Walther Sg68 Mk II

  • In diesem Artikel wird nur die WALTHER SG68 MK II (vom Hersteller modifizierte Version) behandelt. Für die erste Version gibt es einen gesonderten Test.

    Ich hatte schon länger mit dem Gedanken gespielt, mir eine Vorderschaftsrepetierflinte zuzulegen, da fand ich im Netz einen Testbericht der Walther SG68.
    Gut schien sie zu sein, aber für mich nicht gut genug um da weiter tätig zu werden. Als ich sie jedoch vor einigen Tagen beim lokalen Gunsmith der Hand hatte, wollten meine FInger nicht mehr loslassen und so musste ich sie mir kaufen. Teuer war sie allemal (399,-€ die Flinte an sich und 99,-€ der Schaft).
    Ich entschied mich für die 88g-Version, weil ich nicht alle 40 Schuss zwei neue 12g Kapseln einschrauben wollte.

    Da hatte ich Sie also.
    Die äussere Erscheinung war eindeutig: Super Verarbeitung, schwer, bullig und extrem stabil. Wer schonmal eine echte Schrotflinte gehalten hat, wird dieses Gefühl bei der Walther wiederfinden.
    Sie fühlt sich genau wie eine echte FN TPS 14" an(die für den Hersteller wahrscheinlich auch das Vorbild für dieses Modell war).
    Teleskopschaft, Griff, Systemgehäuse, Abzug, Sicherung, Schienen und Kimme sind komplett die gleichen, ebenso wie das Gewicht und das Materialgefühl. Nur der Vorderschaft und das Korn wurden verändert und erinnern vom Aussehen her stark an das abklappbare Korn einer M4(bei der Walther auch abklappbar) und an den Vorderschaft der Mossberg 935(fühlt sich bei der Walther aber minderwertiger an).
    Den Unterschied zur SG68 MK I erkennt man erst auf den zweiten Blick: Der Druckindikator fehlt und links über dem Auswerffenster sitzt ein kleiner Schalter, den man zwischen den Positionen "Bolt Release" =>ON und OFF ("Verschlussfreigabe" => An, Aus) scheiben kann. Erst war ich einttäuscht vom fehlenden Druckindikator und etwas verwirrt vom Schalter aber dazu später mehr.


    Die wichtigsten Komponenten im Lieferumfang(ausserdem waren ein Baumwolltüchlein, ein Fläschchen ÖL, eine Gummilaufsperre und eine ausreichend lange Sicherheitsschnur im Umfang)

    Die zusammengebaute, schussbereite Waffe

    Gleich mal eine Trockenübung, die Waffe in die Hand, laden und abdrücken - nix...zweiter Versuch, durchladen, abdrücken - nix. Nicht einmal das Schlagstück war zu hören.

    Schonmal vorweg: das laden macht zwar extremen Spass, ist jedoch vom Gefühl her nicht ,wie in einigen Foren und Tests geschrieben, mit dem Laden einer echten VRFlinte vergleichbar.

    Also Schraubenzieher her und auseinander genommen das Ding. Doch beim betrachten der Teile und Ihrer Funktionen erklärte sich sich weshalb ich nicht abdrücken konnte und auch weshalb der Druckindikator fehlt:
    Ist kein Druck auf dem System, lässt es sich noch nichtmal spannen(oder sichern). Das restliche System ist super durchdacht, unterscheidet sich von dem der MK I deutlich(weswegen sie von mir kurzer Hand MK II getauft wurde) und vereinfacht die Bedienung um Welten!

    Kurz gestaunt und wieder zusammengebaut(was tadellos funktionierte, weil alle Teile aus Metall, wahrscheinlich Stahl, sind und millimetergenau passen), aber mit trockenüben wars das.

    Druck auf das System gelassen, Kaliber .68 Umarex Rubberballs rein, eimal am Vorderschaft gerissen und -PATZ!!!- abgekrümmt.

    Der Knall, dem eine beeindruckende CO²wolke folgte, war so laut, dass meinem Bekannten die Ohren anfingen zu piepen(meine sind nach der BW wahrscheinlich schon tot;-) ). Ich vergleiche ihn hier mal vorsichtig mit dem einer .22lr Subsonic, vielleicht sogar schon der standart .22lr.
    Mein Ziel war eine Laminatplatte, sonderlich viel Schaden hat die Kugel aber trotzdem nicht angerichtet ?( .
    Das nicht einmal der Treffer erkennbar war, rüttelte mich in die 7,5 Joule-Realität zurück, aus der mich das Felling und der Knall der Waffe kurzzeitig gerissen hatten.

    15 mal ohne mit zu zählen durchgeladen und abgedrückt, doch plötzlich konnte ich nicht mehr abdrücken. Wieder durchladen, abgedrückt, ging wieder nicht. Da fiel mir der vorhin erwähnte Schalter auf: Er stand auf "Bolt Release" => OFF ("Verschlussfreigabe" => Aus) nun wurde mir die Funktion bewusst:

    "Bolt Release" => OFF: Ist die letzte Kugel verschossen, kann man nicht mehr abdrücken, da der Verschluss nicht ganz schliesst.
    "Bolt Release" => On: Ist der Verschluss "Freigegeben" und es lässt sich ohne Kugel im Lauf abdrücken(Also "Trockenüben", was eigentlich ja nicht ganz trocken ist...).

    So fasste ich den Beschluss ein neues (Röhren)Magazin zu laden und wollte diesmal durch mehrmaliges repetieren 2 bis 3 Kugeln gleichzietig verschiessen - Pustekuchen: Ist die Waffe bereits repetiert worden, blockiert der Vorderschaft, bis der Schütze abkrümmt. Erst nachdem sich ein Schuss gelöst hat, lässt sich erneut repetieren.

    Die Präzision ist für eine VRFlinte hervorragend - auf 10 Meter Schoss ich(kaliberbedingt auf eine Zielscheibe für GK-KW) Streukreise von maximal 5cm (mann muss bedenken, dass allein die Kugel schon 1,7 cm breit ist)

    Die einstellbare Visierung(Kimme: Höhen- Seiten- und Größenverstellbar/Korn: Starr, Klappbar)

    Also das Korn abgeklappt, ein Walther Aimdot draufmontiert und das gleiche Spiel nochmal - 8 cm Streukreis.
    Ich habe die Waffe dann auf die Probe gestellt und das Ziel auf 25 Meter entfernt. Die Kugel verlor deutlich an Höhe und slug seitlich aus.

    Die Bedienung:

    Enerigezufuhr:

    das Ventil in das Gewinde hinter dem Griff eindrehen,
    Gummischutz auf das Ventli ziehen,
    1 Volle 88g Co2-Kartusche in das Ventil eindrehen.

    Der Schaft(baugleich mit der Colt M4A1-Schäftung):

    Die Schaftschiene in die Einsparung im Teleskopschaft mit den Löchern nach unten einlegen,
    Den Teleskopschaft mit der Schaftschiene von hinten auf die eingeschraubte Flasche schieben,
    Schaftschiene in der Einsparung hinter dem Griff fixieren,
    Schaft durch gleichzeitiges Drücken der Fixiertaste in eine angenehme Position schieben,
    Fixiertaste loslassen und den Schaft hin und her schieben, bis er arrettiert.

    Laden:

    Ladeklappe auf der Unterseite vor dem Abzug durch drücken auf die Metallbrücke öffnen und maximal 15 .68er Kugeln in das parallel zum Lauf sitzende Röhrenmagazin reinladen,
    Ladeklappe durch nach vorne drücken der Metallbrücke schliessen,
    Vorderschaft bis zum Anschlag zurückziehen und wieder in die Ausgangsposition schieben.

    Visierung(baugleich mit den Colt M4 Match Grade Sights):
    Korn durch rechtsseitiges Drücken auf die Fixiertaste auf- oder abklappen, bis es arrettiert
    Durch Vor- oder Zurückdrücken der Lochkimme die gewünschte Lochgröße(Grob- und Feineinstellung) bringen und durch Drehen der Höhen-und Seitenverstellschrauben darunter in die gewünschte Position justieren.

    Entsichern

    Sicherungsbolzen vor dem Abzug von rechts nach links durchdrücken (umgekehrt zum Sichern)

    Schiessen:
    Den Abzug kräftig durchdrücken,
    Vorderschaft zurückziehen, in die Ausgangsposition bringen und wieder abdrücken(maximal 15 Mal)
    Wenn das Magazin geleert ist, siehe "Laden"

    Entladen:
    Ladeklappe auf der Unterseite vor dem Abzug durch Drücken auf die Metallbrücke öffnen und durch nochmaliges Drücken in geöffnetem Zustand auf selbige, die Schliesseinheit ein wenig tiefer in das System absinken lassen,
    Die 3 ersten, losen Kugeln aus der Flinte fallen lassen,
    Nun ist der Verschluss blockiert, der Vorderschaft kann jedoch etwa bis zur Hälfte durchgezogen werden, was nun auch getan werden muss,
    Auf die hochstehende Nase am vorderen Ende der Ladeöffnung drücken und alle geladenen Kugeln herausspringen lassen.
    Auf die Schliesseinheit drücken, bis sie in der geöffneten Grundposition zum Laden arrettiert,
    Verschluss durch Zurückziehen öffnen und geöffnet halten,
    Die Sicherheitsschnur durch den Lauf schieben, bis sie beim Verschluss wieder herauskommt, um sicherzustellen, dass sich kein Geschoss mehr im Lauf befindet.

    FAZIT:
    Eine mehr als gelungene und hochwertige CO² Waffe, die zwar teuer ist, aber auch ihres Preises allemal Wert.
    Die einzigen Mankos, ein Pappkarton als Lieferbehältnis(kein Plastikkoffer) und eine ziemlich unausführliche und unübersichtliche Bedienungsanleitung(die mich erstmal zum Auseinanderbau der Waffe gezwungen hat), sind beim betasten der Waffe schnell vergessen.
    Der Hersteller hat aus seinen Fehlern beim Vorgänger MK I gelernt, was sich in einem sehr gut durchdachten System mit kinderleichter Bedienung wiederspiegelt.
    Besonders die Behebung des Problems mit Leer- oder Doppelschüssen durch Blockieren des Vorderschafts und den abschaltbaren Verschlussfang gibt ihm bei mir 10 Pluspunkte.
    Die realistischste CO²-Waffe auf dem Markt und eine der echtesten unechten, die mir bekannt sind!
    Alles in einem ein Modell, von dem sogar deutsche Top-Hersteller noch einiges lernen können und auch das Besitzern erlaubnispflichtiger Waffen einen Haufen Spass machen wird.
    Sehr gut geeignet für Training, Real-Action-Shooting und Heimvertiedigung(letzteres noch nicht geprüft :D ) - ein MUSS für jeden Schützenhaushalt!!!

    Technische Daten:
    Hersteller: APS Paintball Ltd., Hongkong
    Importeur: Umarex Sportwaffen GmbH, Arnsberg
    Modell: Walther SG68
    Vorbild: FN Herstal TPS 14"
    Modellbezeichnung des Herstellers: RAM68-14
    Kaliber: cal .68 (17,3 mm)
    Mündungsenergie laut Hersteller: 7,5 Joule/16 Joule Exportversion
    System: Vorderschaftsrepetierflinte mit Röhrenmagazin
    Antrieb: CO2
    Kapazität des Röhrenmagazins: 15 Farb- oder Gummikugeln
    Gewicht: 2224 Gramm
    Länge ohne Schulterstütze: 62 cm
    Länge mit Schulterstütze: 82 cm bei mittlerer Einstellung / 87 cm bei längster Einstellung
    Gefahrenbereich laut Hersteller: 200m(7,5 Joule-Version) 300m(16 Joule-Version)

    NACH 2 WOCHEN UND GEFÜHLTEN 200 SCHUSS:
    Nun hab ich das Teil auf Herz und nieren geprüft...
    Das einzige Manko, was ich bislang feststellen musste, ist die leiernde Magazinfeder.
    Ich habe das Teil mal versuchshalber mehrmals vollgeladen über nacht liegen lassen...
    ...das Resultat(war auch zu erwarten): Die Magazinfeder ist etwas angeleiert und schiebt den letzten Schuss nicht mehr zuverlässig in das Lager...
    Das problem habe ich durch Ausbauen und Nachspannen behoben. Am Sonsten konnte ich bislang keine mängel feststellen und trotzdessen,
    dass sie seit ich sie hab, fast ununterbrochen unter Druck stand, konnte ich keine Verflüchtigung des Treibgases feststellen.
    Nach etwa 50 Schuss dachte ich mir, es wird wohl Zeit die Kartusche zu wechseln...beim Abschrauben kam mir noch die hälfte entgegen und
    vereiste die Flinte bis zum Pistolengriff hin und die KArtusche sich selbst - währen also wohl noch min. gefühlte 30 Schuss drin gewesen...
    ...ein sehr sparsamer Brecher...

    NETTES FEATURE ENTDECKT:
    Ich habe bei der SG68 seit dem ich sie mir käuflich erworben hatte, das Feature Slamfire vermisst, wie ich es z.B.: von der M1897 Trenchgun kenne.
    In wiefern es in Deutschland erlaubt ist, weiss ich nicht genau, aber Slamfire in bezug auf VRFlinten heisst:
    Wenn man den Abzug bei Durchladen der Flinte gedrückt hält, löst sich jedes mal ein Schuss, sobald der Verschluss schliesst...(wenn noch was da ist zum Schiessen :D )

    Die SG68 hat diese Feature leider nicht, jedoch: Der Verschluss blockiert, wenn ein Geschoss geladen ist und die Waffe gespannt. Wenn man nun den Vorderschaft unter Zug setzt(in Laderichtung), rast der Arm mit Verschluss zurück, sobald der Abzug gedrückt wurde und noch während sich der Schuss löst. Wer jetzt konzentriert und schnell genug Andrückt, kriegt 3 Schüsse pro Sekunde hin!(was ich maximal geschaft habe) ein nettes Feature, auch wenn es die oben genannte Funktion Slamfire nicht ersetzt.

    Hoffe es hilft euch bei eurer Kaufentscheidung... 8)