Diana 240 Classic (Mod. F240)

  • Also gut: Eigentlich hasse ich Preller, aber was ist eine LG-Sammlung ohne einen einzigen Preller? Im nachbarörtlichen Waffenladen steht zum erschwinglichen Preis von 149,- Euro eine Diana F240, sozusagen das Einstiegsmodell. Die Marke mit der gewehrhaltenden Göttin im Logo steht bekanntlich für Präzision und Qualität im LG-Wesen, also wo Diana drauf steht ist auch Diana drin, egal ob Einstiegsmodell oder High-End. Jetzt steht es nicht mehr im Laden, Gewehr gekauft und ab nach Hause: Es wartet im Garten ein Kugelfang in exakt 22m Entfernung, mal sehen, was die hochgepriesene Kultmarke bietet:


    Technische Daten:


    • Modellbezeichnung Diana F240 Classic Kipplauf

    • Gewicht 2744 g

    • Leistung 7,5 J. -> 173 m/s gemessen mit H&N Sport (0,53g)

    • Preis zwischen 139,- und 199,- Euro (Stand Juni 2011)


    Positiv: Verarbeitung, Präzision und Energie

    Das Einschießen gestaltete sich für einen Prelleranfänger zunehmend schwierig (liegt es am Ausreißer, an mir, am Gewehr oder am ZF?), aber nach ca. 30 Schuss war es geschafft. Die Präzision ist beeindruckend! Bereits beim Einschießen waren exakt 2x Loch in Loch und Aufgelegt erzielte ich bei 9 Schuss dann eine recht enge Schussgruppe mit zwei Ausreißern, an denen definitiv der Schütze schuld war und obwohl ein ordentlicher Wind wehte. Der Holzschaft ist schlicht gehalten, macht aber einen qualitativen Eindruck. Alle sichtbaren Teile sind sauber verarbeitet und die Brünierung ist tadellos. Fans, die leichte Waffen bevorzugen kommen hier voll auf ihre Kosten. Die Energie bewegt sich sehr nahe an der Grenze der WBK-losen Erlaubnis, mit leichten Diabolos dürfte diese problemlos überschritten werden. Plastik ist nur an der Visierung, Sicherung (die reibungslos ihren Dienst verrichtet) und am Abzugsschutz verbaut. Das Schussgeräusch ist ein angenehmer, dumpfer Ton, gepaart mit einem Prellschlag der sich gewaschen hat. Allerdings bilde ich mir ein, dass der Prellschlag sehr spät spürbar ist, so dass er nicht die Präzision beeinträchtigt. Zudem dürften die Tage des zum Test aufgeschraubten günstigen Ruger-Zielfernrohr gezählt sein, welches im Übrigen nach ca. 200 Schuss trotz doppeltverschraubter Montierung und Stopper gen Schützen wandert - Die Montierung ist nicht die Beste, somit Freispruch für das Diana wegen Mangel an Beweisen.

    9 Schuss


    Negativ: Der Abzug

    Leider steht der nicht einstellbare Abzug einem Billiggewehr allá 30,-Euro-auf-eGun-Chinagewehr in Nichts nach, oder kurz gesagt: Der Abzug ist grottenschlecht! Zwar wird in manchen Onlineshops das Gewehr mit einem T05-Abzugssystem beworben, aber es handelt sich um einen gewöhnlichen Druckpunktabzug, der den Zeigefinger bereits nach 50 Schuss übelst quält und den Schützen förmlich dazu auffordert, zur Entlastung ab und an den Mittelfinger zu benutzen. Auf Nachfrage beim Händler gibt es leider kein Zubehör wie aufrüstbarer matchähnlicher Abzug. Das ist sehr traurig, da der Abzug im krassen Gegenteil zur Präzision steht, diese unaufgelegt extrem beeinträchtigt und einer Diana absolut unwürdig ist - auch wenn es sich "nur" um das Einstiegsmodell handelt: Was nützt ein 1000 PS Auto wenn die Lenkung nur bis 80 km/h präzise bleibt?

    Fazit

    Auf 10m schießt wohl alles Loch in Loch, aber ab 20m kommen Präzision ins Spiel, sowohl bei der Waffe als auch bei der Verarbeitung der Munition. Hier überrascht das Testgewehr. Die F240 von Diana legt eine Verarbeitung und eine Präzision an den Tag, die in diesem Preissegment seines Gleichen sucht. Das Gewehr liegt leicht und angenehm beim Schützen und fühlt sich sehr robust an. Das Design ist schlicht und trotzdem schön, auch wenn man einigen Fischen das Hautabziehen erspart hat, was bei diesem Preis verständlich ist. Nichts klappert oder schepperet beim Schießen, nach 500 Schuss sitzen alle Schrauben nach wie vor fest. Lediglich der Abzug dämpft gehörig den Schießspass und bildet eine nichtharmonische Einheit zur weiteren Mechanik. Bleibt zu hoffen, dass Diana in naher Zukunft etwas Zubehör anbietet. Das Gewehr kann mehr als nur Funschießen und Plinking: Ein bisschen Hornhaut am Abzugsfinger und man kann sich den fast doppelten Preis für das nächsthöhere Modell sparen - Dieses Geld empfiehlt sich zur Mehrausgabe für ein ordentliches ZF, da man ansonsten recht schnell sprichwörtlich "dumm aus der Röhre guggt". Bleibt noch zu sagen; das Diana Einstiegsmodell ist nicht nur für den Einsteiger. Auch für Match- Co2- und Pressluftfans gilt: Manchmal muss es eben ein Preller sein... und anschließend, nach 50-100 Schuss greife ich wieder zu meiner Feinwerkbau und habe immer das Gefühl, eine neue Waffe in den Händen zu halten und das Loch in Lochschießen gelingt plötzlich mit Leichtigkeit :) Ich kann daher die Diana F240 Classic mit bestem Gewissen weiterempfehlen, aber aufgepasst: Preisspanne ist extrem hoch, daher sämtliche Shops vergleichen!