Feinwerkbau FWB 300s (Revision beim Hersteller)

  • Eines der berühmtesten und beliebtesten Luftgewehre der Gegenwart und vergangener Generationen: Die Feinwerkbau 300s, alt bewährt und in sämtlichen Schützenvereinen anzutreffen. Was gibt es darüber also noch zu schreiben und zu testen? Immer wieder taucht die Frage auf: Was kostet eine Revision? Stimmt es, dass man die Waffe ins Werk einschicken kann, anstatt den teuren Büchsenmacher zu beauftragen? Es stimmt und ich habe den Service der Firma Feinwerkbau getestet und möchte ein wenig Aufklärung schaffen.

    Woran erkenne ich, ob meine FWB 300/300s einen chirurgischen Eingriff benötigt?

    Eines vorweg: Eine Feinwerkbau geht nicht kaputt und schon gar nicht die 300s. Ich habe letztes Jahr den Seitenspanner gebraucht und im Originalzustand gekauft. Seit dem wurden ca. 60.000 Schuss (!) damit gemacht und das kann ich relativ genau sagen, weil ich die leeren Dosen für das Plinking sammle. Laut Vorbesitzer war die Waffe erst vor wenigen Jahren neu gewartet worden, in wie fern diese Aussage der Tatsache entspricht, bleibt offen. Ich besitze einige Luftgewehre, u.a. die AirMagnum 850 (Classic und Hunter), eine neue Diana F240, eine Hatsan 44-10 und einige Raritäten und Exoten. Die 300s ist nach wie vor meine präziseste Waffe. Ich schieße damit ausschließlich auf 20-25m und selbst auf dieser Entfernung wird das aufgelegte Schießen auf Dauer langweilig: Die 300s trifft mit entsprechender Munition exakt dahin, wo man hinzielt - sozusagen eine idiotensichere Waffe. Als Zielfernrohr war das berühmte Ritter Billigglas 6-24x50AOE verbaut, heute schmückt ein 30mm Durchmesser Leupold die Waffe.

    Mit Schrecken stellte ich ende Juni dieses Jahres fest, dass ich bei jedem 5-6 Schuss einen Ausreißer hatte (ca. 2-3cm auf 22m), obwohl aufgelegt geschossen und absolute Windstille herrschte. Ein sicheres Anzeichen dafür, dass eine der beiden Federn gebrochen ist. Was nun? An dieser Stelle sei gesagt: Die FWBs haben ein kompliziertes Innenleben, an welches ich mich nicht herangetraut habe. Jedenfalls braucht sich die 300s bei der Schussmenge nicht zu schämen, also auf zum Waffendoktor: Ich habe bei FWB angerufen, Email mit Problemschilderung geschrieben und anschließend die Waffe gutverpackt auf Reise geschickt (Email nochmal ausdrucken und beilegen!). Die 8 Tage Wartezeit fühlten sich endlos lang an, schließlich fehlte das beste Pferd im Stall, bzw. im Waffenschrank.

    Der Postbote brachte dann endlich einen original FWB-Karton an die Haustüre. Beim Entpacken kam mir der Duft von Maschinenöl in die Nase und es war ein schöner Anblick und ein noch besseres Gefühl, die frisch geölte Waffe wieder in die Hand zu nehmen (Waffe wiegt mit ZF übrigens 5,8kg). Anbei war eine Schießscheibe (siehe unten) und eine Rechnung/Lieferschein:

    Reparatur Luftgewehr Mod.: 300S, Serien-Nr.: 211295 - Überprüft, instandgesetzt und eingeschossen. Austauschteile:


    • Rechteckring 12,20,- Euro
    • Dichtring 7,90,- Euro
    • Puffer 7,90,- Euro
    • Führungsache 1,00,- Euro
    • Druckfeder montiert (bestehend aus zwei Federn und Gleitring) 14,15,- Euro
    • Arbeitslohn: 90,00,- Euro
    • Porto/Fracht 6,00,- Euro
    • Verpackung 5,50,- Euro


    Machen stolze 144,65,- Teuros und da Frau Merkel auch etwas vom Kuchen abhaben will (obwohl sie alles so gerne verbietet), bekommt sie in Form der Mwst. (19%) ganze 27,48,- Euro, also insgesamt: 172,13,- Euro

    Ob der Büchsenmacher nebenan nicht doch etwas günstiger gewesen wäre? Egal, ab auf die Veranda, neue Zielscheibe am anderen Ende des Grundstücks in den Kugelfang gesteckt und erstmal Durchladen. Das Spannen mit dem Seitenhebel ist deutlich leiser, das typische Zahnradgereusch klingt weicher. Der Dichtring ist blau (vorher grün). Waffe mit H&N Sport (0,53g) geladen und abgedrückt. Wunderbar! Der Abzug unverändert, löst bei der geringsten Berührung ohne Wackeln oder Verzerren aus. Die große Überraschung: Das VW-Käfer-Türzuschlaggereusch beim auslösen ist weg, oder sagen wir fast weg - in jedem Fall "deutlich" leiser. Nach Einschießen des ZF habe ich die Geschwindigkeit gemessen und wie schon erahnt: 179 m/s bei 0,53g Munitionsgewicht ergibt (sofern ich richtig gerechnet habe) 8,3 Joule. Kurz gesagt, ich halte eine neue Waffe in der Hand. Somit sind die 172 Euro schon fast vergessen.

    Seit dem habe ich erst 3-4 Dosen verschossen. Im Großen und Ganzen hat die Firma Feinwerkbau einen guten und schnellen Service geleistet und sofern die selbe Schussmenge bis zur nächsten Revision durchgeht, ist der Preis auch angemessen, somit bin ich vollauf zufrieden. Weiterhin gibt es sowas wie eine Garantie auf den geleisteten Service und man kann auch jeder Zeit mit dem Mechaniker/BüMa telefonisch sprechen, der das Gewehr repariert/gewartet hat, für den Fall, dass Fragen offen sind. Kurzes Fazit: Wenn man sich nicht wirklich explizit mit FWB-Waffen auskennt, empfehle ich auf Grund meiner Erfahrung die defekte oder zu wartende Waffe einzuschicken. Billig war zwar gestern, aber man bekommt einen absolut angemessenen Service und eine einwandfreie Waffe zurück.

    Abschließend möchte ich jedem Besitzer dieser Waffe raten, das Schmuckstück pfleglich zu behandeln und nicht an einer Revision zu sparen, denn diese Waffe ist für die Ewigkeit gebaut. Die FWB 300/300s ist wohl eines der besten Luftgewehre aller Zeiten, absolut kompromisslos präzise, qualitativ hochwertig und exakt verarbeitet und bringt dem Schützen immer wieder aufs Neue viel Freude. Sie verzeiht viele Fehler, somit für den Anfänger geeignet und vom Profi geschätzt. Sie war meine erste Waffe (dank der vielen Empfehlungen hier im Forum) und bleibt unverkäuflich - auch wenn der große Bruder aus der 600er Reihe bald hier einziehen wird. Würde es soetwas wie eine hall of fame für Luftdruckwaffen geben, stünde sie sicher auf einem Ehrenplatz. Gefertigt wurde das Mod. 300 bis 1972 und die 300s bis 1996; hier sei noch ein Tipp angemerkt: Manche fernöstlichen Luftdruckwaffenhersteller (und damit meine ich auch solche, die sich hinter vielen Made in Germany Marken verbergen) sollten sich so langsam in Punkto Qualität und Präzision dorthin bewegen, wo diese FWB vor über 30 Jahren (Standard) war... dann klappts auch mit den Verkaufszahlen und nicht zuletzt mit dem Ruf!