Pfefferpatronen - Übersicht

  • Die Geschichte der Schreckschußwaffe mit Gaspatronen ist inzwischen über 100 Jahre alt. Aber erst in den 50er Jahren wurde angefangen, in Serienproduktion Gaspatronen mit CN ( Chloracetophenon ) zu produzieren.

    Bis Ende der 70er Jahre war als einziger Wirkstoff nur CN vorhanden, was nur über die Schleimhaut wirkt und deshalb in großen Mengen an den Gegner gebracht werden muß, um eine ausreichende Wirkung zu erzielen. Die ausreichende Wirkung wiederum hatte zwanghaft ein großes Kaliber und eine große Waffe zur Folge. Trotzdem gibt es CN-Gaspatronen auch für 6 mm Schreckschußwaffen, deren Wirkung allerdings schwach ist.

    Deshalb wurden ab etwa 1978 die ersten Gaspatronen mit CS ( Chlorbenzalmalodinitril, bzw. Ortho-Chlorbencalmalondinitril ) auf den Markt gebracht. Dieser Wirkstoff wirkt ähnlich wie CN, ist temperaturstabiler und wirkt zusätzlich stärker und auch über die normale Haut, was CS erheblich wirkungsvoller, aber auch gefährlicher weil gesundheitsschädlicher, macht. Deshalb wurde die Höchstgrenze je Gebinde, also je Patrone, je Spraydose gesetzlich auf 80 mg begrenzt. Zusätzlich dürfen CS-Sprays nur maximal 2 m weit sprühen.

    Bis etwa 1994 war CS der stärkste Wirkstoff in Gaspatronen. Da aber CS wie CN bei ca. 20 % der Menschen und bei Tieren generell praktisch keine Wirkung hat, brachte Wadie Diefke etwa 1994 die ersten Pfefferpatronen auf den Markt.
    1986 war aber schon das Tierversuchsverbot politisch durchgedrückt worden, ohne ein Ersatztestprogramm zu genehmigen. So ist der Pfefferwirkstoff deshalb nur zur Tierabwehr zugelassen - Im Notfall ist die Verteidigung mit Pfeffer gegen Menschen trotzdem zulässig, da der Notwehr-/Notstandsparagraph das Anwendungsverbot gegen Menschen aushebelt.

    Da der Pfefferwirkstoff ( Nonivamid in Patronen und Oleum Capsaicin in Sprays ) nur zur Tierabwehr zugelassen ist, gibt es keine Höchstgrenze je Gebinde und die Hersteller können nach eigenem Gusto die Ladung bestimmen. Während in den Sprays meist der natürliche Chiliwirkstoff Capsaicin verwendet wird, werden die Pfefferpatronen mit sogenannten technischen Pfeffer, dem Nonivamid, geladen. Nonivamid wirkt genauso wie Capsaicin, ist aber wegen seiner künstlichen Herstellung gleichmäßiger in der Wirkung.

    Die Wirkung entspricht in etwa dem CS, aber ohne dessen Giftigkeit, die in höheren Dosen tödlich ist. Zusätzlich zu der "CS"-Wirkung werden die Hitzerezeptoren in der Haut derart überreizt, das sie wie bei offener Flamme kollabieren, was heftige Schmerzen auslöst. Ein weiterer Vorteil ist neben der länger anhaltenden Wirkung die Tatsache, das Pfeffer bei 90 % der Menschen und fast allen Säugetieren wirkt.

    Damit machte Pfeffer dem CS schnell den Rang als wirksamstes Abwehrmittel streitig. Die wirksamste Abwehr mit der größten Chance auf Wirkung hat man mit der Kombination von Pfeffer und CS in der Schreckschußwaffe, da es kaum Menschen gibt, die gegen CS und Pfeffer resistent sind. Bei Tieren wirkt da der Pfeffer trotzdem ausreichend.
    Alle Pfefferpatronen haben, da sie erst nach 1991 auf den Markt kamen, maximal 450 bar Gasdruck. Wie alle Gaspatronen haben die Pfefferpatronen ab Herstelldatum eine fünfjährige Haltbarkeit, die allerdings bei den mit Plastikkappe verschlossenen Patronen bei dunkler, trockener und sonnenlichtfreier Lagerung leicht verdoppelt werden kann. Die zugekrimpten Patronen sind weniger lange über das Haltbarkeitsdatum hinaus haltbar.

    Die ersten Pfefferpatronen waren die Wadie 80 mg 15%iges Wirkstoffgemisch, was eine tatsächliche Wirkstoffmenge von 12 mg Nonivamid ist. Diese Art der Pfefferpatronen wurde in den Kalibern .315 PV, 8 mm PV, 9 mm PA PV und 9 mm PV bis 2000 hergestellt.

    Das Kaliber 9 mm PV 15% Gemisch für Revolver wird nachgereicht.

    Im Jahr 1999 platzierte Wadie als Antwort auf die Umarex Pfefferpatronen eine, gegenüber den bisherigen Wadie Pfefferpatronen, fast vierfach stärkere Nonivamidladung mit den Supra-Pfefferpatronen mit 45 mg Nonivamid. Zuerst nur im Kaliber 9 mm PA PV, folgte Ende 1999 das Kaliber 9 mm PV für Revolver und 2000 das Kaliber 8 mm PV.



    Im Jahr 2000 wurde die erste Pfefferpatronensorte mit den 80 mg 15%iges Gemisch, was 12 mg Nonivamid sind, durch die bis heute produzierten Pfefferpatronen mit 20 mg Nonivamid abgelöst, was eine Wirkstoffmengensteigerung von 60 % bedeutete. Diese 20 mg Nonivamid Patronen werden in den Kalibern .315 PV, 8 mm PV, 9 mm PA PV und 9 mm PV für Revolver angeboten.

    Die 8 mm PV 20 mg Nonivamid werden nachgereicht.

    2003/4 erweiterte Wadie sein Programm der Pfefferpatronen mit den Pepperflash, einer Sonderpatrone, welche eine Flash-Defence ( Blitzpatrone ) mit 30 mg Nonivamid ist und nur im Kaliber 9 mm PA PV angeboten wird.

    Da ich diese Sorte zur Zeit nicht in der Sammlung habe, zeige ich hier ein Bild von der Wadie-Homepage:

    Nach dem Erfolg von Wadie kam Umarex Ende 1997 mit seinen Pfefferpatronen auf den Markt. Diese Patronen werden bei PTS ( Pyro Technik Silberhütte ) im Harz gefertigt, an der Umarex damals beteiligt war. Produziert werden seitdem nur die Kaliber 9 mm PA PV und 9 mm R PV für Revolver mit 120 mg Nonivamid je Patrone. Damit sind die Umarex Pfefferpatronen zur Zeit die mit der stärksten Nonivamidladung.

    Die Umarex Pfefferpatronen 9 mm R PV werden seit 2010 nicht mehr hergestellt. Wann diese Revolverpatronen wieder produziert werden, wie es angekündigt wurde, ist aktuell offen. Eine neugestaltete Verpackung gibt es genauso wie für die in der Produktion befindlichen 9 mm PA PV.

    Die beiden folgenden Bilder wurden der Umarex-Homepage entliehen:

    Es ist wünschenswert, daß die Umarex Pfefferpatronen 9 mm R PV schnell wieder verfügbar sind, da die Wadie Pfefferpatronen in dem Kaliber leider Schwierigkeiten mit beim Schuß ausgedrückten Zündhütchen haben, die dann die Trommel blockieren und die sichere Funktion des Verteidigungsrevolvers ad absurdum führt.

    Das sind alle jemals in der CIP-Zone, wozu die BRD gehört, zugelassenen Pfefferpatronen. Ich kann nur davor warnen, auf die dubiosen Angebote, wie man sie manchmal bei z.B. eGun findet, einzugehen! Es gibt keine anderen zugelassenen Pfefferpatronen als die in dieser Übersicht aufgezeigten Sorten!
    Wer sich andere Pfefferpatronen zulegt, kann dies legal nur auf eine dafür zugelassene MES-Erlaubnis.


    Zum Schluß etwas Werbung - Werbeplakat von Wadie Diefke: