waffe gegen den Druck der Rückstoßdämpferfeder
    zurückdrückt, kommt auf der Unterseite hinter dem Griff eine kleine

    Inbus-Madenschraube zum Vorschein.

    Diese definiert den Eingriff der Klinke (welchen den gespannten Kolben
    hält) in die Rastklinke des Abzugs. Durch Hineindrehen dieser Schraube
    wird dieser

    Eingriff verkleinert.


    BIS DIE KLINKE NICHT MEHR HÄLT UND DIE WAFFE EVENTUELL UNKONTROLLIERT AUSLÖST!!!


    Also bitte mit Gefühl einstellen, es lässt sich ein Abzugsweg
    einstellen, welcher sicher ist und einer HW45 oder Diana LP5 in nichts
    nachsteht.


    Im Inneren der Waffe sieht es auch nicht gerade toll aus. Der Kolben ist
    voller Grate und Schleifspuren, die Schmierung ist zwar reichlich,
    leider jedoch auch

    vor der Dichtung (was zu ordentlichem Dieseln führt).


    Wer es sich zutraut, zerlegt die Pistole daher besser:


    3 Schrauben am Schaft lösen - eine unten hinter dem Griff, die beiden
    anderen vorne rechts und links am Schaft und den Schaft abziehen. Das
    war einfach :P


    Am Laufgelenk die kleine Sicherungsschraube neben der Achsschraube
    rausdrehen und anschließend die Achsschraube rausdrehen und entfernen.


    An dem langen Kunststoffteil unter dem Kompressionsrohr, welches die
    ganze Abzugsmechanik beinhaltet, den vordersten (in Laufrichtung)
    Stahlbolzen

    herausdrücken. Dann lässt sich die Abzugsmechanik ein Stück abkippen. Ganz heraus geht sie jedoch nocht nicht!!


    Den Lauf abkippen, herausziehen und den Spannhebel durch vor- und
    zurückziehen aus seiner Führung nudeln und den Lauf beiseite legen.

    Das war auch noch einfach. ;^)


    Nun nehmen wir einen Durchschlag mit 4mm Durchmesser, dessen nutzbare
    Länge MINDESTENS 5mm länger ist, als der Durchmesser des Rohres des

    Kompressionsraums.


    Durch vorsichtige Schläge (Hammer auf Durchschlag) beginnen wir, den
    Querbolzen am hinteren Ende des Kompressionsrohres auszutreiben. Immer
    darauf

    achten, dass sich der Durchschlag sozusage als "Ersatz" des Querbolzens
    in das Loch eintreibt und letztendlich das Herausspringen des Endstückes
    mit der

    Feder verhindert, wenn der Querbolzen ganz ausgetrieben ist.


    Die Feder hat keine sonderliche Vorspannung, sodass wir recht entspannt
    den Durchschlag herausziehen können, in dem wir die Verschlusskappe
    gegen

    eine Wand o.ä. abstützen.


    Nun die Verschlusskappe, Feder, Kolben entnehmen und erstmal gründlich
    mit Spiritus entfetten. Auch den gesamten Innenraum des Rohres
    entfetten.

    Die Nuten in der Stirnseite der Kolbendichtung nicht vergessen, die waren bei mir voller Fett!


    Nun kann man die Federenden polieren, den Führungsring des Kolben
    polieren (hinterstes fünftel), alle Nuten entgraten, etc. Aber bitte
    nirgendwo

    Material ABTRAGEN, nur polieren!


    Zum Fetten benutze ich Radlagerfett, welches mit Molybdän-Disulfit-Pulver gemischt ist.


    Kein Fett in das Rohr geben! Dieses würde beim Einbau des Kolben nach vorne in den Kompressionsraum gedrückt und da

    wollen wir es ja gerade NICHT haben.


    Auf den Kolben radial auf und hinter der Dichtung und am Führungsring
    umlaufend eine dünne schicht Fett auftragen. KEIN FETT AUF DIE
    STIRNSEITE DER DICHTUNG!

    Ebenso in die Bohrung des Kolbens eine dünne Schicht Fett geben.


    Dann den Kolben vorsichtig ins Rohr schieben und darauf achten, dass die
    Dichtung beim Passieren der Nuten und Bohrungen im Rohr nicht

    beschädigt wird.


    Die Feder wird gleichmäßig mit einer dünnen Schicht Fett bestrichen. Ebenso die Federenden und die Führungsstange.


    Nun die Feder einschieben.


    ACHTUNG!! Jetzt den Abzugsblock hinten einhaken! Wenn die Feder montiert ist, geht das nicht mehr!


    Dann das Distanzstück und die Verschlusskappe aufsetzen und die
    Verschlusskappe gegen eine Wand ö.ä. eindrücken. Jetzt die dritte und
    vierte

    Hand nehmen ;( und den Querbolzen mit dem Hammer eintreiben. Es geht aber auch alleine, da sollte sich aber jeder seine eigene Technik

    überlegen und immer aufpassen!


    Auf allen anderen Teilen kann auch das türkische Fett abgewaschen werden und durch MoS2-Fett ersetzt werden.


    Nun spannt und schießt sich das gute Stück erheblich angenehmer, keine
    Spur mehr von Rauch aus dem Lauf und sehr konstante Leistung.


    Um das "hohle" Schußgeräusch etwas zu Dämpfen, kann man den Griffhohlraum mit Epoxydharz ausgießen, das bringt wirklich ein

    bisschen was.


    Und das Fazit:


    Dieses Ding schießt unglaublich genau! Egal, wie man sie hält (HW45 Eigner aufgepasst ;^) )! Ich schieße auf 15 Meter Freihandgruppen um 50mm

    als völlig Ungeübter (bin halt mehr Techniker als Schütze), aber mit
    meiner Twinmaster oder der Hämmerli Master schieße ich kein Stück
    besser!


    Die Leistung ist enorm, selbst die Diana 5 Magnum, welche ist kürzlich
    mal hatte, kommt da nicht mit, von der HW45 ganz zu schweigen....


    Wenn man dann noch den Preis betrachtet, ist diese Pistole eine runde
    Sache, selbst für denjenigen, welcher sie so lässt, wie sie ist.

    Ich will niemanden zum Basteln verführen :^)