Revolver .380: Röhm RG 89 N (Schwerpunkt Reinigung)

  • Ähnlich wie der Testbericht zur RG300 soll auch dieser in keinster Weise mit bereits vorhandenen Werken konkurrieren, sondern dem Besitzer des schönen Revolvers bei der Reinigung unterstützen und evtl. aufkommende Fragen beantworten. 


    Persönliches


    2008 kaufte ich mir voller Erwartungen die RG96, welche mir vielversprechende Dienste leistete. Ich trennte mich jedoch schon ein gutes Jahr später von ihr, da sie mir für den Silvestergebrauch einfach zu groß und v.a. zu schwer war. Außerdem gibt es meiner Meinung nach seit dem Produktionsstopp der altbewährten RWS-Munition für die RG96 keine wirklich 100%ig zuverlässige Munition, weshalb ich mich zum Kauf eines Revolvers entschloss. Um mein Budget nicht allzu sehr zu strapazieren, schaute ich mich einige Wochen bei einer Auktionsplattform um und verfolgte die dort erzielten Preise für ungeschossene RG89n-Revolver. Mit viel Glück konnte ich einen sehr günstigen Preis erzielen und war sofort begeistert von dem guten Stück. Dank des Forums setze ich von Anfang an auf Umarex-Munition mit PTS-Stempel, was sich bisher ausgezahlt hat.


    Vorbild


    Die RG89n besitzt kein „scharfes“ Vorbild.


    Funktion



    Die RG89n verschießt Platzpatronen im Kaliber 9mm, die Trommel fasst 6 Patronen. Wie nahezu jeder Revolver ist die Bedienung denkbar einfach; es gibt keine Sicherung, der Abzug kann mit oder ohne gespanntem Hahn betätigt werden, was einer Single- bzw. Double-Action entspricht:

    - Double-Action: Abzug bewirkt die Drehbewegung der Trommel und den Schuss
    - Single-Action: Hahn wird manuell gespannt, Abzug bewirkt nur den Schuss

    Die abgeschossenen Patronenhülsen werden per Ausstoßstern bei ausgeschwenkter Trommel ausgeworfen.


    Zahlen und Fakten


    Kaliber: 9mmR (.380)
    Schusszahl: 6 Patronen in der Trommel
    Gesamtlänge: 185 mm
    Gewicht: 658 gr
    Neupreis brüniert: ca. 100,00 EUR
    Neupreis vernickelt: ca. 130-160,00 EUR


    Beschriftung


    • PTB 594 (im Kreis)
    • Röhm RG89n
    • Cal. 9mm R Knall
    • siebenstellige Seriennummer


    Verarbeitung


    Die Waffe ist stabil und robust aus Zinkguss gefertigt. Die vernickelte Ausführung ist recht rau und daher nicht jedermanns Geschmack – in meinen Augen wirkt sie deutlich ansprechender als hochglanzvernickelte SSWs, zudem ist die Reinigung deutlich einfacher, da nicht jeder Fingerabdruck sichtbar ist.

    Bei ausgiebigem Gebrauch lässt sich die ein oder andere schwer zu entfernende dunkle Stelle an Laufmündung oder Trommelachse nicht vermeiden. Im allgemeinen wurde ich eher dazu raten, für den Silvestergebrauch einen auf einen brünierten RG89n zurückzugreifen, falls dieser deutlich günstiger zu erwerben ist als die vernickelte Version. Der Revolver liegt toll in der Hand, ich habe glücklicherweise die Combat-Version erworben, weshalb mir die doch recht unförmig aussehenden Standardgriffe erspart blieben. Holzgriffe sind als Zubehör erhältlich, siehe „Tipp“ 


    Das Schießen


    Die RG89n ist von der Zuverlässigkeit im Bereich der 9mm-Revolver meiner Meinung nach kaum zu überbieten und vor allem in dem niedrigen Preissegment nahezu konkurrenzlos. Das Schießen bereitet immer wieder Freude, der Knall ist extrem laut und daher auf Dauer ohne Gehörschutz nicht zu empfehlen. Mit der bereits erwähnten Umarex (PTS)-Munition hatte ich bisher eine 100%ige Zuverlässigkeitsquote. Ich benutze das gute Stück ausschließlich zum „Böllern“, Pyros verschieße ich beinahe ausschließlich mit der RG300.


    Tipp: RG99-Holzgriffe

    Für ein noch ansprechenderes Äußeres sowie eine verbesserte Griffigkeite gegenüber den Originalgriffen aus Plastik kann ich Euch nur den Kauf von Echtholzgriffen der RG99 empfehlen. Diese sind mit ca. 40 EUR aufwärts zwar nicht wirklich günstig, aber in jedem Fall ihren Preis wert. Auf Nachfrage teile ich Euch gern einen günstigen Internetshop für die Griffe mit.


    Reinigung

    Da beim Gebrauch von Revolvern allgemein nur wenig Schmauch der Patronen in die Mechanik gelangt, kann man ruhigen Gewissens einige Hundert Schuss ohne jegliche Reinigung abgegeben. Meines Erachtens genügt auch auf die Dauer eine oberflächliche Reinigung (Trommel/Patronenkammern und Lauf) mit Waffenöl und WD40, um lange Freude an der Zuverlässigkeit der Waffe zu haben.

    Dennoch erhöht sich bei dem RG89n die Langlebigkeit selbstverständlich mittels regelmäßiger Komplettreinigung. Anfangs habe ich noch hin und her überlegt, ob ich mir die komplette Zerlegung zutraue, da ich von vielen Seiten von der Komplexität der Technik, speziell im Inneren von Revolvern gehört habe. Mit Hilfe einiger erfahrener co2-air.de-User habe ich die komplette Reinigung dann doch in Angriff genommen. In meinen Augen ist das Zerlegen und Zusammensetzen sehr simpel, auch wenn Röhm 1 bis 2 kleine Gemeinheiten eingebaut hat. 

    Natürlich hat jeder seine eigenen Tricks und Hilfsmittel, dennoch möchte ich es mir nicht nehmen lassen, meine favorisierte Reinigungstechnik „idiotensicher“ zu erläutern. Ich hoffe dies erspart den ein oder anderen hilfesuchenden Thread im Forum und kann dementsprechend verlinkt werden, falls nötig.


    Von mir benutztes Material

    - WD40


    - Werkzeug-Öl (bspw. von MäcGeiz für 1 EUR)
    - Robla Schwarzpulwersolvent 
    - Nevr Dull-Polierwatte (nur für vernickelte RG89n)
    - Pfeifenreiniger
    - beiliegende Reinigungsbürste
    - Büroklammer/Sicherheitsnadel
    - div. Lappen/Stoffetzen
    - Mikrofasertuch
    - Kreuzschlitz- u. Schlitzschraubendreher 


    Bitte verzeiht mir, dass ich die Einzelteile tlw. mit eigenen Bezeichnungen versehen habe. Leider hat die Firma Umarex seit der Übernahme von Röhm keinerlei Explosionszeichnung im Internet veröffentlich, wie es Röhm einmal getan hat. Gern lass ich mich korrigieren, wenn Euch die Fachbezeichnungen bekannt sind. Dazu bitte einfach eine PN an mich schreiben. Vielen Dank!




    • Schritt 1 der Zerlegung ist natürlich das Entladen der Trommel. Unbedingt beachten, dass während der Reinigung alle Patronenkammern der Trommel leer sind. Anschließend löst ihr die Schraube vorn am Griffstück, welche die Trommel fixiert und entnehmt die Trommel mit etwas Geschick aus der Führung. 



    • Nun löst ihr vorsichtig die Griffschalen und reinigt diese. Anschließend wird die Verschlussplatte auf der rechten Seite des Revolvers (in Schussrichtung) gelöst. Hierbei muss unbedingt darauf geachtet werden, dass einige Federn der Mechanik unter hoher Spannung stehen und bspw. die lange Transportfeder mitsamt der Führungsstange nur durch die aufgeschraubte Verschlussplatte festgehalten wird. Am besten ihr lockert die Schrauben und nehmt die Platte in einer Tüte (z.B. Gefrierbeutel) ab. Klingt banal, kann aber gut und gern einige Stunden des Suchens ersparen. 



    • Ich empfehle Euch, spätestens jetzt ein Foto des Innenlebens zu machen, um es beim Zusammensetzen als Vorlage zu benutzen. Falls ihr zu faul seid oder es vergessen habt, eine Hilfestellung meinerseits findet ihr im Foto 1.



    • Die beste Reihenfolge, nun sämtliche Kleinteile zu entfernen, ist vermutlich folgende: A) die große Feder links im Bild mitsamt der Federstange mit einem alten Lappen abdecken und vorsichtig nach vorne ziehen, um sie zu entnehmen. Der Lappen schützt vor Verletzungen und verhindert, dass die Feder durch die Gegend fliegt. B) Die gleiche Methode wendet ihr nun bei der Entnahme der gedrehten Abzugsfeder an. C) nun kann die Abzugsmechanik samt Trommel-Führungsstopper zerlegt werden. Hierbei auf die Spannung der länglichen Feder (rechts des Abzugs) achten, am besten auch ein Tuch zur Hilfe nehmen. D) jetzt den Hahn samt Kleinstteilen entnehmen, hierbei aufpassen, das der kleine Zylinderstift und das Mini-Federchen im Hahn nicht verloren gehen (Foto 2)



    • Die eingebaute Gemeinheit der Firma Röhm ist hierbei zudem der Trommel-Ausschwenk-Schieber, in dem eine kleine Feder verbaut ist, welche leicht weghüpft, sobald ihr die Schraube von der Rückseite löst. Hierbei sehr vorsichtig sein und am besten wieder zum Gefrierbeutel greifen. 



    • Der Revolver ist nun komplett „ausgehöhlt“ und kann ohne Rücksicht auf Verluste mit Seife geschrubbt werden. Nicht zu lange einwirken lassen, am besten einmal gründlich mit einer seifigen Nagelbürste schrubben und sofort mit heißem Wasser abspülen. Bei groben Verschmutzungen ein/zwei Tage mit WD40 einsprühen und einwirken lassen. WD40 nach dem Einwirken abspülen und alles gut abtrocknen. 



    • Dasselbe solltet ihr nun mit den entnommenen Einzelteilen tun. Alles sorgfältig von den Schmauchresten befreien und gründlich mit WD40 einsprühen. Ein/zwei Tage Einwirkzeit helfen dabei, stärkere Verschmutzungen zu lösen. Im Notfall auf Robla Schwarzpulwersolvent zurückgreifen, damit müssten sich auch die letzten Silvestererinnerungen aus dem Revolver lösen lassen. Ich bevorzuge es, das WD40 und den Schwarzpulwer-Löser gründlich mit heißem Wasser zu entfernen und die Einzelteile nochmals mit Werkzeugöl (besser: Brunox, Ballistol o.ä.) gut durchtränken und einwirken lassen. Anschließend grob drüberwischen, ein leichter Ölfilm kann hierbei nicht schaden. 



    • Die Trommel ist ein Garant für besonders hartnäckige Verschmutzungen. Das Foto 3 zeigt Euch beispielhaft die Vorderseite nach ca. 100 Schuss. Die Trommel sollte demzufolge natürlich möglichst schnell nach dem Gebrauch ordentlich mit WD40 eingesprüht/“gebadet“ werden und nach einigen Stunden Einwirkzeit mit der beiliegenden Reinigungsbürste bearbeitet werden. Danach gut mit heißem Wasserstrahl ausspülen, Vorgang nach Bedarf wiederholen. Ist die Trommel sauber, beträufelt einen Pfeifenreiniger mit Öl und zieht den Reiniger mehrfach durch alle Patronenkammern, um die doch recht anfälligen Kammern etwas zu konservieren und beim nächsten Gebrauch einen optimalen Patronenauswurf zu gewährleisten.



    • Die größten Verschmutzungen findet ihr natürlich auch beim RG89n im Lauf. Die Laufsperre teilt den Lauf zwar, lässt aber dennoch einigen „Spielraum“ zur gründlichen Reinigung. Natürlich muss auch hier mit WD40 vorgearbeitet werden. Mittels Pfeifenreinigern entfernt Ihr den Dreck endgültig. Der Vorgang sollte lange wiederholt werden, bis der Pfeifenreiniger keine Spuren von Verschmutzungen mehr aufweist. Der Lauf sollte zudem immer wieder mit heißem Wasser ausgespült werden. Auch hier bevorzuge ich es, nach der Reinigung einen leichten Ölfilm zu hinterlassen.



    • Da der Revolver nun letztlich aus nur einem Teil besteht, eignet sich der Zeitpunkt gut, die starken Verkrustungen auf der Brünierung oder der Vernickelung zu beseitigen. Bei letzter Ausführung kann mit Nevr Dull-Polierwatte auch die fieseste Verfärbung entfernt werden. Ein echtes Wundermittel.



    • Bei der Zusammensetzung der Waffe solltet ihr unbedingt beachten, dass sämtliche Stellen, an denen die Mechnik direkt aufeinander trifft - d.h. wo ein eventueller Abrieb des Materials nicht auszuschließen ist - mit technischer vaseline oder sonstigem Fett eingeschmiert wird. Ein leichter Film sollte hier reichen. Da dies nahezu in nach jedem hier beschriebenen Abreitsschritt erfolgt, werde ich nicht immer wieder darauf hinweisen. Begonnen wird bei dem Zusammenbau mit dem hinter dem Hahn befindlichen Ausschwenkgriff an der in Schussrichtung links befindlichen Seite des RG89n. Hierzu bitte die letzten drei beigefügten Fotos beachten! Von innen ist der Ausschwenker mit einer kleinen Feder versehen, die vorsichtig wieder eingelegt werden muss. Nun muss der Ausschwenker von der anderen Seite eingesetzt werden und, ohne dass die Feder davonfliegt. Als nächstes wird Teil 290 aus der Explosionszeichnung lose in seinen vorhergesehenen Platz eingelegt (Fixiert wird er mit den nächsten Schritten der Zusammensetzung) und letzten Endes das Teil Nr. 140 korrekt eingesetzt, bevor ihr von hinten die Schraube am Ausstoßer festdreht.




    • Jetzt wird der komplette Hahn in die dafür vorgesehenen Vertiefungen eingesetzt. Die große Hahnfeder sowie die dazugehörige Federführungsstange müssen per Hand gespannt und mit einem Draht (besser: verbogene Büroklammer benutzen) fixiert werden. Nun könnt ihr den kompletten Bausatz in die korrekte Position legen und die Büroklammer vorsichtig mit etwas Geschick herausziehen, damit die Feder wieder festsitzt.



    • Nun folgt die Montage des Abzugs, welcher mit Hilfe der Abzugsfeder, wie auf dem Foto abgebildet, unter Spannung gesetzt wird. Die Montage der Feder erfordert etwas Kraft und einen gesunden Daumen, da diese unter starke Spannung gesetzt werden muss. Das längere, nach rechts zeigende Ende, muss hierbei per Hand nach oben gebogen werden. Hierbei möglichst vorsichtig vorgehen, damit die restlichen Bestandteile der Mechnik dies überstehen, ohne sich zu verabschieden. Nun kann der Trommelführungsstopper installiert werden, mit welcher zugleich die kleine längliche Feder (rechts im Foto 1) unter Spannung gesetzt wird. Nun wird die Transportklinke einfach wie auf dem Foto aufgesetzt. Die Festigkeit erhält sie allein nur die Montage der Griffplatte im nächsten Schritt.



    • AAuch bei der Montage der Seitenplatte gilt es wieder eine Fehlerquelle zu umgehen. Die etwas länglichere Transportfeder samt Führungsstange, welche ihr zu Beginn der Demontage entnommen habt, gehört ins Innere der Platte (Foto 4).



    • Die Vorrichtung dafür wird verkörpert durch eine lange Vertiefung. Ziel der Konstruktion ist, dass die Feder im Zusammenspiel mit der dünnen ederführungsstange die Transportklinke unter Spannung setzt (Foto 5). Allerdings muss die Feder dazu natürlich selbst erst einmal gespannt werden. Hierzu existiert in der Seitenplatte ein kleines Loch, durch das ihr eine Nadel o.ä. stecken könnt, um die Feder während der Montage der Seitenplatte unter Spannung zu halten. Ist die Platte verschraubt, zieht Ihr die Nadel einfach heraus, und schon ist die lange Feder gespannt. Ihr solltet umgehen testen, ob die Trommelführung korrekt funktioniert. Gegebenenfalls müsst Ihr die Seitenplatte erneut ab-, anbauen und die Feder nochmals spannen (ich spreche aus eigener Erfahrung).



    • Die Trommel wird eingesetzt und anschließend die Schraube am Griffstück vorn wieder festgezogen. Dreht die Trommel einmal komplett um die Achse und träufelt zwecks Geschmeidigkeit einen Tropfen Öl in die Führungsachse der Trommel.Das Ausbauen der Trommelachse werde ich hier nicht näher beschreiben, da ich es selbst nicht für nötig halte und auch noch nie getan hab. Etwas Öl sollte hier genügen.



    • Letzten Endes werden die Griffschalten verschraubt und der Revolver im Trockentest auf Funktionalität geprüft. Sollte hier etwas schief gehen (bspw. könnte die Trommel beim Abziehen nicht korrekt transportiert werden), solltet Ihr den Schritt 12 wiederholen.

    Ich hoffe, Euch hat der Testbericht die Zerlegung der RG89n etwas erleichtern können. Bei Fragen zur Reinigung zögert bitte nicht, mich anzuschreiben. Ich antworte zu 100%.