Walther LGR

  • Walther LGR

    Technische Daten:

    Gewicht: 4,6 kg
    Länge: 112 cm
    Kaliber: 4,5mm
    V0: 175m/s, 7,5 Joule (Herstellerangaben)

    Geschichte:

    Im Jahre 1974 wurde das LGR von der Firma Carl Walther auf den Markt gebracht. Zu diesem Zeitpunkt wurde das sportliche Luftgewehrschiessen von Federdruckwaffen mit einer Prellschlagdämpfung, wie z.B. dem Feinwerkbau 300, beherrscht. Das LGR dagegen verwendet vorkomprimierte Luft, die über ein sich schlagartig öffnendes Ventil in den Lauf gebracht wird. Dies ermöglicht einen absolut prellschlagfreien, ruhigen Schuss und eine sehr hohe Wiederholgenauigkeit bei der Schussgeschwindigkeit.

    Das LGR war von Anfang an ein voller Erfolg. Innerhalb von kurzer Zeit dominierte es die gesamte Wettkampfszene und führte dazu, dass die offizielle Wettkampfscheibe verkleinert wurde. Bis zum Erscheinen anderer Vorkomprimierer galt das LGR als bestes Matchgewehr der Welt.
    Die Produktion des LGR dauerte bis 1989 an. Zu diesem Zeitpunkt gab es z.B. mit dem Feinwerkbau 600 andere Matchwaffen, die sich leichter spannen lassen und eine geringere Schussverzögerung haben. Das Nachfolgemodell von Walther war das LGM.

    Das LGR wurde im Laufe der Produktion mit verschiedenen Schäften hergestellt. Die Bedienungsanleitung zeigt die häufigsten Versionen, neben denen noch eine Junior-Variante und Linksschäfte existieren. Die Schaftkappe ist bei allen Versionen in der Höhe verstellbar. Meines Wissens nach gibt es leider keine Version, die von Links- wie auch von Rechtsschützen gleichermaßen gut verwendbar ist.


    Verarbeitung & Schaft:
    Das vorliegende LGR verfügt über einen Linksschaft. Das Sytem ist mit rechtsgeschäfteten Waffen identisch - der Spannhebel ist in beiden Fällen auf der rechten Seite.
    Bei seinem Erscheinen war das LGR eines der teuersten Matchwaffen auf dem Markt. Die hohe Verarbeitungsqualität spiegelt dies wieder. Besonders hervorzuheben ist die perfekte Brünierung der Metallteile. Die Ladeklappe, der Abzugsbügel und (bei späteren Versionen) der Knauf des Spannhebels bestehen aus Kunststoff, der Rest ist Metall.

    Der Schaft ist sauber verarbeitet, er besteht aus dunkel gebeiztem Buchenholz und ist im Bereich des Pistolengriffes und auf dem Vorderschaft aufgerauht. Auf der Unterseite befindet sich eine UIT-Schiene, die z.B. das Anbringen von Riemen und Zweibeinen erlaubt.


    Visierung:
    In die Systemhülse ist eine 11mm-Schiene eingefräst, auf der ab Werk ein Diopter sitzt. Diese Schiene erlaubt es, ohne Aufwand ein Zielfernrohr anzubringen. Das Ringkorn des Diopters verfügt über ein austauschbares Kornblatt. Sowohl das Korn als auch das Laufgewicht lassen sich entfernen. Beim Zielfernrohr ist zu beachten, dass übermäßig lange Modelle in Konflikt mit der vorne liegenden Ladeklappe kommen können.

    Schiessen:
    Zum Laden zieht man den Spannhebel ganz nach hinten und bringt ihn wieder nach vorne. Dies erfordert vegleichsweise viel Kraft, zumal der Druck bei der ergonomisch ungünstigeren Vorwärtsbewegung aufgebaut wird.

    Dann wird die Ladeklappe mit Hilfe eines kleinen Hebels geöffnet und das Diablo direkt in den Lauf geladen. Der Abzug befriedigt auch hohe Ansprüche und ist in Gewicht, Vorweg und Druckpunkt verstellbar. Beim Schuss liegt die Waffe völlig prellschlag- und vibrationsfrei im Anschlag. Das Schussgeräusch ist angenehm leise. Die Präzision ist über jeden Zweifel erhaben.

    Fazit:
    Das LGR ist ein hervorragend verarbeitetes Gewehr, das durchaus auch heute noch als Matchwaffe eingesetzt werden kann. Der fehlende Prellschlag und die 11mm-Schiene machen es zum Geheimtip für alle Schützen, die mit Zieloptik schiessen wollen und höchste Präzision erwarten. Der ohnehin schon leise Schussknall lässt sich im Gegensatz zu Federdruckwaffen mit einem Schalldämpfer erfolgreich minimieren. Zusammen mit der Schiene auf der Unterseite wäre das LGR also die ideale Plattform für Jeden, der ein prellschlagfreies Field-Target-Gewehr möchte oder Freude an einem Löchlesstanzer mit Zielfernrohr, Zweibein & Schalldämpfer hat.
    Zur Zeit (Stand 2011) ist das LGR gebraucht für ca. 150-300€ zu haben. Die wichtigsten Ersatzteile - soll heißen, die Dichtungen und der Kopf des Kompressionszylinders - sind erhältlich. Andere Ersatzteile dürften eher schwierig zu bekommen sein.

    Technik:
    Für Technikinteressierte ist das LGR ein echtes Schmankerl, da es ein recht ungewöhnliches System verwendet: Die Kompressionskammer liegt hinter dem Lauf, das Ventil liegt direkt hinter der Ladeklappe. Das Schlagstück ist eine lange Stange, die hinten von Abzugssystem festgehalten wird und vorne auf einen kleinen Umlenkhebel prallt, der dann die Ventilstange nach schräg hinten eindrückt. Die rote Gummimanschette mindert die Vibration bzw. ein Zurückprallen des Schlagstückes. Der Luftstrom muss im Ventil nur zwei 45°-Kurven bewältigen. Aus diesem Grund kann das Sytem im Vergleich zu anderen Vorkomprimierern mit vergleichsweise niedrigem Druck auskommen.