Hallo,
nicht zuletzt aufgrund der zahlreichen recht positiven Besprechungen habe
ich im Juli 2011 eine C225 erworben. Der Preis für die Basisausstattung
ohne Metalliclack und Breitreifen war einigermaßen saftig, mit immerhin 140
Euro war ich dabei. Saftig, gemessen daran, was für wertige Luftgewehre
oder auch Einzellader man für so einen Betrag heute schon bekommt. Denn so
richtig waschecht sind diese Spritzgussteilchen ja irgendwie denn doch nicht.
Zink ist eben kein Waffenstahl...
Nachdem das Gerät seit nun mehr 10 Jahren auf dem Markt ist und offenbar
einige Teile im Rahmen der Modellpflege ersetzt wurden, ging ich davon aus eine
recht brauchbare Pistole zu kaufen. Und auch wenn ich dem Schriftzug “Made in
Germany“ nicht wirklich traue, etwas Hoffnung weckte er ja.
Aber weit gefehlt. Was sich in dem netten Plasteköfferchen verbarg, war
offenbar ein hübsches Standmodell.
Als erstes versuchte ich die vermeintlich aktivierte Sicherung, die alles
sperrte, zu finden. Die gab es aber laut Handbuch gar nicht.
Ok, dann mit Kraft. Jenseits jeder Zumutbarkeit kam Bewegung in die Sache.
Über den etwas harten Abzug in SA und den gewöhnungsbedürftigen Double Action
Modus hatte ich ja gelesen. Ungläubig habe ich dann die digitale Zugwaage
angeworfen und am äußersten Ende des Abzugszüngels mit dem maximalen Hebel
gemessen. Der Finger muss Aufgrund des ungünstigeren Hebels vermutlich noch
etwas mehr leisten. Zwischen 3,5 und knapp 5 Kilogramm für den vorgespannten
Abzug und 6bis 8 für double Action. Genauer ließ sich nicht messen, weil sich
das Losbrechmoment nicht auf einen Wert fixieren ließ und mal so, mal so
klemmte. Öl hatte sie genug und nicht einmal das schlechteste, China erkennt
man ja inzwischen am Geruch. Ich schnüffelte jedenfalls Westöl... wenn auch
kein tolles.
Nun ja, vielleicht würden ja ein paar Schuss die Sache reibungsloser
gestalten. Eingeschossen auf 10m war sie ja, las ich hoch erfreut. Was meine
Freude dann wieder deutlich dämpfte war die Tatsache, dass die Kimme gar nicht
festgeschraubt war und bei näherer Betrachtung einfach abfiel.
Eingeschossen? Wie? Von einem Sehbehinderten im Dunkeln? So schraubte ich das
Visier auf gut Glück in der Mitte fest und
tankte den Ofen auf. Recht gut in der Hand liegt sie ja erst einmal,
eben eine Gebrauchspistole ohne Schnickschnack.
Um erst einmal warm zu werden, hängt ich die Luftpistolenscheibe (17x17cm!)
in nur 5 Meter Entfernung auf und gab einige Schüsse ab. Nach dem 5. Peng kamen
mir Zweifel, ob überhaut ein Diabolo den Lauf verlassen hatte. Laut Inventur
fehlten aber tatsächlich 5 Stück. Den Gedanken die Pappscheibe könnte kugelfest
sein, verwarf ich schnell. Ich habe dann einen beschusssensiblen 50x50cm
Hintergrundbild in Form eines
Filzrestes angebracht und die nächste Runde eingeläutet. Die Ergebnisse waren
schlicht und einfach erschreckend. Die Kugeln streuten in einem Kreis von
schätzungsweise 30cm, egal was ich auch machte. Wir sprechen von Single Action!
Nach 4x8 Runden würden die Ergebnisse nicht besser, dafür bildeten sich erste Anzeichen von schmerzhaften
Blasen an Mittel und Zeigefinger. Ich überlegte das Ding einzupacken und
umgehend zurück zu schicken. Das einige in den Forenbeiträgen mit ihren
Schiesskarten nicht ganz ehrlich sind, hatte ich schon gelesen, aber waren das
alles solche Voll-Honks, das sie nicht mal zugeben würden wenn so ein Umarex
Spielzeug um die Ecke schießt?
Ich hatte zwar ein wenig Tuning für das Stück eingeplant (bei uns ist selbst
der Küchenmixer getunt), aber ob ich gegen diese technische Missgeburt
anarbeiten konnte, war ich mir nicht ganz sicher. Ich habe dann erst einmal
begonnen Unregelmäßigkeiten in den Rundmagazinen zu suchen finden, muss aber
sagen das die 2 plus 3 also 5 Stück die ich habe, erstaunlich sauber und
maßhaltig gefertigt sind. Der Lauf hatte dagegen mächtig, multiples Spiel, so
der Lauf in seinem Mantel, der Mantel
im Schlitten und der Schlitten auf dem Gehäuse.
Trotzdem reichte das nicht für den Streukreis von Parkplatzdurchmesser. Nach
einigem weiteren Suchen und Messen, habe ich dann festgestellt, das die Mündung
nicht sauber gefertigt war. Offenbar klemmten die Diabolos am äußersten Ende
der Züge (nein, kein gewollter Choke), was ihnen den Drall versaute, bzw. einen
ganz besonderen gab... Ich habe das dann vorsichtig korrigiert, was den
Streukreis deutlich enger werden ließ, trotz des unbeschreiblichen Abzuges.
Noch hätte ich das Ding retournieren können, aber jetzt war mein Ehrgeiz
geweckt.
Ich habe sie komplett zerlegt und erst mal alle sich reibenden Teile
entgratet, eingebettet und poliert. Das hört sich aufwändig an, ist mit den
richtigen Teilen für einen Dremel oder ähnliche, flott gemacht. Vor allem in
flexiblen Kunststoff gebundene Schleifeinsätze verschiedener Form und Körnung
sind sehr nützlich, aber auch simples Schleifpapier von 400 und 1000er Körnung
mit ein paar Tropfen Öl reicht eigentlich. Für gröbere Maßnahmen gibt es
Schlüsselfeilen. Ach ja, einige Jahrzehnte Übung und ruhige Hände helfen auch
etwas.
Alleine dies machte aus dem Abzug etwas ganz anderes. Das ruckelige Klemmen
war weg. Vielleicht hätte man nach 50.000 Schuss ein ähnliches Einpassen
bekommen, so viel Geduld habe ich aber nicht. Jedenfalls nicht mehr wieder zu
erkennen. Trotzdem ging das Ganze noch reichlich schwer.
Aber nach der Pflicht kommt ja bekanntlich die Kür.
Es gibt einige Stellen an dieser Konstruktion, wo kleine Veränderungen für
große Wirkung sorgen. Ebenso wichtig oder wichtiger noch, ist der Winkel, in
dem diese Auflageflächen zueinander stehen. Ein geänderter Winkel verändert das
benötigte Moment für eine Bewegung.
Dazu ergeben sich aus einer geringfügig geänderten Passung an einer Stelle
unter Umständen Störungen an einer anderen. Nur wenn man den Mechanismus
begreift, kann man hier erfolgreich etwas ändern. Wer sich nicht ganz sicher
ist, sollte sich vielleicht die zu bearbeitenden Teile erst noch einmal in
Reserve besorgen.
Auf jeden Fall sollte man nach jeder kleinen Änderung die Wirkung
kontrollieren, was wieder eine teilweise Montage bedeutet. Ich habe sicher 12
mal zerlegt und 13 mal montiert. Zwischen perfekt und kaputt liegen unter
Umständen zwei, drei Zehntelmillimeter oder ein, zwei Striche mit der Feile.
Federn kann man übrigens etwas setzen oder strecken.
Unverändert sollte man die Spannung des Hahnes lassen, da seine
Geschwindigkeit und Masse abgestimmt ist auf die Feder des CO2 Ventils. Deshalb
ist die Kombination für die Leistung und den Gasverbrauch entscheidend.
Alles in allem habe ich ca. 3 Stunden dran gesessen. Bei der ersten dauert
es immer doppelt so lange. Was noch fehlt ist ein Visier, das Kimme und Korn
nicht zueinander passen und nicht höhenverstellbar sind. Der Preis für das
Micrometervisier ist mir zu hoch. So einen Dreikant feilt man mal eben aus Alu.
Und was bringt das nun alles?
Was soll ich sagen? Der Abzug löst sauber auf, hat einen Druckpunkt und
bricht präzise. Das Spannen des Hahns geht mühelos mit einer Hand, ebenso das
Entspannen und öffnen.
Selbst der Double Action Modus ist bestens zu gebrauchen.
Der SA liegt jetzt bei ca.
2,2kg, DA bei gut 4kg. Das ist immer noch recht knackig,
aber stört nicht bei der Schussabgabe und liegt nah an der echten Sig.
Ich habe nicht nur die Abzugsteile bearbeitet, sondern auch restlos alles
andere was beweglich ist. Der Schlitten
muss nicht in der Führung klappern, ebenso wenig braucht der Lauf irgend ein Spiel! Federführungen sollten
glatt sein. MoS2 Fett hilft innen viel, der Rest bekommt Mobil 1 0W40. Wer
meint das das Öl egal ist, sollte das Mobil einmal versuchen. Vermutlich wird
er nie wieder etwas anderes benutzen.
Alle Geräusche, die die Bedienung der C225 macht, klingen jetzt satt,
weniger zögerlich. Zwar nicht wie echter Stahl, aber durchaus angenehm in der
Tonlage. Die fortgeschrittenen Mitpatienten werden mich verstehen...
Am Gehäuse gab es auch noch etwas abzurunden, eine scharfe Kante mit
Brünierung bekommt den Fingern nicht. Hochglanzpoliert fällt es gar nicht auf
das die Kante gebrochen wurde. Perfektionisten brünieren nach..
Fazit: Ein Kaufpreis von 140 Euro steht einer guten Stunde
konzentrierte Arbeit eines qualifizierten Feinmechanikers/Büchsenmachers
gegenüber. Womit diese optisch nur minimalst
veränderte Sig Sauer P226 Replik getunt einen Verkaufspreis von rund
240-280 Euro haben müsste. Lohnt das?
Ich kenne den Markt nicht so gut, gibt es dafür etwas fertiges, vergleichbares,
mit ähnlich guter oder besserer Funktion? Bestimmt nicht die anderen Umarex
Derivate.
Da die C225 aber leider nur in der rohen Version käuflich ist und die von
mir durchgeführten Arbeiten nur wenige reproduzieren können, rate ich dringend
von einem Kauf ab. Solche Produkte, angeblich auch noch „eingeschossen“ zu
verkaufen, ist eine Frechheit. „Made
in Germany“? Einfach nur peinlich. Eingeflossen in die Produktion würde
die Verbesserung wenige Euro kosten,
die sind angeblich nicht drin? Haben die nur ein Euro Kräfte? Warum
nimmt sich ein Ingenieur nicht einmal die Spritzgussformen vor und ändert die
kurz ab, so das die Maße und Passungen stimmen? Haben die nie so ein Ding
probegeschossen?
Ungetunt ist die RWS C225 eine echte Zumutung. Übrigens, mein Exemplar
machte an den Schrauben den Eindruck, bereits einmal geöffnet worden zu sein.
Vielleicht hatte bereits ein Umarex Techniker aufgegeben?
Gruß, Wolfman