Diana Mod.10

  • Im Frühjahr 1973 stellte Mayer & Grammelspacher Dianawerk GmbH & Co.KG aus Rastatt anläßlich der Deutschen Waffenbörse den Prototypen der neuen Match-Luftpistole Diana Mod.10 vor und im Herbst 1974 waren die ersten Serienmodelle auf dem Markt erhältlich. Dabei trat die Diana Mod.10 in direkte Konkurrenz zur Feinwerkbau 65 und Walther LP 3.
    Die Diana Mod.10 hat, da sie eine Weiterentwicklung der Diana Mod.6 ist, ebenfalls das patentierte Giss´sche Doppelkolbensystem, was die Pistole absolut prellschlagfrei bei gleichzeitig schneller Schußentwicklung macht.
    Im Produktionszeitraum von 1974 bis etwa 1990 wurde die Diana Mod.10 in zwei Baureihen hergestellt, wobei die erste Baureihe nur ca. anderthalb Jahre produziert wurde ( in der Literatur wird als Wechsel der Baureihen Januar 1977 oder Januar 1978 genannt, während die hier vorgestellte 2. Baureihe März 1976 gestempelt ist! ).
    Bei der zweiten Baureihe wurden einige Dinge, die bei der ersten Baureihe bemängelt wurden, abgestellt.

    Geliefert wurde die Diana Mod.10 in einem mit orangen Schaumstoff ausgekleideten braunen Lederkoffer mit zwei Schraubendrehern, der Gebrauchsanweisung, sowie einer Dose Diana-Diabolos.

    Lieferumfang einer Diana Mod.10 ( hier ein Exemplar der 1. Baureihe :(

    Linke Seitensicht der Diana Mod.10: oberes Bild 1. Baureihe ( gut erkennbar: die 43 mm breite Exzenterhülse zur Handrückenstützung ); unteres Bild 2. Baureihe mit Mikrometervisierung in hinterster Position:

    Technische Daten, 2. Baureihe mit Laufgewicht:

    Gewicht: .......................................................1470 g ( 1. Baureihe mit Laufgewicht bis zu 1520 g! )
    Länge, gesamt: ..........................................415 mm ( bis 435 mm durch Griffverstellung! )
    Höhe ( variabel durch Griffverstellung :( 171 mm ( aktuell von Kimmenblatt bis Griffunterseite )
    Lauflänge: ...................................................180 mm ( mit Laufmantel / ohne: 178,5 mm )
    Kaliber / Lauf: ............................................4,5 mm, gezogen, gechokt,
    Länge der Visierlinie: ...............................320 - 355 mm ( verstellbar / 1. Baureihe unverstellbar 320 mm )
    Visierung: ...................................................stufenlos verstellbares Balkenkorn mit 2,5 - 4 mm Breite + Mikrometervisier mit auswechselbarer Kimmenplatte
    Mündungsgeschwindigkeit V0: .............ca. 135 m/s / ~ 4 Joule

    Alle Werte wurden selber ermittelt und können je nach Literaturquelle abweichend sein.

    Rechte Seitenansicht ( rote Linie markiert das 11 mm weit ausziehbare Brettchen zur Handgelenkstützung :(

    Die Unterschiede zwischen der 1. und 2. Baureihe sind wie folgt:

    Ab 2. Baureihe
    - serienmäßiges vorhandenes 80 g Laufgewicht aus Zinkdruckguß ( vorher optional erhältlich, aber für Wettkampf zu hohes Gesamtgewicht! ) zur Lagestabilisierung der vorher zu leichten Mündung
    - verstellbare Visierlinienlänge durch umsetzbares Mikrometervisier
    - die um den Druckzylinder drehbare Exzenterhülse aus Delrin der 1. Baureihe fällt weg ( dadurch 50 g Gewichtsersparnis! ),
    - dafür,wegen der Visierlinenlängenverstellung und dem unzulässigen Wettkampfgewicht mit Laufgewicht, nur eine Kunststoffklammer ( darunter Herstellungsmonat /-jahr gestempelt )

    Hier eine Tabelle aus dem Bruckner ( 90er Jahre ) für die 2. Baureihe im Vergleich zu den anderen Diana-LP und den damaligen FWB-LP:

    Wie sich die verhältnismäßig hohe Mündungsgeschwindigkeit mit der relativ kurzen Auslösegesamtzeit von 10 Millisekunden bei gleichzeitig kürzeren Lauf gegenüber einer FWB 65 positiv bemerkbar macht, ersieht man am horizontalen Ausschlag. Mit Laufgewicht liegt die Mündung der Diana noch ruhiger.

    Hier in einer Tabelle aus einem DWJ von 1975 ( hier im Test eine Diana Mod.10, 1. Baureihe, ohne Laufgewicht = leichte Mündung :(

    Die Seriennummer, Kaliberangabe und :F: der vorgestellten Diana Mod.10, 2.Baureihe:

    Herstellungzeitraum März 1976 ( normal unter Kunststoffklammer nicht sichtbar ), oben am Mikrometervisier die linke Kunststoffschraube zur seitlichen Kippjustierung:

    Die Göttin:

    Wie man an den Bildern gut erkennen kann, ist die Oberfläche des stählernen Druckzylinders mit dem Doppelkolbensystem, sowie die darunterliegende umlaufende, aus 0,5 mm dünnen Stahlblech gefertigte, Sichtblende ( verdeckt den Rahmen aus Stahlprofilen ) rauh und matt brüniert. Das soll jegliche Reflexionen beim Visieren verhindern und die Oberfläche unempfindlicher gegen Kratzer und Abrieb machen. Leider bleiben an der rauhen Oberfläche gerne Fusseln und Stäubchen hängen, was bei den Nahaufnahmen teils gut zu sehen und nur ein optischer Makel ist.
    Laufmantel, Abzugsbügel und Abzugszunge des Riegelabzuges, sowie bei der ersten Baureihe die drehbare Exzenterhülse an Druckzylinder, sind aus Delrin gefertigt, einem weitestgehend temperaturunempfindlichen und sehr widerstandfähigen Kunststoff.
    Der vielfach verstellbare Rechts-Griff besteht aus ölgeschliffenen, orthopädisch ausgearbeiteten Nußbaumgriffschalen mit einer in Höhe und Länge verstellbaren Handkantenauflage. Zusätzlich läßt sich der Griffwinkel zum Druckzylinder etwas verstellen. Dabei müssen Wettkampfschützen aber aufpassen, da sie sich schnell auch ohne ausgezogenen Brettchen zur Handkantenauflageverlängerung/ Handgelenkstützung über die erlaubte Gesamtlänge hinaus bewegen!
    Bei dem Gewicht der Pistole ist die Mittelfingerauflage mit einer Breite von 50 mm eine sehr angenehme Notwendigkeit. Optional gab es natürlich auch einen Links-Griff, wobei es mir unbekannt ist, ob Mayer & Grammelspacher auch heute noch damit dienen können.

    Bei der Diana Mod.10 handelt es sich um eine Knicklaufpistole mit dem patentierten Diana-Kugelverschluß. Der Laufmantel aus Delrin hat die Aufgabe, beim Knicken / Spannen des Laufes, die Spannhand vor dem scharfkantigen Korn zu schützen.
    Dafür wird der Laufmantel ein wenig Richtung Mündung gezogen, um 180°gedreht ( ob links oder rechts herum ist egal ) und durch die innenliegende Haltefeder wieder in die Rastung an der Laufwurzel gedrückt. Nun liegt der Laufmantel ( in diesem Fall mit Laufgewicht ) über dem Korn und die Pistole kann ohne Verletzungsgefahr mit, für einen Arm, moderaten 14 Kg Spanndruck gespannt werden. Dabei wird der Lauf um 100° gekippt.

    Das Brechen der Visierlinie ist übrigens nachgewiesenermaßen nur ein Problem im Kopf des Schützen. Es wurden bei vielfachen Versuchen über die Jahrzehnte keinerlei Nachteile / Ungenauigkeiten gegenüber Luftpistolen /-gewehren mit starrer Visierlinie festgestellt, vorausgesetzt, daß die Verarbeitung und verschleißfreie Passgenauigkeit so wie bei den Diana Matchwaffen gegeben ist!

    Der Laufmantel mit Korn und Laufgewicht,( links das Korn, rechts davon der Kornschutz! Darunter die Arretierschraube für das Korn :(

    Der Laufmantel mit Gewicht zum Spannen hochgeklappt:

    Für das Korn wurde ein recht unkonventionelle Bauart gefunden. Was zuerst wie ein Blockkorn aussieht, ist in Wirklichkeit der Kornschutz. Das Korn selber ist das filigrane dreieckige Ding davor und hat an der Basis 4 mm und an der Spitze 3,4 mm Breite. Dadurch wird die optische Täuschung verhindert, die eckige Kimmenausschnitte hinter Kornen mit parallelen Kanten hervorrufen ( Lichtspalt rechts und links im Kimmenausschnitt verengt sich nach oben ). Mit einem Schwalbenschwanz ist das Korn seitlich in den Lauf eingeschoben und von oben mit einer Schraube geklemmt.
    Das Korn ist jeweils nach links oder rechts um 60° ( gesamt 120° ) stufenlos drehbar und man kann so durch seitlichen Lichteinfall hervorgerufene Kontrastunschärfen vermeiden. Bei der Drehung verschmälert sich das Korn bis auf 2,5 mm. Dadurch vermeidet man zusätzlich Wechselkorne. Zur Drehung des Kornes wird die rechts unter dem Korn befindliche Arretierschraube mit einer Linksdrehung gelöst und das Korn entsprechend gedreht. Dann die Schraube wieder festziehen. Zur Einstellung gilt:

    - Licht von rechts = Korn nach links drehen

    - Licht von links = Korn nach rechts drehen

    Sicht auf das Korn, aus Richtung Mündung davor der Kornschutz:

    Die Kimme sitzt als auswechselbares Kimmenblatt ( Kimmenausschnitte von 2,5 / 3,0 / 3,5 mm, montiert ist 3,0 mm ) im bekannten Mikrometervisier und ist in Seite und Höhe klickweise verstellbar. Die Abstufung ist mit 4 Klicks in der Höhe und 5 Klicks in der Seite pro Ring auf der Wettkampfscheibe sehr fein.
    Dabei ist die Höhenstellschraube mit 23 mm so breit, daß man bequem drehen kann. Außerdem zeigt sie dem Schützen an, wie er bei einem Hoch-, bzw. Tiefschuß zu drehen hat. Es gilt wie immer beim Mikrometervisier:

    - Bei Recht- / Hochschuß = Schraube nach rechts drehen

    - Bei Links- / Tiefschuß = Schraube nach links drehen

    Damit ist dieses Mikrometervisier in seinen Verstellmöglichkeiten noch lange nicht erschöpft!
    Einmal kann man das gesamte Mikrometervisier in zwei Stufen zur Visierlinenlängenverstellung ( im vorliegenden Fall ) nach vorne versetzen ( die beiden einzelnen Schrauben schliessen im Moment die Haltegewinde ) und zum Zweiten kann man das Mikrometervisier seitlich etwas nach links oder rechts neigen, um die persönliche Kipplage auszugleichen. Dazu sind jeweils links und rechts eine Verstellschraube aus Kunststoff angebracht ( siehe rote Markierungen unteres Bild ).
    Die Größe der Umdrehung, was man zum Beispiel an der linken Schraube rausgedreht hat, muß man an der rechten Schraube reindrehen, bis die rechte Schraube fest ist ( linke ist automatisch mit fest ) - das Mikrometervisier ist damit nach links gekippt. Umgekehrt gilt es für ein Kippen nach rechts.

    Das Mikrometervisier mit den zwei Positionen zur Visierlinienverkürzung davor:

    Der Abzug ist der von der Diana Mod.6 bekannte patentierte Riegelabzug, welcher um einen Triggerstop, sowie weiterer Verstellmöglichkeiten erweitert wurde.
    Einstellbar sind:

    - Abzugsabstand
    - Abzugsfingeranlage ( große oder kleine Kontaktfläche )
    - Vorweglänge
    -Vorweggewicht
    - Druckpunkt

    Das Abzugsgewicht ist bei korrekter Einstellung immer 500 g, die sich variabel einstellbar auf Vorwegsgewicht und Druckpunktwiderstand verteilen.

    Der Abzug:

    Schematische Einstellmöglichkeiten des Abzuges:
    1 = Abzugszunge / 2 = Abzugsabstand / 3 = Vorweglänge / 4 = Vorweggewicht / 5 = Druckpunktlage ( äußere Hülse ) / 6 = Druckpunktwiderstand ( Schraube in Hülse )

    Fazit

    Die Match-Luftpistole Diana Mod.10 sieht angesichts heutiger Pressluft-Pistolen ziemlich antiquiert aus und ist, mit Größe und Gewicht an den für Wettkämpfe erlaubten Höchstgrenzen liegend, ein ziemlicher Brocken, der dazu noch das vermeintlich schlechtere Knicklaufsystem hat.
    Wen das nicht stört, bekommt mit der Diana Mod.10 eine auch heutzutage noch durchaus wettkampftaugliche Pistole, die mit Vorkompremierern locker mithält und bis zu einem gewissen Grad auch den Presslüftern zeigen kann, was eine sehr gute mechanische Konstruktion drauf hat. Schließlich bietet die Diana Mod.10 mit ihren 20 von außen erreichbaren Einstellmöglichkeiten jedem Schützen die persönlich perfekte Einstellung, um eins mit der Pistole zu werden.
    Dafür muß der Schütze sich aber intensiv mit seiner Diana beschäftigen und die Bewegungsabläufe trainieren, sowie ein gewisses Krafttraining absolvieren, um den Nachteil der körperlichen Anstrengung des Spannens gegenüber den Pressluftschützen auszugleichen.
    Die Diana belohnt dies dann absoluter Präzision und der Wettkampftauglichkeit dieser großen alten Dame.

    Für den Hobbyschützen bietet diese Diana die Herausforderung, sich an die Präzision der Pistole heranzuarbeiten, da sie immer besser schiesst als der Schütze. Das macht Spaß und Lust auf mehr.

    Ich danke Pellet und gilmore für die Hilfe und die Informationen, die mir das Erstellen dieses Berichtes sehr erleichterten.