Restauration eines FWB 601-Schaftes

  • Hallo liebe Leser!

    Vor ein paar Wochen habe ich mir bei egun ein gebrauchtes Feinwerkbau 601 gekauft.


    Obwohl der Schaft von der Farbe her eigentlich ganz gut aussah, hatte er mir aber doch zu viele Kratzer und Dellen.

    Das Schlimmste waren allerdings einige Risse vorne im Schaft. Wie es dort zu solchen Schaftbrüchen/Rissen kommen kann weiß ich selber nicht. Ich kann es mir nur so erklären dass der Schaft einige Male recht unsanft auf einer harten Oberfläche abgelegt wurde. Eventuell wurde auch die Systemhalteschraube zu fest angezogen und dadurch das Holz verletzt.


    In dem Zustand wollte ich das Gewehr nicht lassen. Also habe ich beschlossen, den gesamten Schaft abzuschleifen, die Bruchstellen zu richten und hinterher neu zu beizen.

    Als erstes wurde die Bruchstelle behandelt. Besser gesagt: Die Bruchstellen. Denn je genauer man hinsah, desto mehr Risse kamen zum Vorschein.

    Mit Hilfe eines Hobby-Chirurgen-Skalpell-Sets wurden die Bruchstellen so geweitet, so dass Ponal-Holzleim in alle Ritzen fließen konnte.

    Jetzt mussten die Klingen nur wieder rausgezogen und der Schaft mit Hilfe von Schraubzwingen zusammengedrückt werden.


    Kein schöner Anblick:


    Hier der Schaft nach der Reparatur:

    Wenn man genau hinsieht, kann man noch die Stellen sehen an denen das Holz gebrochen war. Ich denke das lässt sich auch nicht ganz vermeiden. Dafür dass ich es selbst gemacht habe, bin ich mit dem Ergebnis aber zufrieden.


    Nach dem der Schaft repariert war, konnte ich mich ans Abschleifen machen. Zuerst mit 80er Papier, danach folgte 240er, 400er, 600er-Schleifpapier und zum Schluss feine Stahlwolle.

    Bis der Schaft schön glatt war wurde er etwa 5 mal gewässert (nassmachen mit einem Schwamm, damit sich die Fasern wieder aufstellen) und hinterher wieder mit 600er Papier bzw. Stahlwolle behandelt, bis sich keine Fasern mehr aufstellten.

    Um nicht gleich den ganzen Schaft zu ruinieren, habe ich alle Farbversuche erstmal nur an der Schaftbacke vorgenommen. Letztendlich habe ich mich für Aqua-Mahagoni-Beize von Clou entschieden.

    Aber auch hier reichte eine Schicht nicht aus. Insgesamt wurde etwa 4x gebeizt, dazwischen immer wieder mit Stahlwolle vorsichtig poliert.

    Zum Abschluss gab es die letzte Ölung mit farblosem Pflanzenöl (Dänisches Bettenlager)


    Die Schaftbacke nach dem Schleifen:


    Und nach dem Beizen:


    Nach dem ich den richtigen Farbton gefunden hatte, konnte ich mich an den Schaft machen:

    Hier ein Bild nach dem 2. Beizvorgang:


    Auch beim Schaft wurden 4 Schichten Clou Aqua Beize Mahagoni aufgetragen. Dazwischen wurde immer fein mit Stahlwolle poliert.

    Dabei muss man darauf achten nicht zu fest aufzudrücken. Ansonsten reibt man die Beize wieder ab. Der Schaft soll lediglich schön glatt werden. Abgetragen werden soll nun nichts mehr.


    Da die Beize sehr schnell trocknet war der gesamte Vorgang nach 2 Tagen beendet (nur das Beizen).

    Auch der Schaft wurde hinterher geölt und mit einem Lappen aus Baumwolle poliert.


    Ich finde das Ergebnis kann sich sehen lassen.

    Ein schönes, dunkles Rot. Die Maserung des Holzes kommt sehr gut durch.


    Dieser kleine Bericht soll zeigen, dass man keine Angst haben muss vor gebrauchten Schäften mit kleinen Macken. Auch ohne Erfahrungen mit der Behandlung von Holz, lassen sich mit wenigen Hilfsmitteln gute Ergebnisse erzielen. Man benötigt nur etwas Zeit, Schleifpapier und die gewünschte Beize.

    Das System des FWB601 war übrigens bis auf ein wenig Flugrost und ein paar Kratzer am Laufmantel noch recht ordentlich.

    Den Flugrost habe ich mit feiner Stahlwolle und Ballistol restlos entfernen können. Die Kratzer wurden mit Klever Schnellbrünierung ausgebessert.

    Letztendlich sieht das Gewehr nun wieder aus wie neu. Ein prima Matchgewehr für gerade mal 370,-€ das nun auch eine gute Grundlage für einen Freizeit/Field Target-Umbau bietet.

    Ich hoffe der kleine Bericht hat euch gefallen.


    Viele Grüße

    Matthias