(M)ein Tag auf den Lanes
Hallo erstmal!
Diese "kleine" Geschichte soll dazu dienen, möglichst alle Anfängerfragen zum Thema FT zu beantworten.
Anstatt nur dröge Fakten aufzulisten, habe ich nun eine fiktive Geschichte verfaßt (manches davon ist wahr, manches frei erfunden).
Zudem sind hier die 1. Eindrücke eines Anfängers mit den Erfahrungen eines Fortgeschrittenen vermischt - das war notwendig, um mögl. viele Infos einzubringen.
Also nicht darüber wundern...
Los geht´s:
Seit einiger Zeit besaß ich nun ein gebrauchtes, ehem. Matchgewehr (FWB300S, Seitenspanner mit starrem Lauf) und hatte meinen Spaß damit als Hobbyschütze zu Hause.
Irgendwann bin ich dann auf das Thema "Field-Target" gestoßen, was ganz interessant klang.
Ich hatte eine Ausschreibung für die Deutsche Meisterschaft gelesen und mich kurzfristig zur Teilnahme entschlossen.
Nicht, weil ich mir dort Chancen ausgerechnet hätte, sondern "just for fun" und als eine neue Herausforderung.
Nun fehlte mir aber das passende ZF, da man eins mit Parallaxeverstellung braucht. Beim FT wird nämlich auf untersch. (vorher unbekannte) Entfernungen geschossen, die erstmal durch Scharfstellen der Parallaxe ermittelt werden müssen.
Zum Glück war noch 2 Wochen Zeit bis zur DM. Also schnell ein Simalux 6-24x50 bestellt u. in der Halle (privat) eingemetert. "Einmetern" bedeutet, die jeweiligen Entfernungen (ca. 7m - 25m, besser 28m) zu beschrifeten u. den jeweiligen Haltepunkt zu ermitteln.
Manche gleichen mit den Dots im MilDot-Absehen aus, ich verstelle den Höhenturm entsprechend u. nutze zusätzlich die Dots, wenn der Turm-Verstellbereich nicht ausreicht.
Da Flachkopf-Dias auf größere Entf. sehr windanfällig sind, habe ich mich dann doch für die bewährten JSB Exact entschieden.
Das erste Einmetern des ZF sollte auch ohne Wind (Halle, Schießstand) erfolgen, um erstmal die Grundpräzision festzulegen.
Nachdem nun technisch alles vorbereitet u. OK war, machte ich mich auf den Weg zu meiner 1."echten" FT-Erfahrung.
Der Transport der (F-)Waffe ist kein Problem u. legal, solange sie sich in einem verschlossenen Koffer oder Futteral befindet.
Das größere Problem ist oft die Entfernung, da FT-Gelände in D wirklich dünn gesät sind.
Nach 90km Fahrt (klingt viel, aber andere fahren hunderte km) endlich angekommen, wurde ich auch schon von wildfremden Leuten auf dem Parkplatz begrüßt.
Dann erstmal den Kram aus dem Auto geholt u. zum Schießplatz getragen.
Ich kam mir zuerst etwas verloren vor, aber zum Glück sah ich schnell ein paar bekannte Gesichter von anderen Treffen sowie "Bekannte" aus dem Forum hier.
Und all die "Fremden" erschienen nach ein paar gewechselten Worten auch nicht mehr sooo fremd.
Zur angekündigten Zeit (wird ja alles in der Ausschreibung schon erklärt) machte ich mich dann ans Einschießen.
Beim "Einschießen" vor Wettkämpfen oder Training kann man nochmal seine Ausrüstung auf offenem Gelände überprüfen u. ggf. noch etwas trainieren.
Ich hab´s mir wieder abgewöhnt, da es mich eher verunsichert... - "hat sich mein ZF verstellt oder war´s nur der Wind?"
Bzw. ich mache ein paar Schuß zur groben Überprüfung, aber wenn ein Schuß daneben geht, mache ich mich nicht mehr verrückt. Meistens liegt´s dann an mir (z.B. mangelnde Wind-Erfahrung) u. nicht am Gewehr/ZF.
Plötzlich kam ein Pfiff und jemand schrie "Briefing!".
Das ist bei jedem Wettkampf/Training so. Auch wenn es die meisten wissen, müssen nochmal alle Sicherheitsregeln erklärt werden.
Eigentl. gibt´s da haupts. nur eine Regel: "Sicherheit". Das bedeutet, wenn jemand EIN MAL pfeift, wird der Schießbetrieb sofort eingestellt und jeder muß seine Waffe unverzüglich leerschießen (in den Boden). Meistens handelt es sich um eine Fehlfunktion eines Ziels, so daß sich jemand in den Schußbereich begeben und das Ziel überprüfen oder reparieren muß. Ist alles wieder i.O., ertönen ZWEI PFIFFE, als Signal "Sicherheit aufgehoben - weiterschießen!"
Dann hieß es: "So, der Wettkampf ist eröffnet - alle Mann auf die Lanes!"
Anhand der Squadliste kann jeder Teilnehmer (vorher) sehen, mit wem er schießt (= Squadpartner) u. auf welcher Lane er beginnt.
Mir war ein "alter Hase" zugeteilt worden. Zuerst war ich etwas eingeschüchtert ("was wird der von mir denken/halten?"), aber am Ende sollte es sich als sehr positiv herausstellen! Denn diese "alten Hasen" beim FT sind i.d.R. nicht überheblich oder herablassend, sondern geben einem Anfänger gerne auch ein paar Tipps.
Mir hat so mancher Tipp noch den ein oder anderen Treffer beschert.
So, nun angekommen an der 1.Lane. (Der ganze "Parcours" besteht aus vielen "Lanes", und jede "Lane" aus 2 oder mehr Zielen.)
Mein Squadpartner fängt erstmal an. Ich halte dabei die "Scorecard". Auf der Scorecard werden die Treffer notiert u. später zusammengezählt. Die Ergebnisse werden gegenseitig am Ende überprüft u. unterschrieben.
Er setzt sich auf sein Sitzkissen für den (meist üblichen) "Sitzend-Anschlag". Er schaut zum 1. Mal durch sein ZF und ich starte die Stoppuhr.
Seit ein paar Jahren gilt nämlich ein Zeitlimit: 1 Minute/Ziel bzw. 2 Min./2 Ziele usw.
Er dreht an der Parallaxe, um die Entfernung zu ermitteln. Anschließend stellt er den Höhenturm entspr. ein. Er drückt ab, das Ziel fällt um. So soll es sein!
Beim nächsten Ziel mißt er wieder - und es ertönt ein Pfiff - "Sicherheit"! Er bricht ab, schießt in den Boden u. ich halte die Stoppuhr an.
Der erste hat ein Problem mit einem Ziel. Wir warten u. er gibt mir schonmal ein paar Tipps, die mir später noch nützlich sein werden.
Dann 2 Pfiffe (="Sicherheit aufgehoben"). Ich lasse die Uhr weiterlaufen u. er räumt wie selbstverständlich das 2. Ziel ab.
Bei der nächsten Lane fange ich an (wir wechseln uns ab auf jeder Lane - dann hat jeder mögl. lange Pause).
Diesmal ist es eine "Knieend-Lane", d.h., es wird knieend geschossen. Zum Glück darf ich aber sitzend messen (nicht weil ich Anfänger bin, sondern weil die Regeln es erlauben).
Nachdem wir beide die Lane absolviert haben, wandern wir zur nächsten, als wieder "DER PFIFF" ertönt.
Also erstmal Pause, was wir für eine kurze Zigarette nutzen.
An der nächsten Lane wird stehend geschossen (wie ich das hasse...)
Er fängt diesmal wieder an u. beginnt erstmal mit dem Messen der Entfernungen. Währenddessen erteilt er mir gleich einen Ratschlag: Gleich beide Ziele messen; zuerst das 2. Ziel messen (die Schußreihenfolge ist vorgeschrieben) und dann das 1. - da hat man sich einen Positionswechsel erspart. Man schießt anschl. auf das 1. Ziel und hat (hoffentl.) die Entfernung zum 2. Ziel noch im Gedächtnis.
Als ich nun dran bin, kommt unerwartet die Sonne raus! Aber hilfsbereit wie er ist, nutzt mein Partner das Score-Brett, um mir Schatten zu gönnen. (Er hält es so, daß meine Augen sowie das Okular im Schatten sind.) Ich mache das mittl. auch immer so, aber leider scheint das noch nicht selbstverständlich zu sein....
So ging es nun weiter von Lane zu Lane, bis wir alle durch hatten.
Normalerweise würde man nun auf die Auswertung und die Siegerehrung warten, ABER bei einer DM ist das (seit ein paar Jahren) anders:
Eine DM geht über 2 Tage. Somit haben wir das Ganze am nächsten Tag nochmal wiederholt, uns weiter kennengelernt u. ´ne Menge Spaß gehabt.
Wie der Zufall (oder mein Glück) nun wollte, wurde ich doch glatt 3. in meiner Klasse*. Aber leider zählte das nicht, da ich noch nicht Mitglied im BDS war.
Und "Nicht-Mitglieder" können nunmal nicht "Deutscher Meister" werden (auch nicht 3.Platz).
Also habe ich mich dazu entschlossen, dem Verein beizutreten, da mich 1. der FT-Virus befallen hat und damit ich auch mal ´ne Medaille "abstauben" kann!
zu den Klassen:
Kl.1: Preßluft 16,3J
Kl.2: Federdruck 16,3J
Kl.3: Preßluft (CO2) 7,5J
Kl.4: Federdruck 7,5J
Kl.5: Federdruck, prellschlaggedämpft 7,5J
p.s.: Ich hoffe, ich habe nichts vergessen, verwechselt oder unverständlich dargestellt. Ansonsten bin ich für konstruktive Kritik dankbar - werde das dann schnellstmöglich ändern/ergänzen etc.
mfg
Sascha